CD Review – SAINTS ´N`SINNERS – Rise Of The Alchemist

Vor einigen Tagen erhielt ich im Rahmen unseres Metal Stammtisches von Kivanc Kaytanli, dem Gitarristen der Band SAINTS `N´SINNERS, die “Rise Of The Alchemist” CD, die bereits am 8. April 2022 erschienen war „in die Hand gedrückt“. Nichts ahnend was mich erwartete, legte ich diese in den Player. Die Töne, die dann aus den Lautsprechern entwichen, waren in der Lage, einen in die Zeit des Powermetals der achtziger Jahre zurück zu versetzten. Die fünf Members vom Bosporus haben sich von den damaligen Kultbands des Genres Anleihen genommen. Diese wurden dann, soviel kann man jetzt schon verraten, nicht nur in authentischer Weise umgesetzt, sondern zusätzlich, durch eigene Kreativität, zu einem eingängigen, sehr ansprechenden Soundbild verarbeitet. Ein Bericht zu diesem Album erschien für den Schreiber dieser Zeilen unumgänglich.

Los geht es mit dem Track As Above So Below. Der Vorspann beginnt mit einem Einspieler. Es baut sich ein Spannungsbogen wie in einem Film auf. Nach einem kurzen choralen Part setzten die Vocals von Mehmet Kaya bedächtig ein. Mit heller Stimmlage unter schwungvollem Tempo und melodischen Einfluss geht es weiter. Das Soundbild wird durch die Saiteninstrumente im Hintergrund getragen. Dann mündet das musikalische Geschehen in eine wunderbare Hookline, die den geneigten Hörer an eine nicht ganz unbekannte Band der achtziger Jahre erinnern dürfte. Im Anschluss wird das Tempo unter Gitarren und Synthesizer Einfluss bedächtiger. Das Schlagzeug und die Saiteninstrumente führen in der Folge weiter. Die beiden Gitarristen spielen jetzt einen ansprechenden, komplexen Part der später wieder in die eingängige, ohrwurmverdächtige Hookline mündet. Bis zum Songende wird der Melodienteppich beibehalten.
Die Lyrics handeln von einer Geschichte, in der sich der Protagonist im Aberglauben in ein Labyrinth verstrickt und sich dort verirrt. Er ist auf sich alleine gestellt und schreitet vom Fegerfeuer bis in die Hölle. Ein Mann mit hoffnungslosem Herzen! Erst oben, dann unten! Ein Zeichen sagt ihm, das er die sieben Raben sehen wird, die ihm den Weg weisen. In seinen dunkelsten Träumen sieht er wie die Bestie zur Herrlichkeit aufsteigt. Halte den Atem an und bleibe am Leben heißt es am Ende des Songs.

Sign Of Things To Come ist das nächste Stück des Albums. Eine Sologitarre beginnt das Lied, bevor die Saiteninstrumente in einen melodischen Temporythmus gehen. Taktvoll setzen die eingängigen, hellen Vocals in den melodischen Rhythmus ein. Dann folgt eine abermals ohrwurmverdächtige Hookline. Der Melodienteppich weitet sich in der Folge aus. Die Gitarren treiben im Anschluss den Song weiter, bevor sie ein interessantes Solo ausbilden. Eine Gitarre hält dann den Rhythmus, während die andere helle Tonfolgen erzeugt. Später setzt wieder der Gesang des Frontmanns ein, der in der Folge abermals in einen melodischen Part mündet.
Der Text berichtet von einer Last, die getragen werden muss und gleichermaßen von einer Chance die jeder hat, um diese abzuwerfen. Öffne deshalb die Augen und erkenne die Zeichen heißt es in den Lyrics. Ein Moment der Liebe und ein Moment des Hasses sind wie ein Wimpernschlag. Unser Leben lang verstecken wir die Wahrheit, aber sie ist meist nur einen Herzschlag entfernt!

