CD Review: Geisterfels – La névrose de la pierre

Geisterfels ist ein französisches Projekt, dass von Céline Rosenheim anno 2013 ins Leben gerufen wurde. Die Texte, des am 31. Oktober 2017 veröffentlichten Erstlingswerkes mit dem Titel „La névrose de la pierre“, nehmen Bezug zu mittelalterlichen Themen, meist in Verbindung mit Burgen und Ruinen, die durch einen französischen Poeten im neunzehnten Jahrhundert aufgesucht wurden.
Der Ort der Handlung befindet sich in den Tälern zwischen Rhein und Mosel.
Der Sound des Longplayers mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 37 Minuten ist an den Old School Black Metal der 90er Jahre angeglichen, wobei vereinzelte immer wieder einmal atmosphärische Einflüsse assimiliert werden.
Alle Instrumente, die auf dem Album zu hören sind, hat Aldébaran, der eigentlich bei Darkenhöld tätig ist, eingespielt. Die Vocals steuerte Aharon von Griffon bei. Kompositionen und Texte stammen von Nebel, alias Céline Rosenheim. Die Lyrics wurden, bis auf Der Tod und die schwarze Gräfin (ist in Deutsch verfasst), allesamt in französischer Sprache geschrieben.

Der erste Track des Albums trägt den Titel Les ruines du castel.
Es geht gleich im Old School Black Metal Stil los! Das Schlagzeug setzt mit hoher Geschwindigkeit ein. Dazu kommen die aggressiven Screams von Aharon, die durch Breaks und schnelle Gitarrenläufe immer wieder „untermauert“ werden.
Textlich geht es um eine Hexe, die Burg und Felder mit einem Zauber belegt hat. Ein Rabe sagt einen Trauerfall voraus. Der Protagonist wird von der Hexe verdammt und befindet sich in seelischer Gefangenschaft.

Das nächste Lied ist La sentinelle du Rhin.
Der Text besagt, dass am grünen Ufer des Rheins eine Schlacht wütet, bei der kein Blut fließt.
Der Protagonist befindet sich vielmehr in seiner Burg, gedanklich verhüllt in ein Kocon. Er sieht kein Entkommen aus seiner Qual und keine Hoffnung für sich. Seine Bitterkeit kämpft gegen schmerzvolle Erinnerungen aus der Vergangenheit. Gedankensplitter wie „Nur die Zeit ist endlich, der Tod wird die letzten Ritter weiser machen“ oder „sie sind die Ruinen einer Zeit, wo Stolz und Unerschrockenheit noch wie ein Schlachtross voranging“, entspringen seinen Sinnen.
Musikalisch wird der Text durch eine kurze Einleitung begleitet, die dann in aggressive Screams des Sängers mündet. Im Verlauf werden die Vocals etwas langsamer und es findet eine wiederkehrende, melodische Abrundung durch die Gitarren statt.

Weiter geht es mit dem Titel im Nebel.
Schnelle Gitarrenläufe machen hier den Anfang. Dann legt Aharon seine kräftigen, aggressiven Screams über das Geschehen. Im Verlauf werden immer wieder einmal Breaks eingebaut und den Gitarren wird eine eigene Kreativität auferlegt, während der Sänger, seinen Part zugunsten einiger instrumental-melodischer Komponenten unterbricht. Erst zum Schluss des Stückes wird wieder Old School Black Metal ausgepackt.
Der Sound passt hervorragend zum Text, in dem es, wie kann es anders sein, um eine im Nebel liegende Burgruine geht, die im Krieg zerstört wurde.
Ein Mann, der in diesem Nebel wandert und von der modernen Welt ermüdet ist, stellt hier fest, dass Träume nicht nur aus Äther sind, sonder manchmal auch Wirklichkeit werden können.
Er denkt sich, dass die Narben verheilen, so wie der Turm, der von seiner Zerstörung neu erbaut wird. Wie die Ruinen, die mit Mörtel neu aufgebaut werden, so wachen Träume und Albträume wieder auf. Die märchenhaften Geister und Kreaturen, die in den Burgruinen schlafen und althergebrachte Ängste behüten, werden von mutigen Kriegern, die als würden sie gegen Drachen kämpfen, besiegt.

Der vierte Track, II neige sur I´Eltz, ist ein Instrumentalstück. Nach einem langsamen Beginn setzen Schlagzeugbeats ein, die von schnellen Gitarrenläufen begleitet werden. Zum Ende hin folgt dann ein kurzer ruhiger Ausklang durch eine gezupfte Gitarre.

