Fällt kurz vor dem Gig einer Band der Schlagzeuger aus, bleibt oftmals nichts anderes übrig als den Auftritt zu canceln. Für die Münchner atmosphärischen Schwarmetaler von Fagus war dies keine Option. Im Rahmen ihres Auftritts beim München Scheppert Schwarz Fest in der Backstage Halle am 14. Okt. 2023, setzten sie für ihren fehlenden Taktgeber, kurzfristig einen „elektronischen Ersatzmann“ ein. Trotz dieser widrigen Umstände spielten die drei, mit ihren Gitarren „bewaffneten“, übriggebliebenen Members, ein beeindruckendes Set. Spätestens nach Beendigung dieses Auftritts stand deshalb für den Verfasser dieser Zeilen fest: „Das aktuelle Fagus Debüt Album mit dem Titel Inter, dass am 10. März 2023 veröffentlicht wurde, muss unbedingt rezensiert werden“!
In diesem Sinne beginnt der Tonträger mit dem Titel Aurora. Die Saiteninstrumente zeigen gleich zu Beginn „vollen Einsatz“. Das Schlagzeug geht in den Tempomodus und aggressiv wirkende Screams kommen hinzu. Eine Gitarre erzeugt im Hintergrund melodische Komponenten, während das Schlagzeug auf Tempo bleibt. Die Voices sind mit „Hall“ unterlegt und wirken textgemäß mystisch. Dann erfolgt ein Geschwindigkeitswechsel in langsamere Sphären und die Gitarren entwickeln sich bedächtig. Später bilden die Saiteninstrumente voluminöse und das Schlagzeug wieder temporeiche Strukturen mit melodischem Hintergrund aus. Die Screams erzählen von einer langen Reise durch Raum und Zeit bis hin zur Unendlichkeit. Der Schein durchbricht die dunklen Wälder, Lichter tanzen im kalten Fluss, kein Lauf ist zu hören und der Kosmos schweigt. Der Traum begleitet den Schlaf, bis die Nacht zu Ende geht. Tranquilitatem!
Der zweite Track des Albums ist Neptun I. Die Gitarren beginnen den Song gemächlich. Später kommen einige dunkle Beats hinzu. Die Saiteninstrumente entwickeln sich massiv unter melodischem Einfluss. Die Screams berichten von einer sehnsüchtigen Suche nach dem Licht, die durch Gestein, Eis und kalte Fragmente führt. „Ihr dürft nicht fort, heißt es im Text, hütet schweigend euer Geheimnis“! In der Leere sind Schicksale bis hin zum Zerfall der letzten Nacht für immer gebunden und werden in Ewigkeit eins sein.
Die Saiteninstrumente werden temporeicher und bewegen sich zunächst linear in eine Richtung. Hinzu kommen ausdrucksvolle Screams, die vordergründig durch melodische Gitarren unterstützt werden. Nach einem Tempowechsel führen die Gitarren den Song weiter, wobei sich im Verlauf die Rhythmusgitarre in den Vordergrund spielt. Die Voices wirken dann noch einmal sehr markant. Es erfolgt unter „gewittrigem Donnergrollen“ ein ruhiger Ausklang.
Weiter geht es mit Tyche, einem schwermütigen Song bei dem es um das nahende Ende eines Jahres geht. Kalter Wind weht durch die Wälder, der Herbst ist da und die Dämmerung setzt ein. Die Dunkelheit greift um sich und es wird Winter. Alles schwindet dahin und die Erinnerungen sind verblichen. Musikalisch umgesetzt werden die Lyrics zunächst durch ruhige, gleichförmige Gitarrenanschläge, die im Anschluss an Volumen zunehmen und unter einem Schlagzeuggewitter im Black Metal Stil weitergeführt werden. Die Saiteninstrumente bleiben im Mid-Tempo und aggressiv wirkende Screams kommen hinzu. Eine Gitarre erzeugt zunächst im Hintergrund, später vordergründig melodische Strukturen. Das Schlagzeug befindet sich im Tempomodus. Der Gesang bleibt aggressiv und wird durch teils melodische Gitarren unterstützt. Dann erfolgt mittels ruhiger Gitarrenanschläge ein Tempowechsel in langsamere Gefilde. Taktvolle Schlagzeugbeats kommen hinzu. Die Screams sind nun langsam und bedächtig. Plötzlich geht das Soundbild wieder auf Tempo. Die Gitarren und der Gesang bilden im Anschluß ein helles Klangbild und eine eingehende Melodie aus. Für den ruhigen Ausklang des Liedes sind die Gitarren verantwortlich.
