CD Review : Saturnus – The Storm Within

Wer in eine musikalisch geprägte, eigene Gefühlswelt eintreten möchte, dem sei empfohlen, sich mit dem am 16. Juni 2023 erschienenen Saturnus Album „The Storm Within“ auseinander zu setzten. Die hochemotional geprägte Musik der melodischen Deathdoomer aus Dänemark ist durch dunkle, schwermütig wirkende, traurige Klangbilder, die meist in wunderschöne melodische Parts münden, geprägt. Ebenso wird der Hörer, bedingt durch die von Thomas A.G. Jensen erzeugten, bemerkenswerten, abgrundtiefen Deathgrowls in Sphären versetzt, die manchmal wütend, oft jedoch melodisch abgerundet und traurig erscheinen.

So beginnt der Tonträger mit dem Titelsong The Storm Within. Es geht hier um die innere Zerrissenheit, respektive um die Qual, sich Dingen stellen zu müssen, die nicht zu ändern sind und die man annehmen muss, jedoch in dem Bewusstsein keinen inneren Frieden finden zu können.
Voller Verzweiflung und in tiefer Dunkelheit ist der seelische Schmerz, erzeugt durch die eigenen Dämonen anzunehmen. Diese Dämonen, die uns in unserem inneren Sturm quälen, sollten wir alle kennen ,um sie, fern von der menschlichen Hülle, in eine kühne und schöne Seele einzubringen.
Der Song beginnt mit einem Gewitter grollen. Im Anschluss erfolgt eine ruhige Gitarreneinleitung, bei der eine weitere Gitarre ruhig melodisch hinzukommt. Das Klangbild vermittelt eine textgemäß authentische Atmosphäre, die durch einige Schlagzeugbeats und sich massiv entwickelnde Gitarren fortgesetzt wird. In der Folge kommen abgrundtiefe Growls hinzu, die durch melodische Strukturen ergänzt werden und einen Klangteppich bilden. Es folgt eine gezupfte Gitarre, die durch einen Sprechgesang ergänzt wird. Das ganze erzeugt eine nachdenkliche Wirkung. Später kommen wieder tiefe Growls hinzu, die in eine, durch die Saiteninstrumente eingebrachte, wunderbare Hookline münden. Nach einem weiteren Sprechgesang, der durch ruhige, langsam gespielte Gitarren begleitet wird, schleicht sich im Hintergrund wieder diese „Ohrwurm fördernde“ Hookline ein. Langsam gespielte, gezupfte Gitarren führen den Song weiter. Durch die tiefen, „schauderhaft schönen“ Growls, in Verbindung mit den Gitarren und dem Keyboard, entwickeln sich abermals eingängige Melodien. Doomige Bässe führen den Song zu Ende.

Der zweite Track ist Chasing Ghosts. Die Lyrics erzählen von den Geistern, die man jagt. Gemeint ist hier wohl das Verschwenden der Zeit mit nutzlosen Dingen. Voller Bitterkeit kehrt man in die Realität zurück und stellt nur emotionale Leere ohne erfüllte Träume fest.
Musikalisch umgesetzt wird die Handlung durch eine melodisch gezupfte Gitarreneinleitung, die durch das Keyboard begleitet wird. Dann kommt eine zweite Gitarre mit melodischen Strukturen hinzu, bevor es mit einigen Schlagzeugbeats in die doomige Richtung geht. Die Cleanstimme erzählt unter ruhiger Begleitung der Saiteninstrumente und einer eingebauten Hookline die Geschichte. Das Schlagzeug taktet langsam dazwischen, dann kommt das Keyboard hinzu und die „Erdkerntiefen“ Voices wandern im Mid-Tempo in eine melodisch doomige Richtung. Markante, aggressive Growls erzählen ruhig weiter und werden von einer Hookline in einen Melodienteppich eingebunden. Die musikalische Struktur wird durch ruhige Anschläge der Saiteninstrumente und des Keyboards in einen etwas traurig wirkenden Melodienreigen, der sehr gefühlvoll dargebracht wird, geführt. Durch langsame Tonfolgen beendet das Keyboard den Song.

