CD Review: AETHERIAN – At Storm´s Edge

Wenn man den melodischen Death Metal erwähnt, orientiert man sich gedanklich oftmals in Richtung Norden Europas respektive nach Skandinavien. In diesem Fall wenden wir uns jedoch in südliche Gefilde und entdecken in Griechenland (Athen) die fünf Members von Aetherian, die mit ihrem zweiten Longplayer, der den Titel At Storm´s Edge trägt, ein deutliches Zeichen in Sachen Aufmerksamkeit setzen. Das Album erscheint am 14. Juli 2023 über Lifeforce Records.

Der Opener des Werks ist Forgotten Oaths. Eine langsame, getragene Melodie, die im Verlauf durch eine Violine erweitert und durch langsames Schlagzeugspiel ergänzt wird, bildet die ca. zwei- minütige Ouvertüre des Albums ab.

In dem Folgesong, der den Titel Army of Gaia hat, beginnt das Schlagzeug taktvoll und führt die Gitarren im Mid-Tempo in den Song ein. Nach einem kurzen Sprechgesang treten die Growls des Sängers dem Geschehen bei und das Schlagzeug geht in den Tempomodus. Die Gitarren begleiten
inzwischen ausdrucksvoll. Nach einem Rhythmuswechsel, der durch die Drums eingeleitet wird erfolgen gequält wirkende Death Growls in Verbindung mit einem melodischen Gitarrensound.
Die Lyrics erzählen von der Eroberung der Erde durch die Menschheit, die Leid und Verlust gebracht hat. Deshalb wird die Armee der Erdmutter Gaia dazu aufgerufen sich zu erheben und mit den Waffen in der Hand für Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen.
Musikalisch sind die Gitarren zwischenzeitlich kurzfristig auf sich selbst eingestellt und bilden teils helle, harmonisch wirkende Tonfolgen aus. Dann setzten die Deathgrowls wieder ein. Nach einem kurzen Sprechgesang kommen bis zum Ende des Liedes wieder markante Vocals an die Reihe, die instrumental schön melodisch begleitet werden.

Weiter geht es mit MYP Aenaon. Die Gitarren erzeugen im Mid-Tempo einen dunklen Eindruck. Einsetzende Growls werden weiter durch die Gitarren begleitet. Nach einem Rhythmuswechsel in den schnelleren Bereich werden die Vocals aggressiver. Das Schlagzeug treibt die Saiteninstrumente voran. Später wandelt sich das Soundbild und erhält kurzzeitig eine schöne melodische Struktur. Die Death Vocals bleiben dominant, wobei sich die Gitarren öfter in den Vordergrund schieben. Ein melodischer Death Metal Song, der nicht zuletzt durch gute Tempowechsel geprägt ist.
Textlich geht es um die Ahnen die im Fluss Acheron und darüber hinaus gesegelt sind. Es wird von Legenden berichtet, die im Feuer geschmiedet wurden, von Tyrannen und Königen, die gestürzt von Steinen die Geschichten erzählen, sowie von Bäumen und Göttern, also von den Spuren die unsere Vorfahren hinterließen.

Es folgt nun der Titeltrack des Albums „ At Storm´s Edge“. Zu Beginn des Liedes spielen gezupfte Gitarren eine Melodie ein. Dann erhält das Soundbild Volumen. Die Growls erzählen wütend die Geschichte von den Dyraden des Waldes, den Nereiden des Meeres, den menschlichen Stämmen und dem Tanz der Satyrn, die zusammen als Macht auferstehen und in den Kampf gegen die Erde ziehen. Im Song geht es mit den Saiteninstrumenten weiter, die neben dem Gesang an Dominanz gewinnen und dabei eine melodische Wirkung erzielen. Das Schlagzeug geht in den Tempomodus, während sich die Vocals dem Klangbild unterordnen. Die Gitarren sind weiterhin für den melodischen Part zuständig, während die Schlagzeugbeats die Songdynamik steuern. Getragen und ausdrucksvoll wirken die Instrumente und die Vocals strahlen Dominanz aus. Zum Ende hin spielt die Leadgitarre ein eingängiges Solo.

In dem nächsten Stück Advent Dreams geht es inhaltlich um das Abtauchen des Protagonisten unter die Erde, um seinen Traum nach Befreiung von Kummer und Schmerz zu erreichen. Er ergreift seinen Hammer und schlägt zu. Daraufhin breitet sich das Licht in den dunklen Gewölben aus. Die Ketten sind zerbrochen und werden durch Federn ersetzt. Ein Flug über Berge und Wellen beginnt.
In diesem Sinne unternehmen das Schlagzeug und die Gitarren zu Beginn des Songs einen Tempovorstoß. Dann setzten markante Growls ein. Das Schlagzeug begibt sich in den Speed Modus. Die Gitarren bleiben noch im Hintergrund und die Vocals wirken dem Thema entsprechend etwas qualvoll. Die Gitarren entwickeln in der Folge schöne Melodienteppiche, brechen aber auch kurz aus und leiten Tempowechsel ein. Langsam und mit schönen klangvollen Gitarrenanschlägen wird das Lied fortgesetzt. Später kommt eine Flüsterstimme hinzu, die durch den folgenden massiven instrumentalen Einsatz und den wütenden Growls abgelöst wird. Zum Ende des Songs hin, wird es noch mal sehr melodisch.

