CD Review – Commander – Angstridden

Einige Bands produzieren ihre Tonträger inflationär und das geht oft zulasten der Individualität der einzelnen Songs auf den Alben. Ganz anders ist das bei Commander! Die Death Metal Combo aus München hat am 27. Juni 2024, also nach 6 Jahren, über MDD Records wieder ein Werk veröffentlicht! Angstridden ist das 4. Studioalbum in ihrer 25-jährigen Bandgeschichte und so viel kann man hier schon sagen: „Es beinhaltet eine Menge an kreativ-spielerischen Einflüssen“! Dennoch bleibt die Band sich und dem Old School Death Metal in ihren Grundstrukturen treu.

Das erste Lied des Albums ist Down Of Fear (Intro). Zu Beginn hört man Beats, die man mit Schlägen auf ein Metall vergleichen kann, bevor die Gitarren einsetzen. Dazwischen kommt das Schlagzeug zur Geltung. Später wird das Soundbild schneller und endet plötzlich.

Mit dem 2.Track Angstridden, dem Titelsong des Albums, geht es dann „so richtig“ los! Am Anfang des Stückes kommt eine Basslast zum Ausdruck und das Schlagzeug geht gleich in den Speed Modus. Die Death Voices von Nick Kolar berichten aussagekräftig von einer natürlichen Beherrschung der Angst des Menschen. Das Ziel zu überleben und das Bedürfnis nach Sicherheit ist der evolutionär gewachsene Wunsch des Menschen! Angst ist Dein ältester Freund und übernimmt oft die Kontrolle. Diese Angst wird oft durch Wissenschaft, Fortschritt, Innovation und manchmal auch durch Hilflosigkeit gefördert. Musikalisch geht es im Old School Death Metal Stil „volle Kanne“ weiter! Im Anschluss münden die Voices unter Gitarrenbegleitung in langsamere Gefilde. Zum Schluss geht es nochmal brachial weiter, bis das Stück ein plötzliches Ende findet.

Der nächste Song ist Astrayed. Die Saiteninstrumente vermitteln zu Beginn einen dunklen Eindruck. Die Growls setzen ein und eine Gitarre übernimmt kurz die Führung, bevor die Saiteninstrumente und das Schlagzeug im Verlauf Volumen erzeugen. Dann kommt die Leadgitarre mit hellen Tonfolgen hinzu und bildet ein kurzes Solo aus. Danach geht es wieder vehement weiter. Immer wieder „grätscht“ eine Gitarre dazwischen und das Klangvolumen steigert sich. Der Gesang findet ausdrucksvoll statt und ansprechende Gitarrenriffs ergänzen und prägen jetzt das Soundbild.
Die Lyrics handeln in Form einer Metapher von dem Verlust unserer Freiheit. Geprägt durch Konzerne, für die Menschenleben zweitrangig sind und die wie Heuschreckenschwärme über uns einfallen, folgt die Gier nach dem Profit. Glückseligkeit des Marktwachstums! Unser krebsartiges Vergnügen führt über das Wohlstandsevangelium unserer Erlöser direkt in das Reich der Göttin der Blinden heißt es im Text.

Es geht weiter mit dem Lied Deviate From Our Vision. Taktvoll beginnt das Schlagzeug von Flo Puchert. Der Gesang und die Saiteninstrumente folgen zunächst „im harmonischen Gleichschritt“.
Dann steigert sich die Aggressivität im Soundbild und Nick Kolar findet gemäß dem Text deutliche Worte! Es geht hier nämlich um Integrität, Ideale und gute Absichten. Manchmal wissen und sehen wir, aber schauen trotzdem weg! Wir weichen oft von unserer Vision ab. Unsere Flamme brennt nicht mehr. „Versuche den Funken in unserem Inneren zu finden und unsere Vision neu zu entfachen, heißt es am Ende des Textes.“
Musikalisch drücken die Gitarren und die Voices bleiben aggressiv. Unter weiter, treibenden Saiteninstrumenten bringen sich die Death Growls noch dunkler in das Geschehen ein. Sie werden instrumental unermüdlich angetrieben. Dann ist der Song plötzlich beendet.
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Es folgt nun Not My War! Die Lyrics beginnen mit der Aussage: „Ich finde meine Kraft im Frieden“. Es lohnt sich nicht zu kämpfen und es ist nicht Wert sein Blut zu vergießen. Es ist nicht mein Krieg! Weiter wird im Text vermittelt, dass man sich seine Kraft für Schlachten aufheben soll, die es wert sind zu kämpfen!
Musikalisch erfolgt eine schöne Einleitung durch einige Gitarrenzupfer. Dann kommen die Gitarren mit hellem Volumen und einer melodischen Komponente „in das Spiel“. Das Schlagzeug klopft schnell und taktvoll dazu. Böse wirkende Vocals setzen ein und erzählen die Lyrics in ausdrucksvoller Form. Die Schlagzeugbeats schieben sich in den Vordergrund, die Death Growls wirken aggressiv und werden durch die Gitarren unterlegt. Jetzt wird es schön basslastig und in der Folge spielt Steffen Augstein einige ansprechende Riffs dazwischen. Nun schaltet sich ein kurzer Sprechgesang ein, bevor zum Ausklang wieder einige schöne langsame Gitarrenzupfer folgen.

