Southern German Black Metal Cult pt. 5 2024

Wer sich in den authentisch geprägten, schwarzmetalischen Untergrund begeben wollte, musste eine Reise in eine verlassene Kaserne nach Lenggries machen. Am 15. Juni 2024 lud der Southern German Black Metal Cult in die Gebirgsjägerstr. 15 zu dem 5. Event der Konzertreihe ein, dass diesmal eine Open Air Veranstaltung war. Für den Veranstalter Chris und sein Team ist der Black Metal Cult eine Herzensangelegenheit. Der Eintrittspreis belief sich gerade Mal auf 15 Euro und das für 5 kultige Bands! Der kühle Gerstensaft war für 3 Euro zu haben und die sehr wohlschmeckenden „Kasspatzen“ gab es für 5 Euro. Verzehren konnte man die Speisen und Getränke in einem Zelt, von dem man Sicht auf die Bühne hatte. Das Bühnendach wurde mittels einer Zeltplane verlängert, sodass der einsetzende Regen zunächst kein großes Problem darstellte. Nachdem Chris, der als Tontechniker auch für den Sound zuständig war, die erste Band eingemessen hatte, konnte es losgehen. Die tief hängenden Wolken, sowie die düstere Regenstimmung vermittelten dem schwarzmetalischen Soundbild zusätzlich einen interessanten, dunklen Eindruck.

Um 18 Uhr 30 ging es mit dem im Flyer angekündigten Special Guest los! Es waren die fünf Schwarzmetaler von Thorngoth, die aus Bad Tölz kamen und somit ein „Heimspiel“ hatten. Nach 12 Jahren Bühnenabstinenz betraten sie heute wieder die „Bretter die die Welt bedeuten“. Umbra, ein alter Bekannter in der Black Metal Szene war für die Screams zuständig, die er, der vor der Bühne stehenden schwarzen Meute mit viel Hall auf die Ohren legte.

Los ging es mit den „G`stalt`n“ aus der Nacht“, also mit dem Song Schiachperchten! Er wurde schön hässlich dargebracht. Neben den markanten Screams traten die Gitarren teils aggressiv in den Vordergrund. Langsam und rhythmisch eingeleitet, folgte dann der zweite Song Nihilistic Visions. Im Verlauf ging das Schlagzeug auf die Überholspur und forderte die Mitstreiter an den Saiteninstrumenten gehörig heraus. Für den Beifall am Ende des Songs bedankte sich Umbra beim Publikum. Die nächsten beiden Stücke waren Salvation In Silence und Der Wanderer. Nach einem kräftigen Applaus lud der Frontmann die Metalheads zum Folgen in den Abgrund ein. „Der Tod in seiner Macht, zieht sie hinab“! Im Midtempo und mit einer abermals auffälligen Gitarrenarbeit schleppte sich der Song zunächst böse dahin, bevor das Schlagzeug „die Bühne gefühlt unter Feuer setzte“. Screams und Growls im Wechsel beendeten dann den Song. Mit Kill For Paradise gab man nochmals „ordentlich Gas“ und schloss damit das Set. Somit wurde das komplette Rauhnacht Album der Band aus dem Jahr 2008, bis auf zwei Stücke durchgespielt. Mit einem kräftigen Beifall wurde Thorngoth verabschiedet, wohl in der Hoffnung das der nächste Auftritt nicht wieder 12 Jahre auf sich warten lässt.

Weiter ging es mit Primaire, der Black Metal Combo aus Augsburg, von denen einer der fünf Bandmembers mit einem Handycap auf die Bühne kam. Der Fuß des Gitarristen war kaputt! Andre Bands hätten möglicherweise den Gig abgesagt. Nicht jedoch die Schwarzmetaler aus dem Schwäbischen. Nach dem Motto man hält die Gitarre mit den Händen, nicht mit dem Fuß ging es mit Lost Roots gleich mächtig los. Die Voices flogen dem Publikum vor der Bühne nur so um die Ohren und das Schlagzeug ging in den Tempomodus, in dem es „gefühlt“ während des gesamten Gigs blieb.

Nach einer kurzen Bandvorstellung ging es im Hochgeschwindigkeitsmodus weiter. Es wurde das Stück Winds Of Cleansing aus dem Exitum Album gespielt. Old Enemy und I See The World Trough Dead Eyes waren die nächsten beiden Songs, die rau und mit einer gewissen Aggressivität dargebracht wurden. Einfach schöner Old School Black Metal! Jetzt wurde Ave Pestilentia angesagt, ein Song aus dem Split Album, das zusammen mit Helsang produziert wurde. Auch hier ging es „voll zur Sache“. Die Screams pfiffen durch den regnerischen, abendlichen Himmel und Kadaver am Schlagzeug, musste wohl „aufgrund des Schweißflusses seinen Designerhut“ ablegen.
Es regnete nun immer stärker. Der vordere Bereich der Bühne wurde etwas in Mitleidenschaft gezogen, die Monetore wurden nass und die Setlisten schwammen nahezu unlesbar von der Stage. Thats Black Metal!!! Alles kein Problem! Es wurden mit Impaling Ibilis und The Old Spirits die nächsten beiden Songs dargebracht. Old Spirits wurde jedoch aufgrund von höherer Gewalt abrupt
unterbrochen. Stromausfall! Der Schlagzeuger meinte süffisant: „Bei mir geht alles!“ Nach einer längeren Unterbrechung wurde der Song zu Ende gespielt. Mit Epitaph kam das letzte Stück an die Reihe. Ein brandneues Lied! Es wäre schade gewesen, wenn es wegen den technischen Schwierigkeiten heute zum Opfer gefallen wäre.

