Um das Jahr festivaltechnisch einzuläuten lohnt es sich das junge aber bereits etablierte „A Sinister Purpose“ in Leipzig zu besuchen. Findet man hier schließlich doch einen guten Querschnitt aus dem durchaus lebendigen (ost-) deutschen Untergrund und erlesenen Szenegrößen, zumindest für den anspruchsvollen Kenner. Der Line Up-Fokus liegt labeltechnisch beim Mitveranstalter Into Endless Chaos Records und Ván Records. Das romantisch ranzige, aber soundmäßig schwierige UT Connewitz dient erneut als Austragungsort für das zweitägige Spektakel.
Bei vielen Gesprächen und dem Wiedersehen von vielen Bekannten und Freunden fällt es nicht nur anfangs schwer sich überhaupt auf die Bands einzulassen, was auch manche Bands meine Anwesenheit kosten soll. Veranstaltungen dieser Art sind erneut schlicht mehr eine Möglichkeit den Kontakt zu Menschen im ganzen Land zu pflegen und so übertrumpft der soziale Aspekt dann nun doch oft den musikalischen Charakter.
Den Beginn machen CNTMPT, welche bereits mit den ersten Tönen an der Akustik des UT Connewitz scheitern. Viel zu laut und übersteuert knallen die ersten Riffs aus den Boxen. Mit der Zeit lässt sich der atmosphärisch gehaltene Sound besser raushören. Die tiefen Growls passen gut ins restliche Klangbild. Dennoch schafft es der Opener nicht mir viel an Begeisterung zu entlocken.
Evil Spirit mit ihrem klassisch gehaltenen Doom gefielen mir als ich sie zum ersten Mal gehört hatte nicht wirklich. Live allerdings geht da wesentlich mehr. Schöne Pentagram-Feelings kommen auf, verlieren sich dann aber zu oft in bedeutungslosen Passagen. Der Gesang ist gewöhnungsbedürftig und bedarf eigentlich einer Extraportion Gnadenhall, fügt sich aber gut in das von Dunkelheit bestimmte Set. Alles in allem ein guter Auftritt, wenn auch nicht herausragend.
Kringa waren live sowieso noch nie schlecht und liefern auch heute erwartungsgemäß formidablen Rotz. Österreichs Black Metal-Band Nummer 1 weiß wie immer mit einer guten Prise Punk zu begeistern und halten das Tempo durchgehend hoch. Dass der Sound hier auch nicht wirklich gut ist tut der Show keinen Abbruch. Es gibt glaube ich keine Band bei der Punkbeats sich so gut zum ernst gehaltenen Riffing ergänzen. Das hat sonst bisher nur Hetroertzen geschafft. Kringa ist nunmal eine Band die live nie langweilig wird.
Anders so Antlers, die wie ich finde zum Einpennen sind und so gebe ich mich während diesen anderen Dingen hin.
13th Moon waren seit der Bestätigung, der Hauptgrund dieses Festival zu besuchen, denn die grandiose Darbietung auf dem Celebrare Noctem 2017 hat massiv viel Eindruck hinterlassen. Und dieses Mal sogar direkt mit Sortilegia im Anschluss, so kann es sich kaum schöner ausgehen. Die Atmosphäre bei beiden Bands ist durchgehend ähnlich. Sie verzichten beide auf Lichtshow und bedienen sich nur spärlichem Kerzenschein. Gepaart mit der monotonen simplen Art der Riffs liefern hier beide Bands erneut Höchstklasse und bringen die Fassaden von vielen Trends der letzten Jahre zum Einstürzen durch die puristische Darbietung, welche Black Metal als das zelebriert was er einstmals war und sein sollte: dunkel, gewaltvoll, verachtend und elitär.
Der zweite Tag beginnt nach vorzüglich belastenden Cocktailbar-Besuchen erst mit Anael. Morast hat man schon oft genug gesehen und Veiled haben mich mit ihrem Album null überzeugen können. Anael dagegen hat man seit 11 Jahren nicht mehr auf Bühnen gesehen und ich gleich dreimal nicht. Der Spirit alter Tage kommt perfekt zur Geltung und der eigenständige Black Metal-Sound wird von der kraftvollen Stimme beinahe ein wenig übertönt, denn gerade die interessanten Bassläufe gehen ein wenig unter vor der Stimme die den kompletten Fokus auf sich zieht. Großes Kino.
