Suffersystem, alias Daniel Funke, der für den Gesang zuständig ist und Dirk Padberg, der sämtliche Instrumente eingespielt hat, haben ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht. Mit Disintegration Of The Individual ist ein Werk entstanden, in dem Death und Thrash Metal Komponenten wieder geschickt miteinander verflochten werden. So ist nach dem 2021 Album „Torn In Rotten Flesh“ ein würdiger Nachfolger an den Start gegangen. Der Silberling beinhaltet 10 Tracks, weist eine Gesamtspieldauer von 45 Minuten auf und ist am 15.03.2024 über das Label Black Blood Records erschienen.
Der erste Track ist Feast Of Souls. Seelenfest, Tag des Gedenkens an die gläubigen Verstorbenen. Das Fegefeuer brennt noch, heißt es im Text! Sei Dein eigener Gott und höre nicht auf die falschen Prediger, die die Lügen der Welt verbreiten wollen. Läuterung kommt von innen und Traditionen müssen überwunden werden. Musikalisch umgesetzt wird der Text durch einleitende Gitarrensalven. Dann folgen progressiv gespielte, helle Gitarrentöne. Dazu schleichen sich Deathvocals ein! Die Saiteninstrumente legen im Tempo zu und werden durch das Schlagzeug angetrieben. Nach einem kurzen Gitarrenintermezzo kommen die markanten Voices des Sängers, die unter hellem Gitarreneinfluss stehen hinzu. Die Bässe drücken mächtig! Dann geht es progressiv mit den Saiteninstrumenten weiter. Die Voices erzählen die Geschichte in einem „dreckig“ wirkenden Death Metal Stil zu Ende.
Bassgeschwängert geht es mit dem zweiten Song des Silberlings weiter. Es ist der Albumtitel Desintegration Of The Individual. Die Death Metal Voices berichten dunkel über Hass, Gier und Lügen, sowie Reichtum, Neid und Glaube. Der Stärkere setzt sich durch! Die Menschheit entwickelt barbarische, bösartige und aufdringliche Züge. Langsam werden wir so verrotten heißt es im Text. Der Zusammenbruch der Gesellschaft hat begonnen. Weitere Konflikte, Epidemien, Hungersnöte und Ungleichheit kommen hinzu und begünstigen den Selbstmord auf hohem Niveau.
Eine Gitarre legt wieder einen hell gezogenen Ton über das Geschehen. Dann geht das Schlagzeug in den Galoppmodus und treibt den Gesang und die Gitarren an. Es folgen Tempoverlagerungen, bevor es in den Thrash Modus geht. Der Gesang ist inzwischen dunkel und aggressiv. Die Gitarren erzeugen zwischenzeitlich Volumen. Dann geht es in den schnellen Rhythmus. Die Growls lassen sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Zum Ende hin übernehmen abermals die Saiteninstrumente.
Es folgt der Track Obliteration Predicted. Basslastige Saiteninstrumente und ein temporeiches Schlagzeug beginnen den Song, der in den Trash Modus geht. Der Gesang setzt mittels dunklen, markanten Death Growls ein und erzählt von Verseuchung und Wahnsinn, die das Schicksal regieren. Der Starke wird richten, es gibt eine Abrechnung in der schlimmsten Form. Deutliche schizophrene Züge bilden die Norm. Lust und Schmerz liegen dicht zusammen. Die Auslöschung ist vorhergesagt.
Musikalisch treibt das Schlagzeug die Saiteninstrumente an. Die Gitarren gehen später hell dazwischen und das Soundbild wirkt progressiv. Unermüdlich klopft das Schlagzeug. Die Death Growls werden kurz durch ein progressives Gitarrenspiel unterbrochen. Nach einer Tempobeschleunigung erfolgt ein Richtungswechsel und es kommen markante, todesmetalische Voices an die Reihe. Dann geht es im Thrashmodus, mit progressiver Gitarrenbegleitung bis zum Ende weiter.