Weiter geht es mit Sacred Ground. Schlagzeug und Bass beginnen rhythmisch. Der Gesang kommt hinzu und berichtet von dem heiligen Boden. Wir sind nicht die ersten die im Garten der Sünde wandeln heißt es im Text. Wenn man nach der Herrlichkeit greift, hört man sein Lachen, wenn die Zeit gekommen ist unterschreibt man mit seinem eigenen Blut. Während die Kerzen ausbrennen und die Nacht hereinbricht, stehst du in der Dunkelheit und wirst auf Knien zurückbleiben. Alle Seelen tanzen, wenn du auf dem heiligen Boden stehst!
Die Vocals werden unter instrumentaler Begleitung wieder melodisch. Das Geschehen entwickelt sich rhythmisch. Die Gitarren gehen basslastig dazwischen und es erfolgt ein schön aufgebauter Refrain. Dann wird es zunächst etwas progressiv im Klangbild, bevor die eingängigen, harmonischen Töne übernehmen. Nach einem betonten Gitarrenspiel erfolgt eine gesanglich melodische Weiterführung unter rhythmischer instrumentaler Begleitung.

Es folgt Saviour Of The Damned. Zunächst bilden die Gitarren hier ausdrucksvoll das Soundbild aus. Dann gehen die Voices zusammen mit dem Schlagzeug auf Tempo. An dieser Stelle könnte man vielleicht wieder eine Band der achtziger Jahre erkennen. Das Stück wandert temporeich in eine melodiengeschwängerte Hookline hinein. Mit Power geht es weiter. Der helle Gesang rundet den Refrain melodisch ab. Dann treiben die Saiteninstrumente temporeich, progressiv weiter. Der helle Gesangspart wirkt harmonisch und geht nochmals in eine ansprechende Hookline über.
Die Lyrics erzählen von dem Sand, der durch eine Sanduhr läuft. Jedes Sandkorn ist ein Moment in unserem Leben. Es werden die Dämonen der Vergangenheit erwähnt die längst verschwunden sind. Der Versuch das Rad der Zeit zurückzudrehen ist gescheitert. Man ist selbst der Uhrmacher und hält die Räder in seinen Händen. Die Schwerkraft wird durch die Dunkelheit führen. Die Zeit ist der Retter der Verdammten. Der Punkt ohne Wiederkehr ist überschritten und die Bäume flüstern deinen Namen!
Ein kryptischer Text, bei dem es wohl um den Hinweis auf die Endlichkeit des Lebens geht!

Jetzt kommt der Track Dreamer an die Reihe. Es handelt sich hier, um die Erkenntnis eines Träumers der seine Erinnerungen verbrennen möchte, um seine Ängste zu vertreiben. In dunklen, einsamen Nächten wird kein Licht seinen Weg erhellen. Der Versuch einen Weg zu finden, um die Angst zu verlieren scheitert. Wenn er sein Leben nochmals leben könnte, würde er dann etwas ändern? Man muss sich wohl verirren, um gefunden zu werden!
Der Synthesizer beginnt den Song mit einigen schönen, langsamen Tönen. Gefühlvoller Gesang kommt hinzu. Das Stück geht in kraftvolle melodische Strukturen über und das Tempo bleibt weiterhin langsam. Die ausgeprägten Vocals münden immer wieder in einen ruhigen Klangteppich. Die Gitarren erscheinen melodisch und unterstützen bis zum Schluss den melodischen Gesang.

Der sechste Track des Albums ist Death Comes In Winter. Der Synthesizer und die Gitarren beginnen den Song mit langsamen Tonfolgen. Dazu setzen die Vocals passend ein. Im Anschluss geht es in den Powermodus, unterstützt durch die Saiteninstrumente. Im Wechsel zwischen schnellen und langsamen Tonfolgen erzählen die Voices von Schneeflocken, die auf den Boden fallen. Die Fußspuren sind kristallklar. Die Szenen der Reise werden langsam. Es wird mehr Zeit benötigt, um Dinge zu erledigen bevor der Tod eintrifft. Verrat kommt, wenn man ihn am wenigsten erwartet. Die Reise ist bald zu Ende. Gedenkt denen die zurückbleiben. Der Tod kommt im Winter! Der Tod wird ewig sein. Am Schluss des Textes wird bemerkt, dass das Glücksrad sich in die richtige Richtung dreht und der Tod wohl bis zum nächsten Mal warten muss.
Musikalisch geht es harmonisch und melodisch weiter. Der Gesang rückt in den Vordergrund, während das Schlagzeug und die Saiteninstrumente sich im Background aufhalten. Später gehen die Instrumente auf Tempo und eine Gitarre bricht zu einem Solo aus, das in sehr ansprechende melodische Strukturen mündet. Zum Ende des Songs wird es progressiv, bevor die Vocals das Lied nochmals melodisch abrunden.