Mit The Calling kommt ein bemerkenswerter Song an die Reihe! Die Saiteninstrumente beginnen das Lied im Mid-Tempo, bevor die tiefen Growls einsetzen. Das Schlagzeug begleitet rhythmisch, taktvoll. Es folgt eine emotional bewegende Hookline. Im Mid-Tempo geht es weiter und die dunklen Voices erzählen die Geschichte von der Vergangenheit, die das Leben in Unordnung brachte und alles auseinander fallen ließ. Es ist die Rede von bodenlosen Tälern und Abgründen. Wieder aufstehen, weitermachen und die Vergangenheit in Fluten aufrühren, das ist die Berufung!
Abermals kommt diese, sich einprägende Hookline aus den Lautsprechern! Es folgt eine leicht doomige Phase, die in ein ruhiges Keyboardspiel mündet. Einige Schlagzeugbeats und ein begleitender Sprechgesang führen das Lied ruhig weiter. Dann erzeugen die Gitarren Volumen und die Voices vermitteln einen bösen Eindruck. Eine Gitarre spielt eine etwas atonale kurze Einlage, bevor das Stück wieder in die geniale Hookline mündet. Die gefühlvollen, tiefen Growls tragen zu dem bombastischen Melodienteppich bei. Nach einer Temposteigerung geht es taktvoll weiter. Zu Ende geht das Stück mit ruhigen Gitarrenanschlägen und einem Gewitter grollen.

Even Tide ist das nächste Stück. Das Keyboard leitet den Song mit langsamen Tönen ein. Dann folgt ein Sprechgesang und die Saiteninstrumente verfolgen das Geschehen ruhig und mit melodischen Komponenten im Hintergrund, die im Ausdruck sehr gefühlvoll erscheinen. Der Cleangesang, das Keyboard und die Gitarren begleiten langsam, ruhig und getragen. Ein traurig wirkenden Song! Im Wechsel zwischen Clean und Sprechgesang endet das Stück etwas melancholisch.
An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass Paul Kuhr von Novembers Doom einen Gesangspart bei diesem Track übernommen hat. Auf dem Prophecy Fest 2023 in der Balver Höhle wurde das Gesangsduett zwischen dem Saturnus Frontmann und dem Sänger von Novembers Doom dem Publikum im Live Betrieb präsentiert. Der Text ist wohl in Form einer Metapher dargestellt. Es ist die Rede von der ertrinkenden Sonne am Rande des Horizonts und dem daraus folgenden Einbruch der Nacht. An diesem Ort überwältigt im Sinne der Romantik die Leidenschaft den Atem. Möglicherweise soll hier das Versagen im Leben beschrieben werden, mit der Folge des Alleinseins. Im Text heißt es: „Jedes Mal, wenn ich versuche zu gehen, bringen mich die Wellen wieder nach Hause.

Das Keyboard und die Saiteninstrumente beginnen den folgenden Song, Closing The Circle,
bedächtig. Langsame Schlagzeugbeats unterstützen dann den Sprechgesang. Dieser wird mittels einer melodischen Gitarrenarbeit abgelöst und durch „furchtbar schöne“ dunkle Growls bereichert. Dann erfolgt ein weiterer Sprechgesang und die Sologitarre erzeugt melodische Strukturen. Die Vocals wirken zwischenzeitlich schmerzvoll im Ausdruck und berichten gemäß den Lyrics über Schuldgefühle. Im Text heißt es: „Während ich vor meinem Schöpfer stehe, weiß ich innerlich, dass ich schuldig bin“. Musikalisch entwickelt sich das Geschehen in sehr langsame Gefilde. Eine Gitarre spielt ein melodisch ansprechendes Solo, das in eine wunderbare Hookline mündet, die durch tiefe Growls verstärkt wird. In den Lyrics geht es nach den schmerzvollen Darstellungen zwischenzeitlich um Hoffnung. Im Text heißt es: „Geduld, deine Zeit wird kommen, um sich wieder gut zu fühlen“. Das Soundbild wirkt in diesem Zusammenhang nachdenklich. Die Gitarren bilden zwischenzeitlich einen melodischen Klangteppich. Tiefdunkel erzählen die Vocals die Geschichte zu Ende.

