Es war Samstag, der 25. Juli 2022 und somit der zweite Tag des Baden in Blut Festivals. Bei Sonnenschein und Temperaturen um die 38 Grad versammelte sich eine zahlreiche Metalschar in allerbester Laune vor der Bühne. Um 13 Uhr 30 waren gemäß der Running Order Khors aus der Ukraine an der Reihe. Sie wurden für Sulphur Aeon engagiert, die ihren Gig absagen mussten. Die Entscheidung der Festivalcrew, die Black/Dark Metaler, die viele atmosphärische Einflüsse in ihre Musik integrieren, zu engagieren, war aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen eine sehr gute Wahl!
Nach einem kurzen Einstimmen der Instrumente ging es dann pünktlich los. Der Frontmann, Sänger und Gitarrist Jurgis, sowie sein Gitarrenpartner traten in traditioneller Lederkleidung auf und Bassist Khorus warf sich seine Mönchskutte über. Bei diesen sommerlichen Temperaturen war ein „schweißtreibender“Gig also vorprogrammiert. Die Songtexte sind in ukrainischer Sprache verfasst. Gespielt wurden zunächst drei Songs aus dem Album von 2020 „Where The Word Acquires Eternity“.
Das erste Stück war Starvation. Genau der richtige Song zum Einstieg in das Set! Nach einigen noch „friedfertig“ erscheinenden, bedächtigen Tönen ging es gleich mit einer voluminösen Gitarrenarbeit los. Der Sänger beschallte dabei mit seinen markanten Growls das Publikum, das gleich zu Beginn in den Bann der Band gezogen wurde. Im Verlauf des Liedes duellierten sich die beiden Gitarreros auch gesangstechnisch. Die Saiteninstrumente blieben weiter auf Kurs und der Frontmann brachte immer wieder aggressive Vocals im Deathmetal Stil in das Geschehen ein.
Nach dem Ende des ersten Songs stellte sich die Band kurz vor und weiter ging es mit Lied Nummer zwei. Es war Blissforsaken. Das Schlagzeug und die Saiteninstrumente leiteten den Song ein. Dann setzte Jurgis seine klagenden Screams dem Publikum entgegen. Es kamen melodische Töne der Gitarren hinzu, die später kurz in die progressive Richtung wechselten. Die Voices wurden dominanter und die Gitarren, die sich in den Hintergrund schoben, entwickelten Melodie.
Es ergab sich dadurch ein harmonisch atmosphärisches Soundbild, das durch die Gitarrenarbeit von Andres noch verstärkt wurde. Passend dazu ließ der Frontmann seine inzwischen gefühlvollen Screams einfließen. Zum Ende hin leitete Khaot, der am Schlagzeug saß, nochmal eine Tempobeschleunigung ein und die Saiteninstrumente fügten eine Hintergrundmelodie hinzu.
Der dritte Song im Set war dann The Mist. Hier entwickelten das Schlagzeug und die Saiteninstrumente von Anfang an dichte Klänge im Mid-Tempo. Die Screams kamen taktvoll hinzu. Dann erfolgte ein Tempowechsel in langsamere Gefilde und die Saiteninstrumente blieben im Hintergrund. Das Schlagzeug machte im Rhythmus weiter. Die Gitarren wurden im Verlauf sehr melodisch. Nach diversen Tempoänderungen machte die Leadgitarre einen Soloausflug. Nach einer abermaligen Tempoverlangsamung wirkte das Soundbild dunkel. Zum Ende hin hellte es sich wieder auf und dem Publikum flogen melodische Klänge entgegen. Dafür gab es viel Beifall für die Band.
Nach einer kleinen technischen Korrektur am Set ging es mit Beyond The Bestial aus der gleichnamigen EP von 2018 weiter. Zunächst spritzte jedoch ein freundliches Crewmitglied mit einem Wasserschlauch zur Erfrischung in die Menge. Es war also geboten, sein Bier in Sicherheit zu bringen, wenn man eine Verdünnung des Gerstensaftes vermeiden wollte. Die Saiteninstrumente kamen hier zu Beginn gleich in massiver Form zur Geltung und nahmen nach kurzer Zeit einen melodischen Kurs auf. Nachdem die Screams ihren Einsatz hatten, durfte sich die Leadgitarre in den Vordergrund spielen.
Dann schallten wieder mächtige Growls in die Menge, nicht jedoch ohne diese mit melodischen Gitarreneinlagen zu ergänzen. Zum Schluss wurde der Sound der Saiteninstrumente kompakter und Khorus verzog während seines Bassspiels keine Miene. Nur auf die Kapuze der Mönchskutte hatte er eine Zeit lang verzichtet.
Der Song Nummer fünf, der zu dieser Zeit hervorragend in das Set passte, traf augenscheinlich die Hörnerven des Publikums mit voller Wucht. Entsprechend stark viel der Beifall zum Ende des Liedes aus. Bei Frigit Obscurity Of Soul, handelte es sich um ein Instrumentalstück, das ebenfalls aus der EP Beyond The Bestial entstammte. Es war mit melodischen Passagen durchsetzt. Das Schlagzeug hielt sich hier im Hintergrund auf und die Saiteninstrumente erzeugten einen bombastischen Klangteppich.
Der finale Song des Sets war dann My Cossack Way, der aus dem Album Night Falls Onto The Fronts Of Ours aus dem Jahr 2015 stammt. Die Gitarren setzten mächtig ein und waren für die atmosphärischen Komponenten im Hintergrund zuständig. Das Schlagzeug kam rhythmisch hinzu. Die Screams und wunderbare Melodien der Saiteninstrumente prägten das Stück. Bei den Vocals unterstützten sich die beiden Gitarristen gegenseitig. Nach einigen gezupften Gitarrentönen erfolgte noch mal ein ruhiges Voranschreiten des Songs unter dem Einfluss einer schönen Melodie, die primär durch die Leadgitarre erzeugt wurde.
Nach Beendigung des Stückes hörte man noch ein kurzes, eingespieltes Outro aus den Lautsprechern.
Leider waren für den Auftritt von Khors nur 40 Minuten eingeplant. Man hätte dem Quartett aus Charkiw gerne noch etwas länger zugehört. Das Publikum spendete der Band viel Beifall und Jurgis bedankte sich im Namen seiner Bandkollegen mit dem Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen!
Verfasst im Juli 2022
von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse