Review – Sterbenswille – Dunkelheit

Musik, die in der Lage ist Emotionen auszudrücken, sei es mittels melancholischen, schwermütigen, hasserfüllten, progressiven oder auch durch melodische Passagen, vermittelt den Hörern oftmals ein intensives Hörgefühl. Genau dies ist der Altöttinger Combo Sterbenswille mit ihrem Album Dunkelheit gelungen. Das durch schwarzmetalische Töne unterwanderte, tief dunkle Werk ist am 7. Juli 2023 erschienen und es wird höchste Zeit darüber einige Worte zu verlieren.

Der Tonträger startet mit einem Prélude. Zu Beginn des Songs „Melancholie“ hört man das Rauschen eines Flusses und sich entwickelnde, ruhige Töne, die eine traurige, nachdenkliche und gefühlsbetonte Stimmung erzeugen.

Mit dem dann folgenden Song Zerfall, spielen die Gitarren und der Synthesizer eine langsame, „getragene“ Melodie ein. Dann kommt das Schlagzeug und die Gitarren mit bedächtigen, dunklen Tonfolgen hinzu. Im Anschluss gehen die Drums temporeich in den Black Metal Modus und die einsetzenden Screams erzählen von vergangenen Erinnerungen und verlorenen Momenten zu einer nahestehenden Person. Schuld und Verzweiflung zerfrisst die Seele des Protagonisten. Die Erinnerungen erscheinen wie ein Splitter in seinem Herzen. Der Gedanke lässt ihn nicht los, in diesem Leben keine Erlösung mehr zu erfahren.
Das Soundbild wirkt jetzt schwarzmetalisch und dunkel und die Screams vermitteln einen teils leidenden, teils aggressiven Ausdruck. Das Schlagzeug geht wieder in den Geschwindigkeitsmodus, die Gitarren halten mit und die Voices sind dominant. In eine melodische Struktur klopft das Schlagzeug gnadenlos hinein und die Screams erzählen die Geschichte bis zum Ende weiter.

Das nächste Stück ist Nocturnal Thoughts. Das Schlagzeug und die gezupften Gitarren beginnen langsam. Nach einer Überleitung bilden sich aggressive Tonfolgen aus. Die Screams kommen hinzu und berichten von nächtlichen Gedanken, die wie Regen erscheinen. Keiner weiß, wann sie aufhören. Es gibt so viele Gründe aufzuhören wenn es stürmt. Es ist Zeit zu gehen, heißt es im Text. Die Vergangenheit ist immer da, in meinen Träumen baue ich mein Grab. Ich sehe kein Licht, komm heute Nacht und schau, wie ich sterbe.
Das Schlagzeug und die Saiteninstrumente befinden sich in der Folge im Tempomodus und wechseln in Verbindung mit einer Clean Stimme in dunkle, ruhige Gefilde. Dann wird die Spielweise insgesamt aggressiver und „böse Screams“ verstärken das Geschehen. Melodische Strukturen bilden sich im Hintergrund aus. Langsame, gefühlvolle Gitarrenanschläge bringen das Lied zu Ende.

Weiter geht es mit Unheeded. Die Gitarre spielt eine schöne, ruhige Melodie. Dann fügen sich gefühlvolle Growls ein, die zusammen mit den Saiteninstrumenten eine harmonische Komponente entwickeln. Im Anschluss erfolgt eine Temposteigerung. Der Gesang wird variabel zwischen Growls und Screams ausgeführt. Die Voices erzählen die Geschichte von dem Inneren ausbluten. Sämtliche Hilferufe bleiben unbeachtet. Stürme toben, meine Seele verdorrt, mein letzter Atemzug fühlt sich in der Vorstellung so real an. Der Protagonist möchte er selbst sein und ohne schmerzen seine Seele befreien.
Das Klangbild ist zwischenzeitlich schön melodisch unterwandert. Die Instrumente gehen zum Ende hin auf Tempo, ohne die melodischen Strukturen zu verlieren.

Es folgt nun Call From The Mountains. Ruhige Gitarrenanschläge werden durch das Schlagzeug begleitet. Danach erfolgen aggressive Screams unter „Schlagzeugfeuer“. Die Saiteninstrumente bleiben im Hintergrund. Nach einem Tempowechsel in ruhige Sphären unterwandern die Gitarren das Geschehen melodisch. Der Gesang findet im Mid – Tempo statt und wird von schnellen Beats angetrieben. Dominant schieben sich die Gitarren nach vorne. Das Soundbild wirkt melancholisch. Die Screams übernehmen indessen wieder und die Instrumente bleiben bis zum Ende im
Hintergrund.
Im Text heißt es: „Dein letzter wird dein bester Tag sein. All das Leiden der vergangenen Jahre wird keine Bedeutung mehr haben.“ Du wirst frei und anders sein aber niemand versteht dich. Dein Tod ist die Belohnung für deinen Hass. Niemand wird sich an dich erinnern, nichts wird bleiben, nur der Ruf aus den Bergen.

Chaos Inside ist der nächste Track. Einer langsamen Einspielung mit einer gefühlvollen, im Ausdruck melancholischen Gitarrenbegleitung, folgt ein Schlagzeug, das plötzlich in den Black Metal Old School Modus geht. Mächtige Screams kommen hinzu, die mit Gitarrenunterstützung in melodische Bereiche wandern. Die Gitarrenanschläge werden später ruhig, melodisch und gefühlvoll. Die Voices passen sich an. Das instrumentale Volumen nimmt dann unter Weiterführung des Gesangs wieder zu und bleibt melodisch durchsetzt. Das Schlagzeug befindet sich auf Tempo! Die Lyrics handeln von dem inneren Chaos des Protagonisten, der den Verrat an seiner Familie nicht ertragen kann. Er stellt Fragen und bekommt keine Antwort. Diese Narben werden nicht heilen! Er muss seinen Schmerz mit dem letzten Atemzug herausschreien. Kannst du mich hören, es ist meine Art es dir zu sagen heißt es im Text du wirst mich niemals brechen!

Dunkelheit ist der siebte Track des Albums. Er beginnt mit langsamen Gitarrenanschlägen und geht dann in melodische Sphären über. Die Voices setzten schwungvoll ein und erzählen von der Dunkelheit die im Herzen herrscht. Ein Leben voller dunkler Tage, die Seele steigt hinauf und alles verliert seinen Wert. Ein Hilfeschrei, doch niemand kann mich hören. Das Licht bleibt, doch es versteht mich nicht, also gehe ich weiter in der Dunkelheit!
Das Schlagzeug geht in den Black Metal Modus. Der Gesang erzählt einprägsam und mündet immer wieder in die Hookline. Unter Schlagzeugfeuer und Gitarreneinfluss werden die Screams zum Ende hin intensiv.

Der finale Song ist der zweite Track des Albums. „Zerfall“, diesmal mit Armin als Sänger, wurde als Bonusstück ausgewählt und fand nochmals seinen Platz auf dem Tonträger.

Fazit:
Schön traurig und malancholisch ist die Musik sowie die textliche Ausgestaltung des Sterbenswillealbums, das den trefflichen Titel Dunkelheit trägt. Der Tonträger ist in der Lage Emotionen zu vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Nicht nur durch die flexibel eingesetzten Voices, die von Screams und Growls, bis hin zur Cleanstimme reichen, sondern auch durch das vorwiegend dunkel ausgestaltete Soundbild, entwickeln sich die musikalischen Abschnitte, die von schwermütigen, hasserfüllten und aggressiven, bis hin zu melodischen, hoffnungsvollen, Klangbildern reichen. Die schwarzmetalischen Töne werden geschickt mit atmosphärischen Strukturen, vorwiegend durch das Gitarrenspiel verwoben. Sterbenswille hat mit ihrem Werk ein absolut hörenswertes und eingängiges Album geschaffen, das zwingend in das Plattenregal gehört. Erhältlich ist der Tonträger auf CD, als Vinylscheibe oder wenn es sein muss auch zum Herunterladen.

BandSterbenswille
AlbumDunkelheit
Titel1. Melancholie 1:22
2. Zerfall 5:04
3. Nocturnal Thoughts 3:42
4. Unheeded 4:19
5. Call From The Mountains 4:52
6. Chaos Inside 5:13
7. Dunkelheit 4:17
8. Bonustrack: Zerfall Feat. Armin 5:04
LabelTeufelsZeug Records
GenreAtmosphärischer, depressiver Black Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht07. Juli 2023
HerkunftDeutschland: Bayern / Altötting
Gründung2012
MembersAndy Leitermann:Gesang
Matthias Ludwig: Gitarre
S. J. : Gitarre
Jörg Locker: Bass
Andy Kühnel: Drums

Verfasst im Oktober 2025
von Roland Hesse

 

 

 

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