Wer seine Gemütsstimmung in tiefe dunkle Gefilde führen möchte, dort, wo die Emotionen dem Gefrierpunkt nahe sind, der sollte sich das zweite Studioalbum des Berliner Quintetts, das über Lifeforce Records am 30.Juli 2021 veröffentlicht wird, zu Ohren kommen lassen. Sobald der Tonträger seine Schallwellen erzeugt, könnte man den Eindruck gewinnen, als würden Soundwände auf einen zukommen, die durch aggressive Black Metal Passagen unterbrochen werden und immer wieder in tiefe Doomphasen münden.
So beginnt der Opener des Albums, der den Titel The Descent trägt, mit einem schleichenden, sehr tief gestimmten Basssound, der durch eine langsame, bedächtige Melodie der Gitarre unterwandert wird und später eine doomige Wirkung erzielt. Es folgen gezupfte Gitarren, die mittels einer dezenten Schlagzeugbegleitung ein angenehmes Klangbild erzeugen. Plötzlich gehen die Drums in den Tempomodus über und die Saiteninstrumente folgen. Böse Screams setzen ein und geben dem Song einen aggressiven Ausdruck, der im Black Metal Stil bis zum Ende fortgesetzt wird. Die Gitarren bilden im Hintergrund einen leicht melodischen Einfluss aus.
Die Lyrics hinterfragen den Sinn des Lebens und Berichten von Versagen und Verzweiflung. Ohne Zweck und Sinn, gejagt von Erinnerungen und gefangen in Trauer und Schmerz gerät der Verstand zwangsläufig außer Kontrolle.
Song Nummer zwei ist Blackening Swarm II. Das Stück beginnt zunächst dunkel und langsam. Plötzlich setzt jedoch ein Schlagzeugfeuer ein und die Gitarren sind eingängig dabei! Die folgenden Screams wirken quälend und böse! Es wird von einer obsoleten Zeit erzählt, die in Form und Gestalt außer Kontrolle gerät. Es gibt kein Zurück mehr! Der Verstand setzt aus und der große Zusammenbruch naht. Einem melodiösen Gitarrenspiel im Hintergrund folgen böse tiefe Growls, die gefühlt den Erdkern erreichen. Nach einem Tempowechsel fügt sich eine schöne, langsame melodische Passage ein. Danach geht es wieder temporeich „zur Sache“ und die Screams erzählen die Geschichte weiter. Zum Ende hin übernehmen die Saiteninstrumente und es folgen kurze Growls bis zum Schluss.
Great Collapse ist Song Nummer drei. Zunächst erzählt eine Frauenstimme vom großen Zusammenbruch und in der Folge von einer Zeit ohne Ziel in Einsamkeit und Leere.
Es folgen schnelle Schlagzeugbeats unter Begleitung der Saiteninstrumente und ausdrucksvolle Screams. Ein plötzlicher Tempowechsel in dunkle Gefilde bringt „tiefe schön hässliche“ Growls hervor, die melodisch durch die Gitarren begleitet werden. Es folgen Screams die durch das Schlagzeug im Black Metal Modus befeuert werden. Dann geht das Stück in langsame Gefilde über und die Frauenstimme führt den Song in eine ruhige Atmosphäre. In der Folge wechseln die langsamen Passagen mit den aggressiven Screams. Die Gitarren bilden einen Einfluss im Hintergrund und gehen im Mid-Tempo dem Ende zu.
Der nun Folgende ist der Titelsong des Albums „The Obsidian Gate“. Das Instrumentalstück beginnt mit einer schönen Gitarreneinspielung. Dunkle, langsame Schlagzeug Beats führen den Song in eine Doomstimmung, die durch helle Gitarren im Hintergrund vertieft wird. Bedächtig und
in tiefen musikalischen Gefilden voranschreitend findet der Song später sein Ende.
Jetzt ist der Protagonist am Ende seines Weges angekommen. Er verweilt in der Abgeschiedenheit mit den Qualen seines Lebens. Ohne Hoffnung auf Erleichterung ist er in seinem Geist gefangen.
Der Song wechselt zwischen langsamen, doombehafteten Momenten und schnellen, im Old School Black Metal Stil stattfindenden Phasen. Die Screams sind je nach Theatralik entweder qualvoll oder „schauderhaft schön“ in den Track eingebracht. In der zweiten Songhälfte bilden Saiteninstrumente ein voluminöses Soundbild aus oder spielen sich in den Vordergrund. Auch findet zeitweise ein fließender Wechsel in die Black Metal Sphären statt.
Der letzte Song des Albums ist The Ascent. Die dunkle Einleitung wird durch helle Gitarrentöne ergänzt. Massiv wirkende Saiteninstrumente schreiten düster und teils atonal voran. Langsam und bedächtig geht es weiter, bis die Gitarren eine Überleitung in Verbindung mit dem Schlagzeug zu einer mit Tempo geladenen Spielweise schaffen. Aggressive Screams folgen! Im Mid-Tempo geht es weiter. Dann folgen wütende Growls unter schneller instrumentaler Begleitung. Später werden die Voices bedächtiger und die Tonfolgen passen sich entsprechend an. Langsame dunkle Passagen
beenden das sehr ansprechende Album.
Passend zu der musikalischen Darstellung des Liedes erzählt der Protagonist von einer Illusion, die sich nicht erfüllt hat. Der Schleier der Dunkelheit vernebelt seine Sinne und es fehlt ihm der Drang zum Leben. Der Song endet mit dem Satz: „Ich steige hinauf ins Nichts“!
Fazit:
Obsidian Gate fesselt und zwingt zum Zuhören. Das Album ist textlich wie auch musikalisch sehr gut verwoben und versetzt den Hörer bedingt durch seine sehr dunkle und doomige Ausrichtung in eine ruhige, sinnliche Stimmungslage. Der Sound stellt sich so interessant und flexibel dar, dass die Gefahr eines monotonen voranschreiten der Töne zu keiner Zeit gegeben ist, zumal die rauen Black Metal Passagen für eine gewisse Dynamik im Klangbild sorgen.
Wer den Black/Doom Metal schätzt, der dürfte an diesem Tonträger kaum vorbeikommen!
Erhältlich ist er als CD, Vinyl oder wenn es sein muss, auch digital.
Band | Praise The Plague |
Album | The Obsidian Gate |
Titel | 1. The Descent 7:28 2. Blackening Swarm II 5:23 3. Great Collapse 8:24 4. The Obsidian Gate 4:22 5. Beyond 8:19 6. The Ascent 9:08 |
Label | Lifeforce Records |
Genre | Black-Doom Metal |
Studioalbum | Nr. 2 |
Veröffentlicht | 30. Juli. 2021 |
Herkunft | Deutschland / Berlin |
Gründung | 2017 |
Members | Robert Carmosin (Gesang) Marcel Martin (Gitarre) Chris (Gitarre) Benjamin Linz (Bass) Sascha Bühl (Schlagzeug) |
Verfasst im Juli 2021
von Roland Hesse