Jetzt kommt Mangled Corpse an die Reihe. Druckvolle Gitarren gehen in dunkle Schlagzeugbeats über und die einsetzenden Death Growls wirken wieder schön „dreckig“! Dann geht es in den Thrash Modus und danach erfolgt ein Übergang in eine rhythmische Phase. Die Vocals werden dunkel, langsamer und aggressiv. Weiter geht es mit taktvollen Schlagzeugbeats die durch die Saiteninstrumente unterstützt werden. Es kommen wieder die albumtypischen hellen Gitarrentöne dazwischen. Später folgen dunkle Töne und böse Death Voices. Zum Ende findet nochmal ein schönes Geprügel der Drums statt, während die Growls bis zum Schluss hin bedächtig bleiben und in ihrer Aussage die Lyrics spiegeln, die vom Organismus berichten, einem Torso, der sich aufbläht und nach Kadaver riecht. Zellen brechen zusammen, Flüssigkeit wird ausgeschieden. Alles zersetzt sich zu einer leblosen Masse! Schönheit ist flüchtig, überall verstümmelte Leichname. Was oder wer trägt hier die Schuld?
Der nächste Track ist The Evil Within. Die Lyrics beginnen hier mit der Sehnsucht nach Dir! Ein stiller Traum wird wahr um Deine Hülle zu verstümmeln heißt es im Text. Dies wird Deine Hölle sein! Lasst die Folter beginnen! Das Böse steckt im Inneren!
Musikalisch geht es mit druckvollen Gitarren los. Böse und aggressive Death Vocals kommen hinzu. Die Leadgitarre spielt dazwischen. Massiver Gitarreneinfluss unterstützt den Gesang. Das Schlagzeug geht auf Tempo, die Gitarren folgen und die Death Voices lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Jetzt bilden die Saiteninstrumente zeitweise „friedliche“ Töne aus. Die Vocals übernehmen im Anschluss wieder mit bösem Ausdruck. Die letzten Taktfolgen klingen dunkel und vermitteln eine gewisse schaurige Atmosphäre.
Das nun folgende Lied ist Fragments und wird instrumental dargebracht. Das Schlagzeug geht gleich auf Tempo, die Gitarren halten mit und unterstützen dieses in tiefer, dunkler Form. Die Saiteninstrumente bilden im Verlauf eine leicht melodische Komponente aus. Die tiefen Töne sind hier die Basis.
Weiter geht es mit Chopped Into Pieces. Im Text wird der Wunsch eines Protagonisten dargestellt, der in das Fleisch eines Individuums eindringen möchte. Das Leben wird enden, nur der Tod ist wahr! Der Schlächter kommt zu Dir! Ein Verweilen im Nichts! Zerlegen, ernten, zerhackt in Stücke!
Windgeräusche erscheinen am Anfang des Songs. Danach erfolgt der Gitarreneinsatz und die Death Vocals erzählen die Handlung ausdrucksvoll. Dazwischen mischt sich wieder das „Markenzeichen“ des Albums, nämlich die helle Gitarre ein. In der Folge geht es in den Tempomodus. Böse Vocals untermalen die musikalischen Death Strukturen. Dann kommt ein Schlagzeugfeuer zum Zuge. Später treten die Saiteninstrumente in den Vordergrund. Die Vocals bleiben dominant und böse. Die Gitarren bilden Volumen aus. Das Schlagzeug geht in den Vollspeed Modus und zum Ende hin hört man noch ein helles Gitarrensolo.
Jetzt kommt der Song Lobotomy an die Reihe. Verschobene Wahrnehmungen, emotionale Verflachung, Halluzinationen, Stigmen, Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten, innere Zerrissenheit, depressive Symptome, seltsame Stimmen im Kopf!
Wahnsinnige Befehle ebnen den Weg! Es ist Zeit für die Lobotomie!
In diesem Sinne beginnt die musikalische Ausrichtung des Songs mit dunkel, drückenden Saiteninstrumenten im Mid-Tempo. Die Vocals verbreiten eine düstere musikalisch Stimmung. Das Schlagzeug befindet sich zeitweise im Thrash Modus. Die Growls wirken böse und bestimmend in der Aussage. Die Gitarren unterstützen später auch etwas atonal. Dann geht es in langsamere, dunkle Gefilde. Die Vocals erzählen im Rahmen der Death Strukturen unermüdlich. Das Tempo zieht zum Schluss hin etwas an. Die Voices bleiben, entsprechend dem Thema, im Ausdruck „hässlich“!
