CD Review: Wolves Den – Miserere

Miserere wurde das zweite Studioalbum der Münchner Black Metaler von Wolves Den benannt, dass am 24. April 2020 über das Label Trollzorn Records den Hörern zur Verfügung gestellt wurde. Offen bleibt jedoch, ob der Titel des Longplayers dem medizinischen Synonym für das Koterbrechen entliehen wurde oder ob er dem 51. Psalm in der Vulgata entsprungen ist.

Im Übrigen wurde der Bußpsalm durch den Komponisten Gregorio Allegri im 17. Jahrhundert als Kirchenlied vertont und unterlag einem Weiterverbreitungsverbot bei der Strafe der Exkommunikation. Gut, dass die Band nur den Titel des Werkes übernommen hat! So wird sie wohl um einen Kirchenbann herumkommen.

Der erste Titel des Silberlings lautet Tides of Hate und ist, wie auch der Abschlusstrack des Albums in englischer Sprache verfasst. Alle anderen Songs beinhalten deutsche Texte.
Das Schlagzeug erzeugt zu Beginn die ersten rhythmischen Töne, bevor sich die Gitarren in das Geschehen einmischen. Kurz darauf fügt Helge in dynamischer Weise seine markanten Screams ein, die von Hoffnungslosigkeit und Trauer erzählen. Eine auserwählte, schuldige Seele verschwindet im Nebel, weit vom Licht entfernt, ohne Hoffnung auf Erlösung oder Reinigung und wird sich dem Schwert des Schicksals unterwerfen müssen, dass durch die Gezeiten des Hasses bestimmt ist. Musikalisch geht der Song in den Black Metal Modus über und wird durch die melodisch eingefügten Gitarrenriffs und die aggressiven Vocals des Sängers in ansprechender Weise gestaltet. Der Track endet mittels einiger Blastbeats von Manuel, die von den beiden Gitarristen Stefan und Mexx abgerundet werden.

Song Nummer zwei ist Pfad ins Dunkel. Die Lyrics wirken mystisch und sind in Reimen verfasst. Ein Textauszug lautet beispielsweise „Ich weiß deinen Namen, ich kenne Dein Gesicht. Ich weiß deine Taten, doch wer du bist, weiß ich nicht.“
Musikalisch eingeleitet wird das Ganze zunächst durch einige langsame, wohlklingende Gitarrenlaute. Danach geht das Schlagzeug auf Tempo und Helge packt seine aggressiven Screams aus, die variabel der Handlung angepasst sind. Das Stück geht teilweise in den Hochgeschwindigkeitsbereich, wird aber immer wieder durch gut angepasste Tempowechsel dynamisch beeinflusst.

Es folgt der Titel „Frost in mir“, der von einer unstetigen Reise ohne Rast auf alten Pfaden durch eine Winterlandschaft erzählt. Durch ein Licht geleitet, kommt Klarheit in den trüben Blick. Wohl eine Metapher!
Langsam eingespielte Gitarren werden durch Blastbeats abgelöst, bevor Helge seine diesmal aggressiv gestalteten Töne einfließen lässt. Das Schlagzeug bleibt zunächst im Black Metal Modus, während die Gitarren immer wieder melodische Klänge beisteuern. Auch hier finden interessante Tempowechsel statt. Mal hämmert das Schlagzeug, dann fügen die Gitarren wieder ihren Part in unterschiedlicher Geschwindigkeit hinzu und immer wieder drückt der Frontmann seine Screams dazwischen. Ein musikalisch sehr interessant ausgeführter Song.

Nun folgt Nachtmahr. Langsam und bedächtig spielen sich die Gitarren ein. Dann geht das Schlagzeug auf Tempo und Helge erzählt mittels seiner flexiblen Screams, die in der Ausführung etwas an seine Tätigkeit bei einer früheren Band erinnern, die Geschichte vom Nachtmahr. Zwischendurch werden einige langsame Gitarrenklänge erzeugt und die Stimme entwickelt sich in eine mildere Richtung, umrahmt durch melodische Einflüsse, die bis zum Schluss anhalten.

Der nächste Track heißt Häresie. Es geht um Lüge, Gottesbeweis, Anklage und Urteil, verbunden mit der Rache des Himmels in form von Sturm und schwarzem Sog.
Das Stück endet mit den Worten: „Zornes Glut dem Wind zum Gruße. Fleisches Macht des Geistes Häresie“. Manuel geht an seinem Schlagzeug gleich mal in den Tempomodus und zwingt dadurch seinen Frontmann in einen Geschwindigkeitswettbewerb, dem beide standhalten. Im Verlauf sorgen Mexx und Stefan mit ihren Gitarren für auflockernde Gitarrenriffs, die sich später dem Schlagzeug und der Stimme des Sängers anpassen.

Antaios beginnt mit einer choralen Einspielung. Im Anschluss folgen die tief gestimmten Gitarren und das Schlagzeug. Zusammen mit seinem Bass presst Helge, immer noch begleitet von dem choralen Hintergrundgesang, seine Vocals auf den Silberling. Nachdem die Begleitstimme das Geschehen verlassen hat, mischen sich ersatzweise die Gitarren mit viel Melodie ein. Dann geht der Song in die leicht doomige Richtung und wird durch unterschiedliche Vocals gestaltet. Man hat zeitweise das Gefühl, durch Raum und Zeit zu schreiten. Nach einigen aggressiven Screams findet der Song in dem es um das zu Staub werden geht, einen versöhnlichen Ausklang.

Melancholera ist das vorletzte Stück dieses Albums. Mit einer melancholischen Wanderung durch eine dunkle, kalte mit Mondlicht beschienene Herbstlandschaft kann man diesen Song umschreiben.
In diesem Sinne beginnt das Stück auch mit viel Melodie, die durch die Saiteninstrumente erzeugt wird. Später geht das Schlagzeug auf Tempo und der Sänger bringt seine, dieses mal gespenstisch wirkenden Screams mit ein. Das Schlagzeug klopft im Hintergrund, der Gesang schreitet gleichförmig voran und die Gitarren erzeugen einen Melodien-Teppich. Ein klasse Stück!

Nameless Grave ist der Abschlusssong des Miserere Albums. „Begrabt mich in einem namenlosen Grab! Ich kam von Gott, um die Welt zu retten“. Die bekannte Abhandlung wurde textlich etwas
der Dramaturgie angepasst. Empfehlenswert ist es, diese wie auch die anderen Lyrics des Werkes, so man möchte einmal anzuschauen!
Es geht los mit einem Einspieler, der dann von der Gitarrenfraktion weitergeführt wird. Nach einer kurzen stimmlichen Einspielung setzten Helges Screams in rhythmischer Form ein und erzählen die Geschichte. Kurzweilig und abwechslungsreich führen die Instrumente in Verbindung mit einigen Rhythmuswechseln im traditionellem Black Metal Stil und die melodischen Gitarrenriffs „durch das Programm“.

Zusammenfassend kann man wohl durchaus behaupten, dass dieses Werk seinen Namen „Miserere“, zumindest wenn man die Begrifflichkeit aus der Medizin entnimmt, nicht verdient! Das Hören dieser CD verursacht sicherlich keinen Ausscheidungsprozess, in welcher Form auch immer!
Das Gegenteil ist der Fall! Empfehlenswert wäre es, das Album einige male durch den CD-Player laufen zu lassen. Erst dann kommen nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen die Feinheiten zu Gehör. Die Band hat den Old School Black Metal Stil als Basis verwendet. Durch gezielte Rhythmuswechsel und den Einbau von interessanten, sehr häufig auch melodisch gestalteten Riffs erhält das Werk eine Stimmigkeit in sich, die dem Hörer neben den rauen, aggressiven Black Metal Strukturen ein angenehmes und abwechslungsreiches Hörgefühl vermittelt. Vielleicht hätte man zur Abrundung des Albums als Abschluss Track den herausragenden Song Melancholera nehmen können. Aber diese Aussage stellt nur eine meinungsspezifische Randnotiz dar.
Die CD gehört in jedem Fall in einen schwarzmetalischen Plattenschrank. Erwerben kann man sie idealerweise auf der Shop Seite der Band.

BandWolves Den
AlbumMiserere
Titel1. Tides of Hate 4:47
2. Pfad ins Dunkel 4:40
3. Der Frost in mir 6:08
4. Nachtmahr 5:07
5. Häresie 5:04
6. Antaios 5:59
7. Melancholera 4:46
8. Nameless Grave 7:30

LabelTrollzorn Records
GenreBlack Metal
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht15. Mai. 2020
HerkunftDeutschland / München
Gründung2014
MembersHelge Stang: Gesang, Bass
Mexx Steiner: Gitarre
Stefan Botz: Gitarre
Manu Di Camillo: Schlagzeug

Verfasst im Oktober 2020
von Roland Hesse

 

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