CD Review: Tannöd – In dunkler Stunde

Es war einmal, vor gar nicht langer Zeit, da trafen sich inmitten eines dunklen Waldes, am Fuße eines Berges im Chiemgau, einige seelenverwandte Schwarzmetaler. Sie fassten den Beschluss, der interessierten Metalschar, etwas von den fasst vergessenen Mythen und Sagen aus dieser Region zu berichten.


Mit Unterstützung des Labels Black Blood Records, das seinen Sitz, abseits im fernen Brandenburg hat, ist es gelungen, diese Geschichten auf einem Tonträger für die künftigen Metal Generationen festzuhalten.
So trug es sich zu, dass diese Schwarzmetaler sich in einer dunklen Stunde, zu dem sogenannten Tannöd Kollektiv verbanden. Sie leisteten sich gegenseitig den Schwur, dass kein Mitglied dieses Kollektivs seine Identität preisgeben darf, da man gemeinsam der Auffassung sei, dass die handelnden Personen nicht von Wichtigkeit sind, sondern vielmehr die Musik in den Vordergrund rücken soll.

In diesem Sinne beginnt die musikalische Darbietung auf dem Debütalbum mit einem Intro, dass Windgeräusche in Verbindung mit den langsamen Klängen einer akustischen Gitarre darstellt und das nachfolgenden Stück,

Bis zum Letzten Tag einleitet. Der Song beginnt nicht nur mit einem aggressiven Gesangspart im typischen Black Metal Stil, sondern kommt auch gleich mit einer deutlich erhöhten Phonzahl aus dem Lautsprecher. Zwischendurch werden in das Stück immer wieder einmal melodische Flötentöne (Synthesizerklänge) eingebaut und durch den mehrmaligen Tempowechsel wird eine interessante Songstruktur aufgebaut.
In der Fantasie erinnern die kratzigen Screams an grimmige, kalte, frostige Winter, die den betroffenen in der Region mächtig zusetzen. Der melodischen Part des Songs könnte einen Sonnenstrahl suggestieren, der etwas Wärme abgibt.

Weiter geht es mit dem Titel Ohne Wiederkehr, der hinsichtlich der Aggressivität im Gesangspart seinem Vorgängertrack um nichts nachsteht. Die Gitarren und das Schlagzeug bleiben schön im Hintergrund. Alles wird in einem wunderbaren Old School Black Metal Stil dargestellt. Zusätzlich beinhaltet der Song viele musikalische Finessen. Weiter finden diverse gelungene Tempowechsel statt. Die melodischen Parts ergänzen den rauen Grundton in genialer Weise. Ein super Track!

Es folgt dann der Titelsong des Albums. In Dunkler Stunde! Das Stück beginnt mit auffällig dreckigen Screams. Schlagzeug und Gitarren begleiten zunächst den Gesang. Im Anschluss werden die Gitarren freigelassen und dürfen ihren eigenen Part übernehmen, zumindest so lange, bis die Vocals sich wieder einmischen. Dieses Mal jedoch mit einer bösen Growl Stimme.
Im Verlauf des Tracks findet die Abhandlung des Themas in ziemlich aggressiver Gesangstimmung statt.
Der Ausklang wird jedoch melodisch versöhnlich durch die Gitarren zu Ende gebracht.

Das Lied Nummer 5 ist mit Nornensang betitelt. Das Stück nimmt im Verhältnis zum bisherigen Verlauf des Albums eine herausragende Sonderstellung in der Gestalt ein, als das es beispielsweise auch in das Pagan Genre passen könnte, während die bisherigen und die folgenden Songs zwischen Old School und atmosphärischen Black Metal schwanken. Es beinhaltet neben epischen Einflüssen viele melodisch abgerundete Passagen. Nach anfänglicher Gitarreneinspielung setzten die Vocals in Form von krächzenden Screams ein, die im langsamen, schleppenden Tempo stattfinden. Kurze Zeit später erfolgt eine chorale Abrundung in Verbindung mit einer sehr melodischen Gitarrenbegleitung, bevor wieder schnelle Gitarren mit aggressiveren Screams das „Heft des Handelns“ übernehmen.
Mit etwas Fantasie erkennt man durch die Hilfe seiner Vorstellungskraft hier vielleicht einen Zwerg, der in der zerklüfteten Bergwelt sein Unwesen treibt und dann durch eine Norne, die von der Wurzel der Yggdrasil aufsteigt, besänftigt wird.