Das vorletzte Lied ist Suicidium. Die Gitarren „kommen in das Spiel“ und bilden hell gezogene Töne aus. Die Growls setzen langsam und bedächtig ein, während das Schlagzeug auf Tempo geht. Der Gesang wird nun aggressiver. Die Gitarren drücken immer wieder hell dazwischen. Nach einer Temposteigerung bilden die Saiteninstrumente Volumen aus und wirken dunkel. Tiefdunkel und böse geht es weiter. Dann erfolgt eine Temposteigerung und die Sologitarre bricht aus. Zum Ende des Songs geht die Soundstruktur in tiefe, gitarrenbetonte Sphären.
Im Text wird dargestellt, das gewisse Krisensituationen den Drang zum Suicidum auslösen können.
Weiter heißt es: „Ein freies Gefühl im letzten Ausweg, in Ungewissheit verabscheut zu werden und dem bewusst ein Ende zu setzen! Die Befreiung vom Leben! Der letzte Tag“!
Denken Sie daran, im Leichenschauhaus sind Sie nur ein Zettel!
Hellspawn ist der finale Song des Albums. Es geht hier um den Herrscher des achten Reiches der Hölle. Als Mensch wird er auf die Erde zurückkehren. Rache ist seine Motivation, als Diener in Satans Armee, als wahrer Herrscher der Dunkelheit, hat er den Auftrag, die Hölle mit mehr Seelen zu versorgen.
Mit ruhigen Gitarrenzupfern wird der Song eingeleitet. Dann erzeugen die Saiteninstrumente Volumen und es kommen mächtige, tiefe Growls hinzu. Dann geht das Schlagzeug in den Thrash Metal Modus. Der Gesang bleibt dunkel und es wird unermüdlich die Geschichte vom Herrscher des achten Reiches erzählt. Im Verlauf werden die Vocals aggressiver und die Gitarren wirken dunkel. Eine Gitarre „funkt“ abermals mit hellen Tönen dazwischen. Tiefdunkel schleppt sich der Song weiter. Dann vollzieht sich ein Wechsel zwischen Death und Thrash Strukturen, für die vor allem das Schlagzeug und die Saiteninstrumente verantwortlich sind. Zum Ende des Songs meldet sich nochmals die helle Gitarrensaite.
Fazit:
Disintegration Of The Individual ist ein Album, in dem todesmetalische Elemente eine Symbiose mit Thrash Metal Strukturen, vor allem in Bezug auf das Schlagzeug eingehen. Die Death Growls wirken zum Teil böse und aggressiv und spiegeln die Aussagekraft des Textes wider. Die Gitarren sind je nach Genrebezug anpassungsfähig ausgestaltet. Markant ist eine immer wieder erscheinende kurze helle Gitarreneinspielung, die zum Wiedererkennungswert des Albums beiträgt. Sehr passend, insbesondere in Bezug zu den Lyrics wirken die immer wieder schön zu hörenden Old School Death Metal Passagen. Der Text ist knallhart und mit deutlichen Aussagen unterlegt, baut teilweise von Song zu Song aufeinander auf und kann oder besser sollte möglicherweise mittels Interpretation auf unsere heutige Gesellschaft projiziert werden.
Es handelt sich um ein interessantes Album für alle Freunde des „gepflegten“ Death/Thrash Metals!
Den Tonträger kann man als Vinyl oder als CD-Ausgabe erwerben. Wenn es unbedingt sein muss, ist auch das Herunterladen möglich.
Band | Suffersystem |
Album | Disintegration Of The Individual |
Titel | 1. Feast Of Souls 4:17 2. Disintegration Of The Individual 4:19 3. Obliteration Predicted 4:40 4. Mangled Corpse 4:32 5. The Evil Within 3:09 6. Fragments (Instrumental) 1:32 7. Chopped Into Pieces 5:11 8. Lobotomy 5:59 9. Suicidium 5:19 10. Hellspawn 5:56 |
Label | Black Blood Records |
Genre | Death / Trash Metal |
Studioalbum | Nr. 6 |
Veröffentlicht | 15. März 2024 |
Herkunft | Deutschland / Hattingen (Ruhr) |
Gründung | 2000 |
Members | Daniel Funke: Gesang Dirk Padtberg: Alle Instrumente Gäste: Marco Gebert-Drums in Song 2 Marcel Schiborr - Leads in Song 1,3,5,6 Agustin Macri - Leads in Song 4 Leandro Smith - Vocals in Song 10 Sascha Erdhütter - Vocals in Song 10 |
Verfasst im Juli 2024
von Roland Hesse