CD Review – Raging Sloth – The Descent

Es ist immer interessant eine ansprechende Band zunächst live zu erleben und sie später noch mal in aller Ruhe aus der heimischen Soundbox zu genießen. Wenn man dabei feststellt, dass die Musik aus dem heimischen Lautsprecher identisch gut wirkt, hat die „Truppe“ alles richtig gemacht. Nachdem der Verfasser dieser Zeilen „Raging Sloth“ beim Bavarian Winter Battle 2025 im Lokschuppen zu Rosenheim im Livebetrieb erlebt hat, war klar, dass die entsprechende Vinylscheibe „mitkommen“ musste und ein Bericht hierzu unumgänglich erschien. Der Bandname passt auffällig zu den Münchner „Doomern“. Wütendes Faultier! Schleichende Doomphasen, in Verbindung mit wütenden Screams, bestätigen die Namensgebung! Nach Angabe der Bandmembers bedeutet Raging Sloth allerdings „rasende Trägheit“. Passt auch!

Die EP, die drei Tracks beinhaltet, beginnt mit dem Titelsong The Descent. Langsam schleichend und dunkel läuft die Gitarre in einer gleichmäßigen Tonlage. Dann kommt das Schlagzeug mittels langsamen, jedoch mächtigen Beats hinzu und übernimmt die Führungsrolle. Es erfolgt eine Überleitung in gefühlt, tiefdunkle Abgründe, die durch die Saiteninstrumente und das Schlagzeug erzeugt werden. In der Folge zeichnet sich das Soundbild durch interessante, progressive Strukturen aus, in die sich dann die Growls des Sängers einmischen.
Sie erzählen von einer dunklen Wahrheit, die in den Tiefen des Geistes zu finden ist. Die Realität verschwindet, ein steigendes Gefühl der Angst entwickelt sich in dunklen Wäldern. Keine Chance sich zu befreien! Umherirrend in endloser Nacht muss das Schicksal akzeptiert werden. Schwarze Sterne geleiten den Weg. Die Wurzeln dieser Sphäre führen zu tiefster Angst. Die jenseitigen Götter sahen zu, alle Hoffnung ist verloren!
Der Sound geht nun wieder ohne die Vocals schleppend weiter und begibt sich abermals, tiefgründig in den Doomkeller. Danach kommen markante Growls hinzu und marschieren, gefühlt, in die dunklen Gefilde von Hades. Jetzt mischt sich heller Gitarreneinfluss in das Geschehen und lockert dadurch die dunkle Struktur etwas auf. Es entwickelt sich kurzzeitig ein progressives Soundbild. Zum Ende hin, erscheinen nochmals langsame, tiefverwurzelte, dunkle Growls, begleitet durch die Saiteninstrumente und das Schlagzeug.

Das zweite Stück ist Spectral Gorge. Abgrundtiefe Gitarren und vereinzelte Schlagzeugbeats sind für den Songauftakt verantwortlich. Langsam und bedächtig wälzen die dunklen Töne durch die räumliche Sphäre und vermitteln eine Art von Schwermut. Es geht noch weiter in den Doomkeller! Gequält wirkende Growls kommen hinzu. Später erscheinen helle Tonfolgen, die durch die Gitarre beigesteuert werden und dadurch den Sound etwas aus den Tiefen des Hades erheben. Dann kommt die nächste Doomwelle auf die Hörer zu. Furchterregende Vocals wälzen sich durch den Song. Nach einer weiteren Auflockerung durch die Gitarre im Mid-Tempo, erscheinen wieder „grausam anmutende“ Vocals, die das dunkle Geschehen prägen. Zum Ende hin, geht es noch mal in ganz tiefe, dunkle Gefilde!
Der Text handelt von einer kolossalen Bedrohung, die durch Furcht manifestiert ist. Seltsame, gefährliche Wesen bewachen den Weg vor uns. Eine gefallene Hand zermalmt Fleisch und Knochen. Lauf, flieht! Es gibt keinen Rückzug und keine Hilfe!

Astral Gate ist der finale Song. Es geht mit dumpfen, dunklen Schlagzeugbeats im Mid-Tempo los. Diese vermitteln ein aggressives Erscheinungsbild. Vocals mischen sich ein und das Geschehen wird im Anschluss bedächtig doomig. Es schreitet gleichmäßig voran. Das Schlagzeug leitet eine tiefgründige, dunkle Phase ein, die im Mid-Tempo voranschreitet.
Die Growls erzählen von einem Körper, der an den Boden gekettet ist und Stück für Stück zerrissen wird. Er starrt in eine tiefschwarze Sonne. Es wird die Frage des Überlebens gestellt, um diese Geschichte zu erzählen. Der Ritus nimmt seinen Lauf, die Geister steigen hinab und lösen den Körper auf. Man muss sich seinem Schicksal stellen.
Die Saiteninstrumente verstärken das dunkle Volumen und es geht im Mid-Tempo, voluminös weiter. Helle Tonfolgen lockern das Klangbild wieder kurzzeitig auf und die Vocals wirken böse und dunkel. Immer wieder funkt eine Gitarre progressiv dazwischen. Tiefdunkel wandern die Instrumente jetzt im Mid-Tempo und vermitteln eine gewisse Aggressivität. Die Vocals fügen sich entsprechend ein. Langsam und bedächtig geht es weiter. Dann läuft der Song in eine höllenartige Doomphase. Einsetzende corale Stimmen wirken gespenstisch. Hades hätte seine Freude dran! Im Anschluss kommen abgrundtiefe Growls hinzu, die sehr böse erscheinen. Die Gitarre erzeugt dann ein mächtiges, dunkles Soundbild. Sehr langsam und tief betont schleichen die Saiteninstrumente ihrem Ende zu.

Fazit:
Raging Sloth hat mit Ihrer Debüt EP den Doomnerv getroffen! Zwischen tiefdunklen, schleichenden Passagen, erscheinen manchmal qualvoll, manchmal wütend, erscheinende Growls, die dem Soundbild eine ansprechende, musikalische Wirkung vermitteln. Doomschwaden werden durch progressive Spielweisen, vor allem durch Gitarrenriffs aufgelockert. Gleichermaßen entstehen Soundwände, die immer wieder in die Gefühlsebene der Hörer eindringen können. Insgesamt versteht es Raging Sloth, dem Publikum eine tiefschwarze Atmosphäre zu vermitteln. Das Schlagzeug hat hier nicht nur eine Leaderfunktion, sondern fügt sich oft in eine Begleitpostion der Saiteninstrumente ein. Die Texte sind passend in die tiefgründige Atmosphäre des Klangbilds eingebunden. Alles in allem könnte man die The Descent EP als musikalische, dunkle Reise in die Unterwelt des Hades bezeichnen. In jedem Fall gehört der Tonträger unbedingt in die Regale aller Doomfans!
Erhältlich ist die EP als Vinylausgabe, als CD oder wenn es sein muss auch zum Herunterladen.

BandRaging Sloth
AlbumThe Descent
Titel1. The Descent 9:03
2. Spectral Gorge 7:57
3.Astral Gate 11:28
LabelIndependent
GenreDoom Metal
StudioalbumEP: 1
Veröffentlicht23. Sept. 2023
HerkunftDeutschland / München
Gründung2018
MembersMax Horch: Gesang, Bass
Dennis Hecher: Gitarre
Jonas Rückinger: Schlagzeug

Verfasst im Januar 2025
von Roland Hesse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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