CD Review: Age of Woe – Envenom

In den tiefen, rauen, musikalischen Gefilden des Göteborger Untergrundes, dort, wo der Death Metal mit dunklen Doomschwaden durchzogen wird, ist im Sommer des Jahres 2010 die Band Age of Woe entstanden! Die in Schweden, Finnland und Deutschland beheimateten Band Mitglieder veröffentlichen am 26. Februar 2021 über Lifeforce Records ihr drittes Studioalbum, das den Titel Envenom trägt.
Das Werk verarbeitet sozialkritische Themen und greift in Bezug zur aktuellen Pandemie Situation auch Themen wie Angst, Wut, Bedrohung sowie Entfremdung auf.

In diesem Sinne handelt der erste Track mit dem Titel Inferno von der Aufforderung zum Kampf gegen einen Despoten, der die Schwachen unterdrückt, Unwahrheiten verbreitet, die Dissidenten bekämpft und die Kugeln vom Himmel regnen lässt. Musikalisch umgesetzt wird die Handlung durch das einsetzten dumpfer Schlagzeug Klänge in Verbindung mit langsamen Beats, die durch rauschende Klänge untermalt werden. Der Rhythmus wird in der Folge schneller und es setzen neben „schweren“ Gitarrenklängen aggressiv wirkende Growls ein. In ein voluminöses Soundgefüge mischen sich helle Gitarrentöne. Immer wieder vermitteln die Gitarren, bedingt durch ihre massiven Riffs dem Klangbild eine dunkle, eisige Atmosphäre, bevor das Geschehen in einen schleppenden Modus geht. Gegen Ende des Songs verändert sich das Stück in Anlehnung an die Lyrics in eine atonale Richtung.

Der zweite Track des Albums lautet Ghosts Who Hunt Alone. Druckvolle Gitarren leiten den Song ein. Im Vordergrund kommt ein Gitarrensolo zur Geltung, während die Growls von Sonny Stark von den Geistern, die alleine jagen, erzählen. Die Metapher des Textes könnte man mit dem gegenwärtigen Pandemie Geschehen in Einklang bringen. Aussagen wie ein baufälliges Reich auf saurem Grund gebaut, du willst den Krebs loswerden, ein sterben, das du einst gesät hast oder wir sind entbehrlich und verlassen die Kälte und Dunkelheit werden in den Zusammenhang mit den Geistern gesetzt, für die wir tot mehr wert sind als lebendig.
Das Schlagzeug treibt das Stück weiter voran, während die Saiteninstrumente mit ihren interessanten Riffs auch mal aus dem bestehenden Soundgefüge ausbrechen und dem Song so die eine oder andere interessante Wendung geben. Bis zum Ende hin werden die Growls durch schwere Gitarren und Bassläufe begleitet.

Mit Förpestningen folgt eine kurze langsame Zwischeneinspielung mittels gezupfter Gitarren, die die Überleitung

zum nächsten Track mit dem Titel Patriarch bilden. Eine massive doomige Gitarrenwand rollt hier auf den Hörer zu! Es folgen anklagende Growls in schleppendem Tempo. Helle Gitarrentöne kommen im Verlauf hinzu. Die Vocals berichten von der Überlegenheit von Geburt an, von einem erhabenen Archetyp, einem göttlichen Ungeheuer und der Manifestation der Macht, die weitergegeben wird, um wiedergeboren zu werden. Dann erfolgt die Aufforderung, den Fluch der konventionellen Herrschaft abzulegen um die Regentschaft des Patriarchen zu beenden.
Musikalisch schleppen sich die Bässe rhythmisch durch das Geschehen. Die Saiteninstrumente wirken betont im Vordergrund. In der Folge unterstützt eine „massive Gitarrenwand“ den Gesang, während eine Gitarre ausbricht und solo technisch interessante Riffs ausbildet.

A Feral Swarm ist der nächst folgende Song. Die zu Beginn einsetzenden massiven Growls erinnern in der Vorstellung an die Begleitmusik zur Wanderung durch den Höllenschlund!
Druckvolle Saiteninstrumente in Verbindung mit hellen Hooklines und immer wieder tönende Riffwände vermitteln dem Song „ein gewisses Etwas“! Aggressive Vocals und mächtige, druckvolle Gitarrensalven begleiten das Stück in der Folge. Später rutscht das Lied in den tiefen Doomkeller. Im Rahmen dieser dunklen Phase verbreiten die Vocals eine anklagende, traurige Stimmung. Textlich handelt das Lied von der Unterdrückung als Mittel zum Zweck. Der Verfall der Assimilation ermöglicht den Aufstieg des Bösen! Ziel unbekannt! Den Verstand aushungern und die Blinden füttern, um die in die Irre Geleitenden zu entzünden. Dies sind einige Textauszüge, die irgendwie wohl auch unsere gesamtgesellschaftliche Problematik widerspiegeln sollen.
Dieser Song ist sowohl musikalisch als auch textlich sehr bemerkenswert!

Avgrunden ist wieder ein kurzes Stück, dass langsame, gezupfte Gitarrentöne beinhaltet, die zum

nächsten Track mit dem Titel The Twilight And The Dawn führen. Druckvolle Vocals erzählen von dem sinnbildlichen Ausbruch aus einer Gefangenschaft. Die Dämmerung und die Morgendämmerung graben aus, was im Inneren begraben war. Ein Blick auf Licht und Hölle! Der Song beinhaltet massive Growls und Gitarrenwände! Hinzu kommen schnelle Schlagzeug Beats und dazwischen immer wieder Gitarrensolos. Der Gesang schleppt sich voran und wird in der Folge aggressiver. Die Saiteninstrumente erzeugen einen voluminösen Sound.

Nun ist der Song Storm an der Reihe! Ein Stück, in dem Bass und Gitarren zunächst die Oberhand haben. Dann berichten die Growls, die durch schöne melodische Gitarrenklänge unterstützt werden, von dem Verlust der Vernunft und dem Sündenfall, den wir voraussahen, jedoch ingnorierten. Das Feuer wächst und nährt sich von goldenem Fleisch! Präsents ist unser Stolz. Aufkommender Sturm und schwindende Flut decken das Gemetzel auf. Im Sand zerfallen unsere Überreste. Hier handelt es sich wohl auch um eine Metapher, bezogen auf unsere Lebensweise.
Das Soundbild ist durch schöne melodische Einflüsse geprägt. Es beinhaltet jedoch auch immer wieder druckvolle Passagen und Soloausbrüche der Gitarre.

Es kommt mit Förbittringen wieder eine kurze Episode der Zwischentöne, die durch eine schöne melodische Taktfolge der Gitarre erzeugt wird.

Im Anschluss folgt mit Envenom der Titelsong des Albums. Das Schlagzeug, das gleich auf Tempo geht, sowie aggressive Growls eröffnen das Stück. Unterstützung leisten die Saiteninstrumente, die eine dunkle musikalische Wirkung erzeugen. Temporeich geht es weiter! Gitarrenriffs werden im Hintergrund eingespielt. Dann erfolgt ein Tempowechsel in langsame Sphären, die in den Doombereich münden.
Ein textlich sowie musikalisch wunderbar gestalteter Song!
Die Lyrics erzählen vom Unglauben als Tugend. Dem Versagen zur Wahrnehmung! Die Verachtung und der Neid wachsen wie Unkraut. Entfremdung wäre ein Weg zur Rettung. Ein Weg aus der Trostlosigkeit. Das herbei sehnen der Endzeit bildet die Grundlage zum Krieg mit der Vernunft. Der Rauch vernebelt unsere Sinne. Wir vergiften die Welt!

Ljungeld ist der Abschlusssong und der längste Track des Albums. Der Text ist hier in schwedischer Sprache verfasst. Die Gitarren erzeugen Volumen und sind im Mid-Tempo gehalten. Die rhythmisch einsetzenden Growls werden im Verlauf von melodischen Gitarren unterstützt. Die Taktfolge erzeugt noch mal eine dunkle, monotone Wirkung. Zum Songende erfolgt ein schönes melodisches Gitarrenspiel.

Age Of Woe, haben hier ein Album mit einem gefälligen Soundbild geschaffen, dass zwischen aggressiven, depressiv traurigen und tief doomigen Phasen schwankt. Deshalb könnte es die Hörer des Metals in der gesamten Breite ansprechen. Empfehlenswert ist es, sich das Werk öfter mal anzuhören, da möglicherweise erst bei mehrmaliger Einfügung der diversen Töne in den Gehörgang alle musikalischen Nuancen erkannt werden.
Auch die Lyrics und deren Interpretation ist beachtenswert!
Alles in allem ist Envenom ein interessantes Werk, das durchaus Gefallen finden sollte.
Erhältlich ist das Album als CD Digipak, als Vinyl Scheibe und wenn es sein muss, auch in digitaler Form.
Band:

BandAge of Woe
AlbumEnvenom
Titel1. Inferno 4:34
2. Ghosts Who Hunt Alone 4:54
3. Förpestningen 0:54
4. Patriarch 4:40
5. A Feral Swarm 4:41
6. Avgrunden 0:46
7. The Twilight And The Dawn 3:43
8. Storm 4:09
9. Förbittringen 0:40
10. Envenom 4:24
11. Ljungeld 7:09
LabelLifeforce Records
GenreDeath / Doom Metal
StudioalbumNr. 3
Veröffentlicht26. Febr. 2021
HerkunftSchweden / Göteborg
Gründung2010
MembersSonny Stark: Gesang
Björn Pettersson: Gitarre
Keijo Niinimaa: Gitarre
Sven Lindsten: Schlagzeug
André Robsahm: Bass

Verfasst im Februar 2021
von Roland Hesse

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