In ihrem ersten Studioalbum, das am 30. April 2022 die niederbayerische Werkstatt in seinem vollendeten Zustand verlassen hat, nimmt Drudensang ihre zahlreiche Fangemeinde wieder einmal tief in die schwarzmetalische Unterwelt oder besser „Sagenwelt“ mit! Die dunklen Gestalten der tiefen Wälder werden musikalisch zum Leben erweckt und den Hörern, wie schon bereits in vielen vorangegangen Veröffentlichungen (Demos, Singles, Splits, Eps, Live Alben), zugänglich und hörbar gemacht.
Los geht es mit dem Titel Krampen erwacht – Aufbruch. Das Stück beginnt mit einem atonalen, instrumentalen, schleichenden Prozess. Dann hört man neben Windgeräuschen ein dunkles Summen im Hintergrund und im Anschluss erfolgen Rufe aus der Tiefe, die darauf schließen lassen, das der Krampus erwacht ist!
Der zweite Track ist dann Hexntreyber. Helle Gitarren eröffnen den Song. Dann fügt der erwachte Krámpn, in diesem Fall der Frontmann, seine mit Hall angereicherten Screams in Verbindung mit einem temporeichen Schlagzeugspiel im Old School Black Metal Modus in das Geschehen ein.
Die Gitarren passen sich nahtlos dem temporeichen Spiel an. Im Verlauf steigert das Schlagzeug seine ohnehin schon hohe Geschwindigkeit und die Vocals werden aggressiver. Im Hintergrund erzeugen die Saiteninstrumente jetzt einen strukturierten melodischen Einfluss. Der Gesang und das Schlagzeug bleiben in Hochgeschwindigkeit, so das gefühlt der Hexentreiber, eine Gestalt, halb Baum, halb Mensch, die Hexen gar nicht aus dem Wald treiben muss. Bei diesem Soundbild flüchten sie wohl alle freiwillig! Zum Ende des Songs hin überlassen die Gitarren und das Schlagzeug dem Sänger die Priorität, bleiben allerdings voluminös im Hintergrund und bereichern das Geschehen mit leicht melodischen Einflüssen. Dann hört man noch Windgeräusche. Die Hexen scheinen vertrieben zu sein!
Seelengift ist der dritte Song des Albums. Ein massiver instrumentaler Einsatz führt das Stück in den Old School Black Metal Modus. Unter temporeicher Schlagzeug und Gitarrenbegleitung hallen die wütenden Screams durch den Äther. Nach einem Rhythmuswechsel werden die Saiteninstrumente und das Schlagzeug melodisch. Die Screams wirken auch unter der Tempoanpassung weiter böse. Nach mehrmaliger Geschwindigkeitsanpassung entwickeln die Instrumente ein ansprechendes Volumen. Der Rhythmus des Schlagzeuges wird durch die Vocals konsequent ergänzt. Zum Ende des Songs sorgen die Gitarren für eine aufgelockerte, leicht melodische Stimmung.
Jetzt ist der Titelsong des Albums an der Reihe. Tuiflsrijtt! Das Schlagzeug beginnt mit hoher Geschwindigkeit. Die Gitarren halten mit! Die Screams von Krámpn setzen mit voller Wucht ein und kommen markant anklagend zum Ausdruck. Sie spiegeln gefühlt den Teufelsritt wieder, bei dem man sich erzählt, dass in Grub einmal ein Säufer lebte, der volltrunken nicht vor Mitternacht nach Hause kam. Eines Tages, als er durch den Gruber Wald heimging, sprang ihm plötzlich etwas auf den Rücken. Es half kein Schütteln, denn es war der Teufel. Irgendwann ließ er aus und sprang auf einen Stein, auf dem heute noch der Abdruck eines Pferdehufes sichtbar sein soll.
Im Verlauf des Liedes wird ein melodischer Hintergrund durch die Saiteninstrumente erzeugt. Das Schlagzeug schreitet dabei taktvoll voran. Die Gitarren werden in der Tonfolge langsamer, ohne dabei die Melodie zu verlieren. Die Screams und die Instrumente bilden hier eine Art Symbiose.
