CD Review: Décembre Noir – the. RENAISSANCE of. HOPE

Wir befinden uns im tristen Novembermonat des Jahres 2020. Eine Zeit, in der eine Pandemie das Handeln der Menschheit beeinflusst und das Gemüt oftmals eher im unteren Bereich der Stimmungsskala angesiedelt ist. Genau in dieser dunklen Epoche erscheint das vierte Studioalbum der Melodic Death/Doom Metaler von Décember Noir, das den trefflichen Titel the. RENAISSANCE of. HOPE trägt. Hoffnung und Leid stehen oftmals in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Genau diese Thematik verarbeiten die Erfurter in ihrem neuen Werk, das über Lifeforce Records am 13. November 2020 erscheint.

In diesem Sinne taucht der erste Song mit dem Titel, A Swan Lake Full Of Tears, von Beginn an in eine durch die Gitarren erzeugte dunkle, doomige Phase ein. Lars bringt seine tiefen Growls zur Geltung und die Gitarren fügen ihre Riffs dazwischen. Der Sound geht anschließend weiter im Doomkeller spazieren, während die markanten, tiefen Voices die Geschichte von einer Tänzerin erzählen, die in der Sehnsucht lebt, ein letztes Mal als Schwanenkönigin vor ihrem Publikum aufzutreten zu können. Ihr Bewusstsein ist in tiefe Trauer versetzt, zumal ihr der Verstand übermittelt, dass sich dieser Wunsch wohl nicht mehr erfüllen wird. „Ein sterbender Schwan mit gebrochenen Flügeln“!
Im Verlauf des Songs kommen eingängige Gitarrenriffs hinzu. Nach einem kurzen Sprechgesang werden die Growls aggressiver und treten gemäß den Lyrics abermals in eine tiefe doomige Phase ein. Später wechseln sich rhythmische Taktfolgen mit schönen Melodien ab, die mittels der Saiteninstrumente erzeugt werden. Ergänzt wird das Soundbild durch dunkle Passagen, die vor allem durch die einprägsamen Growls des Sängers geprägt sind.

Der zweite Track ist der Albumtitel: Hope/Renaissance! Einem Schlagzeug Feuer folgen aggressive Growls, die im Hintergrund durch melodische Gitarrenriffs unterstützt werden.
Die hohe Schlagzahl der Beats wird durch dunkle, tiefe Töne der Saiteninstrumente ergänzt. Einer gleichmäßigen ruhigen Tonfolge werden im Verlauf wieder aggressivere Töne entgegengesetzt.
Später schieben sich die Gitarren mit wunderbaren Melodien, unterstützt durch einen gefühlvollen Gesang in den Vordergrund. Gegen Ende des Stückes wird nochmals ein voluminöser Klangteppich ausgebreitet. Dem Soundbild entsprechend wird im Text das Wechselspiel zwischen Leid und Hoffnung dargestellt. In einer schwermütigen Abhandlung werden Dinge des Lebens hinterfragt und in diesem Zusammenhang das Thema der passiven Sterbehilfe verarbeitet.

Um Selbstreflexion und Selbstzweifel geht es im Song Ritual And Failure. In Textauszügen heißt es beispielsweise: Oh Herr, sag mir, wie kann ich ausgewählter sein? Oder: Bin ich immer noch Dein kleiner liebenswerter Sohn?
In Bezug auf dieses Thema eröffnen die Gitarren den Song im Mid-Tempo. Unter Schlagzeugbegleitung steigert sich das Soundvolumen und die Gitarren werden melodischer. Tiefe Growls begleiten das Geschehen. Später werden die Saiteninstrumente progressiver und die Voices aggressiver. Nach einer Tempoverlangsamung entwickelt das Stück eine tiefe, dunkle Wirkung, die durch einen kurzen Sprechgesang verstärkt wird. Nach dieser traurigen, doomigen Phase treibt das Schlagzeug seinen Frontmann wieder an und der Sound wird unter zeitweiser melodischer Gitarreneinspielung im Mid-Tempo zu Ende geführt.

