CD Review – GLARE OF THE SUN – Tal

Fünf Jahre nach dem Theia Album bringt GLARE OF THE SUN am 13. September 2024 über ihr Label Lifeforce Records das dritte Studioalbum mit dem Titel Tal an den Start. Es handelt sich um ein Werk, in dem die musikalischen Einflüsse in Verbindung mit den Lyrics, Schwermut, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit widerspiegeln. Einige Male jedoch, werden die lethargischen Momente in den einzelnen Tracks, durch gesangliche Wutausbrüche, die instrumental unterstützt werden, auf eine andere musikalische Ebene gebracht.
Erst in dem vorletzten Song des Albums der den Titel Storm Of Light trägt, kommt etwas Hoffnung (Licht in der Dunkelheit) auf. Im Verlauf des Liedes und im finalen Track wird diese jedoch wieder zunichtegemacht. Leider sind die beiden letzten Titel des Werkes nur auf der CD und digital enthalten. Auf der Vinylscheibe sind sie nicht vorhanden.

Opener des Albums ist Colossus. Der Track beginnt mit einer langsamen Gitarreneinspielung. Danach entwickeln die Saiteninstrumente unter ruhiger Weiterführung und melodischem Einfluss, geleitet durch das Schlagzeug, Volumen. Weiter geht es zunächst mit einer Flüsterstimme und ruhigen Gitarrenanschlägen. Dann kommen böse Growls hinzu, die durch helle Gitarren im Mid-Tempo unterstützt werden. Die Leadgitarre bildet eine melodische Komponente aus. Die Growls werden jetzt tiefer und markant!
Sie erzählen von einem Protagonisten, dessen Augenlicht sowie der gesamte Körper schwach wird. Auch der Geist gerät in Zweifel, ob sein Leben das war was er wollte. Er befindet sich gerade in einer goldenen Dämmerung. Die Königin der Sonne wird ihm seinen Weg weisen! Er wird für immer an die Sonne gebunden sein und die Erde nicht mehr berühren.
Musikalisch findet eine Temporeduzierung statt. Die Saiteninstrumente und das Schlagzeug sorgen für eine ruhige, gefühlvolle Ausprägung des Liedes. Zum Ende des Songs hin, wirken die Bässe noch mal stärker ein und eine Gitarre erzeugt helle Töne im Hintergrund. Ruhig und mit harmonischen Tonfolgen wird der Song zu Ende gebracht.

Nun folgt Rain, ein Stück in dem die Gitarren mittels ruhigen, gefühlvollen Gitarrenzupfern den Song einleiten. Cleangesang kommt hinzu. Das Lied schleppt sich ruhig mittels Schlagzeugführung und Bassbegleitung harmonisch weiter. Die Gitarren leiten dann zu den einsetzenden „teuflischen“ Growls über, die später durch den Cleangesang abgelöst werden. Unter Basseinfluss im Hintergrund schiebt sich eine Gitarre nach vorne. Voluminös führen die Saiteninstrumente weiter, bevor dann wieder schöne, ruhig ausgeführte, melodische Gitarrenklänge folgen. Unter dem harmonisch eingefügtem Cleangesang geht das Stück seinem Ende zu.
Die Lyrics beschreiben ein Gesicht, in dem man eine gebrochene Seele erkennen kann, die sich durch den Fluch des Lebens so entwickelt hat. Einen Menschen so leidend zu sehen ist etwas das mich bricht, heißt es im Text, der in eine Allegorie mündet, in der die Kollision der Welten mit der Sonne beschrieben wird.

Äon ist der nächste Song. Die Gitarren beginnen mit einer schönen Einleitung, die in ein bassbetontes Spiel übergeht und durch Cleangesang mit einer angenehmen Ausstrahlung bereichert wird. Das Schlagzeug begleitet hier langsam und taktvoll. Danach folgen Gitarrenanschläge und die Vocals bleiben etwas im Hintergrund. Später kommen ausdrucksvolle Screams in das Stück, die durch die Gitarren melodisch begleitet werden.
Im Text wird von Schatten und toten Blättern berichtet, die von den vergangenen Jahrhunderten erzählen und dadurch Sehnsüchte erwecken. Es werden Fragen nach Sünde und Frieden und auch nach Vergebung und dem Loslassen aufgeworfen. Kann man das Ende der Welt oder nur das eigene Ende zurückhalten? Kein los lassen, kein Frieden, das Ende der Welt ist meine Schuld heißt es in der Abhandlung.

In dem folgenden Song mit dem Titel Relikt geht es um ein grelles Licht, das die Dinge zeigt, die hätten sein können. Doch alles wird in der Dunkelheit verrotten. Einige gehen zu früh, einige nicht früh genug! Doch das Ich ist bereits gegangen und die Überreste wandeln weiter als Fluch. Dein Körper funktioniert, während dein Geist stirbt. Solltest Du nochmals deinen Schatten betrachten wollen, mache einen letzten Atemzug bevor die Nacht dich holt.
Musikalisch umgesetzt wird der kryptische Text, durch das einsetzten von dunklen und mystisch wirkenden Gitarren. Im Anschluss wird die ruhige Sphäre des Soundbildes, durch die einsetzenden Growls und das Gitarrenvolumen ergänzt. Es geht in dunkler Atmosphäre mit langsamen und bedächtig wirkenden Voices weiter. Die Gitarren bilden eine Melodie aus. Später werden die Growls unter Beibehaltung des melodischen Rahmens etwas heftiger. Das Stück taucht nun in doomige Gefilde ein, während die hellen Gitarren die „Oberhand“ behalten. Screams führen den Song unter Beibehaltung des Soundbildes zu Ende.

Weiter geht es mit dem Track Stonefall. Langsame, gedämpfte Drumbeats eröffnen den Song. Später kommen im Hintergrund die voluminös wirkenden Saiteninstrumente unter Schlagzeugbegleitung mit melodischem Einfluss hinzu. Die einsetzenden Screams, die sich dann in Growls wandeln, klingen leidend im Ausdruck. Die Saiteninstrumente bleiben bei einem langsamen Tempo dominant. Es folgen gezupfte Gitarren, die durch das Schlagzeug unterstützt werden. Später kommen wieder aggressive Growls „in das Spiel“ und der Song wird etwas progressiv zu Ende geführt.
Die Lyrics vermitteln dem Menschen die Erkenntnis, dass wenn die Steine fallen, der Boden verloren geht. Wenn man sich weigert zu lernen, ist man für immer gefangen. Selbst bei einem Meer voller Illusionen wird das Schiff sinken und alle deine Götter und alle deine Schreie werden im Licht verschwinden.

In dem Song Leaving Towards Spring geht es um die Strapazen des letzten Kampfes. Die Seele sucht einen friedlichen Ort. Der Geist wird weitergetragen aber es gibt keinen Weg zurück nach Hause. Am Ende bittet der Protagonist um Vergebung aufgrund seiner Schwäche und möchte die Motte im Kokon von Mutter Erde sein, vergleichbar mit einem Sternenkörper, der bald vereint sein wird.
Das Stück wird durch die Gitarren ruhig und getragen eingeleitet. Schlagzeugbeats setzen ein und die Cleanvocals führen das Lied ruhig unter Gitarreneinfluss weiter. Die Voices erscheinen angenehm im Ausdruck und die Saiteninstrumente erzeugen eine melodisch ansprechende Wirkung, die in eine langsamere Spielweise mündet. Plötzlich erfolgt ein Übergang unter „anklagenden Voices und unter druckvollen Gitarren in das Mid-Tempo. Später geht es in eine ruhige Phase der Saiteninstrumente, die in melodische Sphären mündet. Danach kommen druckvolle, bassbetonte Gitarren zusammen mit anklagenden Cleanvocals in das Geschehen hinein, bevor sich melodische Gitarren in den Vordergrund spielen. Mit einem Ausflug in den Doomkeller endet das Stück.

Es kommt jetzt der Track Amnesty an die Reihe. Schöne Gitarrenanschläge beginnen den Song. Unter Bassvolumen folgt eine ruhige Weiterführung. Die einsetzenden Cleanvocals wechseln im Verlauf unter Gitarreneifluss in Growls. Melodisch und im Wechsel zwischen Cleanvocals und Growls geht es weiter. Später wird das Soundbild zunächst atonal und mündet dann in ruhige Sphären. Ausdrucksvolle Gitarren führen das Lied zu Ende.
Im Text heißt es u.a.: Unter mir gibt es Gräber und die Toten kennen alle meinen Namen. Keine Amnesty, denn ich bin eins mit dir!