Jenseits des Höhenzuges ist das nächst Stück. Gitarrenanschläge schreiten hier langsam voran. In der Folge begleitet das Schlagzeug taktvoll das Geschehen. Aggressive Screams setzen ein. Die Saiteninstrumente prägen dennoch kurz das Soundbild. Im Verlauf werden sie langsamer und bilden ruhige Anschläge aus. Im Text heißt es: „Jenseits des Höhenzuges sammelt sich Dunkelheit. Dem Chaos entstiegen umfängt sie das Leben.“
Der vorletzte Song ist Zerfall des Lichts. Im Vollspeed Old School Black Metal Stile geht es los. Screams setzen wütend ein. Die Saiteninstrumente führen weiter, bis abermals die hall-durchsetzten Screams den kryptischen Songtext erzählen. Es geht um die Gier des Lebens, die versucht alles zu beherrschen, Schwüre zu brechen und Gedanken zu spalten sowie um einen Ort, der durch Schatten beschützt wird und durch Krater durchzogen ist. Dort existieren diffuse Körper, die unter Wärme und Licht zerfallen. Verborgen im Dunklen, in ewiger Kälte liegt dort der Geist, rein und klar und ist für immer eins.
Unter Schlagzeugeinfluss bilden die Gitarren später in dem Song nochmals schöne melodische Strukturen im Hintergrund aus.
Der finale Track lautet Et In Arcadia Ego. In dem Land der Seligkeit und des Glücks, dem Ort, in dem wir Hirten frei und rein wie die Luft waren, hörte ich einen Ruf und sah es im Traum. Dem Zeichen folgte ich und war in Arkadien, solange bis das Erdreich brannte und alles Leben wieder entwich. Das Stück beginnt mit einer langsamen Einleitung durch gezupfte Gitarren. Danach erzeugen die Saiteninstrumente eine ruhige, schöne, ansprechende Melodie. Das Schlagzeug begleitet langsam und taktvoll. Später erfolgt eine Temposteigerung und die Instrumente erzeugen Volumen. Screams kommen hinzu und im Hintergrund bilden die Gitarren melodische Einflüsse aus. Später treten die Saiteninstrumente in den Vordergrund und erzeugen zusammen mit den Voices harmonische Songstrukturen. Dann wird das Tempo langsamer und die Gitarren bleiben kurz alleine. Danach folgen aggressive Screams, das Schlagzeug geht in den Black Metal Modus, ohne jedoch die melodischen Komponenten des Soundbildes zu vernachlässigen. Das Schlagzeug begleitet das Geschehen in der Folge taktvoll. Die Screams erzählen die Geschichte in prägnanter Form weiter. Zum Schluss hin wird es ruhiger und endet instrumental gestaltet.
Fazit:
Zornige, teils mit Hall durchsetzte und auffällige Screams, Schlagzeugfeuerwerke im Old School Black Metal Modus, flexibel ausgestaltete Gitarrenriffs mit vielen atmosphärischen Einflüssen, dunkle, schwermütige melancholische Klangbilder, aber auch aggressive Passagen! All diese musikalischen Komponenten und noch viele andere Details mehr kann man dem Album „Inter“ von Fagus entnehmen. Durch eine hohe Aussagekraft in der musikalischen Darbietung wird der Hörer in eine den Lyrics entsprechende, mystische, naturbezogene, kryptische, tiefe Gefühlswelt geführt. Je nach Thematik entwickelt sich das Soundbild mal dunkel, mal nachdenklich, mal aggressiv und oft auch schön melodisch.
Es handelt sich alles in allem um ein abwechslungsreiches, sehr gut gelungenes Debütalbum, das Lust auf ein hoffentlich bald erscheinendes neues Werk macht!
Erhältlich ist das Album als Digipack oder wenn es sein muss auch zum Herunterladen.
Band | Fagus |
Album | Inter |
Titel | 1. Aurora 4:50 2. Neptun I 6:43 3. Tyche 9:01 4. Jenseits des Höhenzugs 5:18 5. Zerfall des Lichts 3:55 6. Et In Arcadia Ego 10:14 |
Label | Silent Future Recordings |
Genre | Atmosphärischer Black Metal |
Studioalbum | Nr. 1 |
Veröffentlicht | 10. März. 2023 |
Herkunft | Deutschland / München |
Gründung | 2010 |
Members | Vo1D: Gesang, Rhythmusgitarre Si3ht: Leadgitarre Triton: Schlagzeug Morguz: Bass |
Verfasst im Oktober 2023
von Roland Hesse