CD Review – DAGNIR EN GWANN – Dagnir En Gwann

Man schrieb den 15. Juni 2019, einige Metalheads trafen sich zum Grillen in einer ruhigen Gegend am Isarufer, südlich außerhalb der Münchner Stadtgrenze. Es sollte im Hinblick auf die Natur ein außergewöhnlicher Tag werden! Bereits seit den Vormittagsstunden war der Himmel tief grau bewölkt und man erwartete zu jeder Zeit einen massiven Regenguss. Es war völlig windstill und die Wolken zogen tief gelagert und düster über den Fluss. Je näher es den Abendstunden zuging, desto dunkler wurde der Himmel und das ruhig fließende Wasser hatte die Farbe eines Moorsees, auf das man vom angrenzenden Ufer unmittelbar blicken konnte. Immer noch fiel kein Tropfen Regen! Nur der Grill glühte zwischen den Büschen.
In genau diese Stimmung wurde der selbst betitelte Tonträger der Band DAGNIR EN GWANN in der mitgebrachten Soundanlage abgespielt. Die Töne, die dann durch den Äther flogen, waren im Zusammenhang mit dem Naturschauspiel tief gefühlsbetont und beeindruckend.
Aufgrund der vorgenannten, gemachten Erfahrung, soll an dieser Stelle etwas über das Werk der zwei Bandprotagonisten, Arvagr und Gortheb, das bereits am 30. August 2013 über das Label Black Blood Records erschien, erzählt werden.

Das Intro beginnt, natürlich passend zur o.g. Darstellung, mit einer Gewittereinspielung. Es fügen sich gezupfte Gitarrentöne ein, die von einem Sprechgesang begleitet werden. Gewitterdonner leiten dann zu dem

Song Vom Leben Und Tod über. Hier kommen die Gitarren dunkel in das Spiel. Growls setzen ein und gehen sofort in hallbetonte Screams über. Im Mid-Tempo schreitet das Geschehen voran. Eine Cleanstimme kommt hinzu und ergänzt die Screams. Es entwickelt sich eine träumerisch wirkende Atmosphäre. Nach einer Tempoverlangsamung wird die Leadgitarre melodisch. Dann erfolgt ein Übergang in wütende, aggressiv ausgeführte Screams, die durch das Schlagzeug unterstützt und durch die Saiteninstrumente angetrieben werden. Cleanvocals lockern das Geschehen auf und erzeugen nach einer Tempoverlangsamung eine melodische Komponente. Später folgen unter Gitarrenführung wieder Screams. Bis zum Ende des Liedes entwickelt sich ein melodisch, getragen wirkendes Klangbild.

Verloren, ist der Titel des nächsten Songs. Die Saiteninstrumente beginnen mit einer melodischen Einspielung. Danach setzen aggressive Screams ein und das Schlagzeug geht in den Tempomodus.
Druckvoll läuft es weiter. Die Screams wirken jetzt „dreckig“, während die Gitarren eine Melodie beisteuern. Es entwickelt sich eine „gespenstische“ Atmosphäre. Danach nehmen die Drums wieder Geschwindigkeit auf. Die Screams mischen sich hallbetont in das Schlagzeugfeuer ein. Die einsetzende Cleanstimme sorgt für Auflockerung des „Geschehens“. Die Gitarren fügen eine melodische Komponente hinzu, während die Screams in ihren Erzählungen nun wieder „dreckig“ wirken.
Heller Gitarreneinfluss in Verbindung mit schnellem Schlagzeugspiel rückt in den Vordergrund. Später kommen wieder Cleanvocals „in das Spiel“ und bilden einen melodischen Einfluss ab. Danach übernehmen die Gitarren zunächst in progressiver Weise und entwickeln später noch mal melodische Strukturen.

Es geht weiter mit dem Track Einsamkeit. Das Stück beginnt mit einem Gitarrenlauf im Mid-Tempo und hallbetonten Screams. Im Hintergrund bringen hell wirkende Saiteninstrumente den Song schleppend voran. Im Anschluss nimmt das Schlagzeug Tempo auf und die Gitarren halten mit.
Während die Screams dominant zum Ausdruck kommen, sorgen die Saiteninstrumente für etwas Harmonie. Dann erfolgt unter Melodieeinfluss ein Wechsel in ruhige Gefilde, bevor das Schlagzeug in Verbindung mit den Gitarren wieder auf Tempo geht. Die Vocals verleihen dem Soundbild jetzt eine aggressive Komponente im Rahmen des Black Metal Modus. Nach einer progressiven Phase entwickeln sich im Mid-Tempo melodische Strukturen. Die Gitarre rückt die Vocals etwas in den Hintergrund. Es entsteht wieder eine gespenstisch wirkende, dunkle Sphäre. Atmosphärisch geht es mit der Gitarrenarbeit unter hallbetontem Screameinfluss dem Songende zu.