Der nächste Track ist Worlds Upon Worlds! Im Vollspeedmodus geht es hier los! Wütende Growls setzen ein. Unermüdlich wird die Geschichte von einer Welt erzählt, in der die Menschheit in digitale Träume oder Spiegeln aus Dunst eintaucht, um sich in ihrem Labyrinth zu verlieren. Entmutigende digitale Klone die zum Leben erwachen, gezüchtet um verkauft zu werden, geschaffen um Geld zu verdienen setzen die Welt in Scherben und wir merken es (noch) nicht. Wir sind gefangen, fühlen uns aber scheinbar frei.
Instrumental geht es im Vollspeed Modus weiter! Wütende Death Growls die sich unter „Schlagzeugfeuer“ befinden kommen hinzu. Unter Gitarrendruck werden die Lyrics gespiegelt. Später mischt sich eine Gitarre ein. Es erfolgt ein Rhythmuswechsel, gleichermaßen wird es noch mal gitarrenbetont und dann erfolgt das plötzliche Songende.

Im Stück Scaremongers beginnt das Schlagzeug mit aufgesetztem Hall und leitet zusammen mit den Saiteninstrumenten den Song ein. Die Gitarren vermitteln in dieser Phase einen melodischen Eindruck. Plötzlich kommen Schlagzeug und Gitarren, zerstörerisch wirkend hinzu. Die Voices schäumen voller Wut. Das Schlagzeug befindet sich im Vollspeedmodus. Die Gitarren sind druckvoll eingesetzt. Rhythmisch und instrumental voluminös wird der Gesang unterstützt. Jetzt erzeugen die Gitarren im Hintergrund abermals einen melodischen Eindruck. Aggressiv und böse geht es bis zum Ende des Liedes, bei dem es um erzeugen von Panik geht, weiter.
Eine Menge von Betrügern erhebt sich aus der Dunkelheit. Viele von uns fallen auf die Panikmacher herein. Es gibt nur noch schwarz oder weiß. Alle anderen Schattierungen fallen aus. Vernebelte Gemüter spielen Richter. Schreihälse entstehen aus der fauligen Grube und bieten Anlass zur Sorge. Es existiert ein Nebel aus Lügen!

Song acht ist verbrannte Erde! Im Text heißt es: Geschwärzte Erde! Geh und wähle Deine Seite! Akzeptiere unsere Wahrheit oder werde lebendig verbrannt! Folge der Doktrin! Gehirnwäsche aus freien Stücken! Gespalten in tausend Stimmen!
Vielleicht spiegelt der Text einen Auszug aus unserer derzeitigen gesellschaftlichen Situation wider. Wütende Vocals werden hier durch die Gitarren unterlegt. Das Schlagzeug ist dabei und Toby Brandl schiebt einige Basssalven durch die Lautsprecher. Dann trägt die Leadgitarre wieder ein Solo bei. Die Basslast bleibt bestehen. Im Mid-Tempo entsteht ein dunkler Eindruck. Die Vocals erzählen den Text mit intensivem Ausdruck. Abermals geht eine Gitarre dazwischen und der Song endet schön bassbetont.

