CD Review – Unviar – Faliscjis

Aus Friaul kommen die fünf Members von Unviar, die am 21. April 2023 mit ihrer Debüt EP, die den Titel Faliscjis trägt, an den Start gingen. Unviar verarbeiten in ihren Songs Themen, die ihre Heimat und deren Menschen in Zusammenhang mit Kultur, Sprache und Tradition erfassen und sich gegen eine, außer Kontrolle geratene Hyperglobalisierung wendet. Die Texte sind auf Friaulisch geschrieben, einer alten romanischen Minderheitssprache. Eingebettet sind die Lyrics in ein atmosphärisches, schwarzmetalisches Klangbild. Die EP enthält zwei Songs und hat eine Gesamtspieldauer von 19 Minuten.

Der erste Track ist dem Bandnamen geschuldet und lautet Unviar. Dunkel und mystisch wirkend, unter dem Einfluss einiger heller Glockenklänge, beginnt das Stück. Dann kommen die tief eingestellten Saiteninstrumente und das Schlagzeug im Black Metal Old School Modus zu ihrem Einsatz. Fulminant marschiert das Ganze auf Tempo und im Anschluss in den Vollspeed Modus. Später geht das Soundbild in das Mid-Tempo über und einsetzende ruhige, jedoch markant wirkende Growls erzählen unter Gitarrenbegleitung im Hintergrund von dunklen Wolken, die sogar das Licht töten, von dunklen Bäumen und einer Eiseskälte. Der Winter ist gekommen, die Seele stirbt, heißt es im Text. Alles ist vom Schnee bedeckt.
Musikalisch entwickelt sich dazu ein Bassvolumen das durch ein helles Gitarrenspiel ansprechend aufgelockert wird. Nach einer Tempoverlangsamung bleiben die Saiteninstrumente im Vordergrund und erzeugen ein atmosphärisches Klangbild, während die Growls dunkel und böse im Hintergrund bleiben.
Die Lyrics erzählen weite von dem Heulen der grauen Wölfe. Die silberne Sense spaltet, der Tod liegt im stillen Hinterhalt. „Oh Mutter, wir bitten um Vergebung“ lautet die Textpassage.
Die Gitarren „halten jetzt weiter die Stellung“, bevor das Schlagzeug in den schwarzmetalischen Speedmodus geht. Das Soundbild wirkt voluminös. Die Saiteninstrumente treiben die Voices, während sich die Drums weiter im Black Metal Tempo Modus befinden. Plötzlich führt das Schlagzeug in ruhige Bereiche die später durch die Gitarren schön melodisch weiterentwickelt werden. Zum Ende hin gehen die Drums wieder „auf Tempo“, der Gesang bleibt, unterstützt durch die Gitarren ausdrucksvoll, melodisch und die Lyrics berichten abschließen von dem Tod, der im stillen Hinterhalt lauert. Alles, was übrig bleibt, sind die Leichen auf dem Boden. „Der Winter ist gekommen, die Seele stirbt“!

Der zweite Track der EP lautet Corints. Er beginnt wieder dunkel im Mid-Tempo. Im Anschluss gehen die Instrumente unter dem Einsatz von Growls auf Tempo. Es folgt eine atmosphärische Begleitung durch die Saiteninstrumente. Die Voices wirken jetzt gespenstisch. Das Schlagzeug geht in den Old School Black Metal Modus und die Gitarren drücken unermüdlich, während die Growls die Geschichte erzählen, in der die Luft mit heiserer Stimme gegen einen Berg bläst. Unten im Tal wirbelt das Wasser und bringt mit der Strömung die Wälder zum Meer. „Die Rinde lässt los, während der Baum alleine am Felsen hängen bleibt. „Dunkle Wasser des Todes, rotes Wasser des Blutes!“
Musikalisch wechselt der Song in ruhige Gefilde. Schöne Gitarrenanschläge und eine melodische Weiterführung durch die Saiteninstrumente vermitteln dem Stück, zusammen mit den einsetzenden Growls eine harmonische Ausstrahlung. In der Folge geht das Schlagzeug in den Black Metal Modus, die Gitarren halten mit, jedoch ohne ihre melodischen Strukturen zu verlieren. Später wechselt die Geschwindigkeit unter Beibehaltung der atmosphärischen Ausstrahlung. Es folgt zum Ende hin ein schleppend wirkender Gesang unter Gitarrenbegleitung. Das Schlagzeug befindet sich noch mal im Vollspeedmodus. Mit dem Eintritt in eine kurze Doomphase endet der Song.
Der Text vermittelt die Hoffnung das der Tag kommt, an dem alle Lebenden in den Schoß der Mutter Natur zurückkehren. Jeder wird von seinem Strom getragen. „Hier erkennst du, dass es wichtig ist zu wissen, wie du dorthin kommst. Wer aufrecht steht, ist frei“.

Fazit:
Bei Faliscjis handelt es sich um eine EP, in der sowohl die schwarmetalischen Strukturen, als auch die melodischen Einflüsse ansprechend miteinander harmonieren. Kraftvolle Gitarrenriffs münden, bedingt auch durch sehr gelungene Tempowechsel immer wieder in harmonische Passagen. Das Schlagzeug bewegt sich immer wieder mal in den Old School Black Metal Modus und verbleibt dort, bis die Gitarren, nicht zuletzt auch durch ihre melodischen Einflüsse, wieder die Oberhand gewinnen. Die Screams sorgen zwischendurch, entweder in aggressiver oder auch in leidender Form, für ein gewisses Maß an Dramaturgie. In den Texten geht es um die Natur, in der ja der Mensch ein Teil davon ist. Insgesamt handelt es sich um ein sehr gelungenes Erstlingswerk, dass musikalisch sehr abwechslungsreich dargestellt ist und eine atmosphärische, schwarzmetalische Ausstrahlung besitzt. Nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen ist diese EP eine Bereicherung für jede Musiksammlung. Wer Unviar live erleben möchte, kann sie im Rahmen der Umbrae Tenebris Veranstaltung in der Rockfabrik Augsburg, in der fünf weitere Bands aus dem schwarzmetalischen Untergrund „auftauchen“ werden, besuchen. Termin ist der 23. November 2024!

BandUnviar
AlbumFaliscjis
Titel1. Unviar 11:05
2. Corints 7:54
LabelIndependent
GenreAtmosphärischer Black Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht21. April 2023
HerkunftItalien/Friaul
GründungK.A.
Members1. Daniele Tollon: Vocals, Gitarre
2. Manuel Scapinello: Gitarre
3. Luca Franzin: Bass
4. Giulia Zuliani: Schlagzeug

Verfasst im September 2024
von Roland Hesse

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