Es folgt Geisterfels! Die Textgestaltung ist, für einen Blackmetal Song, nach Auffassung des Verfassers ziemlich mutig gewählt.
Es geht um ein Fräulein, das auf einem Hügel an der Mosel spazieren geht und dann zu Tode kommt. Ihr heimlicher Verehrer kann den Schmerz nicht überwinden und baut am Ende eine Burg auf der Klippe, von der das Mädchen gesprungen ist, quasi einen Altar der Erinnerung. Die Lyrics sind sehr poetisch verfasst und eher als Metapher zu betrachten.
Musikalisch beginnt der Song gefühlvoll im Midtempo. Nach kurzer Zeit ist dann allerdings Schluss mit Melancholie. Mächtige Screams, die durch Schlagzeugfeuer und schnelle Gitarrenläufe begleitet werden, bringen den Track in die schnelle Richtung. Zwischendurch sind im Hintergrund melodische Gitarrenpassagen zu hören. Von der textlich vorgegebenen lyrischen Thematik ist im Soundbild jetzt nicht mehr viel zu hören.

Weiter geht es mit dem Stück: der Tod und die schwarze Gräfin. Der Text ist auf Deutsch geschrieben, sehr poetisch und könnte deshalb ebenso in den Bereich Gothic passen.
Aber warum nicht mal etwas anderes wagen!
Jedenfalls ist das teils dunkel wirkende Soundbild sehr stimmig dem Text angepasst. Der Song beginnt mit einem ausdrucksvollen, schleppenden Gesang des Gastsängers b. (Carcharoth) von Daemonheim, der durch einen langsamen, getragenen Rhythmus von Gitarren und Schlagzeug begleitet wird. Die Vocals drücken eine Theatralik aus, die der Handlung des Stückes entspricht.
Gegen Ende des Tracks spielen sich nochmals die Gitarren und das Schlagzeug in den Vordergrund, bevor die Sologitarre den Song langsam ausklingen lässt.

Der vorletzte Track, La chapelle recousue, beginnt mit einem kurzen Prelude der Gitarren, bevor die Screams des Sängers einsetzten. Er bekommt massive Unterstützung durch die Gitarren, die sich hier in den Vordergrund spielen und dem Song eine interessante Struktur geben. Old School Black Metal, der durch variantreiches Gitarrenspiel ergänzt wird!

Den Abschluss bildet das Stück Puis vint la chute, dass besonders durch seine instrumentalen Finessen auffällt. Auch hier wird der Old School Black Metal, durch melodische Gitarrenpassagen im Hintergrund, musikalisch etwas ergänzt. Gesang und Schlagzeugfrequenz wechseln ständig ab und geben dem Song „das gewisse Etwas“. Es handelt sich hier um eine wunderbare Abrundung eines gut gelungenen Debütalbums.
Chapeau!!!!!

Gerade das Zusammenfügen von mittelalterlichen Fantasy Themen, bei denen wie hier, Lyrik und Epik im Vordergrund stehen, mit einem Old School Black Metal Sound der 90er Jahre, macht das Projekt interessant. Darüber hinaus ist es gut gelungen, die rauen Black Metal Strukturen, durch den Einbau der Gitarren im Hintergrund, etwas aufzubrechen, ohne die Dynamik des Sounds hierbei nennenswert zu verändern.
La névrose de la pierre, ist ein Album, in das man, insbesondere wenn man den Black Metal der 90er Jahre schätzt, unbedingt mal hineinhören sollte.

Live Auftritte sind derzeit nicht geplant.
Das Album wird sowohl zum herunterladen als auch auf einem CD Silberling angeboten.

BandGeisterfels
AlbumLa névrose de la pierre
Titel1. Les ruines du castel 4:54
2. La sentinelle du Rhin 5:33
3.Im Nebel 6:42
4. II neige sur I`Eltz 2:32
5. Geisterfels 5:52
6. Der Tod und die schwarze Gräfin 4:33
7. La chapelle recousue 3:00
8. Puis vint la chute 5:40
LabelSix Raw Records
GenreBlack Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht31. Okt. 2017
HerkunftFrankreich
Gründung2013
MembersAharon: Gesang
Aldébaran: Alle Instrumente
Nebel: Komposition, Texte

 

Verfasst im Juni 2018
von Roland Hesse

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