Es folgt nun Streets Of Transience. Die Gitarren und das Schlagzeug treten in das Geschehen ein. Der Frontmann erzählt mittels seiner Growls die Geschichte eines Protagonisten, der auf der Flucht vor sich selbst ist. In die Abwärtsspirale der Zeit geraten, fällt alle Hoffnung verloren in einer schnelllebigen Welt! In der Folge geht das Schlagzeug auf Tempo und sorgt im Anschluss für rhythmische Beats. Die Growls begleiten das Geschehen und die Saiteninstrumente bewegen sich zeitweise in die progressive Richtung, bevor die Gitarren melodische Riffs einbauen. Dann wird der Song in ein rhythmisches Soundgefüge geleitet! Das Lied endet mit den Worten „dieses Leben ist eine Sackgasse, wo alle Hoffnung fällt und kapituliert“! Musikalisch findet der Track unter Einfügung aggressiver Growls, schnellen Gitarrenriffs und einem Vollspeed Schlagzeug Modus sein Ende.

Wings Of Eschaton ist der nächste Track. Ein schnelles Schlagzeugspiel eröffnet das Geschehen. Dunkle Growls und Gitarrenriffs im Hintergrund folgen. Die Saiteninstrumente sorgen im Anschluss für die melodische Entwicklung, bevor die tiefen Voices des Sängers wieder hinzukommen und die Gitarren etwas in den Hintergrund gehen. Zwischen dem Gitarrenspiel geht das Schlagzeug auf Tempo und der Gesang wird aggressiver.
Zum Ende hin überziehen diverse Riffs und einige markante Schlagzeug Beats den Song,
bei dem es um das Ende der menschlichen Rasse geht. Die Flügel des Eschatons werden das Meer aufpeitschen, um alle im Ozean der Unruhe zu ertränken, heißt es im Text. Es findet hier ein Selbstreinigungsprozess des Planeten statt.

Behind The Scenes ist ein würdiger Abschusssong des Werkes. Kryptische Gedichte handeln von Schande und Schuldzuweisungen, von einem weinenden Himmel, von der Welt des Regens und von Tränen, die lautlos zu Boden fallen. Dies alles wird bei einem Blick hinter die Kulissen sichtbar. Die Handlung soll wohl mittels einer Metapher den Zwiespalt zwischen dem Gefühlsleben und der „äußeren menschlichen Fassade“ aufzeigen.
Musikalisch handelt es sich um einen wunderbaren, gitarrenlastigen Abschlusssong! Schöne gezupfte Saiten, gefühlvolle Einspielungen der Instrumente, voluminöse sowie melodiös gestaltete Soundbilder, tiefe einfühlsame Growls, schöne Gitarrenklänge im Background, aber auch rhythmische Schlagzeug Beats und eingängige Vocals prägen diesen finalen Track!

Fazit:
In dem nun bereits vierten Longplayer der Thüringer Melodic Death / Doomer wird der Doom Schwerpunkt in den Songs A Swan Lake Full Of Tears und Ritual And Failure gesetzt, während in den weiteren Stücken in der Hauptsache der melodische Death Metal in den Vordergrund rückt. Das Werk befasst sich mit genrespezifischen Themen, die inhaltlich zwischen Schmerz und Hoffnung schwanken und auch teils schön kryptisch dargestellt sind. Die musikalische Umsetzung ist nahezu perfekt gelungen. Die dunkel ausgebildeten Songs beinhalten auf der einen Seite viele melancholische Einflüsse, die einen nachdenklichen Eindruck hinterlassen. Auf der anderen Seite kommen aber auch brachiale instrumentale sowie aggressive gesangliche Passagen zum Ausdruck, die den Hörer wieder aus der Schwermut befreien. Die Schwankungen des menschlichen Gemüts werden demnach in der gesamten Breite ausgenutzt. Es handelt sich um ein rundum gelungenes Werk, das für jeden Plattenschrank eine Bereicherung ist.
Erhältlich ist der Tonträger als CD Digipak, als Vinyl LP oder (wenn es sein muss) auch in digitaler Form.

BandDécembre Noir
Albumthe. RENAISSANCE of. HOPE
Titel1. A Swan Lake Full Of Tears
2. Hope / Renaissance
3. Ritual And Failure
4. Streets Of Transience
5. Wings Of Eschaton
6. Behind The Scenes

Gesamtspielzeit 48:03
LabelLifeforce Records
GenreMelodic Death / Doom Metal
StudioalbumNr. 4
Veröffentlicht13. Nov. 2020
HerkunftDeutschland / Erfurt
Gründung2008
MembersLars: Gesang
Martin: Gitarre
Sebastian: Gitarre
Kevin: Schlagzeug
Stephan: Bass

Verfasst im November 2020
von Roland Hesse

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