CD Review – Die Sünde – Strega

Im Rahmen der am 23. November 2024 in Augsburg (Rockfabrik) stattfindenden Umbrae Tenebris Veranstaltung, an der fünf Underground Black Metal Bands aus Italien teilnehmen, wird auch die Sünde, eine Band aus Padua, dem Publikum ihren „dunklen Black Metal“ präsentieren. Der Verfasser der Zeilen hat dies zum Anlass genommen, sich die zweite EP der Truppe, die im Jahr 2022 erschienen ist und den Titel Strega trägt anzuhören, um etwas über dieses Werk zu erzählen.


Zunächst ist zu festzustellen, dass die EP Strega einen einzigen Song beinhaltet. Dieser hat allerdings eine Spieldauer von knapp 21 Minuten und ist gemäß dem Titel als wahres „Hexenwerk“ zu betrachten.
Die Band selbst beschreibt die Hexe als Anhängerin der Natur und deren Beschützerin, als Heilerin, Kult des Bösen, als Dämon und als weibliche Figur, die in der Lage ist die Natur durch Weisheit und Kraft zu schützen, indem sie Kräfte der Geister heraufbeschwört. Sie hat die Fähigkeit das Leben der Menschen zu beugen sowie auch zu zerstören, beherrscht die Künste des Heidentums und des Satanismus. Der Gang und die Gesichtszüge erscheinen dem Menschen als dämonisch.
Sie ist mit dem Wissen beseelt, dem modernen Denken, das auf Zerstörung und Vernichtung ausgelegt ist, Einhalt zu gebieten, um zu den Ursprüngen des Lebens zurückzukehren.

In diesem Sinne beginnt der Track, der in italienischer Sprache verfasst ist, langsam und dunkel. Die Gitarren erzeugen eine düstere Stimmung, die sich anfühlt, als befände man sich in einem dunklen Wald, in dem unter den Wolken der Nebel aufsteigt. Man hört helle Gitarrenklänge im Hintergrund die durch ruhige Schlagzeugbeats und eine weitere Gitarre unterstützt werden und im Verlauf einige schöne, ruhige Komponenten entwickeln. Unter dem melodischen Einfluss kommen dann ausdrucksvolle Screams hinzu und erzählen
von den Fäden zwischen der Zeit in Verbindung mit einem abscheulichen Traum. In diesem hört man die Caniden der Bosheit, die mit ungeduldigem Keuchen auf einem Grund tanzen, den sie Heimat nennen. Wie entschlossen unsere Seelen auch sein mögen, gegen den Dreh- und Angelpunkt des Gemetzels steht nur das Flehen nach Frieden, der jedoch nur in ein feuriges Verderben mündet. Wenn es hier kein Entrinnen gibt, möge mein Körper warten bis die Hölle hinter ihm liegt!
Musikalisch geht es mit bösen Screams weiter, die durch eine Hintergrundmelodie melancholisch begleitet werden. Dies alles findet im Rahmen eines melodischen Klangbildes statt. Die Taktfolge wird nun langsamer und die Voices vermitteln einen leidenden Ausdruck. Der Gesang unterbricht, während die Saiteninstrumente ruhig, gezupft unter Führung des Schlagzeugs weitermachen. Plötzlich kommen aggressive Screams zur Geltung, die Gitarren erzeugen unterdessen Volumen und bilden gleichermaßen eine Melodie aus. Unter einer Temposteigerung, die durch das Schlagzeug eingeleitet wird,
erzählen die Screams weiter. Es geht um den Protagonisten, der sich selbst mit einem Messer etwas antun und den Caniden mit sich nehmen möchte. Er führt in erhabener und blinder Wut aus, dass die Niedertracht sich nach der Dankbarkeit sehnt und die Stille die Existenz aus dem Gleichgewicht bringt. Er ängstigt sich so sehr, dass er zum Gebet zurückkehren möchte. Er fragt den Hund: „Zu wem bringst du mich? Bist du es, der meinem Blut Geschmack verleihen wird? War es das wonach du dich gesehnt hast? Verflucht seist du Hund!“
Der Song wirkt jetzt bassbetont. Helle Gitarrenklänge unterstützen die Voices. Das ganze befindet sich im Tempomodus. Jetzt setzten Growls ein. Es folgen schöne Doompassagen. In diesem Zusammenhang wirkt der Gesang nun böse. Im Anschluss hört man eine Cleanstimme, die einen leidenden Ausdruck vermittelt. Dann geht es mit wütenden Screams weiter. Die Saiteninstrumente verbleiben im Hintergrund. Später erfolgt ein Tempowechsel in den ruhigen Bereich. Die Gitarren werden gezupft und das Schlagzeug begleitet ruhig und taktvoll. Dazwischen setzen die Gitarren ihre Akzente und gehen auch wieder in den Doombereich. Böse Screams werden durch die druckvoll wirkenden Saiteninstrumente unterstützt, nicht ohne die melodische Komponente zu vernachlässigen. Später strahlt die Leadgitarre zusammen mit markanten Bassfolgen Dominanz aus. Die Screams verbleiben mit Bezug auf den Songinhalt böse im Ausdruck und die Gitarren bilden Volumen aus. Ein folgender Sprechgesang wird durch die Saiteninstrumente im Hintergrund unterstützt, während die Voices unter melodischer Begleitung der Saiteninstrumente den Song zu seinem Ende bringen. Zum Schluss erfolgen noch einige Gitarrenanschläge.

Fazit:
Strega ist ein Song, der durch seine vielfältigen musikalischen Eindrücke den Inhalt des Werkes gewissermaßen zum Leben erweckt. Ein Stück, das eine Spieldauer von über 20 Minuten aufweist, läuft oftmals Gefahr in eine Tristesse zu münden. Ganz anders ist es hier! Es wird gemäß den Lyrics stets ein Spannungsbogen aufgebaut, der beispielsweise durch die mehrmaligen Tempowechsel, durch die angepassten Voices wie Screams, die in unterschiedlicher Weise zum Ausdruck kommen, einige Growls oder auch durch etwas Cleangesang gut abgerundet wird. Auch verschiedene spieltechnische Einflüsse wie z. B. Old School Black Metal mit atmosphärischen Überlagerungen, Doompassagen, progressive Elemente, Bassbetonung oder auch voluminöse Gitarren fügen sich harmonisch in die Gehörgänge ein. Einfach mal hineinhören, es lohnt sich! Erhältlich ist der Tonträger als Vinyl Ausgabe und auch zum Herunterladen.

BandDie Sünde
AlbumStrega
Titel1. Strega 20:41
LabelDrown Within Records
Ripcord Records
Violence In The Veins Records
GenreBlack Metal mit atmosphärischen Einflüssen
StudioalbumNr. 2 (EP)
Veröffentlicht14. Okt. 2022
HerkunftItalien/Padua
Gründung2018
MembersMichael Anthony Foti: Vocals
Carlo Giacomel: Gitarre
Simone Carraro: Gitarre
Nicola Rizzo: Bass
Filippo Baccega: Schlagzeug

Verfasst im August 2024
von Roland Hesse

 

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