CD Review: Guyod – Heart Of Thy Abyss

Es wird berichtet, dass tief aus der Abyss, dort wo Orkus auf seinem Thron aus Knochen sitzt und Thanatos sein Unwesen treibt, angeblich abgrundtiefe, wohlklingende Töne an die schwarzmetalische, doombehaftete Oberfläche gelangen. Möglicherweise werden diese Klänge aber auch von einem Quartett aus der Steiermark in Österreich, namens Guyod erzeugt, dass als Beweis für diese Behauptung dem Metalvolk am 4. November 2023 ihr neues Album mit dem Titel -Heart Of Thy Abyss- vorgelegt hat. In diesem Werk werden den interessierten Hörern die Geschehnisse aus der Tiefe des Totenreichs nahegebracht.

Der Tonträger beginnt mit dem Titel First Wave Of Destruction. Donnerndes Gebrüll in der Ferne und ein Erzittern des Bodens begleiten die Legionen der Tiefe, die unbarmherzig die Festungen der Menschheit niederreißen. Es gibt keine Gnade. Kein Leben wird verschont und keine Gebete werden erhört. Alle Heiligtümer werden überflutet, es wird keine Erlösung geben.
Der Song beginnt dunkel mit einer langsamen Bass- und Gitarreneinspielung. Im Hintergrund hört man Wellenbewegungen. Dann erfolgt, eingeleitet durch das Schlagzeug und die Gitarren eine Tempobeschleunigung. Schmerzvoll wirkende Screams kommen unter dem Einfluss von Gitarrensalven hinzu. Das Geschehen wird jetzt, bedingt durch die Saiteninstrumente temporeich und ausdrucksvoll. Später kommt es zu einem Tempowechsel. Die Screams finden unter Bassbegleitung und druckvollen Gitarren statt, hinzu kommen angstvoll wirkende Schreie.

In Tharsis ist der zweite Song des Albums. Schwungvoll beginnen die Gitarren und begleiten die Death Growls. Die Saiteninstrumente werden druckvoll und die Voices wirken anklagend. Im „Gitarrenrausch“ wandert das Soundbild in doomige Gefilde. Im Anschluss erzeugen die Saiteninstrumente wieder Volumen und gehen im weiteren Verlauf wieder in eine Doomphase, die durch böse wirkende Growls unterbrochen wird. Unter Gitarrenlast wirkt das Geschehen langsam und bedächtig, unterstützt durch aussagekräftige Screams. Im Anschluss erfolgen wütende Schreie und das Schlagzeug geht „auf Speed“. Die Gitarren drücken wieder und es wird doomig. Screams und Growls wechseln sich jetzt ab. Danach geht es mit gezupften Gitarren weiter und das Geschehen wird in eine doomige Phase übergeleitet. Es folgen schmerzvoll klingende Screams, die im Verlauf an Aggressivität unter Gitarreneinfluss zunehmen. Eine Tempobeschleunigung und böse, dunkle Growls, münden zum Ende hin in ein ruhiges Soudbild, das mit einer Gewitterstimmung unter Donnergrollen endet.
Es geht in diesem Stück um ein altes planetarisches Ödland in dem nur noch Kälte, Stille und Nacht vorhanden ist. Früher war es ein Paradies für alle Arten von Lebewesen. Alle Formen des Lebens vereinten sich. Es war alles harmonisch. Die Evolution jedoch brachte durch Krieg, Gier und diverse Kalamitäten den Untergang. In Tharis fand das Leben Schutz und in Tharis erlosch das Leben. Giftige Winde wehen jetzt. Vor dem Tod kann man sich nirgends verstecken.

Es folgt nun Into The Temple Of Vepar, ein beachtenswerter Song! Bedächtige Gitarrenanschläge wandern in doomige Passagen. Später kommen abgrundtiefe, schleppende Growls hinzu. Die Gitarren im Hintergrund sind in der Folge dunkel ausgeprägt. Der Song bewegt sich in gemächlichen Gefilden. Intensive Gitarren erzeugen ein langsames doomiges Volumen. Bevor eine Gitarre im Mid-Tempo mit hellen Tonfolgen und gefälligen Riffs in die Abyss abstürzt, erscheint eine geisterhafte Flüsterstimme, der böse tiefe Growls folgen. Unter voluminöser, langsamer Gitarrenarbeit geht der Song doomig weiter. Zum Ende des Liedes hört man undifferenzierte Klänge und Wassergeräusche die vielleicht die Wellen des Ozeans darstellen könnten. Der Feind in der Dunkelheit ist nicht zu sehen. Unnatürlicher Nebel und ein geisterhaftes Licht durchbohrt die Wasseroberfläche. Vepar! Ein gurgelndes Geräusch, ein Kopf stößt hervor! Schreckliche Schreie, Brände! Vepar erhebe dich und ziehe mich zu deinem Tempel hinunter!

Die nächsten drei Tracks bilden eine Triologie in der textlich Anleihen von Charles Baudelaires
„L´Homme et la mer“ eingebunden sind. Der erste Song aus der Reihe ist Thy Everlasting Lightless Realm Pt.I: Descension. Aus mächtigen Wogen, umschlungen von den Armen des Eises, verschlinge mich in den Abgrund! Ich werde zwischen den Schiffen umherschweifen, die vor langer Zeit gesunken sind! Über Äonen hinweg werde ich eins werden mit dem weiten Meer!
Musikalisch umgesetzt werden die Lyrics durch helle Gitarrenanschläge unter Schlagzeugbegleitung im Mid-Tempo. Es folgt ein Sprechgesang unter Gitarreneinfluss. Dann wird das Soundbild basslastig. Die Screams bekommen Schlagzeug und Gitarrenunterstützung. Sie strahlen Aggressivität aus! Eine Gitarre erzeugt Druck und im Anschluss führen die Saiteninstrumente ruhig weiter, bevor „böse“ Growls einsetzen. Dazwischen werden immer wieder Screams gesetzt, jedoch stehen die Gitarren im Vordergrund. Nach einem kurzen Sprechgesang geht das durch Volumen geprägte Soundbild in den langsamen doomigen Untergrund. Die Screams wirken jetzt „schauderhaft“. Zum Schluss erfolgen einige Anschläge der Gitarre.

Das zweite Lied aus der Reihe ist Thy Everlasting Lightless Realm Pt.II: Abscission. Im Abgrund, wo kein Sonnenstrahl den Boden verdorben hat, suche ich unermüdlich nach leuchtenden Ländern. Immer weiter geht es abwärts zu einer nie versiegenden Quelle, die neu gefüllt werden soll. „Gegrüßt seist du, Herrin des Abgrunds, gegrüßt seist du, große Göttin des Lebens! Gewähre mit Dunkelheit um die Sonne zu verdunkeln, Wellen um die Flammen auszulöschen und Flut um die Welt zu ertränken!
Der Song beginnt mit ruhigen Gitarrenzupfern. Plötzlich setzten die Drums zusammen mit den Gitarren ein und es folgt eine gesprochene Passage. Im Anschluss wandert das Geschehen in doomige Gefilde. Langsam und bedächtig kommen böse Screams hinzu.Tiefe Gitarren folgen zusammen mit Deathgrowls dem Soundbild „gefühlt in die Abyss“! „Dort unten finden schöne tiefdunkle doomige Tonfolgen statt. Später geht das Schlagzeug auf Tempo, die Growls folgen und es entwickelt sich im Anschluss ein schnelles, rhythmisches Klangbild. Nach einem Tempowechsel finden ruhige Gitarrenanschläge, begleitet durch Beats und Sprechgesang statt.

Der dritte Song der Triologie ist Thy Everlasting Lightless Realm Pt. III: Eruption. Lange bin ich zwischen den Wracks umhergewandert. Lass mich erwachen aus dem immerwährenden Alptraum.
Nicht zerrissen von der Last der Tiefe, aus dem Abgrund werde ich aufsteigen. Die einzige große Erleuchtung wird kommen. Es gibt keine Rettung, weder unten noch oben!
Musikalisch folgt ein atonaler Beginn mittels schnellen Schlagzeugbeats im Black Metal Stil und den Saiteninstrumenten. Dann folgt ein doomiger Einfluss unter Beibehaltung des Tempos der Drums. Im Anschluss werden aggressive Screams durch eine progressive Gitarrenbegleitung unterstützt. Darüber hinaus finden immer wieder dommige Einflüsse statt. Später werden tiefe Growls eingesetzt und eine Bassgitarre spielt ein Solo. Der Tieftöner wird durch die Gitarren in der „dunklen Phase“ unterstützt. Dann wird das Soundbild ruhig und eine Cleanstimme erzählt von der Handlung. Nachdem die Saiteninstrumente nochmal Volumen erzeugen wirken die Growls dunkel und schwermütig. Dann wird eine Doomphase eingeleitet. Die Cleanstimme wechselt sich mit Screams und Growls unter fortschreitendem Doomeinfluss ab.

Weiter geht es mit Unfathomable Depths, dem siebten Track des Albums. Der Song beginnt mit einer Wanderung durch den Doomkeller und einem betonten Schlagzeug. Die Gitarren führen progressiv im Mid-Tempo weiter. Unter Doomeinfluss erzählen die „schön dreckig“ wirkenden Growls von einem unbekannten Raum mit pechschwarzer Oberfläche in dem es um Vorstellungen
geht, die in düsteren Kammern sowohl das Leben, als auch den Tod beschreiben. Zerlege unseren Verstand, Seziere unsere Seelen heißt es im Text. Die Abyss hat in dich hineingestarrt, die Abyss hat sich in dich verwandelt. Unbekannter Raum, der auf einer blutroten Oberfläche wiederkehrt!
In dem Song werden mittlerweile tiefe, höllenartige Growls dargebracht. Dies geschieht unter einem Doomeinfluss, an dem auch Hades in der Unterwelt Interesse finden könnte. Es folgen atonale Gitarren die durch die Screams abgerundet werden. Dann kommen Passagen an die Reihe, die aus schnellen Tonfolgen, bösen Growls und doomigen Phasen zusammengesetzt sind. Zum Ende hin gehen die „fürchterlich“ klingenden Growls abermals in dem Doomkeller „spazieren“! Im Hintergrund hört man noch eine chorale Stimme.

Mit Guyot folgt ein, nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen, bemerkenswerter Track.
Er beginnt mit gezupften, langsamen Gitarren, die durch Schlagzeugbeats unterstützt werden. Dann entwickeln die Saiteninstrumente Volumen und sorgen für ein ausgedehntes Klangbild. Eine Flüsterstimme mischt sich immer wieder ein. Nach einem Tempowechsel beginnt eine schnelle instrumentale Phase, in die tiefe, aggressiv wirkende Growls implementiert werden. Nach einer Zeit begibt sie der Track in doomige Strukturen. Langsam und gesanglich dunkel geht es „gefühlt in die Abyss“! Die Cleanstimme führt in eine gespenstisch wirkende Richtung. Die Gitarren erzeugen im Anschluss zusammen mit den Vocals und den schnellen Beats für einen „furchterregenden“ Eindruck. Zusammen mit einer Sprechstimme rutschen die Saiteninstrumente zum Ende hin nochmals in den Doomkeller.
Die Lyrics erzählen von einer Welt, die gegen eine andere Welt stößt, von Lebensformen, die aus dem leblosen Boden hervorgehen und von einer Sonne die niemals aufgeht. Die Erde träumt! Sie zittert im Inneren und wartet darauf zu zerbrechen und dadurch eine Arge der Erneuerung auszulösen. Die Urkräfte schlummern im Inneren, tot und träumend, die Welt in Flammen zu setzen. Die Überreste der Menschheit werden weggefegt und nichts wird jemals an deren Existenz erinnern.

Der finale Track ist Watcher In The Dark! Vorwärts immer weiter, die Katastrophe sitzt dir im Nacken heißt es im Text. Die Tiefen rufen nach Dir! Ihre Triebe spucken abgrundtiefe Verderbnis aus. Der leibhaftige Schrecken lauert in den Höhlen unter uns. Wächter des Abgrunds! Verneigt euch vor mir, umarmt das Ende. Der menschliche Virus ist ausgelöscht!
Das Lied startet nach einigen Gitarrenzupfern mit einem temporeichen Schlagzeug und rhythmischen Gitarrenspiel in das sich die Screams einmischen. Nach einem Tempowechsel geht der Song in doomige Gefilde. „In diesem dunklen Untergrund“ bewegen sich die Saiteninstrumente und die Voices im Mid-Tempo weiter, bevor das Soundbild weiter in den „Doomkeller“ abrutscht. Die Screams klingen jetzt leidend und werden durch die Gitarren unterfüttert. Danach führen gezupfte Gitarren und begleitende Beats in langsame Strukturen. Hinzu kommen später aggressive Growls, die einen „furchterregenden“ Eindruck vermitteln. Das Soundbild geht wieder in eine doomige Phase und endet „gefühlt“ dunkel und böse!

Fazit:
Guyod hat mit ihrem Debütalbum Heart Of Thy Abyss einen tiefdoomigen, mit Deathelementen bestückten Tonträger erschaffen, der durch Black Metal implementierte Ansätze und sehr ausdrucksvolle Vocals, die von Screams über Growls bis hin zu verschieden gestalteten Cleanstimmen reichen, auffällt. Das meist tiefdunkle Soundbild erzählt Geschichten aus dem Untergrund und ist sehr gut auf die einzelnen Tracks abgestimmt. Die neun Lieder auf dem Silberling sind sicher nicht als triviale Hintergrund Musik zu hören. Das Album beinhaltet anspruchsvolle Details, die man bei einem intensiven Hörerlebnis sehr gut wirken lassen kann und die in Verbindung mit ihrer musikalisch ausgerichteten Flexibilität für Freunde der „ruhigen“, dunklen, tiefgründigen Musik ein Must-have ist. Der Tonträger, der sich natürlich in physischer Form in dem Abspielgerät befinden sollte, kann wärmstens empfohlen werden!

BandGuyod
AlbumHeart Of Thy Abyss
Titel1. First Wave Of
Destruction 4:58
2. In Tharis 8:16
3. Into The Temple Of
Vepar 8:04
4. Thy Everlasting
Lightless Realm PT.I:
Descension 7:12
5. Thy Everlasting
Lightless Realm PT.II: Abscission 6:58
6. Thy Everlasting Lightless Realm PT.III: Eruption 6:11
7. Unfathomable Depths 7:24
8. Guyot 8:08
9. Watcher In The Dark 7:38
LabelKylt und Kaos Productions
GenreDoom / Death Metal mit Black Metal Einflüssen
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht04. Nov. 2023
HerkunftÖsterrreich - Graz
Gründung2020
MembersOjin: Gesang
Dorn: Gitarre - Backing Vocals
Daikakuji: Bass
Rehoboth: Schlagzeug

Verfasst im Dezember 2023
von Roland Hesse

 

 

 

 

 

 

 

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