CD Review: Ancst – Summits Of Despondency

Am 18. September 2020 bringt das Berliner DIY-Kollektiv Ancst, unter Führung von Mastermind Tom Schmidt ihr viertes Studio Album und damit ihre 23.Veröffentlichung seit dem Jahr 2011 an den Start!
Man hat der Hörerschaft offensichtlich etwas zu erzählen!


Im brachialen Hardcore Style, der durch schwarzmetalische Töne unterwandert ist, greift die Band vor allem Themen wie soziale Ungerechtigkeiten auf und teilt der Öffentlichkeit in dem neuen Album „Summits Of Despondency“ ihren Standpunkt mit. „Und das laut und deutlich“!

So beginnt der erste Titel „Kill Your Inner Cop“ mit wuchtigen Bassgitarren und einem darauf folgenden rhythmischen Schlagzeugeinsatz. Nach einer Temposteigerung erfolgt ein Rhythmuswechsel. Danach setzten die aggressiven Vocals des Sängers ein und kritisieren in scharfer Weise Recht und Amtsmissbräuche im Rahmen der Exekutive, vielleicht auch mit Bezug auf die derzeit in der Öffentlichkeit diskutierten Polizeiübergriffen in den USA.
Das Schlagzeug befindet sich mittlerweile im Black Metal Modus. Nachdem sich die Gitarren im Anschluss in den Vordergrund gespielt haben, klingen die Vocals immer wütender und das Schlagzeug prügelt bis zum Songende weiter dazu.

Mit Inferno folgt ein Stück, bei dem zunächst die Blast-Beats dominieren, bevor ein messerscharf wirkender Gesang einsetzt, der imVerlauf bedingt durch die Bassläufe und die tiefen Gitarren in Verbindung mit den aggressiven Beats des Schlagzeugs „gefühlt“ immer dunkler wird.
Das Stück handelt von falschen Versprechen, Lügen und Frustrationen eines Protagonisten, dem wohl Unrecht angetan wurde und der zwischen Racheplänen und Verzagtheit schwankt.

Der folgende Track ist Final Hour. Das Schlagzeug geht hier gleich auf Tempo und haut den Hörern die Blast-Beats um die Ohren! Tom Schmidt schreit sich „gefühlt“ die Lunge aus dem Hals, bevor ihn ein Rhythmuswechsel zunächst stoppt und die tief gestimmten Gitarren sowie der Bass in das Geschehen eingreifen. Der Gesang gleicht sich dem instrumentalen Mid-Tempo wieder an und die Gitarren erzeugen einige melodische Töne. Es wird von Anpassung, Hass und an den Rand gedrängten Minderheiten erzählt. Die Saiteninstrumente führen das Geschehen nun kurz weiter, bevor der Sound in den Black Metal Modus übergeht. Nur die Screams bleiben im Hardcore Bereich, während die Gitarren im Hintergrund noch einige moderate Töne beisteuern.

Der vierte Song lautet Praising The Realm Of Loss! Auch dieses Stück schwankt wieder zwischen aggressiven Hardcore Passagen und klassischen Black Metal Strukturen, wobei hier noch ein Sprechgesang eingebaut ist, der durch die Gitarren, die das Stück variantenreich begleiten, unterstützt wird. Inhaltlich handelt es von dem Wunsch nach Einsamkeit und dem Verlassen gesellschaftlicher Abhängigkeit. Besonders das Bedürfnis nach dem Verstoß gegen den Sozialkodex und dem Verlassen „all der Maden im Leben“ kommt in dem Text zum Ausdruck. Ebenso das Verlangen nach der Wahrheitsfindung!

Die beiden nächsten Tracks sind The Burden Of Hope Part I und Part II. Während der Part I eine gelungene Abwechslung respektive eine Antipode zum gesamten Klangbild des Albums in Form von gezupftem Gitarrenspiel und schönen, ruhigen dahinschreitenden Gitarrentönen abbildet, beginnt der Part II basslastig und das Schlagzeug geht in den Tempomodus über. Die hellen Gitarren im Hintergrund setzten den Akzent. Dann folgen wieder wütende Vocals und dass Schlagzeug befindet sich bis zum Schluss in einen Geschwindigkeitsrausch. Der Text handelt wohl in kryptisch dargestellter Weise von den für den Protagonisten schmerzhaften Zerfall einer geschätzten Beziehung.

Das siebte Lied des Albums ist Razed Eden. Es handelt sich um einen inhaltlich dunklen Song. Seit dem Ende des Paradieses hat sich auf dieser Welt nicht viel geändert. Es ist die Rede von ewiger Strafe, Krieg, Trostlosigkeit, absterben dieser Welt, Verdammnis und höllischer Verwesung. Und wer hat dieses Chaos verursacht? Wir, die Menschen!
In diesem Sinne beginnt der Song mit Windgeräuschen und einer melodischen Synthesizer-Einspielung. Eine Frauenstimme nimmt, begleitet durch das Schlagzeug den Gesangspart auf. Es folgen einige klagende Screams von Tom Schmidt dazwischen! Die Gitarren übernehmen und führen den Song im Mid-Tempo weiter, bevor die Vocals aggressiver werden. Die Gitarren spielen sich dabei zeitweise in den Vordergrund und der Gesang erzählt mittels wütender Screams seine Geschichte.

