CD Review: atlases – woe portrait

Knapp vier Jahre, nachdem der Ex Gitarrist von Oceanwake, Ville-Veikko Laaksonen, die Band atlases gründete, geht nun das zweite Studioalbum der fünf Finnen an den Start. Mit woe portrait, kommt ein Werk auf die Hörerschaft zu, dass aufgrund von verschiedenartigen Adaptionen aus diversen Genres nicht nur den melodischen Death Metal bereichert, sondern bedingt durch dunkle, atmosphärische Einflüsse auch eine besondere Stimmung ausstrahlt. Die Bandbreite der Produktion beinhaltet sowohl dynamische, brutale sowie brachiale Phasen, aber vermittelt auch sehr oft ruhige, melancholische Eindrücke. Das Album erscheint am 23. Oktober 2020 über das Label Lifeforce Records.

Los geht des mit Dreadligth. Das Stück schreitet zunächst langsam, jedoch in wuchtigen Tonfolgen voran, bevor die tiefen markanten Growls des Sängers einsetzen. Nachdem das Geschehen durch einige Clean Vocals ergänzt wird, übernehmen tiefe Gitarrensalven in Verbindung mit einem aggressiv wirkenden Soundbild. Die Vocals werden durch helle, melodische Gitarren im Hintergrund ergänzt. Dann setzten markante Schlagzeug Beats und tief gestimmte Gitarren ein.
Teils progressiv, teils melodisch geht der Song im Wechsel zwischen Clean Vocals und Growls weiter und macht zwischendurch auch einmal einen Ausflug in den dunklen Doom Bereich.
Inhaltlich behandelt das Geschehen einen nicht enden wollenden Sturm. Dabei steigen wache Schatten in das Totenreich auf und Geister jagen durch die endlose Nacht in Richtung Mond. Sie
fürchten das Licht.

Der nächste Song ist Halos. Karmesinrote Scheinfeuer begleiten den Geist des Herbstes in Richtung des nahenden Winters. Haloinside dienen als unfertige Unterschlüpfe, kalt und still! Sie erinnern an Heiligenscheine. Musikalisch beginnt das Stück mit tiefen, rhythmischen Bässen. Die Gitarren ergänzen den Sound und bilden die Melodie ab. Der Clean Gesang kommt hinzu, bevor die markanten Growls das Geschehen übernehmen. Nach einem Rhythmuswechsel kommen wieder die Clean Vocals zum Zuge, während die Gitarren im Hintergrund wieder für die Melodie zuständig sind. Aggressive Growls in Verbindung mit mystischen Klängen führen den Song zum Ende.

Track Nummer drei ist Eternia! Von diesem Song gibt es auch ein Video. Gezupfte, langsam gespielte Gitarren beginnen den Song. Hinzu gesellt sich das Schlagzeug mit gefühlvoll eingefügten Tonfolgen, die eine schwebend atmosphärische Wirkung erzielen. Ein ebenso gefühlvoller Cleangesang kommt hinzu, bevor aggressive Growls, die im Hintergrund durch ein helles Gitarrenspiel begleitet werden, für eine Stimmungsänderung sorgen. Bässe fügen sich ein und nach einem Rhythmuswechsel hört man langsame, melodisch gezupfte Gitarren. Zum Ende hin, bilden nochmal die markanten Growls in Verbindung mit einem voluminösen Instrumenteneinsatz das Songgeschehen ab, das von den Türmen des Schicksals handelt. Zum Schluss heißt es in dem Stück: „Endloses Wachstum eines verworrenen Netzes, das die hohle Erde bedeckt. Wir sind nicht für die Ewigkeit bestimmt“.

The Unsung Lament Pt. I (Apparition) und The Unsung Lament Pt. II (Silhouettes) sind die nächsten Tracks dieses Albums. Ruhige, getragene Melodien und gefühlvoll ausgeführte Vocals zeichnen den Part I aus, jedenfalls bis kurz vor Schluss. Da reißen einige wütende Growls den Hörer aus der Lethargie. Part II kommt nach einem ruhigen und gefühlvollen Beginn in eine progressive Marschrichtung, bis hin zu aggressiven Growls. Es wird hier eine dunkle Atmosphäre durch die Saiteninstrumente und dem Schlagzeug erzeugt. Die Clean Vocals in Verbindung mit schönen akustischen Gitarrenklängen im Hintergrund münden später in eine doomige Phase. Growls und Clean Vocals zusammen und im Wechsel bringen den Song zu Ende.
Textlich geht es in den Stücken um Allegorien, die man als Trauer über das Absterben der Welt interpretieren könnte.