Nach einer Tempoverlangsamung geht das Geschehen in den Old School Black Metal Modus über.
Der Song ist durch taktvolle Beats, ausdrucksvolle Screams und eine Gitarrenbegleitung gekennzeichnet, die unterschwellig viele melodische Eindrücke im Background hinterlässt.
Zum Ende des Songs kann man den Ruf des Waldkauzes hören.
Der nächste Albumtrack ist Rutengang – Ritus der Habergoaß. Langsame, ruhige Gitarrenzupfer beginnen den Song. Dann entwickelt das Keyboard melodische, langsame Töne. Plötzlich „geht das Schlagzeug von 0 auf 100“ und die Screams kommen ausdrucksvoll zur Geltung. Gedanklich könnte man hier meinen, die Perchten treiben ihre Habergoaß gerade vor sich her! Das Schlagzeug klopft markant seine Tonfolgen und entwickelt im Verlauf zusammen mit den Screams, einen schnellen und anhaltenden Rhythmus. Die Gitarren unterwandern das Geschehen melodisch. Später werden die Gitarren alleine gelassen, bevor die Voices wieder passend zu dem Soundbild einsetzen.
Rhythmisch und melodisch geht es weiter. Ein starker, ausdrucksvoller Song!
Von Druden zerfetzt ist der Titel des folgenden Stücks. Es beginnt schwungvoll mit den Saiteninstrumenten und dem mit schnellen Beats voraneilendem Schlagzeug. Krámpn bringt seine aggressiven Vocals mit ein. Die Gitarren spielen zeitweise helle Tonfolgen im Hintergrund. Das Schlagzeug klopft im Black Metal Modus unermüdlich weiter. Dann erfolgt ein Tempowechsel und das Geschehen geht in ruhigere Gefilde mit leicht melodischen Einflüssen über. In der Vorstellung haben sich die Druden vielleicht auf die Schlafenden gesetzt und verursachen dadurch Albträume und Beklemmungen!
Die Screams wirken in diesem Zusammenhang markant und eindringlich. Dann geht das Schlagzeug in den Vollspeed und die Saiteninstrumente halten mit. Die Screams sind inzwischen aggressiv im Ausdruck. Vielleicht machen die Druden jetzt das, was der Titel dieses Tracks aussagt.
Raserey der Krampen. So lautet der nächste Song. Zunächst erfolgen ruhige, bedächtige Töne durch die Saiteninstrumente und das Keyboard. Ein Ruf schallt plötzlich durch die Lautprecher und danach gehen die Instrumente auf Tempo. Wütend wirkende Screams kommen jetzt hinzu und spiegeln wohl die Raserey der Krampen wieder, die die verstorbenen und nicht erlösten Seelen durch die rauen Winter treiben. Im Verlauf übernimmt das Schlagzeug das Taktgeschehen, bis es sich in der Folge kurz selbstständig macht, allerdings gleich wieder durch die Saiteninstrumente unterstützt wird. Dann geht die Raserei „des Krámpn“ akustisch weiter! Die Gitarren und das Keyboard spielen sich gegen Ende des Stückes in den Vordergrund und bilden melodische Einflüsse ab. Taktvoll findet der Song unter dem Klang von Kuhglocken seinen Abschluss.
Die Rauhnachtszauberey ist der vorletzte Track des Tonträgers. Nach dem Einsatz der Saiteninstrumente wirken die Screams prägnant und ausdrucksvoll. Sie könnten von der Rauhnachtszauberey, von der Freude auf einen neuen Zeitabschnitt des Jahres und vielleicht auch von der Verwandlung in einen Werwolf erzählen. Vielleicht auch von dem einen oder anderen Percht, der im Wald entdeckt wurde! Der Song geht im Mid-Tempo durch das Schlagzeug, den Gitarren und den Vocals weiter. Im Anschluss geben die Saiteninstrumente und die Screams dem Track einen atmosphärischen Ausdruck. Nach einem Tempwechsel wird es ruhig und gespenstisch.