Der nächste Titel ist Abysm Of Existence. Gitarrensalven, aggressiver Gesang und ein Schlagzeug im Black Metal Modus sowie gelungene Rhythmuswechsel prägen diesen Song, in dem Aussagen getroffen werden wie z. B. „Ich erinnere mich, dass ich mich selbst abgeschlachtet habe, um zu Euch zu passen“ oder was ich immer wollte, ist frei zu sein.“ Lebenslüge!
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Sänger sich im Verlauf die Seele aus dem Leib schreit! Zum Ende des Songs geben die Gitarren nochmals selbstständig einige Töne ab.

…..Of Dying ist Song Nummer neun. Die Gitarren dürfen beginnen. Das Schlagzeug kommt hinzu und die Screams wechseln zwischen aggressiv und anklagend. Im Verlauf hat man den Eindruck, dass Gesang und Schlagzeug einen Geschwindigkeitswettbewerb veranstalten. Erst die Gitarren unterbrechen das Geschehen, bevor es im Anschluss wieder in gewohnt aggressiver Form weiter geht. Der Text handelt vom Lauf des Lebens, der Erkenntnis und dem Aufarbeiten des bisher geschehenem sowie dem Bewusstsein, das sich irgendwann alles auflöst!

Titel Nummer zehn lautet Denazification. Ignoranz, Unwissenheit, Angst! All das sind keine Ausreden! Stimmen, die den Hass predigen, werden singen! Aufwachen ist besser, als die Augen vor einer rückwärts gewandten Weltsicht zu verschließen! Der Song Entnazifizierung setzt den Text mittels Gitarrensound in Verbindung mit dem Schlagzeug und einer aggressiven Stimme um.
Nach einem kurzen Rhythmuswechsel kommen die Gitarren wieder in die „Tonspur“und fügen eine Melodische hinzu. Dieser Wechsel findet bis zum Ende des Liedes statt. Ein wütendes Soundbild bildet das Ende des Songs ab.

Monotony of Anguish ist der vorletzte Song. Voller Frustration stellt der Protagonist sein Leben in Frage. Gier, Bigotterie, Verwüstung des Geistes uvm. ist die Realität aus seiner Sicht. Für die Idee der Freiheit findet er keinen Platz mehr in der falschen Welt. „Ich bin kein Mensch, nur eine Hülle“,
heißt es im Text. Die musikalische Umsetzung erfolgt zunächst mittels der Gitarren, die voluminös in einer gleichmäßigen Tonlage beginnen. Die einsetzende Screams bleiben im Mid-Tempo, allerdings mit einer aggressiven Ausstrahlung. Kurzzeitig werden die Saiteninstrumente alleine gelassen, bevor die wütenden Vocals wieder übernehmen.

Der letzte Song des Albums ist Monolith. Die tief gestimmten Gitarren bewegen sich zunächst einmal in den Doomkeller. Dann folgen wütende Vocals die durch das Gitarrenspiel im Hintergrund bereichert werden. Es wird ein aggressiv harmonisches Miteinander zwischen den Instrumenten und den Screams erzeugt. Teilweise tragen die Saiteninstrumente zu den melodischen Einflüssen im Hintergrund bei. Die klagenden Screams des Sängers
bilden den Schluss des inhaltlich depressiv ausgestalteten Songs ab, der endgültig durch die Gitarren beendet wird.

Fazit:
Es handelt sich um ein interessantes Werk, in dem der Hardcore mit einzelnen Black Metal Komponenten fusioniert wird. Ancst, das Berliner DIY-Kollektiv nimmt sich bei der sozialkritischen Textgestaltung kein Blatt vor den Mund. Die Lyrics, die man durchaus einmal durchgelesen sollte, werden in aggressiver Weise und im Hardcorestil vorgetragen, während die Black Metal Passagen instrumental geschickt in die Tracks eingebaut sind. Genau die Kombination dieser beiden Stilelemente verleiht dem Album respektive den Lyrics, die sich ja überwiegend mit sozialen Ungerechtigkeiten befassen die nötige Aussagekraft! Die Hardcoreelemente behalten bei dieser Produktion die Überhand! Die Puristen beider Genres werden dem Werk vielleicht zunächst etwas skeptisch gegenüber stehen. Setzt man sich jedoch einmal mit der Musik und den Texten im Einzelnen auseinander, kann man bei offener Betrachtungsweise sicherlich Gefallen an dem Album finden, dass durch das DIY Ancst Kollektiv selbst aufgenommen, abgemischt, gemastert und mit Hilfe von Lifeforce Records der Metalschar zur Verfügung gestellt wird.
Erhältlich ist das Album als CD oder limitierter Vinyl Pressung.

BandAncst
AlbumSummits Of Despondency
Titel1. Kill Your Inner Cop 3:23
2. Inferno 2:24
3. Final Hour 4:10
4. Praising The Realm Of Loss 3:36
5. The Burden Of Hope Part I 1:25
6. The Burden Of Hope Part II 3:24
7. Razed Eden 4:19
8. Abysm Of Existence 3:27
9. ...Of Dying 2:57
10. Denazification 5:08
11. Monotony Of Anguish 4:46
12. Monolith 5:40
LabelLifeforce Records
GenreBlack / Hardcore Metal
StudioalbumNr. 4
Veröffentlicht18. September 2020
HerkunftDeutschland / Berlin
Gründung2011
MembersTom Schmidt: (Vocals und alle Instrumente)
Live Members:
Jonas: Gitarre
Robert: Gitarre
Stefan: Bass
Conor Michael: Drums

Verfasst im September 2020
von Roland Hesse

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