Die nächste Band hatte hier wieder ein Heimspiel. Es kamen Mortem Agmen auf die Bühne. Inzwischen war durch den Stromausfall ca. eine Stunde Verzögerung eingetreten. „Aber was solls!“
Nach dem Intro starteten die vier Miesbacher Schwarzmetaler, die im April dieses Jahres ihr Debütalbum veröffentlicht hatten mit dem Song The Time Of Evil. Alle Stücke, außer The Rise und Lucifer Rising (Demo), die heute gespielt wurden, stammten aus diesem Werk. In stimmlich anklagender Weise zog sich der Song durch den Äther. Die mit Hall durchsetzten Screams wurden zeitweise durch die Gitarren und schnelle Schlagzeugbeats unterbrochen.

Das nächste Stück war Forest Of Forgotten Souls. Wütende Voices und abermals treibende Schlagzeugsalven in Verbindung mit den auflockernden Riffs der Leadgitarre prägten das Stück. Dann kam The Rise an die Reihe. Dieser Song wurde mit hoher Geschwindigkeit im Old School Black Metal Modus durch die Menge gejagt. „Neben dem Regenwetter war auch dieses Lied sehr erfrischend“. Destruction Of Soul, sowie Proclamation Of Dark Victory, die folgenden Stücke, wurden aufgrund ihrer spielerischen Nuancen so interessant, dass man diese gleich nochmal auf dem Tonträger nachhören sollte. Mit dem Stück Trapped In The Way Of Darkness überzog der Frontmann die vor ihm stehende schwarze Meute wieder mit schrecklich, schönen, hallbesetzten Tönen, die passend durch die Gitarrenarbeit abgerundet wurden. Dann kam Lucifer Rising aus dem Demo Album der Band an die Reihe. „Während es in Strömen regnete, dürften bei der entsprechenden Schlagfrequenz die Felle der Drums, der Band möglicherweise als wärmende Heizung gedient haben“. Der letzte Song des Sets war heute Abend „The Pact With The Allmigthy Satan“. Auch hier fand ein druckvolles voluminöses Gitarrenspiel in Ergänzung zu den ausdrucksstarken Screams statt, sodass eine gespenstische Wirkung im Ausdruck entstand. Das Publikum war begeistert und verabschiedete Mortem Agmen mit viel Beifall. Nach der Beendigung des Gigs hatte man das Gefühl in einem Black Metal Konzert der 90er Jahre gewesen zu sein.

Nun war es soweit, der Auftritt von Amystery wurde vorbereitet. Chris übergab die Verantwortung für die Bandeinmessungen weiter und verwandelte sich für ca. eine Stunde in Nephesus (Vocals und Gitarre). Seine Mitstreiter Culpa (Bass) und Grond (Schlagzeug) „spielten sich ebenfalls warm“.
Wenn eine Band den Black Metal in der zuvor angesprochenen Authentizität für sich in Anspruch nimmt, dann ist es zum einen erforderlich, die Soundstrukturen in Verbindung mit den Texten der entsprechenden Thematik anzupassen und zum anderen das äußerliche Erscheinungsbild z. B. durch ein ansprechendes Corpse Paint zu gestalten. Zudem sollte das Ganze durch ein ausdrucksvolles Bühnenbild abgerundet werden.

Genau all dieses hatte Amystery mit ihrem Auftritt erreicht! „In eine Kunstform eingebundener, gelebter Black Metal“!!!
Los ging es im Set mit einem kurzen Stromausfall. Danach starteten die drei Bad Tölzer mit Introduction, der ruhigen Einleitung zu einer interessanten Black Metal Vorstellung, wie sie nur im Underground, abseits vom Kommerz in kleinerem Kreis stattfinden konnte. In Mönchskutten und mit ordentlich ausgestaltetem Corpse Paint ging es zur Sache. End Of Infinity klang mystisch und stimmlich geisterhaft angehaucht. Einige Songs vom heutigen Abend werden es wohl auf den bald erscheinenden neuen Tonträger der Band schaffen. Bei Crushed And Burnt aus dem Grim Satanic Blessing Album hatte man den Eindruck, dass die voluminösen Gitarrenriffs „soundtechnisch alles niederwalzte, was im Weg stand“. Mit Icense Burning kam abermals ein Song an die Reihe, der bisher auf keinem Album zu finden ist und teilweise schön basslastig wirkte. Interessant war auch der Wechsel zwischen den ruhigen und aggressiven Passagen.
Vor dem nächsten Song, dem Klassiker All Hail The Cult legten die Bandmembers ihre Kutten ab und los ging es, und zwar nicht nur mit dem Lied!