Der nächste Song ist Herbst. Hier geht es im abwechslungsreichen Reigen des Albums weiter.
Beginnen dürfen die Gitarren, die durch einen Chor im Hintergrund kurz begleitet werden.
Dann setzen die Screams des Sängers, getrieben durch die hohe Geschwindigkeit des Schlagzeuges ein. Gegen Ende des Liedes schaltet der Gesang von den hellen Screams auf tiefere Growls um und die Gitarren leisten bis zum Schluss eine „geniale Arbeit“.

Es folgt O Melancholie. Hier soll dem aufmerksamen Hörer wohl eine Geschichte aus der vergangenen Zeit nahegebracht werden. Mit beispielsweise dem Raubritter Heinz von Stein oder auch dem Minnesänger Tannhauser bieten diverse Sagen rund um das Chiemgau ja auch ausreichend Textmaterial.
Die Einleitung erfolgt in Form von Synthesizer Klängen mit choralem Hintergrundgesang.
Im Anschluss setzten die Screams des Sängers ein, die vom Klangbild her, einen erzählenden Ausdruck vermitteln. Später wird das Tempo des Songs im Old School Black Metal Stil deutlich erhöht, bevor nach einiger Zeit wieder schöne atmosphärische Töne einfließen und das Stück beenden.

Der finale Track trägt den Titel Traumverloren. Der Beginn findet ebenfalls in langsamen, melancholischen Sphären statt. Die Stimme des Sängers bleibt im Midtempo Bereich.
Bass und Gitarren spielen ihren Part im Hintergrund, während der Gesang durch das Schlagzeug begleitet wird. Der Song verfügt über ein bombastisches Klangbild, dass vor allem durch die fetten Gitarren erzeugt wird. Zwischen den Gitarrenriffs findet wieder ein erzählender Gesang statt.
Später setzten noch mal die markanten, aggressiven Vocals des Sängers ein, die das Stück bis zum Ende hin im Old School Black Metal Stil begleiten.

Leider ist an dieser Stelle die CD auch schon am Ende. Es handelt sich um ein Album, bei dem man gerne noch weitere Tracks hören würde. Der Silberling ist abwechslungsreich gestaltet und hervorragend produziert. Vor allem aber hört man, das die Kollektivmitglieder schon öfter mal ein Musikinstrument in der Hand gehalten haben. Ein klasse Werk, dass sich sehen lassen kann und das unbedingt in die CD-Sammlung gehört!
Erhältlich ist die Scheibe bei Black Blood Records!
Hoffentlich findet das Kollektiv bald mal wieder eine Gelegenheit, sich an die Fortsetzung dieses Albums zu wagen! ………….Das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.

BandTannöd
AlbumIn dunkler Stunde
Titel1. Intro 2:19
2. Bis zum letzten Tag 5:49
3. Ohne Wiederkehr 3:52
4. In Dunkler Stunde 5:50
5. Nornensang 6:36
6. Herbst 4:57
7. O Melancholie 4:30
8. Traumverloren 10:04
LabelBlack Blood Records
GenreAtmosphärischer Black Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht12.Okt. 2018
HerkunftAus den dunklern Wäldern des Chiemgaus
GründungUnbekannt
MembersDas Tannöd Kollektiv

 

Verfasst im Oktober 2018
von Roland Hesse

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