Mit Vanity Is The Death Of Decency kommt der vorletzte Song an die Reihe. Die Lyrics erzählen uns, dass wir Tag für Tag für etwas Anstand kämpfen müssen. Wir definieren unsere Moral und verfeinern unsere Philosophie, nur um der Gier zum Opfer zu fallen. Wir verlieren unseren Weg immer mehr und verspielen unsere Seelen. Unsere Hoffnungen und Träume zerplatzen im Namen der Eitelkeit. Eitelkeit ist der Tod des Anstandes heißt es am Ende des Textes.
Unter Schlagzeugfeuer beginnt das Stück, treibt den Gesang an und die Gitarren halten im Old School Death Modus mit, sodass „gefühlt“ die Funken sprühen! Plötzlich tritt ein Rhythmuswechsel in das Mid-Tempo ein. Die Saiteninstrumente unterstützen die Vocals in ansprechender Weise und das Schlagzeug treibt das Geschehen an. Mit den Gitarren im Vordergrund endet das Stück.

Der finale Song ist No Compulsion To Live. Nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen handelt es sich hier um ein bemerkenswertes Stück das mit Windgeräuschen und einzelnen Schlagzeugbeats beginnt. Es wird eine mystische Wirkung erzielt. Die Saiteninstrumente erzeugen ansprechende Bässe. Melodische Riffs kommen hinzu. Das Lied schleppt sich unter dem Einfluss der Death Growls, getrieben durch das Schlagzeug und den Gitarren taktvoll voran. Das Soundbild gestaltet sich flexibel im Tempo und mit einer ansprechenden Aussagekraft auch hinsichtlich der Textwiedergabe. Langsam und tiefdunkel, mit schönen Bassfolgen geht es weiter. Das Schlagzeug macht mit und die Gitarren führen das Geschehen vorübergehend an. Nun erfolgt ein Wechsel in ruhige Gefilde, voran das gezupfte Gitarrenspiel. Es entsteht ein leicht doomartiger Eindruck. Die Voices sind flexibel angepasst. Die Leadgitarre spielt interessante Riffs. Der Gesang wird jetzt mit Cleanvocals dargebracht. Die Gitarren erzeugen dazu eine ansprechende Melodie. Im Verlauf gestaltet sich das Soundbild flexibel. Zum Ende hin folgen ruhige Deathvoices unter Beibehaltung der melodischen Komponenten.
Im Text geht es um Apathie und das Erwachen aus dieser. Es heißt beispielsweise: Ertrinken in Apathie! Ertränke meine Seele, die Leere führt den Weg. Du wirst niemals sein was Du sagst. Du verwirrst mich mit Deinen Lügen. Du bist ein Irrtum! Du bist der Feind allen Lebens! In Deiner Gesellschaft werde ich nie sein! Willkommen Apathie, willkommen Agonie! Weiter heißt es: Ich gebe alles auf, ich falle! Gezwungen zur Selbstzerstörung.
Eine neue Gestalt findet ihre Berufung, gezwungen sich neu zu erfinden um wieder zum Leben zu erwachen!

Fazit:
Mit Angstridden hat Commander ein Album an den Start gebracht das nicht nur die traditionellen Old School Death Metal Strukturen verkörpert, sondern auch viele innovative Einflüsse beinhaltet.
Neben ansprechenden Gitarrenriffs und melodischen Einflüssen geht das Soundbild insbesondere in dem bemerkenswerten finalen Song sogar in doomartige Gefilde. Eingängig schleichen sich die 10 kreativen Tracks des Albums gefällig, aber auch mit rauen, brachialen und brutal wirkenden Tönen in die Gehörgänge. Die Texte sind wieder sozialkritisch gut verklausuliert und durchaus interpretierbar auf die gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, vor allem aber sind die Lyrics sehr gut musikalisch authentisch umgesetzt.
Erhältlich ist der Tonträger als Vinyl, als CD oder soweit es sein muss auch zum Herunterladen.

BandCommander
AlbumAngstridden
Titel1. Dawn Of Fear (Intro)
2. Angstridden
3. Astrayed
4. Deviate From Our Vision
5. Not My War
6. Worlds Upon Worlds
7. Scaremongers
8. Scorched Earth
9. Vanity Is The Death Of Decency
10. No Compulsion To Live
LabelMDD Records
GenreDeath Metal
StudioalbumNr. 4
Veröffentlicht27. Juni 2024
HerkunftDeutschland / München
Gründung1999
MembersNick Kolar: Gesang / Gitarre
Steffen Augstein: Gitarre
Toby Brandl: Bass / Back Vocals
Flo Puchert: Schlagzeug

Verfasst im Juli 2024
von Roland Hesse

 

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