Neben der Bühne wurde ein großes Holzkreuz aufgerichtet an dem sich eine nackte Frau befand, die von einigen in Kutten eingehüllten Fackelträgern umgeben war. „All Hail The Cult“, wirkte in diesem Zusammenhang musikalisch so böse, als würde gleich der Meister der Tiefen aus dem Untergrund blicken. Man konnte den Eindruck gewinnen, als würde durch diese künstlerische Darbietung, Teilen der Menschheit die Fratze des Bösen vor Augen gehalten.
Nachdem der Band viel Beifall zugesprochen wurde, heulten die Wölfe bevor es mit Intro Grim Satanic Blessing und im Anschluss Nailed weiterging. Das Soundbild wirkte hier musikalisch tiefgründig und anklagend. Die Gitarren und die mit Hall durchsetzten Screams sorgten für eine schauderliche Wirkung. Mit Spirits In Fire kam ein Stück an die Reihe, das durch rhythmisch treibende Gitarren aufgefallen ist. Goddes Of Sins, das nächste Lied wurde dagegen durch schnelle Schlagzeugbeats und aggressiv, tiefgestimmte Saitenistrumente, sowie aggressive Voices dargestellt. Dem Publikum hat es dem Applaus nach zu urteilen gut gefallen! Nun schleppten die Gitarren und die leidend klingende Stimme des Sängers den Song Awake The Dead durch das Set. Icy Kingdom dagegen wurde durch die Gitarren wieder eine Spur schneller und aggressiver eingeleitet. Es folgte die gruslig wirkende, halldurchsetzte Stimme des Frontmannes, die Hades aus seinem Schlaf reißen könnte. Mit Imperium Terror wurde das Set beendet. Amystery wurde mit viel Beifall von dem schwarzen Volke verabschiedet.
This ist the true Black Metal cult!

Für den Abschluss des Abends sorgten die Black Metal Veteranen von Total Hate, die ebenfalls ein ansprechendes Corpse Paint aufgezogen hatten. In viel Rauch eingehüllt, ging es mit Black Division (Annihilate!) gleich mächtig los. Schlagzeugfeuer und durchdringende Vocals waren angesagt! Es folgte im Anschluss Death, Hate, Eradicate. Ein interessantes Stück in dem der Schlagzeuger seine Vorderleute durch das Set jagte! Invested By Parasites war das nächste Lied. Auch hier war das Schlagzeug in treibender Funktion tätig. Die Voices flogen über den verregneten Nachthimmel und strahlten eine gespenstische Wirkung aus. Mit Thou Shalt Kill folgte ein Stück, das ein progressives Klangbild ausstrahlte und im Hochgeschwindigkeitsmodus gespielt wurde.

Essence Of Evil, der Song, der nun an die Reihe kam, ging langsam und bedächtig los und entwickelt sich tiefschwarz und böse wirkend. Wieder mit viel Rauchentwicklung auf der Bühne folgten die Lieder Flag Of Hate, wohl ein noch nicht so oft gespielter Song und Decline Of A Human Life. Beide Stücke durchdrangen mit Hochgeschwindigkeit den tief hängenden, regnerischen Nachthimmel und das Publikum vor der Bühne wurde genötigt das Haupthaar zu schwingen. Zum Ende hin überließ man hier den Gitarren nochmal die Initiative. Jetzt folgten mit Immersed In Hellfire und Res Ad Triarios Rediit zwei Songs aus dem letzten Album der Franken. Auch hier ging es jeweils gleich wieder zur Sache. Aggressive Passagen, böse ausdrucksvolle Voices und ein Schlagzeug, das sich im Dauerspeed befand, sowie einige schön gesetzte Gitarrenriffs zeichneten die Stücke aus. Das vorletzte Lied des Sets war Dodsmarsj Til Helvete. Mit viel Hall in den Voices ging es los. Das Schlagzeug und die Gitarren entwickelten im Verlauf einen treibenden rhythmischen Stil. Im Anschluss hielten die Drums die Vorderleute ziemlich auf Trab. Mit einem langsamen Ausklang endete das Lied. Das finale Stück des Sets war Chapel In Flames, ein Song aus dem Jahre 2008. Den zu später Stunde übrig gebliebenen Metalheads hat es, nach dem Applaus zu urteilen, augenscheinlich gefallen.

Um 1 Uhr war die Veranstaltung dann beendet. Das Fazit fällt relativ kurz und bündig aus:
Danke an die Crew für diesen wunderbaren, besonderen Abend im tiefen schwarzmetalischen Lenggrieser Untergrund! Mit der Bitte um baldige Wiederholung!

Verfasst im Juni 2024
von Roland Hesse

Alle Fotos von Roland Hesse

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