Zu Beginn des Konzertberichtes; erlaube ich mir einmal in das Jahr 2007 zurückzublicken. Es ereignete sich auf dem Earthshaker Festival in Rieden/Kreuth. Da war eine Band bestätigt, bei der ein paar Tage zuvor der Sänger sein Engagement aufgekündigt hat. Sein Name war Andrew McDermott und die Band hieß Threshold.
Die meisten anderen Gruppen hätten wohl aufgrund dieser Situation ihren Gig abgesagt. Nicht jedoch Threshold!!! Sie holten sich kurzer Hand Damian Wilson zurück. Er hielt bereits von 1991 bis 1993 und 1997 das Mikrofon bei den Engländern. Damian Wilson hatte natürlich keine Vorbereitungszeit. Er musste deshalb den Text vieler Songs; von einem Blatt ablesen.
Das sah zwar urkomisch aus, brachte der Band jedoch sehr viele Sympathien ein und nach dem Gig natürlich „Standing Ovations“ der Metalheads in der Halle. Unabhängig von dieser Begebenheit war es ein erstklassige Konzert, das bei den Anwesenden wohl unvergessen blieb.
Am 2. Dezember 2017, gastierte Threshold im Rahmen ihrer Legends Of The Shires Tour; im Feierwerk in München. Allerdings jetzt wieder ohne Damian Wilson, der seit März 2017 nicht mehr der Band angehörte.
Die spannende Frage, die sich einige Konzertbesucher stellten: Konnte ihn Glynn Morgan, der bereits von 1994 – 1996 bei Threshold den Gesangspart inne hatte gleichwertig ersetzen?
Zur Antwort kommen wir später.
Als Einstieg in das Set wurde Slipstream aus dem Album Dead Reckoning aus dem Jahr 2007 gewählt. Durchsetzt war das Stück von einem gut angelegten Gitarrensound, teils mit genialen Riffs ausgestattet, dann wieder einige progressive Elemente, die wieder von raffinierten Griffen des Gitarreros Karl Groom unterlegt wurden. Herausragend auch die Stimme von Glynn Morgan, der den Song immer wieder zu wunderbare Refrains führte. Für Threshold eigentlich etwas unüblich, hörte man hier sogar einige Growls, die ganz hervorragend zu dem Gesamtbild dieses Songs passten.
Zur Freude der anwesenden Metalheads kam im Anschluss nach diesem super Auftakt gleich ein weiteres Highlight, nämlich The Man Who Saw Through Time, aus dem neuen Album Legends Of The Shires. Das Stück zeichnete ein ruhiger, wunderbarer Beginn, der durch Keyboardtöne von Richard West und einer Gitarrenuntermalung eingeleitet wurde, aus. Kurz darauf setzte die Stimme von Glynn Morgan in gefühlvoller Weise ein und führte den Song auf einer melodischen Klangwelle weiter. Langsam wurde der harmonische Teil durch das einsetzende Schlagzeug, an dem Johanne James saß, und dem Bass, den Steve Anderson bediente, unterbrochen. Der Songverlauf wurde schneller und progressiver, verlor aber zu keiner Zeit an Melodie.
Immer wieder wurde der Refrain geschickt in den Songverlauf eingebaut. Das eine oder andere Gitarrensolo zwischendurch, dass Karl Groom zelebrierte, durfte natürlich auch nicht fehlen.
Auch zum Finale des Songs; ließ er die Gitarre nochmals singen und GlynnMorgan brachte das Stück mit seinen gefühlvollen Vocals zu einem würdigen Ende.
Leider dauerte der Track nur knapp 12 Minuten!
Ohne Pause ging es gleich weiter. Der träumerische Teil des Sets wurde temporär verlassen. Mit Long Way Home aus dem Album Hypothetical wurde es rockiger in der gut gefüllten Halle.
Die Veranstaltung konnte zur Freude der Anwesenden durchaus als Clubkonzert bezeichnet werden, denn recht viel mehr als 300 Leute passten nicht in den Konzertsaal. Die Ausnahmemusiker konnte man folglich ganz aus der Nähe beobachten.
Der nächste Song war dann Innocent aus dem Psychedelicatessen Album von 1994. Auch hier konnte Karl Groom an seiner Gitarre und Richard West am Keyboard zeigen, welche Töne man diesen Instrumenten entlocken kann.
Mit Stars and Satellites spielte Threshold nun wieder einen Song aus dem aktuellen Album „Legends Of The Shires“. Hier machte der Bass den Auftakt, bevor die Gitarre, das Schlagzeug und das Keyboard einsetzten. Es war ein Stück mit vielen progressiven Elementen, das durch den variablen Gesang von Glynn Morgen das „gewisse etwas“ bekam und das Publikum zum aufmerksamen Zuhören zwang.
