CD Review: Mascharat – Mascharat

Inspiriert durch Masken in Verbindung mit der Tradition des Karnevals, produzierte die anno 2010 gegründete, italienische Black Metal Band Mascharat, die aus Mailand kommt, im September 2017 ihr erstes Studioalbum. Der Titel ist Mascharat.
Der Longplayer, mit einer limitierten Auflage von 500 Kopien, ist eine thematische Fortsetzung
der selbst produzierten Demo CD aus dem Jahre 2014.


Hier geht es um den Erkenntnisweg, der in einzelne Phasen unterteilt ist und von den Masken angeführt wird. Mascharat, das Wort entstammt dem Arabischen und bedeutet in die italienische Sprache abgeleitet, soviel wie Maske (Maschera). In die Liedtexte sind Themen aus Literatur, Religion und Philosophie eingebaut.
Die Songs auf dem Silberling sind, bis auf eine Ausnahme, in italienischer Sprache verfasst. Dem Titel Médecin De Peste liegt ein französischer Text zugrunde.

Besonders diejenigen, die dem Ursprungs Black Metal der 90er Jahre gerne ihr Gehör schenken, sollten in das Album mal hineinhören. Wer möchte und das ist bei diesem Werk absolut empfehlenswert, sollte die einzelnen Tracks jeweils mit den dazugehörigen Texten verbinden.
Die Band, die aus vier Members besteht, hat sehr großen Wert auf die Symbiose zwischen Lyrics und Sound gelegt. In dem Booklet der CD sind die Originaltexte auch in englischer Sprache abgedruckt.

Schon das Intro führt den Hörer, bedingt durch die einleitenden Klavierklänge in Verbindung mit dem Backgroundsound, in die Tiefen der Abyss.

Danach folgt der erste Song des Albums.
Bauta beginnt mit aggressiven Screams von Hellequin, dem Sänger der Band, der zusammen mit Grimr für die Gitarrenarbeit zuständig ist. Stilleben bedient den Bass und unterstützt die Band mit seinen backing Vocals. Cutirons sitzt an den Drums und begleitet seinen Sänger bei diesem Track mit einer hohen Schlagfrequenz.
Die textliche Aussage ist das Warten der Masken auf ein Individuum, das besessen von Dämonen sein eigenes Ich sucht, nachdem es vom bisherigen Leben, dem ewigen Karneval, seelisch zerrissen und geblendet von der Dunkelheit der ersten Sünde verführt wurde. Es sucht Vergebung für die Korruption seiner Seele.
Dann folgt ein Flüstergesang, der in aggressiv vorgetragene Gitarrenklänge mündet. Die weiteren Screams gleichen einer Erzählung. Immer wieder wechseln in der Folge Gesang und Gitarren ab, bevor der Song in langsamere Sphären schwebt.
Die Masken erzählen dem Protagonisten, dass die Verdammnis auf ihn wartet. Es ist die Rede von wilden Tigern und Luxuria, der Verschwendungssucht, die sein Fleisch fordern und zerfetzten Adern. Auch Ira, die Göttin der Wut, sowie Acedia, die Allegorie der Gleichgültigkeit, fordern Vergeltung für die Feigheit seines bisherigen Handelns. Gula, die Heilsgöttin, möchte mit seiner Zunge den Boden weihen.
Musikalisch endet der Song mit gleichförmigen Screams, entsprechend der Dramaturgie des Stückes.

Weiter geht es mit Médecin De Peste. Hier wird vom Blut Gottes erzählt, das in eine unfruchtbare, sündige Welt tropft, deren Wurzel in makabren Wünschen versinkt. Lucifer blickt auf den sterbenden Himmel. Die Krallen schwarzer Raben kratzen an den Toren des Himmels. Flammen verschlingen die Menschheit.
Musikalisch beginnt der Song mit einem Gitarrenvorspiel. Es folgen aussagekräftige, tiefgründige Screams. Dann wieder Gitarrenarbeit und Schlagzeugbeats mit vereinzelten Breaks! Alles im Old School Black Metal Stil!
Der Song nimmt einen ruhigen Verlauf und wird durch ein langsames Gitarrenspiel, verbunden mit einem Flüstergesang begleitet. Im Anschluss folgen wieder schnelle Gitarren, ein Schlagzeugfeuer und ein aggressiver Gesang des Frontmannes.
In der weiteren Textfolge handelt das Stück von dem Versuch des Protagonisten, sich aus der Welt des Truges zu befreien. Möge eine neue Welt aus den Fluten entstehen. Verflucht sei das Fleisch. Schreie dröhnen und singen die Stimme eines niedergeschlagenen Geistes. Schwarz wie die Pest sind die Albträume.
Musikalisch wechselt der Song bis zum Ende immer wieder zwischen aggressiven Rhythmen und Breaks.

