Anfang dieses Jahres hatten die Progressive-Doom Metaler von Pallbearer bekannt gegeben, dass sie im Rahmen der Jubiläumstour zum zehnjährigen Bestehen ihres grandiosen Albums „Sorrow and Extinction“, das in 2012 erschien, auch einige Konzerte in Deutschland spielen. Unter anderem war ein Auftritt auf dem Summer Breeze Festival 2022 in Dinkelsbühl vorgesehen. Am 17. August um 16 Uhr 50 erschienen die vier Musiker aus den USA (Arkansas) bei strahlendem Sonnenschein auf der T-Stage Bühne.
Bereits an dieser Stelle sei vorweggenommen, dass das Tageslicht der wohl einzige Wermutstropfen eines genialen Gigs der Band war. Möglicherweise war der frühe Beginn dem engen Terminplan der Musiker geschuldet. Nichtsdestotrotz hätte ein Auftritt bei Dunkelheit die Gemütszustände der zuhörenden Metalheads sicherlich nachhaltiger erfasst.
Dem Motto getreu wurde das gesamte Album von Track eins bis fünf durchgespielt. Los ging es demzufolge mit Foreigner. Langsame, ruhige Gitarrenanschläge eröffneten den Song. Dann wurde es bereits dunkel, wenigstens musikalisch. Die Saiteninstrumente steuerten in die Tiefe, wobei sich eine Gitarre melodisch einbrachte und die später folgende Hookline bereits andeutete. Dann kam der Einsatz von Frontmann Brett Campbell, der mit seiner klaren und prägnanten Stimme dem Publikum unter Doomeinfluss seine Geschichte erzählte. Im Verlauf entwickelten sich die Voices zwischen den Doomwellen etwas aggressiver und wurden durch progressive Gitarren mit melodischem Hintergrund unterstützt. Dann begaben sich die Töne wieder in die Tiefe. Gleichermaßen schickte die Gitarre von Devin Holt einen Melodienschwall, der in die Hookline mündete, durch den Äther. Die dazwischen gesetzten „Doombrecher“ unterlegten die spannende Soundstruktur. Während die Bässe im Anschluss in den Untergrund marschierten, sendeten die Saiteninstrumente zusammen mit dem Gesang des Frontmanns einen Melodienschwall in Richtung Publikum. Bis zum Ende des Stückes schritten die Gitarren unter Doomeinfluss weiter, ohne ihren Melodienreigen im Hintergrund zu vernachlässigen. Die vor der Bühne stehende Metalfraktion spendete im Anschluss viel Beifall.
Song Nummer zwei war Devoid Of Redemption. Die Saiteninstrumente wanderten hier gleich tief in den Doomkeller und blieben eine ganze Weile dort. Die einsetzende Stimme von Brett Campbell bildete die Antipode zu den tief gestimmten Instrumenten. In diese Doomphase setzte der Frontmann selbst eine Melodie mit seiner Gitarre, ohne seine hellen Voices zu vernachlässigen. Das Schlagzeug von Mark Lierly schritt weiter im Mid-Tempo voran und führte die inzwischen progressiv gewordenen Gitarren in die atonale Richtung. Im Verlauf nahmen die Doomwellen wieder überhand und ließen den Song tief dunkel auslaufen.
Song Nummer drei im Set war The Legend. Die Gitarren und das Schlagzeug stimmten das Stück ein, bevor der Bass seine tiefen Töne hinzufügte. Dann wurden die Gitarren noch dunkler und führten auf den Doompfad, wobei helle Tonfolgen das Soundbild immer wieder auflockerten. Die Voices erzählten zwischen den Doomwellen und die Gitarren lockerten das Geschehen im Verlauf progressiv auf. Im Zusammenhang mit den tiefen, doomigen Gitarren wurde zeitweise der Eindruck vermittelt, als ob sich unter der Grasnabe das Höllentor öffnete. Im Verlauf zog sich der Langsame, bedächtig voranschleppend dunkle Sound weiter, bis er gefühlt bei Hades ankam. Der Gesang des Frontmannes erzählte seine Geschichte, während die Gitarren das Geschehen mit etwas Melodie ergänzten.
Der folgende Song war An Offering Of Grief. Doombehaftet und dunkel ging es unter Einfluss einer melodischen Gitarrenstruktur weiter. Schleppend und doomlastig wanderten die Instrumente in tiefe Gefilde. Während die Bässe den Song nach vorne schoben, stimmten die Vocals ein und die Gitarren lockerten das dunkle Geschehen etwas auf. Im Anschluss entwickelten der Gesang sowie die Saiteninstrumente eine progressive Richtung. Dann folgten langsame Gitarrenanschläge, die in melodische Strukturen übergingen. Zum Ende hinbegab sich alles in dunkle, doomige Gefilde.
Der letzte Track des Albums und damit auch der finale Song des Sets war Given To The Grave. Nach einem langsamen, einfühlsamen Beginn setzte „schweres Gerät“ in Form der Gitarren ein und vermittelte dadurch dem Publikum einen voluminösen, „fetten“ Gitarrensound, der durch melodische Einflüsse unterwandert wurde. Dann folgten einige schöne gezupfte Gitarrentöne von Devin Holt. Weiterhin ging das Soundbild unter Einsatz der Stimme von Brett Campbell und einem atonalen Gitarrensound in Verbindung mit dem Schlagzeug in einen progressiven Teil über. Die teils atonal wirkenden Saiteninstrumente führten den Song dann seinem Ende zu.
Nachdem sich der Frontmann mit einem thank you so much bedankt hatte, wurde Pallbearer mit viel Applaus durch das Publikum verabschiedet!
Die Band hatte durch Ihren Auftritt, der ohne Ansagen zwischen den Songs in stoischer Gelassenheit durchgezogen wurde, bewiesen, dass man Doom nicht nur hören, sonder auch fühlen kann!
Zum Schluss noch eine gute Nachricht für die Doomfraktion:
Im Laufe des Septembers und Oktobers 2022 kommen Pallbearer im Rahmen ihrer Europatournee auch nach Deutschland und sind in Berlin, Leipzig, München, Hamburg und Dortmund zu erleben!
Verfasst im September 2022
von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse