CD Review: Suffersystem – TORN IN ROTTEN FLESH

Wer gerne eine Symbiose aus Thrash- und Death Metal im Old School Stile, verbunden mit kernigen Riffs sowie Gesangspassagen, die teilweise in Richtung Black Metal tendieren hören möchte, sollte an diesem Album nicht vorbei gehen.
Suffersystem ist ein Projekt, das im Jahre 2000 in Essen durch Dirk Padtberg ins Leben gerufen wurde. Daniel Funke und Stephan Loch kamen hinzu und bildeten die Band, die bis zum Jahr 2008 zwei Demos und drei Alben produzierte. Dann setzte eine schöpferische Pause von 12 Jahren ein. Anno 2020 verspürte Dirk Padtberg (alle Instrumente) wieder Lust, aktiv zu werden. Zusammen mit Daniel Funke (Gesang) wurde das Album The End of Ends eingespielt. Offensichtlich war der Schaffensdrang so mächtig, dass bereits am 19. März 2021 der interessierten Hörerschaft ein neues Werk mit dem Titel Torn in Rotten Flesh über das Label Black Blood Records zur Verfügung gestellt wurde.

Die Einleitung dieses Albums bildet der kurze Track Introducing The Violence ab. Eineinhalb Minuten wird eine düstere Stimmung durch die Saiteninstrumente erzeugt, bevor Daniel Funke mit seinen ausdrucksvollen Growls von einer Revolte, blutiger Brutalität und dem Sturz der Regeln singt.

Der zweite Song ist The Burning Eradication. Gitarren machen den Anfang. Das Schlagzeug kommt im Mid-Tempo hinzu und die Screams erzählen vom großen Brand von Rom.
Die Drums erhöhen die Schlagzahl im Verlauf und die Screams werden aggressiver. Die Gitarren toben sich im Hintergrund atonal aus, während der Sound bis zum Ende hin atmosphärisch und dunkel wirkt.

Weiter geht es mit Alternate Virus Future. Das Schlagzeug und die Gitarren beginnen tempogeladen. Die Voices strahlen Aggressivität aus und die Drums erhöhen die ohnehin schon hohe Schlagzahl weiter. Die Saiteninstrumente drücken dazwischen, während sich die Drums nun im klassischen Old School Thrash Rhythmus befinden. Mit hellen Tönen lockern die Gitarren das Soundgefüge auf, während Daniel Funke unermüdlich seine Stimmbänder in guter alter Death Tradition strapaziert. Die Saiteninstrumente und das Schlagzeug treiben weiter nach vorne. Die Gitarren spielen einige interessante Riffs dazwischen, während der Thrash Modus bis zum Schluss des Songs aufrecht erhalten wird. Das Thema des Stückes ist ein aktuelles, nämlich der Ausbruch eines Virus in Verbindung mit weitverbreiteter Ignoranz und egoistischem Verhalten. Die Infektionen nehmen weiter zu, während keine Heilung in Sicht ist und die Frage aufgeworfen wird, warum nicht früher gehandelt wurde.

Auch das Thema des folgenden Songs mit dem Titel The Dark Beneath ist ein aktuelles. Es geht hier um Naturereignisse wie Lawinen, Erdrutsche, Sturmfluten etc. und deren Auswirkungen auf das Klima und die menschliche Spezies. Katastrophale Ausmaße sind nicht mehr ungewöhnlich. Mutter Erde kotzt uns aus heißt es im Text.
Musikalisch umgesetzt wird der Inhalt in Form einer massiven „Gitarrenwand“ zu Beginn. Es folgen wieder dem Thema geschuldete aggressive Voices. Das Schlagzeug geht in den Speed Modus. Die Gitarren setzen helle Töne sowie interessante Riffs dazwischen. Dazu stechen die beeindruckenden Screams des Sängers hervor. Sehr dunkel geht es weiter, was durch die Schlagzeug Beats und die Bässe untermauert wird. Atonale Gitarrentöne, ein Schlagzeug mit hoher Geschwindigkeit und die markanten Screams führen den Song zu Ende.

Der nächste Track ist A Promise Of Degraded Experience. Eine dunkle Wand kommt auf den Hörer zu Beginn zu. Die temporeichen Drums treiben den Sänger voran. Auch hier spielen die Gitarren wieder atonale Töne ein. Im Death/Trash Modus wird das Stück beendet. Der Text ist etwas kryptisch gestaltet und hinterfragt die Beziehung zwischen Gläubigen und Gott unter schmerzhaften Bedingungen.
Zu Beginn des Songs Torn In Rotten Flesh, dem Titeltrack des Albums, wird das Schlagzeug erst mal im voll Speed Modus geklopft. Die Gitarren wirken dunkel und der Gesang gestaltet sich wieder gewohnt aggressiv.
Auch sind zwischendurch einige progressive Gitarrenriffs zu hören. In der Folge übernehmen tiefe furchterregende Growls, die sich mit Screams abwechseln und durch die Gitarren begleitet werden.
Progressive Passagen in Verbindung mit schnellem Schlagzeug Feuer und unermüdlichen Growls führen den Song bis zum Ende.
Die Lyrics berichten von einem Teufelspakt. Die Bestie ist auf der Jagd nach Gräueltaten und entwickelt ein Tötungsverlangen, dem man nicht entfliehen kann.

Nun ist Inhuman Suffering an der Reihe. Ein Song, der sich durch einen gut gemachten Wechsel zwischen Growls und Screams, einigen interessanten Riffs sowie einem schnellen Schlagzeugspiel auszeichnet. Textlich geht es um die letzten schmerzvollen Stunden. In diesem Zusammenhang wurde die eigene Seele an einen gefallenen Engel verkauft. Die Folge ist eine Verdammnis in die Dunkelheit.

Bei Betrayal Of The Weak, dem nächsten Stück, erzeugen die Instrumente und die aggressiven Vocals eine düstere Atmosphäre. Dazwischen werden immer mal wieder helle Töne eingefügt und der Sänger wird durch den druckvollen Sound vorangetrieben. Die Gitarren spielen zeitweise progressiv dazwischen und das Schlagzeug hämmert unaufhörlich. Ein wunderbarer Song im Death Metal Stile.
Inhaltlich geht es um den Verrat an den Schwachen durch Verdrängung der Demokratie und um eine Regierung die Tyrannei, Heuchelei und blinden Fanatismus ausübt.

Der nun folgende Song ist Desecrated Bodyment. Hier wird textlich eine rituelle Schändung von äußerster Brutalität dezidiert dargestellt, deren Ursache auf einen religiösen Fanatismus zurückzuführen ist.
Entsprechend dem Thema geben die Drums „Vollgas“! Die Saiteninstrumente untermauern das Geschehen und die Screams erzählen in dreckiger Art und Weise die Handlung. Im Verlauf werden furchterregende Growls eingebracht. Die Gitarren kommen mit hellen Tönen immer wieder dazwischen, das Schlagzeug hämmert gefühlt die Felle durch und der Gesang ist mittels seiner Aggressivität optimal der Handlung angepasst. Ein wunderbarer Old School Death/Thrash Metal Song!

Nun ist Devoured In Subconscious an der Reihe. Dieses Stück ist schwerpunktmäßig im Thrash Metal Modus aufgebaut, vielleicht passend zum Inhalt, bei dem es um eine unbehandelte Schizophrenie geht, die eine gestörte Wahrnehmung in der Willensbildung zur Folge hat. Es sind deshalb ständige Wahnvorstellungen, Halluzinationen und emotionale Verflachungen zu beobachten.
In diesem Sinne geht der Song gleich auf Tempo. Markante, ausdrucksvolle Screams setzen den Text um. Das Schlagzeug befindet sich im Thrash Modus und feuert eine Salve nach der anderen ab. Die Screams passen sich der Geschwindigkeit an und behalten bis zum Ende ihr ausdrucksvolles Klangbild.

Dunkle Gitarrenklänge und schnelle Schlagzeug Beats, dazwischen helle Riffs und aggressive Screams! So beginnt der Song Back From The Netherworld. Im Verlauf lässt die Schlagzahl nach und die Voices werden etwas milder im Ausdruck. Nach kurzer Zeit wird das Tempo wieder angezogen und die Growls werden tiefer und dunkler. In schleppender Tonfolge wird das Stück zu Ende geführt.
Zurück aus der Unterwelt, ein Angriff auf die Menschheit. Prophezeiungen von Hunger, Krankheit und Verfall, bereit Euer verrottetes Gerippe zu verbrennen, heißt es u. a. im Text des Songs.
This Is The End lautet der letzte Song des Albums. Progressive Gitarren in Verbindung mit basslastigen Saiteninstrumenten beginnen den Track. Die dann folgenden Screams würden auch jeden Black Metal Song bereichern. Diverse Tempowechsel, angepasste Gitarrenriffs und geniale Beats prägen den ansprechenden Abschlusssong, in dem von bösen Mächten die Rede ist.
Weiter heißt es: Die Apokalypse ist nah! Chaos und Unordnung, der Abgrund tut sich auf, dies ist das Ende! Du wirst verschwinden!

Das war also der letzte Track des Albums, zumindest nach der Setlist des Albumcovers! Zur allgemeinen Überraschung jedoch tönt aus den Lautsprechern noch Song Nummer 13. Eine Zugabe!
Es handelt sich um den gecoverten Kreator Song „ Living in Fear“, den die Band in feinster Thrash Metal Manier den Hörern um die Ohren haut. Eine schöner Abschluss und wohl auch eine Solidaritätsbekundung innerhalb der Ruhrpottfraktion.

Bleibt noch ein kurzes Fazit zu ziehen. Es handelt sich um ein Album, das eine optimale Kombination aus Old School Thrash und Death Metal beinhaltet. Bereichert wird das ganze durch interessante Riffs, wie auch progressive und einige technische Elemente im Soundbild. Hervorzuheben ist die Anpassung des Gesangs mittels markanten Growls und Screams, je nach dramaturgischer Songentwicklung. Auch die thematisch breit gefächerten Texte sind musikalisch gut umgesetzt.
Alles in allem handelt es sich um ein gefälliges und gut produziertes Album, das für Thrash/Death Metal Ohren bestens geeignet sein dürfte. Erhältlich ist der Tonträger als Digipak über Black Blood Records in streng limitierter Auflage.

BandSuffersystem
AlbumTORN IN ROTTEN FLASH
Titel1. Introducing The Violence 1:32
2. The Burning Eradication 3:09
3.Alternate Virus Future 4:38
4. The Dark Beneath 4:12
5. A Promise Of Degraded Experience 2:52
6. Torn In Rotten Flesh 3:19
7. Inhuman Suffering 2:36
8. Betrayal Of The Weak 3:51
9. Desecrated Bodyment 4:42
10. Devoured In Subconscious 3:58
11. Back From The Netherworld 5:01
12. This Is The End 5:00
13. Kreator Cover-Living In Fear 3:15
LabelBlack Blood Records
GenreDeath/Thrash Meteal
StudioalbumNr. 5
Veröffentlicht19. März 2021
HerkunftDeutschland / Hattingen (Ruhr)
Gründung2000
MembersDaniel Funke: Gesang
Dirk Padtberg: Alle Instrumente

Verfasst im April 2021
von Roland Hesse

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