Der nächste Track ist Todeslust. Die Gitarren beginnen den Song mit Melodieeinfluss. Die Screams mischen sich hallbetont ein. Nach einer Tempoverlagerung wird das Klangbild durch Führung des Schlagzeugs aggressiver und bildet schwarzmetalische Strukturen aus. Später erfolgt ein Geschwindigkeitswechsel in ruhige Gefilde durch gezupftes Gitarrenspiel. Die Vocals wirken nun schmerzerfüllt und leidend. Im Anschluss kommt wieder Aggressivität „ins Spiel“. Das Schlagzeug kennt keine Gnade und treibt die Saiteninstrumente vor sich her. Es folgen anklagende Screams im Mid-Tempo. In der Folge wird es dunkel und geheimnisvoll im Ausdruck. Diese Stimmung wird durch eine melodische Struktur unterlegt. Nach einem temporeicheren Part unter Gitarreneinfluss folgt ein Wechsel in einen ruhigen Bereich. Ein gezupftes Gitarrenspiel wird durch einen schönen melodischen Einfluss der Leadgitarre unterstützt. Screams kommen hinzu und ergänzen das Melodiebehaftete Soundbild.

Der vorletzte Song ist Der Wahrheit der Erkenntnis. Langsame Gitarrenzupfer beginnen das Stück, das in der Folge unter melodischen Einfluss gerät. Die Screams ergänzen das ruhige, mit einem Melodien Teppich durchsetzte Klangbild, das durch die Gitarren abgerundet wird. Die folgenden Screams wirken unter Schlagzeugbegleitung rau und schön bedächtig. Später machen die Drums Tempo, die Gitarren spielen ihren Part dazu und die Screams erzählen im Mid-Tempo die Geschichte. Dann wird es etwas druckvoller, es geht wieder in melodisch geschwängerte Bereiche, die durch die Vocals ergänzt werden. Ruhig und gediegen endet der Song.

Das Outro beinhaltet wieder ein Gewitter. Die Gitarren vermitteln dabei einen schönen melodischen Einfluss im Hintergrund.

Zum Abschluss sei an dieser Stelle noch die im CD-Cover abgedruckte Sentenz erwähnt, die die dunkle Atmosphäre des Soundbilds trefflich umschreibt:
„Verloren Bin Ich Im Raum Der Zeit, Von Kälte Umschlungen In Einsamkeit!“

Fazit:
Diese selbst betitelte Dagnir En Gwann EP steht beispielhaft dafür, dass Musik insbesondere dann anspricht, wenn sie sich nicht nur allein in die Ohren der Hörer einfügt, sondern darüber hinaus, entsprechend der eigenen Stimmungslage, auch in die persönliche Gefühlswelt eindringen kann.
Dieses Werk vermittelt, bedingt durch die musikalisch wechselnden Parts und natürlich auch durch die eindringlichen Vocals, die zwischen Aggressivität, Depression und hoffnungsvollen Momenten im Ausdruck schwanken, eine emotionale Wirkung auf den Hörer. Besonders hinweisen, sollte man in diesem Zusammenhang, auch auf die melodischen Strukturen, die das Soundbild immer wieder angenehm beeinflussen.
Wer dem atmosphärischen Black Metal zugetan ist, sollte diese Dagnir En Gwann CD in seinem Plattenschrank stehen haben. Beziehbar ist sie immer noch über das Label Black Blood Records.

BandDAGNIR EN GWANN
AlbumDagnir En Gwann
Titel1. Intro 1:52
2. Vom Leben Und Krieg 6:28
3. Verloren 6:22
4. Einsamkeit 8:27
5. Todeslust 8:06
6. Der Wahrheit Erkenntnis 5:52
7. OUTRO 1:41
LabelBlack Blood Records
GenreAtmosphärischer Black Metal
EPNr. 1
Veröffentlicht30. Aug. 2013
HerkunftDeutschland: Bayern (München) und Sachsen (Plauen)
Gründung2006
MembersArvagr: Vocals, Gitarre, Bass, Drum progr.

Gortheb: Gitarre, Drum programming

Verfasst im März 2025
von Roland Hesse

 

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