Der Track Nummer sechs lautet Phoenix Trail! Hier geht es um einen Pfad, der unter Lügen und Schwäche durch die Nacht führt. „Die Schwäche nahm mich bei meiner dunkelsten Stunde“, heißt es am Ende des Songs. Die Gitarren beginnen langsam und gefühlvoll. Sie erzeugen zusammen mit dem Schlagzeug eine wunderbare Melodie. Die Clean Stimme führt den Song ruhig weiter. Der Melodien Teppich breitet sich aus! Später sind die Töne dunkel und werden durch gespenstisch wirkende Growls unterlegt. Die Saiteninstrumente verbreiten die „höllisch dunkle Stimmung“ bis zum Ende. Ein klasse Song!

Solarist ist der siebte Track! Er handelt von Astralbewegungen, Überreste der verlorenen Zeit sowie hellen Sternenbrücken. Eine Schlucht zwischen zwei Welten verdunkelt sich und in den Diamanten sind die letzten Geheimnisse verwahrt.
Der Song beginnt mit einer gefühlvollen Einspielung. Die Dramaturgie wird durch die melodischen Gitarren und das Schlagzeug erzeugt. Im Mid-Tempo geht es weiter und die Growls erzählen die Geschichte. Dazwischen legen die Gitarren ein Solo ein. Die Cleanstimme wird mit interessanten Riffs kombiniert. Hoch melodische Komponenten und dazwischen immer wieder passende Growls bilden das weitere Geschehen ab.

Der letzte Track des Albums ist Marta. Hier geht es um ein Herz aus Kohle. Ein langsamer Beginn mittels der tief gestimmten Saiteninstrumente und dem Schlagzeug steigern die dramaturgische Wirkung des Songs. Dazu kommen helle gezupfte Töne der Gitarren. Dann wechselt das Klangbild explosionsartig in einen voluminösen Sound. Im Mid-Tempo geht es weiter. Die Growls schleichen sich langsam in das Geschehen ein. Tempoverlangsamung, Diversifikation der Töne und langsame bedächtige Tonfolgen unter Einsatz der Clean Stimme prägen den Song im Verlauf. Dann erfolgt ein Soundgewitter, dass in einen progressiven Verlauf des Liedes mündet. Die Growls erzählen unter einer Temposteigerung weiter und werden zum Schluss durch die Clean Stimme ergänzt. Ein wunderbarer Abschlusssong!

Mit woe portrait hat atlases ein Werk geschaffen, dass in der Lage ist, den Hörer in eine musikalische Traumwelt zu versetzten, die gerade in der heutigen Zeit aufgrund der aktuellen Situation mehr als wohltuend wirken kann. Von den aggressiven über die gefühlvollen und dunklen Passagen, bis hin zu den melancholisch und atmosphärisch wirkenden Parts, vermittelt das Album
die Möglichkeit, sich seine Gedankenwelt zumindest für eine kurze Zeit zusammenzubauen.
Es ergibt wenig Sinn hier einen Track des Albums besonders zu erwähnen, zumal jedes einzelne Stück sehr gelungen ist und deshalb für sich spricht!
Um dies auszutesten, sollte nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen, der Tonträger auf die „Metal Stuff“ Erwerbsliste gesetzt werden. Erhältlich ist das Werk als CD Digipak und Vinyl (auch digital, wenn es sein muss).

Bandatlases
Albumwoe portrait
Titel1. Dreadlight 4:49
2. Halos 5:08
3. Eternia 6:17
4. The Unsung Lament Pt. I Appartion 5:49
5. The Unsung Lament Pt.II Silhouettes 5:37
6. Phoenix Trail 7:29
7. Solarist 5:38
8. Marta 6:25

LabelLifeforce Records
GenreDifferenzierter Melodic Death Metal
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht23. Okt. 2020
HerkunftFinnland / Pori, Satakunta
Gründung2017
MembersJani "Jamppa" Lamminpää: Gesang
Nico Brander: Gitarre
Ville Veikko Laaksonen: Gitarre
Rami Peltola: Schlagzeug
Jerkka Perälä: Bass

Verfasst im Oktober 2020
von Roland Hesse

 

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