Breathe New Life ist der vorletzte Song des Albums.Voluminös kommen hier die Saiteninstrumente in das Spiel. Dann setzten die tiefen Vocals in das rhythmische Klangbild ein. Die Gitarren erzeugen Volumen und die Death Growls wirken jetzt böse. Dann kommt eine „melodische Wand“ auf den Hörer zu. Rhythmisch geht es weiter und die Vocals wirken jetzt dunkel und böse. Das ganze mündet in eine sehr ansprechende Hookline.
Die Saiteninstrumente führen den Song taktvoll weiter. Dann kommen nochmal dominante Growls in das Spiel. Das Keyboard sorgt für den Ausklang des Songs.
In dem schwermütigen Inhalt des Songs geht es um das Ableben und dem Freisprechen von Sünde nach dem Tode. Ein gebrochenes Herz und all die vergangenen Schmerzen führen zu neuer Hoffnung, niemals wissend, ob der Friede endlich kommt. Das Herz ist bereit, nach Hause zurückzukehren. Seit dem letzten Atemzug ist eine lange Zeit vergangen!

Der finale Track ist Truth. In der Dunkelheit hört hier der Protagonist noch Schreie und die Atemzüge beginnen zu verblassen. Er muss an dem Ort des Geschehens verweilen, in der Dunkelheit des Bedauerns. Ein Gefühl der Begierde umschleicht ihn, ebenso wie Emotionen, die mit Lügen gefüllt sind, selbst wenn die Wahrheit ausgesprochen ist.
Der Song beginnt mit langsamen Gitarrenanschlägen, die in eine melodische Struktur übergehen. Sprechgesang setzt ein. Danach kommen einige Keyboardkänge an die Reihe. Die Instrumente erzeugen im Anschluss zusammen mit den Death Growls ein mächtiges Volumen und setzen die Lyrics entsprechend um. Eine Gitarre wirkt besonders dominant. Später findet nochmals ein Sprechgesang statt, der durch dunkle Growls abgelöst wird und in eine Hookline eingebaut ist. Zum Ende des Stückes hört man noch einige Gitarrenzupfer.

Fazit:
Saturnus hat mit dem The Storm Within Album ein Werk erschaffen, das sich sofort in die Gehörgänge einschleicht und von dort aus, soweit man es zulässt, den emotionalen Teil des Gehirns befällt. Jeder einzelne Track des Tonträgers bildet eine Symbiose zwischen Text und dem Soundbild. Bei den Lyrics zu jedem Song handelt es sich um einen „inneren Sturm“, respektive um Konflikte, die jeder Mensch mit sich selbst ausmachen muss. Die Themen reichen von schicksalhaften Vorkommnissen, innerer Zerrissenheit, dem Kampf mit dem Gewissen, von Todessehnsucht und Schmerz, bis hin zur Hoffnung nach dem Ableben. All diese Texte sind hervorragend in die Musik eingebunden. Hervorzuheben ist hier die eingängige Arbeit der Saiteninstrumente und die Verstärkung des Klangbildes durch das Keyboard. Nicht zuletzt wird das Album auch durch den abgrundtiefen, „schauderhaft schönen“ Gesang des Frontmannes geprägt.
Alles in allem handelt es sich nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen um ein Werk, an dem man, soweit man ein Freund der langsamen, gefühlsbetonten Spielrichtung ist, keinesfalls vorbeikommt. Vor einem Ohrwurmbefall, nach einem zwanghaften, mehrmaligen Hörens des Tonträgers und aufgrund der sich dort befindlichen eingängigen Refrains sollte man sich hüten!
Den Tonträger gibt es als CD oder Vinyl in verschiedenen Ausgaben.

BandSaturnus
AlbumThe Storm Within
Titel1. The Storm Within 11:25
2. Chasing Ghosts 11:12
3. The Calling 6:59
4. Even Tide 7:31
5. Closing The Circle 9:19
6. Breathe New Life 5:28
7. Truth 7:23
LabelProphecy Productions
GenreMelodischer Death / Doom Metal
StudioalbumNr. 5
Veröffentlicht16. Juni 2023
HerkunftDänemark / Kopenhagen
Gründung1993
MembersThomas Akim Gronback Jensen: Gesang
Indee Rehal-Sagoo: Gitarre
Julio Fernandez: Gitarre
Henrik O. Glass: Schlagzeug
Brian Pomy Hansen: Bass
Mika Ditlev Gyldenohr Filborne: Keyboard

Verfasst im November 2023
von Roland Hesse

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