Der vorletzte Song des Albums ist Storm Of Light. (Ist genau wie das letzte Stück nur auf den digitalen Tonträgern enthalten). Betonte Gitarren beginnen im Mid-Tempo. Böse Growls kommen hinzu. Die Saiteninstrumente wirken unter Schlagzeugbegleitung doomlastig.
Die Voices erzählen in ruhiger Weise die Geschichte von der Göttin, die gleichermaßen Sklavin ist.
Sie nimmt die Kraft des Lebens und auch des Todes. Wer aus Blut geboren ist, wird ein Sklave sein genau wie die Göttin, gekrönt, gefesselt eingesperrt und missbraucht! „Ich bin der Sturm des Lichts“!
Der Song wird langsam und getragen durch die Saiteninstrumente weitergeführt. Nach dem kurzen Einsatz von Clean Vocals geht es doomlastig weiter, bevor Growls hinzukommen. Im Hintergrund hört man eine helle Gitarre. Zum Ende des Liedes hin, wird das Soundbild ansprechend melodisch.

Horizon ist der Titel des finalen Tracks. Schön langsam beginnen gezupfte Gitarren das Lied. Passend dazu finden sich im Anschluss Cleanvocals ein. Das Schlagzeug leitet mithilfe der dunklen Gitarren zu aggressiven Growls über. Druckvoll und mit melodischem Einfluss geht es weiter. Dann gerät der Song kurz in eine ruhige Phase, bevor es mittels der Cleanvocals im Wechsel mit den Growls, doomig und unter Beibehaltung der Melodie dem Ende zu geht.
Die Lyrics handeln von dem Protagonisten, der den Klängen der Leere lauscht, die immer weiter verschwinden. Im Nebel ruft ihn eine Stimme zu sich. Sie tanzen auf den Gräbern unter der Friedhofshalle. „Wir sind lebendig unter der Erde, jenseits der Sonne“!

Fazit:
Ansprechende Musik besteht nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen nicht nur aus einem auf den Hörer wirkenden positivem Klangbild, vielmehr sollte sie auch in der Lage sein in die Tiefe zu gehen und eine emotionale Wirkung zu erzielen. Dies alles kann das Tal Album von GLARE OF THE SUN bei intensiven und aufmerksamen zuhören vermitteln. Das Soundbild ist nicht genrebedingt gefesselt, sondern bewegt sich zwischen den Klängen. Etwas Black, etwas Doom und auch progressive Einflüsse können vernommen werden. Zum Ausdruck kommen, je nach textlichen Gegebenheiten, mal wütende Abschnitte, die vor allem durch dunkle Growls und einer aggressiven Spielweise oder auch schwermütige Passagen, die durch doomige Elemente, Cleangesang und auch durch melodische Strukturen dargestellt werden.
Die Texte der einzelnen Songs sind kryptisch gehalten und bauen in gewisser Weise aufeinander auf. Es wird der Mensch, die Natur, das Weltall, der Tod und der Lauf des Lebens in seine Zusammenhänge gesetzt und mystisch verwoben. Das Album ist absolut hörenswert!
Den Tonträger gibt es im CD Digipak, auf einer Vinylscheibe und wenn es sein muss auch digital zu erwerben. Wer GLEAR OF THE SUN live erleben möchte, kann zu der Albumrelease Party am 19. Okt. 2024 in die Rockhouse Bar nach Salzburg kommen.

BandGLARE OF THE SUN
AlbumTal
Titel1. Colossus
2. Rain
3. Äon
4. Relikt
5. Stonefall
6. Leaving Towards Spring
7. Amnesty
8. Storm Of Light (CD/Digital only)
9. Horizon (CD/Dirgital only)
LabelLifeforce Records
GenreAtmosphärischer Black Metal - Doom - Prog.
StudioalbumNr. 3
Veröffentlicht13. Sept. 2024
HerkunftÖsterrreich - Deutschland (Salzburg/Traunstein)
Gründung2013
MembersChristoph Stopper: Vocals
Gerald Huber: Gitarre, Vocals
Martin Baumann: Gitarre
Tobias Schwab: Bass
Franz Ebert: Schlagzeug

Verfasst im September 2024
von Roland Hesse

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