Danach Deathrite, die mir eigentlich zu oft, zu viel und vor allem bei komischen Tourneen mitspielen. Da muss man dann beinahe ein wenig „stolz“ sein wenn man sie noch kurz vor dem Hype in einer kleinen Keller-Location sehen konnte, wo sie damals einem beinahe vorgetäuscht haben man wäre bei einem der wenigen Morbid-Konzerte dabei. Der damalig schwedische Klang der Band ist heute zwar eigenständiger geworden, aber die Brachialität ist nicht verloren gegangen. Ja und tatsächlich erscheint die Dreiviertelstunde viel zu kurzweilig und so hätten gerne noch 2-3 Songs mehr kommen können. Sehr angenehm diese Band mal wieder in diesem Rahmen zu sehen und nicht vor größtenteils Mainstream-Publikum.
Den Co-Headliner, das House of the Holy-Musical spare ich mir aus Gründen. Und kaufe mir dafür lieber aus Prinzip zwei Moscow Mule zum Preis einer Portion Kasspatzn.
Wie auch immer, danach spielt endlich Negative Plane die wohl erste Band mit gutem Sound. Ich bin sprachlos wie eine Band es innerhalb von nicht mal einem Song schafft einem das Gefühl zu vermitteln, dass es sich einzig wegen ihnen gelohnt hat anzureisen. Die oftmals verspulten Riffs werden mit viel Hingabe dargeboten und das kräftige Schlagzeugspiel drückt während dem ganzen Auftritt nach vorne. Nach zahlreichen tranceartigen Momenten ist auch dieser Auftritt vorbei. Bedauerlicherweise geben Negative Plane eine Zugabe, was meines Erachtens bei Bands dieses atmosphärischen Charakters nicht viel Sinn ergibt, aber gut, deshalb verlasse ich den Laden ja auch konsequenterweise.
Nicht zuletzt aufgrund des angenehmen Charakters der deutschen Underground-Szene sind die zwei Festivaltage höchst entspannt abgelaufen und so bleibt das Festival gerade wegen den schönen Gesprächen und der wunderbaren Zeit mit den Menschen in Erinnerung. Als Münchner hat man es da ja bekanntlich schwerer weshalb solche Ausflüge Balsam für die Seele sind und nicht zuletzt das adäquate Line Up Spaß gemacht hat.
Zeitlich passend und da man sich ja sowieso in diese Richtung auf dem Weg nach Hause begibt nimmt unsere Reisegruppe auch die Three Altars Burning-Tour im Nürnberger Hirsch mit. Das Tour Line Up, bestehend aus Necros Christos, Ascension und Venenum musste kurzfristig umgeworfen werden, da manche Personen mit Ascension zu zimperlich waren und das Schweigen brechen mussten. Kurz und gut: Ascension wurden aufgrund von Intoleranz gecancelt und so wurden Anael welche noch am Tag davor in Leipzig ihren ersten Auftritt seit langem hatten gleich erneut verpflichtet. Dadurch verschiebt sich die Spielreihenfolge. Venenum rutschen einen Platz nach oben und Anael machen den Opener. Diese schlagen sich erneut gut, doch eine Band gleich zweimal hintereinander zu sehen löst bei mir Routine-Erscheinungen aus und so lausche ich dem Auftritt von weit hinten eher halbherzig.
Venenum unterstreichen an diesem Abend ihre Machtposition als eine der wichtigsten deutschen Underground-Größen. Nach konstanter Präsenz auf den wichtigsten Bühnen innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich diese Band ihren Ruf als souveräne Live-Band erspielt und mit dem Material des Albums Trance of Death endlich die Standards gesetzt, die andere davor nicht setzen konnten. Der Sound auf der Bühne passt und die Performance ist erhaben wie sonst auch. Zwei neue Songs passen sich perfekt ins Soundgefüge ein und das epochale Meisterwerk, die Trilogie von Trance of Death als Finale lässt keinerlei Wünsche mehr offen.
Necros Christos nimmt man ja aufgrund der „es könnte das letzte Mal sein“-Mentalität gerne auf Konzerten mit. Nach dem mit Ansage letzten Album kann die Ausnahmeband heute auf einen großen Fundus an Songs zurückgreifen. Das Set setzt sich gleichmäßig aus den drei Alben und der Nine Graves-EP zusammen. Der Sound ist erneut gut und die Spielzeit gefühlt leider viel zu kurz. Highlights sind das grandiose Black Bone Crucifix und der darauf folgende Va Koram Do Rex
Satan. Als Zugabe noch Baal of Ekron und somit endet auch dieser Konzerttag. Verfasst im Februar 2019 von SB