Ein happy and, bedingt durch melodische Einflüsse fand man bei diesem Song kaum.
Jetzt folgte Hollow vom Album Dead Reckoning aus dem Jahr 2007. Hier kam die Stimme des Frontmanns besonders zur Geltung. Keyboard und Gitarre legten immer wieder mit Soloeinlagen vor, die Glynn Morgan aufnahm und teilweise melodisch abrundete.
Mit Sunseeker aus dem 1994er Psychedelicatessen Album war wieder ein Song an der Reihe,
der einige rockige, gitarrenlastige Passagen hatte. Schwerpunkt waren hier jedoch, wie der Name des Albums schon verriet, die psychedelischen Teile, die dem Stück eine gewisse Finesse verliehen.
Erwähnen sollte man an dieser Stelle auch, dass die Band zur Freude des Publikums ohne große Märchenstunde auskam, und ihr Programm flüssig und ohne Pausen durchgespielt hat.
Mit den nächsten beiden Titeln, machte Threshold ohne Zweifel Werbung für ihr aktuelles Album „Legend Of The Shires“. The Shire (Part 2) und Snowblind waren angesagt.
Zunächst war der, mit viel Melodie, gefühlvoller Stimme und klasse Refrains vorgetragene Song The Shire (Part 2) an der Reihe. Auch Karl Groom ließ seine Saiten dazu singen. Ein wirklich überragender Song; für diejenigen, die Balladen mögen.
Snowblind, ein ebenso genialer, jedoch etwas rockigerer Song, stand seinem Vorgänger nichts nach.
Auch hier hielten sich Dramaturgie und melodischer Einfluss in einem sehr ausgewogenen Verhältnis.
Herauszuheben wären auch die fünf genialen Musiker, die da oben auf der Bühne, eher ohne großes Aufsehen, einen super Job machten.
Jetzt kam ein Song für das Publikum, ein Stück bei dem der Refrain durch die Metalheads in der Halle mitgesungen wurde.
Pilot in the Sky of Dreams, von dem Album Dead Reckoning aus dem Jahr 2007!
Hier konnten die Musiker abermals ihre Genialität zum Ausdruck bringen. Nach einem ruhigen Einstieg durch das Keyboard waren progressive Passagen an der Reihe, die durch Gitarrensolos aufgelöst wurden. Absolut klasse auch die gefühlvollen stimmlichen Passagen von Frontmann Glynn Morgan. Einfach Augen zu und träumen! Nach ca. 10 Minuten war das Stück dann beendet und man konnte wieder aufwachen.
Das letzte Stück im Set war Mission Profile aus dem Album Subsurface von 2004.
Hier konnten die Progressiv Melodic Rocker nochmal die gesamte Bandbreite ihres Repertoire ausspielen. Von psychedelischen Passagen, über Gitarrensolos bis hin zu melodischen Refrains, war in diesem sozialkritischem Song alles geboten.
Bevor die Band der Aufforderung des Publikums zu einer Zugabe nachkam, stellte Glynn Morgan
seine vier Mitstreiter nochmals namentlich vor.
Danach kam Lost In Translation und Small Dark Lines. Beide Titel stammten aus dem aktuellen und damit 11.Studioalbum „Legends Of The Shires“, das der Anlass zu dieser Tour war und mit dem den Herren Richard West und Karl Groom ein ganz phantastisches Werk gelungen ist.
Lost In Translation, ein melodisch emotionaler Titel und Small Dark Lines, ein rockiger Track bei dem Steve Andersson am Bass nochmal richtig gefordert wurde, war der krönende Abschluss eines klasse Konzertabends.
Eine Antwort auf die Eingangs aufgeworfene Frage hinsichtlich des Gesangspart von Glynn Morgan steht noch aus. Nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen war der Frontmann ein mehr als gleichwertiger Ersatz seines Vorgängers!
Wer auf dem Nachhauseweg nochmals den Threshold Merchstand aufsuchte und dort nach Bandartikeln Ausschau halten wollte, hatte Pech gehabt. Im wesentlichen Sould out!
Aber da die Band ja bei Nuclear Blast unter Vertrag ist, muss man sich um den Nachschub keine Sorgen machen.
Nachdem alsbald das 30jährige „Dienstjubiläum“ der Band anstehen dürfte, kann man sich ja vielleicht schon auf einen erneuten Besuch der Jungs freuen.
Verfasst im Dezember 2017 von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse