CD Review: Hanging Garden – Skeleton Lake

Was macht man als Musiker zu Pandemie Zeiten im strengen, kalten, dunklen Winter in den finnischen Wäldern? Vielleicht sitzt man in seinem Haus um eine lodernde Feuerstelle und befasst sich mit der Schaffung eines neuen Albums. Möglicherweise kann man sich so die Entstehung des siebten Studioalbums der finnischen Band Hanging Garden vorstellen, das den Titel Skeleton Lake trägt und am 21. Mai 2021 über das Label Lifeforce Records veröffentlicht wird.


Entstanden ist ein Werk, das die eisige Winterzeit in Verbindung mit mystischen Geschichten behandelt. Dementsprechend strahlt das Album eine teilweise düstere musikalische Struktur aus. Irgendwann werden die Winternächte auch wieder kürzer und die Wintersonne erzeugt etwas Wärme. Diese Tatsache wird durch einen heiteren, druckvollen Verlauf der Tracks ausgedrückt . Ein sehr melodischer, fast schon epischer Death Metal in Verbindung mit Gothic und Dark Einflüssen bildet die Thematik des gesamten Werkes musikalisch ab. Von düster bis euphorisch kann man die Wirkung der Emotionen bezeichnen, die der Tonträger ausstrahlt. Der Doom Einfluss, den die Band vereinzelt in den Vorgängeralben in ihre Musik eingebaut hat, ist in diesem Album kaum zu erkennen.

Es geht los mit Kuura, zu deutsch Raureif. Von diesem Song wurde während einer Reise von Band Members durch Nordfinnland ein sehenswertes Video (You Tube) produziert. Winter komm herab, zärtlich steckst du deine Arme in die Dunkelheit, nackte Zweige gekleidet in sanftes Weiß. Seichtes, zugefrorenes Wasser, zarte Kristalle und plötzliche Kälte. So gestalten sich die Lyrics zu Beginn des Songs! Dunkel und melancholisch! Musikalisch werden sie durch langsame, getragen wirkende Gitarren in Verbindung mit dem Schlagzeug umgesetzt. Hinzu kommt die ruhige, elegisch anmutende Stimme der Sängerin Riikka Hatakka. In der Folge setzt Toni Hatakka seine energischen Growls dazwischen, während die Instrumente ein mächtiges Klangvolumen erzeugen, nicht jedoch ohne die melodischen Einflüsse aufzugeben. Die Sängerin übernimmt wieder und singt von der schwindenden Sonne und der letzten Wärme, von den felsigen Klippen und dem grausamen Berg, den der Winter einnehmen wird. Toni Hatakka führt den Gesang mittels seinen Clean Vocals, begleitet mit viel Melodie und langsamen Gitarrensound weiter. Zum Ende des Stückes folgen nochmals melodisch unterlegte, aggressive Growls, die in ein Gesangsduett von Riikka und Toni Hatakka münden.

Der zweite Song lautet Faith. Der Synthesizer und die Bässe drücken zu Beginn gleich mächtig auf die Tonspur! Es folgen die Vocals von Riikka Hatakka, die mit ihrer angenehmen, ruhigen Stimme übernimmt. Die Saiteninstrumente und das Schlagzeug begleiten das Geschehen mit langsamen Tönen. In der Folge nimmt das Klangvolumen zu, während die Sängerin sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Später lockern markante Growls das Geschehen auf, während sich die Gitarren zeitweise in den Vordergrund spielen und „den Ton“ angeben. Am Schluss übernimmt noch mal die Sängerin. Textlich geht es in dem kryptisch gestalteten Song um den Glauben an die Rückkehr zu einer imaginären Person. Eine hinter sich gelassene, trübe Welt, sanfte Dunkelheit und eine in der Erinnerung haftende vergangene Zeiten sind in die Seele des Protagonisten eingebrannt. Am Schluss des Songs heißt es: „Dein Stern teilt die Nacht. Er bringt mich zu deinem Licht“.

Weiter geht es mit Nowhere Haven. Hier erzählen die Lyrics von rechtschaffenen Seelen, die mit flammenden Augen und vergoldeten Zungen auf der Suche nach Trost und einem Zufluchtsort sind.
Die Gitarren beginnen den Song rhythmisch, während die einsetzenden Growls sich mit der angenehmen Clean Stimme ergänzen. Später wechseln sich dann die Growl Vocals mit der Stimme von Riikka Hatakka ab. Die darauf folgende Clean Stimme wirkt nun prägend dunkel und die Gitarren befinden sich teils im Hintergrund, teils wirken sie dominant. Zum Ende hin wechseln nochmals die gespenstischen Growls mit der angenehmen Stimme von Riikka Hatakka, begleitet durch die tief gestimmten Gitarren.

Im nächsten Track „Winter´s Kiss“ wird wieder der Winter thematisiert. Es handelt sich um einen epischen Text. Auszugsweise heißt es: „Und mit den Erinnerungen segle ich durch die Flut der Zeit. Auf dieser letzten Reise, die uns alle bindet, suche ich den Kuss des Winters, um mich zu befreien“. Synthesizer, Schlagzeug und Gitarren sowie gefühlvolle Voices eröffnen den Song. Passend zu dem Thema schreitet die Gitarre mit schönen Riffs voran. Die Cleanstimme führt, begleitet durch langsame Beats und schöne gefühlvolle Gitarrenriffs, weiter „durch das Programm“.
Bei diesem Song, von dem es ein Musikvideo (You Tube) gibt, hat Jaani Peuhu von Swallow The Sun sowohl bei den Dreharbeiten als auch mit seiner Stimme eine Gastrolle eingenommen.

When The Music Dies lautet das nächst Stück. Gezupfte Gitarren in Verbindung mit langsamen Schlagzeugbeats beginnen den Track. Eine weitere Gitarre fügt sich gefühlvoll in das Geschehen ein und Riikka Hatakke singt von verstummenden Stimmen und sterbender Musik, die ein unglückliches Herz begräbt. Dunkle Bässe und helle Gitarren bilden eine triste, gefühlvolle Stimmung ab. Eine schöne Hookline und gefühlvolle Gitarrenriffs beenden den Song.

Mit Tunturi ist der nächste Song an der Reihe. Dieses Stück ist in finnischer Sprache geschrieben.
Er handelt von dem Gang eines Protagonisten nach Norden, zu den nebligen Gewässern und den immergrünen Wäldern. Der Weg führt durch eine sanfte Dämmerung, begleitet durch den Schatten der Bäume, entlang am Ufer sanfter Bäche und durch tiefe Sümpfe. Ein Zauber, den das Herz geschrieben! Am Schluss wird die Frage gestellt: „Wird die Reise zu mir führen?“
Schlagzeug und Gitarren bilden zu Beginn des Songs den melodischen Auftakt. Es folgt ein Sprechgesang, der in melodisch unterlegte Screams überleitet. Immer wieder folgen interessante Gitarrenriffs dazwischen. Screams, gefühlvolle Voices von Rikka Hatakke und markante Growls wechseln sich ständig ab und werden durch Gitarrenriffs und schöne Melodien instrumental begleitet. Ein klasse Song!

In dem Track Road Of Bones erfolgen die ersten Töne durch den Synthesizer. Das Schlagzeug und die Saiteninstrumente erzeugen eine Melodie. Die Clean Stimme von Toni Hatakke
und die Voices von Riikka Hatakke erzählen die Geschichte von einem verschlungenen Pfad, der zugewachsen und von noch niemandem betreten wurde. Nur Geister wandeln auf dieser Straße der Knochen. Der Sound wird basslastig und die Screams aggressiv. Die Clean Stimme führt den Track gefühlvoll weiter. Im Hintergrund erzeugt der Gesang und die Saiteninstrumente eine dunkle Wirkung. Später spielen sich die Gitarren in den Vordergrund und hellen die Stimmung des Songs auf. Toni und Riikka Hatakke wechseln sich zwischen aggressiven Growls und schönen, gefühlvollen Passagen ab.

Fields Of Reeds ist der vorletzte Song des Albums. Das Schlagzeug, ein melodischer Gitarrensound und die Stimme von Riikka Hatakke bilden den Auftakt des Songs. Die Saiteninstrumente erzeugen einen voluminösen Sound. Die Gitarren spielen sich mit wunderbaren Riff und viel Melodie in den Vordergrund. Im Hintergrund hält sich die zweite Gitarre auf. Riikka Hatakke stimmt ein und die Bässe machen den Sound gespenstisch. Die Gitarren spielen immer wieder dazwischen und prägen das Klangbild auch im Hintergrund. Riikka und Toni Hatakke wechseln sich im Gesang wieder ab. Die Gitarren schwanken zwischen Aggressivität und wunderbaren melodischen Passagen. Der Text handelt von Kummer und Wut in Bezug auf die Erhaltung der Erde.

Der letzte Track ist Skeleton Lake, der Titelsong des Albums. Einmal wird alles zum Ursprünglichen zurückkehren, heißt es im Text. Alles drückt nach unten und unter dem Bann des Wassers sind alle Formen verzerrt. Es handelt sich vermutlich um eine Metapher in Verbindung vom Leben zum Tod.
Der längste Titel des Albums beginnt mit Windgeräuschen. Synthesizer Klänge sorgen für eine gefühlvolle Einleitung, die durch ein Gitarrenbrett mit viel Melodie verstärkt werden. Tiefe furchterregende Growls folgen. Dunkel und mit langsamer Tonfolge geht es weiter. Die wunderbare Stimme von Riikka Hatakke, die den Song auch geschrieben hat, bildet eine markante Antipode zu den folgenden Growls. Die herausragende Gitarrenarbeit, die durch gefühlvolle Schlagzeug Beats unterstützt wird, führen den Track weiter. Tiefe, langsame Growls und die gefühlvolle Frauenstimme, verbunden mit der ausdrucksvollen Gitarrenarbeit vermitteln dem herausragenden Song eine schöne, dunkle Stimmung.

Somit geht ein abwechslungsreicher Tonträger zu Ende. Nicht zuletzt auch aufgrund der dynamischen Gesangsvariationen der beiden Vocalisten erzeugen die Tracks viele stimmungsvolle Klangeindrücke beim Hörer.
Zwar sind, wie schon erwähnt, die Doomelemente aus den vergangenen Alben zugunsten von vielen epischen Passagen nahezu verschwunden, ohne jedoch dadurch die dunkle Seite des Geschehens zu vernachlässigen. Vor allem aufgrund der hervorragenden Arbeit der beiden Gitarristen, wie auch durch die flexiblen Growls erhält das Werk eine besondere Note. Wer gerne melodischen, epischen Death Metal hört, sollte sich dieses Album auf seinen Plattenteller legen. Erhältlich ist es als CD, als Vinyl LP oder wenn es sein muss, auch digital.

BandHanging Garden
AlbumSkeleton Lake
Titel1. Kuura 4:41
2. Faith 5:08
3. Nowhere Haven 4:31
4. Winter´s Kiss 4:12
5. When The Music Dies 3:59
6. Tunturi 5:37
7. Road Of Bones 4:52
8. Field Of Reeds 5:29
9. Skeleton Lake 7:38
Gesamt: 46:07
LabelLifeforce Records
GenreMelodic Death Metal mit Dark / Gothic Einflüssen
StudioalbumNr. 7
Veröffentlicht21. Mai. 2021
HerkunftHelsinki / Finnland
Gründung2004
MembersToni Hatakka (Gesang)
Riikka Hatakka (Gesang)
Mikko Kolari (Gitarre)
Jussi Hämäläinen (Gitarre)
Jussi Kirves (Bass)
Sami Forsstén (Schlagzeug)
Nino Hynninen (Keyboards)

Verfasst im Mai 2021
von Roland Hesse

 

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