Nun ist Astral Breath an der Reihe. Die Saiteninstrumente und das Schlagzeug starten temporeich und gleichermaßen melodisch unterwandert. Die einsetzenden Vocals treiben den Song mit voran. Nach erfolgter Tempoanpassung geht es in den Mid-Tempo Bereich. Die Gitarren halten sich im Hintergrund auf. Dann werden die Bässe dominanter und die Gitarren begleiten die markanten Growls mit teils hellen Tonfolgen. Später geht es wieder in den Tempomodus und die Vocals erzählen von der Rückkehr in die Anderswelt. Viele Monde sind vergangen und alles ist anders und doch dasselbe. Inmitten unausgesprochener Worte und strahlender Formen liegt grenzenlos und unendlich eine andere Welt. Die Gestalten bewegen sich hier und atmen jenseits der Sphäre die Wahrnehmung. Der Atem des Lebens ist Astral und göttlich. Aus dem Jenseits also zurückkehrend, der Übergang war kurz! Musikalisch geht es mit diversen Tempovariationen, die durch das Schlagzeug eingeleitet werden und den Gitarren im Hintergrund weiter. Zum Ende hin schieben sich die Saiteninstrumente mit viel melodischer Einflussnahme nach vorne und bilden zusammen mit den Vocals eine harmonische Einheit.

Das vorletzte Stück des Tonträgers ist Soulriver und genau dieser Titel spiegelt Musik und Inhalt dieses bemerkenswerten Songs wieder. Er beginnt mit gezupften Gitarren. Später entwickeln die Saiteninstrumente unter langsamer Schlagzeugbegleitung Volumen. Hinzu kommen gefühlvolle Growls die das Lied prägen. Das gesamte Soundbild entspricht einem Klangteppich, der im Mid-Tempo das Stück durchzieht. Zum Ende hin hört man nochmals ein ruhiges Gitarrenspiel, das später zusammen mit den harmonischen Vocals den Schlussakt des Liedes darstellt.
Die Lyrics bilden eine Metapher in Bezug auf den Lauf des Lebens aus. Es wird Fluch und Segen gegenüber gestellt. Es finden Aussagen statt, wie beispielsweise: Verflucht seien wir, die wir uns erinnern, gesegnet sind wir, die Weisheit erlangen. Alles bezieht sich auf den Fluss und damit auf den Lauf des Lebens auf den Einklang und Missklang, möglicherweise in Anlehnung an die Lehre vom Heraklit

Der finale Song des Albums ist der Track Starlit Shores. Inhaltlich geht es hier um einen Protagonisten der unter sternenklarem Himmel Äonen sieht, die sich ständig bewegen und Geschichten erzählen. In den dunkelsten aller Nächte erinnert er sich an seinen Weg und vergisst jeglichen Kummer. Musikalisch beginnen die Gitarren das Stück in mittlerer Geschwindigkeit und gehen dann, geführt durch das Schlagzeug auf Tempo. Growls kommen in dominanter Form hinzu und entwickeln sich im Verlauf aggressiver. Die Gitarren befinden sich inzwischen harmonisch im Hintergrund und kommen später melodisch nach vorne. Nach diversen Tempoanpassungen geht der Song zum Ende hin in langsame Gefilde und die Lead Gitarre setzt zu einem letzten Solo an.

Fazit:
Mit dem zweiten Long Player „At Storm´s Edge“ hat Aetherian ein Werk geschaffen das die Freunde des melodischen Death Metals sehr positiv ansprechen sollte. Die Songs beinhalten musikalisch meist einen Spannungsbogen, der auch unter Mithilfe der treibenden Schlagzeugbeats aufrecht erhalten und im Verlauf durch melodisches Gitarrenspiel aufgelöst wird. Es entwickeln sich im Hintergrund oft starke melodische Passagen. Die Growls vermitteln eine „stoische Ruhe“, gehen jedoch je nach Textanforderung auch in die gequälte sowie in die aggressive Richtung und erzeugen dadurch einen starken Ausdruck. Inhaltlich werden mystische Geschichten dargestellt, denen man jedoch einen gesellschaftlichen Bezug abgewinnen kann. Je öfter man das Album anhört, desto intensiver kann man es erleben.
Der Tonträger erscheint über Lifeforce Records als CD oder limitierte Vinyl LP, und wenn es sein muss, kann man ihn auch digital erwerben.

BandAETHERIAN
AlbumAt Storm´s Edge
Titel1. Forgotten Oaths 1:43
2. Army Of Gaia 6:23
3. MYP Aenaon 4:29
4. At Storm´s Edge 6:30
5. Advent Dreams 6:50
6. Astral Breath 5:18
7. Soulriver 5:41
8. Starlit Shores 5:53

Spielzeit: 42:47

LabelLifeforce Records
GenreMelodic Death Metal
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht14. Juli 2023
HerkunftGriechenland / Athen
Gründung2013
MembersPanos Leakos: Vocals
Kostas Mexis: Vocals, Bass
Angelos Maniatakos: Gitarre
Ioannis Kaneris: Gitarre
Nikos Parotidis: Schlagzeug

Verfasst im Juli 2023
von Roland Hesse

 

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