Ein Chorgesang kommt hinzu. Unter Einfluss des Keyboards wird an dieser Stelle eine harmonische Wirkung erzielt. Dann geht der Chorgesang in das Mid-Tempo über und es hallt im Hintergrund der Ruf nach dem Krampus, der aus dem Wald kommen soll und folgen!
Danach gehen die Instrumente wieder in den Tempomodus. Die Screams und das Schlagzeug treiben rhythmisch voran und entwickeln im Verlauf, verstärkt durch den melodischen Gitarreneinfluss, immer mehr an Klangvolumen. Später werden die mit Hall durchsetzten Screams dann bedächtiger und das Keyboard steuert einige melodische Klänge hinzu. Zum Ende hin erfolgen Windgeräusche, die vermutlich aus den dunklen Wäldern im Rahmen der Raunächte stammen!
Der Abschusssong des Albums ist Marterfeld – Seelenzug ins Totenreich. Das Keyboard beginnt zusammen mit einer Hintergrundmelodie melodisch. Es entwickelt sich ein gespenstischer Ausdruck im Klangbild, der sich im Verlauf des Liedes in eine bösartige Dramaturgie steigert. Der Song schreitet ruhig voran, die Gitarren und das Keyboard erzeugen ausdrucksvolle, gespenstisch wirkende Töne. Das Stück vermittelt eine Stimmung, wie sie auch bei einem Seelenzug im Totenreich vorkommen könnte.
Fazit:
Drudensang vermittelt den Hörern in dem Album Tuiflsrijtt eine Form von Brauchtum und Mythologie, hier schwerpunktmäßig auf den bayerischen Raum abzielend. Es geht u. a. um Raunächte in Verbindung mit Druden, Hexen und Krampen, Habergoaßtreiben und nicht zuletzt auch um den Tuiflsrijtt. Die gesamte Thematik ist musikalisch in den Rahmen des Old School Black Metals eingebunden. Interessant hierbei ist das die traditionellen Strukturen des schwarzmetalischen Klangbildes nicht grundsätzlich verändert, jedoch immer nach der Thematik in individueller Weise teils melodisch, teils dunkel, aber auch dramaturgisch durch diverse Einspieler wie Windgeräusche, Kuhglocken etc. sehr passend ergänzt werden. Es ergibt sich aufgrund dessen ein spannendes, teils mit melodischen Einflüssen behaftetes und eingängiges Werk. Vielleicht wird der eine oder andere Hörer durch dieses Albums auch angeregt, den Spuren der beschriebenen Sagengestalten zu folgen. Alles in allem handelt es sich hier um ein sehr gutes, durchdachtes Werk, das man intensiv und öfters hören sollte. Zu diesem Zwecke muss der CD Silberling natürlich möglichst in physischer Form im Plattenschrank enthalten sein!
Band | Drudensang |
Album | Tuiflsrijtt |
Titel | 1. Krampen Erwacht - Aufbruch 3:39 2. Hexentreyber 6:27 3. Seelengift 5:22 4. Tuiflsrijtt 6:19 5. Rutengang - Ritus der Habergoaß 7:06 6. Von Druden Zerfetzt 5:41 7. Raserey Der Krampen 6:42 8. Rauhnachtszauberey: 9:58 9. Marterfeld - Seelenzug Ins Totenreich 4:51 Gesamt: 54:05 |
Label | Folter Records |
Genre | Black Metal |
Studioalbum | Nr. 1 |
Veröffentlicht | 30. April. 2022 |
Herkunft | Deutschland - Niederbayern |
Gründung | 2013 |
Members | Krámpn: Gesang Percht: Gitarre Dragg: Bass, Backing Vocals Nefastus: Schlagzeug Henker: Keyboard |
Verfasst im August 2022
von Roland Hesse