Mit Queen Of The Nile geht es weiter. Gitarren und Schlagzeug setzen mit einem leicht orientalisch klingenden Soundbild ein. Dann übernehmen die Vocals und erzählen im Mid-Tempo melodisch geprägt die Geschichte von der Königin des Nils, die in einem Land herrscht, in dem einst „Milch und Honig flloss.“ Jetzt ist die Armut das einzige das vorhanden ist. Sie hat ihr Herz in eine Truhe aus Eis gesperrt und ihre Seele für Lust verkauft sowie ihren eigenen Sohn getötet. Der Ruhm ergreift Besitz ihrer Seele. Durch und durch verdorben verbrennt ihr Leben. Königin des Nils, einst Star der Masquarade, sieht sie ihr Leben verbrennen!
Musikalisch schiebt sich eine Gitarre inzwischen wieder leicht orientalisch anmutend in den Vordergrund. Der Gesang übernimmt melodisch impliziert.

Dann kommt Ivory Tower an die Reihe und damit Power Metal pur! Die Instrumente gehen in den Power Metal Modus, der Gesang hält das Tempo und in der Folge wird eine Melodie ausgebildet.
Später mündet alles in eine ausgeprägte Hookline. Mit viel Druck, dabei melodisch strukturiert und vereinzelt durch schöne Akkorde der Gitarren ergänzt, geht der Song durch das Set. Es erfolgt eine Tempoverlangsamung. Später wird die Geschwindigkeit wieder erhöht und der Song endet im melodischen Powerstil. Steig die Treppe hinauf bis du die Sonne berühren kannst heißt es im Text. Es ist Zeit frei zu sein. Ich habe gesehen wie sie Blei zu Gold verwandeln, jetzt schnitzen sie ihre eigenen Steine. Alle Dinge bleiben hinter dir. Es ist Zeit real zu werden. Isoliere deinen Geist und du wirst fühlen! Im Elfenbeinturm, mit dem Herzen voller Stolz, streben wir hoch hinaus. Wenn der Blitz mit Macht einschlägt, bleibt nichts mehr wie es war.

Der vorletzte Song ist gleichermaßen der Titelsong des Albums Rise Of The Alchemist.
Wenn der Tag zur Nacht wird, bricht der Alchemist auf. In der Dunkelheit der Nacht wird er das Zeichen sehen. Wie der Narr auf seiner letzten Reise erhebt sich der Alchemist. In Flammen verbrennen die Steine, Schwefel Quecksilber und Salz. Vor uns liegt die Ewigkeit! Der Bann ist gebrochen, nun sind wir frei. Feuer brennt wie Schwefel, die Erde bewegt sich unter den Füßen. Bald wird es keine Luft zum Atmen geben. Der Weg ist verloren, der Tod liegt vor uns. In der Weisheit des Zeitalters werden wir eines Tages zurückkehren, um die Wahrheit zu erfahren.
Unsere Herzen sehnen sich nach einem Wunder. Der Alchemist wird sich wieder erheben.
Musikalisch beginnen die Drums taktvoll. Dann kommt der Synthesizer folkloristisch hinzu. Es erfolgt eine Volumensteigerung im Klangbild und die Bässe kommen hinzu. Die Vocals erzählen in ruhiger Weise die Geschichte und schreiten dabei melodisch voran. Später mischt sich eine Gitarre ein und spielt nach einem Solo einen leicht atonal wirkenden Part. Die Saiteninstrumente haben nach wie vor Überhand. Es erfolgt ein Tempowechsel in ruhige Gefilde, der durch den Synthesizer eingeleitet wird. Danach entwickelt sich eine schöne, gefühlvolle Melodie. Das Schlagzeug und die Gitarren führen den Song weiter. Der Gesang wirkt jetzt etwas aggressiver. Nach einer Tempoanpassung gibt das Schlagzeug den Takt an, bevor die Saiteninstrumente einen gefühlvollen Part spielen. Die Vocals erzählen die Geschichte weiter und zum Schluss wird es nochmal basslastig.

Der finale Song ist Catch 22. Die Gitarren beginnen hier druckvoll. Die Voices schreiten im Mid-Tempo voran. Es erfolgt eine Hookline, die durch die Saiteninstrumente unterstützt wird. Variabel im Tempo mischen sich Kivanc Kaytanli und Deniz Tuncer mit ihren Gitarren ein und bilden einen Kreativpart in diesem Stück. Natürlich darf auch ein Gitarrensolo nicht fehlen. Danach wird der Song gesangstechnisch dynamisch zu seinem Ende geführt. Der Abschluss ist durch eine ausgeprägte Hookline ausgestaltet.
Im Text heißt es hier beispielsweise: „Ich habe gesehen, das die Welt auf dem Kopf steht. Dieses Leben ist nur ein Catch 22. Hoffnungen und Ängste! Wir laufen im Kreis! Schlangen haben ihr Gift hinterlassen, es fließt durch deine Adern. Jetzt kannst du die Augen der Zeit sehen.“
Auf der Suche nach Antworten bleiben nur leere Hände!

Fazit:
Mit ihrem Album Rise Of The Alchemist haben die fünf Members von SAINTS `N´ SINNERS die Musik der „alten Power Metal Veteranen“ aus den achtziger Jahre wieder aufleben lassen. Hierbei könnte bei den älteren Semestern unter der Hörerschaft vielleicht die eine oder andere Erinnerung an diese Zeit wach werden. Das Werk ist nicht nur von der anpassungsfähigen Stimme des Frontmannes geprägt, sondern wandert auch in harmonischer Weise von einem Ohrwurmverdächtigen Melodienreigen zum anderen. Hervorzuheben ist auch die Arbeit der Gitarristen, die in jedem der zehn Songs des Tonträgers ihre eigene „Handschrift“ hinterlassen haben. Je öfter man die Scheibe anhört, desto interessanter wird sie, zumal auch bedingt durch unterschiedliche Variationen im Tempo gefällige Töne in die Ohren dringen.
Der Textinhalt des Albums ist zu jedem Song umfangreich und passend ausgeführt. Wer möchte, kann sich die Lyrics, die auf dem Booklet der CD abgedruckt sind, zu Gemüt führen.
Für die Powermetalfraktion und auch darüber hinaus ist das Album nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen ein klare Empfehlung. Erhältlich ist der Tonträger in physischer Form und wenn es sein muss auch elektronisch.

BandSaints `n´ Sinners
AlbumRise Of The Alchemist
Titel1. As Above So Below 5:42
2. Sign Of Things To Come 5:24
3. Sacred Ground 6:32
4. Saviour Of The Damned 4:56
5. Dreamer 4:17
6. Death Comes In Winter 7:43
7. Queen Of The Nile 5:23
8. Ivory Tower 5:28
9. Rise Of The Alchemist 11:45
10. Catch 22 4:40
LabelIndependent
GenreHeavy / Power Metal
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht08. April 2022
HerkunftTürkei / Istanbul
Gründung2002
MembersMehmet Kaya: Gesang
Kivanc Kaytanli: Gitarre (Keyboard)
Deniz Tuncer: Gitarre (Keyboard)
Berkan Cakmak: Bass
Dogan Rekkali: Schlagzeug

Verfasst im März 2024
von Roland Hesse

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