Aus der Gegend um Zürich, am Rande der Schweizer Berge, dort wo Mitglieder des Helvetic Underground Committees ihre schwarzmetalischen Werke kreieren, gibt es neues zu vermelden!
Kerberos und Meister T., die beiden Protagonisten von Lykhaeon und prägenden Members des Committees veröffentlichen am 21. Juli 2021 über Repose Records ihr zweites full-length Album, das den Titel Opprobrium trägt. Der schwarzmetalische Todesmetal, der durch mächtige Doomschwaden angereichert wird, nimmt die Hörer thematisch in die Welt der griechischen Mythologie mit.
In diesem Sinne beginnt das Album mit dem Titelsong Opprobrium. Die Einleitung des Tracks erfolgt durch lang gezogene, helle Gitarrenklänge, die dramaturgisch aufgebaut sind. Dann folgen schwere, tiefe Töne der Saiteninstrumente, die in Verbindung mit den Drums eine dunkle Stimmung erzeugen. Zwischen einsetzenden Windgeräuschen und dunklen Tönen entwickeln die einsetzenden Growls einen furchterregenden Eindruck. Die Lyrics handeln von Hades, der sich bei Zeus einschmeicheln möchte und dieser ihm darauf hin das Schweigen befiehlt.
Im folgenden Stück, das den Titel A Stain Upon Celestial Rule trägt, beklagt sich Hades bei Zeus
das er in den Tiefen der Unterwelt herrschen muss und die Last der Schwachen trägt. Er heuchelt die Sehnsucht nach Zuneigung zu seinem Bruder (Zeus) vor. Zeus weist dieses Ansinnen zurück und wirft dem Herrn der Unterwelt feiges, niedriges Begehren und die Gier nach unsterblichem Blut vor. Zeus, der Herrscher des Olymp sieht das Los des Hades für gerechtfertigt an und ermahnt ihn abermals zu schweigen. „So wie Du oben herrscht, herrsche ich unten“, meint der Herr des Totenreiches und sieht sich als rechtmäßiger Erbe der Dunkelheit. Er sehnt sich nach einer Frau an seiner Seite.
Die musikalische Umsetzung des Songs erfolgt in Form der Saiteninstrumente, die im Mid-Tempo beginnen. Dann geht das Schlagzeug „auf Speed“ und qualvolle Growls setzen ein. Im Anschluss drücken doomige, Töne das Lied (gefühlt) in die Unterwelt von Hades. Die tiefen Growls erzählen die Geschichte weiter. Das Soundgefüge befindet sich nun im Black Metal Modus.
Später wirkt der Gesang getragen und ausdrucksvoll. Gitarrenriffs übernehmen zusammen mit dem hämmernden Schlagzeug. Es wechseln sich helle mit dunklen Tönen ab und der folgende Gesang wirkt böse. Das Soundbild tritt abermals in doomige Gefilde ein. Dann folgen einige
wütende Growls, die durch dunkle Gitarrensalven und später schnell gespielte Riffs ergänzt werden.
Das Schlagzeug befindet sich auf Tempo! Der Gesang erfolgt nun aggressiv und rhythmisch, bevor der Track wieder in doomige Sphären geleitet wird, die gleichermaßen einen gespenstisch wirkenden Ausdruck erzielen. Eine langsam eingespielte Gitarre verstärkt diese Wirkung. Eine zweite Gitarre nimmt zusammen mit dem Schlagzeug Geschwindigkeit auf. Mit wuchtigen Bässen und einigen bösen Growls findet der Song sein Ende.
Das nächste Stück ist Abducting The Seed. Es beginnt mit einem temporeichen Schlagzeugspiel und wütenden Growls im „feinsten“ Death Metal Stil. Danach mündet der Track in eine langsame Passage und die Saiteninstrumente gehen in einen dunklen, langsamen Modus über. Die Bässe erzeugen hierbei eine gewisse Dynamik, die durch bedächtige Growls verstärkt wird. Gitarre und Schlagzeug befinden sich zunächst im Hintergrund, während sich das Schlagzeug im Verlauf etwas nach vorne spielt. Der Gesang bleibt stoisch dunkel. Die Gitarren passen sich flexibel der Stimmung an und bringen auch einmal helle Töne in das Spiel. Danach schleppt sich das Lied im langsamen Black-Doom Modus seinem Ende zu.
Im Text geht es um Persephone, die durch Hades in das Schattenreich entführt wird und an seiner Seite über alle schwachen Menschen herrschen soll. So erfüllt er sich den Wunsch nach einer Frau.
Am Ende des Stückes heißt es: „Meine Hände sind die Schreine der Verwüstung, mein Atem stinkt nach altem, fauligen Fleisch. Seelen, die von meiner ruinösen Pracht verschlungen werden, entführen die Saat“
Descent Into Ruinous Splendor ist der Titel des vierten Songs. Persephone befindet sich nun in der Gefangenschaft von Hades und wirft ihm Bösartigkeit, Schwäche und Korruption vor. Er prahlt mit den Worten: „Gesegnet durch deines Vaters Licht (Zeus), umhüllt durch den Duft deines Parfüms, das meinen Atem nach verwesenden Gliedern verdeckt, seht mein Reich, das wir nun regieren!“
Ganz dem Thema entsprechend erzeugt der Song zu Beginn mittels lang gezogener Töne und einem einsetzendem Schlagzeug, das sich im Black Metal Modus befindet, eine dunkle Atmosphäre.
Diese Stimmung wird durch helle Akkorde der Saiteninstrumente unterbrochen. Es folgen mächtige Growls, die den Eindruck erwecken, als ob sich die Unterwelt öffnen würde.
Der Song wechselt im Verlauf zwischen atonalen und anklagend wirkenden Passagen. Ebenso erfolgen Tempoverlagerungen, die durch das Schlagzeug vorgegeben werden. Dazwischen werden immer wieder helle Töne durch die Gitarre eingebaut. Der rhythmische, aggressive, dunkle Gesang
führt das Stück seinem Ende zu.
Scorching the Wings Of Destiny lautet der nächste Song. Eine langsame Gitarreneinspielung wird durch dezente Beats des Schlagzeugs ergänzt. Der Track ist durch interessante Riffs und böse, wütende Growls im Death Metal Stil geprägt, die durch das Schlagzeug vorangetrieben werden.
Nach einem Tempowechsel in langsame Sphären tritt der Song in eine Doomphase ein. Die tief gestimmte Gitarren schleppen das Lied „gefühlt“ in die Gefilde des Hades!
Dann nehmen die Instrumente wieder Fahrt auf! Einfließende Gitarrenriffs treiben das Lied nach vorne. Gegen Ende wird es noch mal doomig und tiefe, langsame Growls bringen den Song zu Ende. Persephone protestiert gegen die Gefangenschaft und sieht es als ihr Schicksal an, in der Verdammnis zu verweilen. Sie hält dem Herrscher der Unterwelt vor, sich wie Ungeziefer an ihr zu laben.
In dem Track The Whorish Arrogance Of Immortals geht es eben um diese hurenhafte Arroganz der Unsterblichen. Hades! Er kennt keine Rechtschaffenheit, keine Gerechtigkeit und auch keine Liebe, nur seine teuflische Lust. Es gibt kein Licht und kein Erblühen der Erde, bis die Saat an ihrem rechtmäßigen Platz zurückkehrt. Demzufolge erzielten die Herrscher des Himmels und der Unterwelt die Einigung, dass Persephone nur den Winter in der Unterwelt verbringen soll.
Der Song beginnt mit einem Gewitter. Es wird eine düstere Atmosphäre durch die Saiteninstrumente vermittelt. Tiefe quälende, langsame Growls werden hinzugefügt. Plötzlich geht das Schlagzeug im Black Metal Stil auf Tempo. Helle Tonfolgen begleiten im Hintergrund. Die Voices erzählen die Geschichte. Im Verlauf geht das Geschehen in eine instrumentale Doomphase. Später werden schmerzvoll klingende Growls, die durch eine schöne stimmige Gitarrenbegleitung ergänzt werden, eingebracht. Im Hintergrund bleibt ein doomiger Einfluss bestehen. Dann tritt der Track in eine aggressive Phase ein. Das Schlagzeug geht in den Vollspeed Modus und der Gesang wirkt provozierend und böse. Danach erfolgt wieder ein Wechsel in ruhigere Bereiche. Die Voices bleiben mal im Hintergrund, mal kommen sie in den Vordergrund. Schnelle Schlagzeug Beats und eine progressive Spielweise münden zum Schluss wieder in langsame schwarzmetalische Gefilde.
To Salvage The Seed ist der letzte Track des Albums. Ein Rauschen vermittelt das Gefühl eines Wellenschlages. Im Hintergrund hört man einen Choralgesang. Ruhige, gezupfte Gitarren unter Wellenschlagrauschen bilden den Ausklang des Albums melancholisch ab.
Fazit:
Mit Opprobrium haben die beiden Members von Lykhaeon ein sehr ansprechendes Werk erschaffen. Die Mischung aus Black und Death Metal mit ausgeprägten Doomelementen, drücken dem Album stilistisch seinen Stempel auf. Der musikalische Teil spiegelt die Dramaturgie des Textes, der aus der griechischen Mythologie entsprungen ist und im Rahmen der freien Interpretation ausgearbeitet wurde, sehr gut wieder. Es handelt sich um ein durchdachtes Werk, bei dem man nach mehrmaligem Hören immer wieder neue Nuancen erkennen kann. Bedingt durch das gut gelungene Vermischen der Stilrichtungen ist ein emotional geladenes dunkles Album entstanden, dass den genrespezifischen Hörern ein intensives Musikerlebnis vermitteln sollte.
An diesem Tonträger, der als CD in digital Form (wenn es sein muss) sowie Old-School-mäßig in Vinyl erhältlich ist, sollte man deshalb keinesfalls vorbeigehen!
Band | Lykhaeon |
Album | Opprobrium |
Titel | 1. Opprobrium 4:35 2. A Stain Upon Celestial Rule 11:00 3. Abducting The Seed 9:05 4. Descent Into Ruinous Splendor 6:28 5. Scorching The Wings Of Destiny 9:05 6. The Whorish Arrogance Of Immortals 11:22 7. To Salvage The Seed 2:07 Gesamt 53:42 |
Label | Repose Records |
Genre | Black-Death-Doom Metal |
Studioalbum | Nr. 2 |
Veröffentlicht | 21. Juli. 2021 |
Herkunft | Schweiz / Zürich |
Gründung | 2013 |
Members | Kerberos (Gesang, Gitarren, Bass) Meister T ( Gesang, Gitarren J (Session Drums)) |
Verfasst im Juli 2021
von Roland Hesse