Es folgt nun Mora. Der Mann, der auf der Suche nach seinem eigenen Ich ist, bekommt von den Masken einen Spiegel vorgehalten, worin er seinen Lebensirrtum erkennt. Satirische Schatten, die aus der Dunkelheit erscheinen, flammende Glut und brennende Luft, sowie das grässliche Schreien von Dämonen werden ihm dargestellt. Die lustvolle Obszönität wird ihm zu Schmerz.
Die Gitarren bringen sich, verbunden mit einem Schlagzeuggewitter, zu Beginn in den Song ein. Dann folgen wieder tiefgründige Screams, die die Aussage des Textes wiedergeben. Zum Schluss wechselt der Song zwischen schnellen Gitarrenläufen und gefühlvollem langsamen Gitarrenspiel.

Nun ist Vestibolo an der Reihe. Es ist ein sehr schöner, instrumental vorgetragener Track, der durch melodische Gitarren und rhythmische Takte des Schlagzeuges geprägt ist.
Zusammen mit dem nun folgenden Titel, der ebenfalls ein Instrumentalstück ist, handelt es sich um eine sehr gute Überleitung vom ersten zum zweiten Teil der Handlung.

Simulacri beginnt mit dem Einsatz aggressiver Gitarren sowie schneller Schlagzeugbeats. Der Rhythmus des Liedes wechselt ständig zwischen schnellen und langsamen instrumentalen Passagen.

Mit Iniziazione wird die Fortsetzung der Handlung (Demo 2014) eröffnet und damit die Geschichte der Masken weitererzählt. Der Protagonist hat seine zerstörte eigene Identität, der ein Umsturz von moralischen und sozialen Werten vorangegangen war, nun zur Kenntnis genommen, jedoch zu dem Erkenntnisgrund wird er auch auf dem Erkenntnisweg nicht vordringen können. Im Text heißt es u.a.: Des Spiegels Augen erzeugen die Kratzer einer falschen Klarheit. Der Gehorsam gegenüber den Wissenschaften und Gott ist verteilt.
Musikalisch beginnt der Song mit einem Sprechgesang, bevor die aggressionsgeladenen Screams von Hellequin, begleitet durch schnelle Schlagzeugbeats, einsetzen. Ein ständiger Rhythmuswechsel, Blast Beats und zum Ende hin nochmal ein ruhiges Gitarrenspiel zeichnen das Lied aus.

Grundsätzlich verzichtet die Band auf dem Album, ganz im Sinne der Tradition des Old School Black Metals, auf eine Bassbetonung. Tiefer gestimmte Gitarren und leicht verzerrter Sound sind obligatorisch.

Der finale Song ist dann Rito. Hier ist der Initiationsweg der Masken zu Ende. Es wird dem Protagonisten vor Augen gehalten, dass seine Hoffnung nur auf Lug und Trug (wohl durch die Masken) beruhte. „Sie tanzen, wenn sie schreckliche Töne durchleben. Kalt, unfähig, leblos, die Schatten bewegen sich, die Glieder hinken.“
Der Song beginnt mit Gitarrenläufen und dreckigen Screams des Sängers. Auch in diesem Track ist wieder alles enthalten, was das Black Metal Herz erfreut. Rhythmisches Schlagzeug, verbunden mit Tempowechsel, langsame Gitarrenläufe, schleppende sowie aggressive Gesangspassagen und zum Ende des Songs begleiten uns nochmals langsamere, betonte Gitarrenklänge.

Das Outro, dass abermals durch Klaviertöne geprägt ist, belässt die Stimmung in tiefer dunkler Atmosphäre.

Insgesamt handelt es sich nach Auffassung des Verfassers um ein Album, das Lust auf mehr macht. Wer sich gerne mit Songtexten beschäftigt und selbige mit der Musik in Verbindung bringen möchte, ist bei diesem Album gut aufgehoben. Ebenso derjenige, dem der Old School Black Metal
zusagt.

BandMascharat
AlbumMascharat
Titel1. Intro 2:11
2. Bauta 5:44
3. Médicine De Peste 11:33
4. Mora 6:07
5. Vestibolo 1:27
6. Simulacri 4:05
7. Iniziazione 8:14
8. Rito 7:07
9. Outro 3:34
LabelSéance Records
GenreBlack Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht15. September 2017
HerkunftItalien / Mailand
Gründung2010
MembersHellequin: Gesang, Gitarre
Grímr: Gitarre
Stilleben: Bass, Back Vocals
Cutirons: Schlagzeug

Verfasst im Mai 2018 von Roland Hesse

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