Wenn man auf diversen Festivals auch die Newcomer Bühnen aufsucht, hat man so manches Mal die Möglichkeit Bands zu entdecken, die man hierzulande noch nie gesehen hat. So geschah es, dass auf den Metaldays in Slowenien am Abend des 23. Juli 2018 gegen 18 Uhr 15, als noch einige Metalheads in der Soca badeten, die Melodic-Technical-Blackmetaler von Oubliette die New Forces Stage betraten.
Die aus Nashville-Tennessee angereisten Musiker hatten in Tolmin ihren ersten Auftritt außerhalb der USA!
Alle Metalheads, die den technisch und melodisch unterwanderten Black Metal schätzen, sollten sich dies Band unbedingt einprägen!
Betrachtete man zunächst einmal das Equipment auf der Bühne, konnte man feststellen, dass die Band erfreulicherweise keinen Synthesizer verwendete. Auch verzichteten sie auf irgendwie geartete Einspieler! Sie kamen dafür mit drei Gitarristen (Mike Low, Todd Harris und Andrew Wampler) auf die Stage, die jeweils eine ESP LTD Deluxe in der Hand hielten. Auch der Bassist (James Turk), bediente seinen Bass, den er mit einem Plektrum spielte, im Prinzip wie eine Gitarre. Am Schlagzeug saß Greg Vance und als Frontfrau agierte Emily Low, die einen fantastischen Job machte!
Nachdem es bei einem Fußpedal Kontaktschwierigkeiten gab, begann das Set mit leichter Verspätung. Im Wesentlichen stellte Oubliette, dem vor der Bühne wartenden Publikum, dass am 13. Juli 2018 veröffentliche Album mit dem Titel The Passage vor.
Opener war der instrumentale Song, A Pale Innocence aus dem besagtem Album. Greg Vance gab die Schlagzahl vor und die vier Gitarren nahmen die Herausforderung an. Aufgebaut auf einen Old School Black Metal Grundrhythmus wurde das Stück durch die drei Gitarren in schöne atmosphärische Gefilde geleitet. Ein gelungener Auftakt des Sets.
Es folgte The Curse, das ebenfalls aus dem Album The Passage stammt. Melodische Gitarren, die sich unter Einbeziehung des Basses gegenseitig wunderbar ergänzten, wurden durch das Schlagzeug unterstützt. Dann trat die zunächst teilnahmslos wirkende Frontfrau Emily Low mit brachialer Stimmgewalt in Aktion. Auch Greg Vance, nahm mit seinem Schlagzeug fahrt auf und die Gitarren folgten ihm nach. Es fanden mehrmalige Wechsel zwischen schnellen und langsameren Passagen statt. Die Sängerin passte sich sehr flexibel dem Klangbild an, sodass der Track in Verbindung mit den Gitarren einen sehr melodischen Eindruck hinterließ.
Der nächste Song war The Fog, aus dem Album Apparitions, das in 2014 aufgenommen wurde. Auch hier wurde der Old School Black Metal wieder durch einen fetten Gitarren Klangteppich melodisch abgerundet. Zunächst begannen die für diesen Song noch tiefer gestimmten Gitarren in Verbindung mit den Screams der Sängerin, die ihre Stimme jetzt sehr schleppend einsetzte. Gezupfte Gitarren, sehr melodische Parts, ein Wechsel zwischen langsamen, getragenen sowie aggressiv wirkenden Vocals, im Hintergrund das Schlagzeug! Einfach gut! Der Ausklang des Stückes erfolgte durch die Gitarrenarbeit der Drei, unter Einbeziehung des Basses, vier Gitarristen. Emily Low bedankte sich für den, von den Metalheads gespendeten Applaus und sagte den nächsten Track an.
Es war Barren! Ein klasse Song aus dem Album The Passage! Zu Beginn des Liedes entlockten die Gitarristen ihren Instrumenten für ca. 2 Minuten sehr gefühlvolle, sphärische Klänge. Dann ergänzte die charismatische Sängerin das Klangbild immer wieder durch ihre markante, zu dem Sound hervorragend passende Stimme. Im Verlauf des Tracks wurden weiterhin permanent melodiöse Klänge eingebaut, die die ausgezeichnet spielenden Gitarristen zu verantworten hatten.
Genauso gefühlvoll, wie der Song angefangen hat, wurde er auch beendet.
Das nächste Stück mit dem Titel Palingenesis, war ein weiteres Lied aus dem Album Apparitions von 2014. Die Ouvertüre wurde durch die „vier Gitarren“ vollzogen. Dann setzten die bewusst gequält und langsam dargebrachten Screams der Frontfrau ein, die durch einen Old School Blackmetal Rhythmus unterlegt wurden. Nachdem im Anschluss das Schlagzeug Tempo aufgenommen hat, wurde dieses von den Gitarren unterstützt und man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Gitarrenmannschaft dieses Mal gegeneinander spielt. Jedoch nur für kurze Zeit! Das Ende des Liedes fand wieder in gewohnter, melodisch wirkender, atmosphärischer Black Metal Harmonie statt!
Dann präsentierte uns Oubliette den Album Titelsong The Passage! Er begann mit einem schnellen Rhythmus, der durch die Gitarren und das Schlagzeug entwickelt wurde. Im Anschluss setzte der Gesang von Emily Low ein. Die Saitenhexer blieben im Hintergrund und überließen ihr das „Spielfeld“.
Im Verlauf passten sich die Instrumente der Gesangskraft ihrer Sängerin wieder an. Diese Harmonie war jedoch nicht von langer Dauer. Die Gitarren entwickelten wieder ihren eigenen Part und die Drums gingen in einen autarken Rhythmus über. Zum Ende hin, wurde der Song von den Gitarren mit einem melodischen Klangteppich überzogen. Ein abermals fantastischer Song!
Das letzte Stück des Sets war dann Solitude, aus dem Album The Passage. Es handelte von der Prophezeiung des Todes, dem Verlust eines Kindes und den daraus resultierenden Schmerzen der Hinterbliebenen. Demzufolge setzte die Sängerin ihre theatralisch wirkenden, langsamen, tiefen Screams, die durch schnelle Schlagzeugbeats und Gitarren aus dem Hintergrund ergänzt wurden, ein. Der Song wechselte zwischen schnellen und langsamen Passagen sowie klagenden Scerams, die bis zum Ende des Liedes fortgeführt wurden.
Auffällig bei all den dargebrachten Titeln war, dass die Songtexte, durchweg schwermütige Themen beinhalteten. Die Lyrics wurden von der Band hervorragend in den Sound integriert.
Sehr angenehm war auch, dass Oubliette ihr Set, ohne groß mit dem Publikum zu kokettieren, einfach durchgespielt hat, zumal die Spielzeit mit 45 Minuten knapp bemessen war.
Die Truppe wurde für diesen hervorragenden Auftritt, von den vor der Bühne stehenden Metalheads, mit viel Applaus verabschiedet. Nach dem Konzert, sowie in den Folgetagen, konnte man die Bandmembers noch einige Male auf dem Festivalgelände entdecken!
Oubliette, zweifelsohne eine Band, die man sich merken sollte, ja eigentlich muss!
Hoffentlich ist demnächst mal eine Europatour geplant!
Das neue Album „The Passage“ ist sowohl als CD wie auch als Vinyl Pressung im Handel erhältlich.
Verfasst im August 2018 von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse