Wie man aus nicht ganz zuverlässigen Quellen hört, tauchte am 06. Mai 2023 ein Waldgeist aus dem Münchner Metal Untergrund auf! Die vier Members von Agasch haben diesen den Gerüchten nach eingefangen und ihn in ihr Debütalbum implementiert. So oder ähnlich bekam der Tonträger dann wohl seinen Titel. Im Rahmen der Strukturen des atmosphärischen Black Metals hat man den Geist des Waldes später musikalisch zum Leben erweckt und dies scheint, soviel kann man schon vorwegnehmen, bestens gelungen zu sein!
Nach dem Intro, dass zunächst mit einer Gewitterstimmung beginnt, folgen ruhige, gezupfte Gitarren und schöne melodische Celloklänge, die Lestaya als Gast zu dem Album beigetragen hat.
Die Melodie wird durch das Schlagzeug und die Gitarren weitergeführt und dazu erfolgen einige gesprochene Worte von Bert Stevens. Sie handeln von Lichtbögen, Telemagie, zugreifender Angst und der Erkenntnis, dass alles nach Vergeltung schreit und man selbst ein Teil dieser Verführung ist.
In diesem Sinne beginnt der erste Track, der den Titel Verfall der Leere trägt, mit den Gitarren im Mid-Tempo. Dann geht das Schlagzeug in den Geschwindigkeitsmodus. Die Growls setzten ein und erzählen von schmerzvollen, jedoch freien Herzen, die lediglich an das Licht gebunden sind und über eine freie und endlose Sicht verfügen. Nur die Schatten sind sichtbar und fürchten das Licht der Wiederkehr.
Nach einem Tempowechsel begleiten die Gitarren den Gesang und die Saiteninstrumente werden dominanter. Das Schlagzeug geht wieder in den Tempomodus und der Gesang erzählt die Geschichte weiter. Später erfolgen langsame, gezupfte Gitarren, die zu einer Überleitung einer schön eingespielten melodischen Komponente führen. Dann wird wieder „Vollgas“ gegeben. Die Growls sind intensiv und teilweise aggressiv im Ausdruck, während die Gitarren melodisch im Hintergrund verbleiben. Das Schlagzeug klopft unermüdlich dazu und die Vocals lassen sich nicht „aus der Ruhe“ bringen. Der Ausklang ist rhythmisch.
Der folgende Track ist Waldgeists Tod. Der Geist des Waldes muss ansehen, wie die Welt sich gewandelt hat. Erschütternd und fremd, weit ab von jeder Seele quält er sich auf den Gipfel des Berges, um den Göttern nahe zu sein. Er ist schon vor langer Zeit gestorben. Der Wächter des Waldes ist auch in dir und ruft dich herbei, heißt es weiter im Text. Finde den Weg ins Tal durch zeitlose Welten. Das Schicksal ruft dich herbei. Der Wächter der Wälder ist in dir und die Kräfte sind rein.
Musikalisch umgesetzt wird der Text durch das Schlagzeug und begleitende Saiteninstrumente. Die Growls setzen bedächtig und ausdrucksvoll ein. Die Drums gehen in den Tempomodus, währen die Gitarren im Hintergrund eine harmonische Struktur vermitteln. Später schieben sich die Saiteninstrumente immer mehr in den Vordergrund. Der Gesang wird jetzt langsam und bedächtig, es erfolgt ein Tempowechsel in langsame Gefilde. Die Vocals wirken noch ausdrucksvoller. An dieser Stelle sei bemerkt, dass Jan Winterherz von Waldgeflüster hier eine gesangliche Gastrolle übernommen hat. Nun wird das Tempo wieder aufgenommen und der melodische Gitarreneinfluss nimmt zu. Das Soundbild erfährt eine Steigerung des Klangvolumens und es mischt sich ein zeitweiser Cleangesang ein, der durch hinzugefügte Growls und melodisch instrumentale Unterwanderungen gut zur Geltung kommt. Dann wird es unter Führung des Schlagzeugs und des Gesangs wieder aggressiver im Geschehen. Zum Finale hin erfolgt eine Tempoverlangsamung und schleppende Vocals, die durch melodische Gitarren im Hintergrund bis zum Ende des Songs begleitet werden.
Der nächste Song lautet Fallbeil der Angst. Die Saiteninstrumente erzeugen hier zum Auftakt Volumen. Die Growls erzählen unter Gitarrenbegleitung von dem Kampf zwischen Körper und Geist, die beide zum Sterben bereit sind. Zwischen wandelnden Welten verweilt die zweifelnde Seele und sucht Zuflucht im Tal der Hoffnung. Der Geist wehrt sich und das Bewusstsein herrscht am Tag der Qual. Das Fallbeil mit der Angst im Nacken widersetzt sich jedoch dem illusorischem Geist und der darüber stehenden Moral. Der Song geht mit einer Tempoverlangsamung weiter. Es folgen sehr ruhige Gitarrenanschläge. Hierbei handelt sich um eine melodisch schöne Phase des Liedes! Dann zieht das Tempo wieder an, ohne jedoch den melodischen Einfluss preiszugeben. Das Schlagzeug geht in der Folge in den Speed Modus und die Gitarren halten mit. Der Gesang wirkt langsam und ausdrucksvoll. Das Schlagzeug geht auf Geschwindigkeitskurs und die Saiteninstrumente erzeugen bis Songende eine Melodie im Hintergrund.
Irdische Macht ist der nächste Track und er beginnt mit einer basslastigen Celloeinspielung, die durch die Saiteninstrumente verstärkt wird. Der Sound vermittelt einen angenehmen, dunklen Eindruck. Später kommen furchterregend wirkende Growls hinzu. Dann geht das Schlagzeug in den Old School Black Metal Modus und die Gitarren steuern weiter Volumen bei. Die „bösen“ Growls lassen sich nicht aus der Ruhe bringen! Dann erfolgt ein Tempowechsel und die Gitarren machen weiter Druck. Der Gesang erzählt unermüdlich von der irdischen Macht und in diesem Zusammenhang vom letzten Tag auf Erden. Die kraftvollen Strahlen der Sonne umhüllen den Geist und ziehen ihn in seinen Bann. Doch zwischen Krankheit und Geist liegt selten Verstand. Zum Ende des Textes hin heißt es: „Die irdische Macht, die Akzeptanz des letzten Tages. Der Kreislauf des Gebens, den Sternen so nah“.
Das den kryptischen Lyrics angepasste Soundbild geht jetzt in eine Temporeduzierung über. Es erfolgt eine Sprecheinlage. Dann geht es im Vollspeed Tempo Modus weiter. Die Vocals wirken jetzt aggressiv und münden in eine rhythmisch angelegte, etwas langsame, jedoch voluminöse, gitarrenlastige Soundstruktur.
Es geht weiter mit dem Stück Schattenbild. In den Lyrics des Liedes wird das Schattenbild definiert als Schatten der Wirklichkeit, gefangen in der Sinnlichkeit. Umgeben vom Feuer der Nacht. Gefesselt in kalter Kraft. Zum Ende des Textes erfolgt die Aufforderung, die Fesseln zu zerbrechen und in der Sinnlichkeit zu wandeln. Weiter heißt es: „Folge dem Licht, folge ihm in Endlichkeit“.
Die textliche Darstellung wird zu Beginn des Songs mit einigen langsamen, schönen Gitarrenanschlägen in das musikalische umgesetzt. Plötzlich erfolgen im Anschluss aggressive Vocals, massive Drumbeats und die Saiteninstrumente erzeugen ein kraftvolles Volumen. Die Vocals bleiben dominant und erzählen vom Schattenbild. Das Schlagzeug geht auf Tempo, die Gitarren halten mit. Später geht es in das Mid-Tempo und in der Folge wird die Spielgeschwindigkeit nochmals reduziert. Jetzt kommen doomlastige Passagen zum Zuge, bevor die Gitarren sich in den Vordergrund spielen. Die Growls erscheinen nun schreiend und anklagend. Das Bassvolumen erzeugt einen dunklen Eindruck. Zum Ende hin werden die Vocals ausdrucksvoll. Es erfolgen noch einige Tempowechsel und Doomphasen, bevor das Schattenbild instrumental sein Ende findet.
Der Finale Song ist umnachtete Gestalt des inneren Wesens und bezieht sich auf die Schatten des inneren Seins, auf das Verlangen nach Wissen, sowie dem Drang der inneren Lust zu folgen, um all die Geister des Lebens zu huldigen. Der Tonträger beginnt mit Windgeräuschen. Danach hört man langsame, bedächtige und später voluminöse Gitarrenklänge. Dazu werden schleppende Growls eingebracht, die etwas später aggressiver werden. Das Soundbild wird beschleunigt. Die Gitarren drängen sich teils rhythmisch nach vorne. Es erfolgt Cleangesang.
Die Vocals werden durch die Gitarren ausdrucksvoll begleitet. Dann findet ein Rhythmuswechsel statt, der durch langsame Gitarrenzupfer und das Cello begleitet wird. Man hört Wassergeräusche in Verbindung mit der Einspielung einer Melodie. Zum Ende hin wird die Spielgeschwindigkeit erhöht und der Cleangesang in Verbindung mit den Growls sorgt für einen harmonischen Abschluss des Songs. Auch bei diesem Lied hat Jan Winterherz von Waldgeflüster wieder einen Gastgesang eingebracht.
Zum Ausklang des Stückes erfolgen noch einige Gitarrenklänge.
Fazit:
Zunächst gilt es das ausdrucksvoll gestaltete Cover zu erwähnen!
Der sich darin befindliche Silberling vermittelt den Hörern ein gut durchdachtes und abwechslungsreiches, atmosphärisches Black Metal Album, das die textliche Gestaltung sehr schön in das Soundbild integriert. Die Lyrics sind kryptisch gehalten und können bei Bedarf entsprechend interpretiert werden. Sicherlich lässt sich auch der eine oder andere Bezug zur Natur oder zu gesellschaftlichen Themen herstellen. Besonders erwähnenswert ist auch die Idee, diverse Gastmusiker bei einzelnen Songs mitwirken zu lassen. Der Tonträger wird dadurch, obwohl er ohnehin schon kurzweilig gestaltet ist, für den Hörer noch abwechslungsreicher. Alles in allem handelt es sich nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen um ein absolut gelungenes und hörenswertes Debütalbum. Den Silberling kann man, besser, sollte man, bei Bandcamp, allein schon wegen des ansprechenden CD Sleeves, physisch erwerben. Wenn es unbedingt sein muss kann man ihn auch elektronisch kaufen. Auf das Nachfolgewerk darf man gespannt sein!
Band | Agasch |
Album | Waldgeist |
Titel | 1. Intro 2:55 2. Verfall der Leere 4:59 3. Des Waldgeists Tod 9:28 4. Fallbeil der Angst 5:49 5. Irdische Macht 8:27 6. Schattenbild 7:54 7. Umnachtete Gestalt des inneren Wesens 6:55 |
Label | Independent |
Genre | Atmosphärischer Black Metal |
Studioalbum | Nr. 1 |
Veröffentlicht | 06. Mai 2023 |
Herkunft | Deutschland / München |
Gründung | 2019 |
Members | Ravenson: Vocals K: Gitarren Wolfsturm: Bass F.G.: Schlagzeug |
Verfasst im August 2023
von Roland Hesse