CD Review: Maahes – Reincarnation

Endlich ist es so weit! Das Warten hat ein Ende! Nach der Debüt EP Ancient Force aus dem Jahr 2016, wurden die durch die Black Metaler von Maahes verursachten Töne, die schon seit einer langen Zeit über dem Bayerischen Wald schwebten, eingefangen und über das Label MDD Records auf eine CD implantiert. Reincarnation lautet der Titel des neuen Albums und dringt, wie kann es bei Maahes anders sein, mittels ihrer Lyrics tief in die ägyptische Mythologie ein.

Wie die Bandmembers selbst berichteten, wurde das Album bereits im Jahr 2017 fertig gemixt und gemastered, sowie ein komplettes Artwork erstellt. Die hochwertige Produktion, die sich nicht zuletzt auch durch die technischen Möglichkeiten ergab, vermittelte der Band jedoch nach kritischem Hinterfragen den Eindruck, ein „Werk des Teufels“ geschaffen zu haben. Es wirkte zu präzise und zu geschliffen, also wie aus der Retorte geboren. Für die Band war kein Bezug mehr zu den eigenen musikalischen Fähigkeiten und vor allem zu der eigenen Live Performance zu erkennen. Diese Einsicht veranlasste die vier Musiker von Maahes, die komplette Produktion zu verwerfen und noch mal von vorne zu beginnen.

Im Nightside Audio Studio in Solingen wurde Reincarnation nochmals neu produziert. Aufgrund dieser Vorgeschichte könnte man vermuten, dass das Werk seinen Titel nicht nur wegen der inhaltlichen Thematik, sondern auch in Verbindung mit seiner Reincarnation trägt! Ab dem 18. September 2020 wird der Silberling nun für die geneigte Hörerschaft freigegeben.

Mit dem Intro Sacrifice geht die Reise durch das Land der Sphinxe und Pharaonen los. Langsam tasten sich hier das Schlagzeug und der Synthesizer unter Zuhilfenahme einiger eingebauter traditioneller Baladi Töne in Richtung des Albumtiteltracks

Reincarnation heran! In diesem Song wird ein Sklave beschrieben, der geboren wurde, um König zu sein. Dennoch verbrachte er sein Leben in Unterdrückung und Finsternis. Tot geglaubt sammelte er seinen gesamten Hass und erschien mit unzähligen wiedergeborenen Leichen bei seinen Peinigern, um sich zu rächen.
Musikalisch beginnt das Stück kompromisslos im Old School Black Metalmodus. Das Schlagzeug geht auf „Temperatur“ und Horus stimmt mit seinen markanten Screams in das Geschehen ein. Er erzählt die Abhandlung unter „Gitarrenverfolgung und Schlagzeugfeuer“!

Dann folgt Irreversible. Auch hier taucht der Song tief in die schwarzmetalische Tradition ein. Die Screams passen sich flexibel den Gitarren an, die zunächst dem temporeichen Schlagzeugspiel folgen. Im Verlauf rücken die Saiteninstrumente in den Vordergrund und bilden das Klangbild zusammen mit den markanten Vocals vordergründig ab. Später geht das Schlagzeug wieder in den Hochgeschwindigkeitsmodus, während sich Horus mit seinem inzwischen rhythmisch angepassten Gesang nicht aus der Ruhe bringen lässt. Dann darf die Gitarre zu einem Solo ansetzten und leitet dadurch gewissermaßen einen Rhythmuswechsel ein, der im Anschluss in ein melodisches Klangbild mündet. Textlich geht es um den Verrat an dem Gott der Verräter. Als Retter der Zeit und Herr des Gemetzels könnte damit die Gottheit Maahes gemeint sein. Es ist die Rede von Reuelosigkeit sowie unvorstellbar grausamen, ekelerregenden Szenen.

Titel Nummer vier ist Perfection. Hier wurde die Handlung inhaltlich von Ägypten nach Israel verlegt und man widmete sich dem Verkünder Gabriel. Aufgrund seiner Botschaft zweifelt er wohl an sich selbst und stellt sein Handeln infrage.
Der Song beginnt mit wuchtigen Gitarren, in die sich dann die Screams einfügen, die die Geschichte im Mid-Tempo erzählen. Dann legen die Gitarren an Geschwindigkeit zu. Nach der Einspielung einer Flüsterstimme und einer melodischen Komponente findet eine kurze Rhythmusänderung in aggressivere Gefilde statt. Die Screams wechseln zwischen hell und dunkel.
Danach geht es rhythmisch druckvoll weiter. Zwischendurch spielt die Gitarre einige interessante Baladi Töne ein und beendet den Song mit einer melodischen Kurzeinlage. Ein klasse Stück!

Invincible ist der nächste Track. Mit brachialen Screams geht es los, die kurzzeitig durch eine melodische Einlage besänftigt, sich aber sofort wieder durchsetzen und dann zweistimmig aggressiv weitergeführt werden. In der Folge übernehmen die Gitarren und geben den Rhythmus für den Gesang vor. Einige folkloristische Töne aus dem alten Ägypten werden wieder eingebunden.
Mit einem ruhigen melodischem Part endet das Lied. In dem Song ruft der Protagonist Dämonen und Herrscher der Unterwelt an, um ihn unbesiegbar zu machen, mit dem Ziel, Richter über Leben und Tod zu werden.

Es geht weiter mit Master Of The Black Arts! Der Großmeister der schwarzen Künste agiert so lange, bis der wahre Herrscher erscheint und zwischen Gut und Böse definiert!
Der Song beginnt mit einer Gitarreneinspielung. Es folgen die Vocals, die in Verbindung mit den Saiteninstrumenten und diversen stattfinden Tempowechseln die Geschichte vom Meister der schwarzen Künste erzählen. Im Anschluss erzeugen die Gitarren einige Melodien, bevor der dunkel wirkende Gesang wieder einsetzt und die Geschichte weiter erzählt.

Decisive Strike ist der nächste Track! Der Krieg rückt näher, Satan ist nahe! Die Söldner sind vorbereitet, höllische Hexen und Dämonen werden einen harten Tod sterben, alles brennt nieder, um es wieder aufzubauen, bis zum Tage des jüngsten Gerichts.
Musikalisch entwickelt sich der Song aus einer langsamen Synthesizer Einspielung. Die Gitarren übernehmen im Anschluss und das Schlagzeug geht in den Tempomodus über. Dann bilden die Gitarren einige melodische Einflüsse in Verbindung mit interessanten Riffs und diversen Tempowechseln ab. Nach einiger Zeit setzten die zweistimmigen Screams ein, die unter Begleitung der Saiteninstrumente und dem Schlagzeug die Geschichte im Mid-Tempo zu Ende bringen.

Der folgende Song Idolization ist eine wunderbare, ruhige und melodisch instrumental dargebrachte Zwischenstation, die direkt in den letzten Song des Albums mündet.

Final Chapter Of Apocalypse, der Schlüssel zu den Toren der Hölle in der dunkelste Energie geschmiedet wird, liegt bereit. Die Dämonen werden mit jungfräulichem Blut gefüttert. Die Bekehrung ist vollzogen und alle Gefühle vernichtet! So beginnt mit schnellem, jedoch melodisch durchsetztem Tempospiel, in das die Screams wunderbar mit einbezogen sind, das letzte Kapitel der Apokalypse. Das Stück ist von melodischen Strukturen und diversen Tempowechseln geprägt. Hervorragend setzt sich auch immer wieder die Gitarre mit interessanten, melodischen Komponenten in Verbindung mit dem Synthesizer ein. Die abermals in die Melodie eingebrachten Screams ergeben einen schönen Abschluss des Albums!

Das lange warten auf die Scheibe hat sich gelohnt! Das Werk beinhaltet im Grundton die klassischen Old School Black Metal Strukturen, ist aber mit viel Liebe zum Detail und durch diverse technische und melodische Komponenten hervorragend ergänzt. Auch der thematische Bezug zur ägyptischen Mythologie ist durch sinnvoll eingefügte, jedoch nicht übertrieben dargestellte musikalische Einflüsse gegeben. Der Erwerb der CD kann dringend empfohlen werden!
Wer die Band im Rahmen der Vorstellung des neuen Albums live sehen möchte, hat soweit noch Tickets vorhanden sind, die Gelegenheit, diese am 19. September 2020 Live im Backstage in München zu erleben.

BandMaahes
AlbumReincarnation
Titel1. Sacrifice 1:18
2. Reincarnation 4:23
3. Irreversible 5:36
4. Perfection 3:51
5. Invincible 4:01
6. Master of Black Arts 5:06
7. Decisive Strike 5:27
8. Idolization 1:26
9. Final Chapter Of Apocalypse 4:54
LabelMDD Records / Black Sunset
GenreBlack Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht18. September 2020
HerkunftDeutschland / Umgebung Grafenau
Gründung2015
MembersHorus: Gesang, Bass
Thot: Gitarre
Anubis: Schlagzeug
Osiris: Keyboards
Live Unterstützung-
Seth: Gitarre

Verfasst im September 2020
von Roland Hesse

1 thought on “CD Review: Maahes – Reincarnation”

  1. Endlich dazugekommen, die Scheibe zu hören, was ich auch gleich mehrmals hintereinander gemacht habe…
    Das Album ist extrem abwechslungsreich und jeder Song hat seine eigene komplexe Struktur. Die besten Stücke sind für mich Master Of Black Arts, Decisive Strike und Final Chapter Of Apokalypse, wobei alle Songs extrem stark sind. Ich konnte keine Schwächen oder Überlängen ausmachen. Somit schließe ich mich dem Autor an: Ein Muss für jeden, der auf komplexen und anspruchsvollen Black Metal steht. 9 Pommesgabeln von 10 🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘🤘.

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