Review: GLARE OF THE SUN – Theia

Theia ist der Titel des zweiten Studioalbums, das die 5 Members von GLARE OF THE SUN den Erdmenschen über ihr Label Lifeforce Records am 21. Juni 2019 zur Verfügung stellen.

Die Bezeichnung des Werkes ist aus der griechischen Mythologie entlehnt und soll eine der Titanide und gleichermaßen die Mutter der Mondgöttin Selene darstellen. Theia wurde irgendwann als Namensgeberin in die Kollisionstheorie hinsichtlich der Mondentstehung eingebunden, wonach der hypothetische Protoplanet „Theia“ mit der Erde kollidiert sein soll. Glaubt man dieser Theorie, wurde er dabei zerstört, während aus den Überresten der Mond entstanden ist.

Diese Thematik dient der Atmospheric Black-Doom-Prog Band die aus Salzburg und Umgebung stammt, als Grundlage zur Textgestaltung, wobei die Lyrics so abgefasst sind, dass sie der interessierten Hörerschaft zur freien Interpretation überlassen werden. Die einzelnen Tracks des Albums sind von I-XII nummeriert und verfügen über keine eigenen Songtitel.

In Track I dem Prolog, sind Windgeräusche simuliert, die durch schleppend eingespielte, mystische Klänge in Verbindung mit begleitendem, femalem Gesang im Hintergrund abgelöst werden und zu

Titel Nummer II führen, der mit doomig, schleppenden Gitarrenklängen, die durch Schlagzeug und Flüsterstimme unterstützt werden beginnt. Dann gehen die Voices in klagende Screams über und sie werden durch Doom geschwängerte Gitarrenläufe begleitet. Nach einem kurzen, gezupften Gitarreneinspieler, werden die Screams wütend und die Gitarren kommen mächtig zur Geltung. Sie verschwinden allerdings im Verlauf in den Hintergrund und bringen melodische Komponenten hervor. Dann bewegt sich der Song mittels Cleangesang in ruhige Gefilde, bevor zum Schluss nochmals Tempo aufgenommen wird und eine Gitarre für die „Background Harmonie“ sorgt.
Wenn man die Lyrics zu dem Song betrachtet, bilden diese eine Symbiose zur Melodie. In der freien Interpretation ist anzunehmen, dass es sich um das Verlassen eines Zuhauses, der Wanderung durch den leeren Raum, ohne Hoffnung auf Erneuerung und einen Absturz in das Nichts geht.Vielleicht ist die Zeit dargestellt, in der Theia kurz vor dem Zusammenprall mit der Erde steht.

Den Text zu Song Nummer III, von dem es auch ein Video gibt, könnte man als Erwartungshaltung vor dem großen Aufprall in Verbindung mit der Sehnsucht nach dem einstigen Zuhause bezeichnen.
Musikalisch unterlegt wird diese Thematik durch eine ruhige Gitarren,- Schlagzeug- und Basseinspielung in Verbindung mit der Flüsterstimme des Sängers. Dann setzten klagende Screams ein, die temporal durch die Gitarren in verschiedenen Facetten unterstützt werden. Dazwischen folgen immer wieder Bass,-respektive doomlastige Passagen, die dem Song insgesamt eine gewisse Theatralik vermitteln.

Der IV.Track beginnt mit langsam gespielten, tief gestimmten Gitarren in Einheit mit dem Bass. Dann treten die Gitarren gemeinsam etwas stärker in den Vordergrund und der Gesang findet dieses Mal mittels Cleanvocals statt. Das Ganze wird durch doomige Einflüsse begleitet. Der Song durchlebt wunderbare, ruhige Sphären. Die Lyrics wechseln im Verlauf des Liedes von der englischen in die deutsche Sprache und sind thematisch der Melancholie des Stückes angepasst. Ein fantastischer Song!

In Lied Nummer V. geht es um ein apokalyptisches Szenario. Musikalisch unterlegt wird dies zunächst durch gezupfte, helle Gitarrenklänge im Mid-Tempo. Dann kommen der Bass und das Schlagzeug im langsamen Rhythmus hinzu. Der Sänger fügt seine Screams ein, wechselt dann zu Growls und wieder zurück. Später setzt die Clean Stimme ein und übernimmt den Background Gesang, zumindest solange bis die aggressiven Growls wieder erscheinen und sich in den Vordergrund drängen. Für das „friedliche“ Ende des Songs sind dann noch einige ruhige Gitarrenklänge verantwortlich.
Song Nummer VI wurde an dieser Stelle gut platziert, in das Album eingebaut. Es handelt sich um ein Lied, das durch eine akustische Gitarre langsam, gefühlvoll und sehr melodiös vorgetragen wird. Im Verlauf mischt sich eine weitere Akustikgitarre ein und verstärkt den Ausdruck. „Ein gelungenes Zwischenspiel“.

In Track Nummer VII geht es um den Gott der fünften Richtung, der den Drachen Dantos besiegt und sich dabei selbst opfert um dadurch die Menschen und die Götter zu retten. Diese Fiktion wird hier vermutlich auf Theia und den Aufprall auf die Erde projiziert. Das Stück beginnt mit einem Einspieler, der elektronische Signale (von einem anderen Planeten?) simuliert. Dann setzt das Schlagzeug langsame Taktfolgen, bevor die Flüsterstimme hinzukommt. Die Gitarren werden dunkler, voluminöser und doomiger. Gleichzeitig setzt der Sänger seine Screams im Wechsel mit der Cleanstimme ein, die dann in den Flüsterrhythmus mündet.
Wütende Screams und schnelle Schlagzeug Beats bringen den Song zu seinem Ende.

Das VIII Lied handelt von dem Bruch des Lebenskreislaufes und das warten auf den Tod. Unter Beanspruchung der Sinne und des Willens wird der Unglaube hinterfragt und es treten Selbstzweifel auf. Musikalisch umgesetzt wird dies in Form von dumpfen Schlagzeug Beats, die den Track einleiten. Es folgen melodisch gezupfte Gitarren und der dazu passende, gefühlvolle Cleangesang. Abrupt abgebrochen wird die Harmonie durch das Einsetzen wütender Screams. Dunkle Doomschwaden ziehen auf und verleihen dem Song eine düstere Atmosphäre. Das Stück ist in der Folge von gefühlvollen Gesangsparts, die durch einen schönen melodischen Gitarrensound begleitet werden geprägt. Zum anderen kommen die aggressiven Vocals immer wieder dazwischen.
Sehr gut gemacht!

Auf der Flucht durch Nacht und Zeit! So könnte man Lied Nummer IX umschreiben.
Es beginnt mit dem Einsatz von langsamen, schleppenden Gitarren in Verbindung mit „getragenen“ Screams. Im Anschluss folgt eine melodische Passage mit Cleangesang. Später wird die Taktzahl erhöht und der etwas traurig, wirkende Gesang passt wieder zur textlichen Gestaltung des Stückes.

In Song Nummer X sind Traumerlebnisse dargestellt! Es geht hier u. a. um spektrale Kälte, das blicken in die Seelen der Angehörigen und den Geist, der das offene Meer überquert etc.
Nach einer Einleitung durch langsame Schlagzeug Beats, begleitet durch die Gitarren, erfolgt ein schwermütig wirkender, gleichmäßiger Cleangesang der sich im Verlauf melancholisch entwickelt. Urplötzlich ist die Schwermut beendet. Der Sänger bringt seine wütenden Screams in das Geschehen ein. Im Hintergrund vermitteln die Gitarren, trotz der Aggressivität im Gesang, einen schönen melodischen Ausdruck. Ein wunderbarer Song!

In dem vorletzten Lied (Nummer XI), geht es um die Retrospektive der Welt insbesondere die Vergangenheitsbewältigung vor der Apokalypse und dem damit verbundenen Fall in die Einsamkeit. Der Song beginnt mit gezupften Gitarren, sowie der ruhigen Flüsterstimme die uns die entsprechende Geschichte erzählt. Später setzen mächtige Screams ein, die das Stück zusammen mit dem Schlagzeug und der Gitarrenfraktion in aggressive Regionen führen. Unterlegt ist das Ganze mit wunderbaren, melodischen Gitarrenriffs im Background.

Ruhige Gitarrenklänge und die Cleanstimme, die den letzten Song in gefühlvoller Weise prägen, erzählen von dem Wandern im Elend der Welt und „dem bewusst werden“ der Vergangenheit. Das Lied bleibt stets in schleppenden, traurigen Sphären und führt auf diese Weise das Album zu Ende.

Als Fazit lässt sich feststellen, dass Theia ein im Zusammenhang zwischen Melodie und Text absolut stimmiges Werk ist. Die Lyrics lassen einen Interpretationsspielraum für den Hörer zu und die Melodie fügt sich in hervorragender Weise in die Thematik ein.
GLARE OF THE SUN hat in das Album sehr viel musikalische Kreativität eingebracht, die der Hörer am besten entdecken kann, wenn er sich „Theia“ des Öfteren einmal zu Gemüt führt, zumal dann die spielerischen Feinheiten noch deutlicher zum Ausdruck kommen.
Die Band hat mit ihrer Musik sämtliches Genre Denken ad acta gelegt. Es handelt sich um eine Mischung aus diversen Metalgenres. Nur die Doomelemente werden vereinzelt ausgeprägt dargestellt und geben dem Album nochmals einen besonderen Touch.
Theia ist eine gute Produktion, absolut hörenswert und für viele Metal Ohren bestens geeignet.
Das Album ist als CD und Doppel Vinyl LP sowie in digitaler Form ab dem 21. Juni 2019 im Handel erhältlich.
Wer GLARE OF THE SUN im Rahmen ihres Album Release live erleben möchte, hat die Möglichkeit die Band am 19. Juli 2019 in der Rockhouse Bar in Salzburg zu besuchen.

BandGLARE OF THE SUN
AlbumTheia
Titel1. Nummer I 2:12
2. Nummer II 6: 40
3. Nummer III 6:31
4. Nummer IV 6:18
5. Nummer V 6:33
6. Nummer VI 2:24
7. Nummer VII 6:58
8. Nummer VIII 5:44
9. Nummer IX 4:54
10. Nummer X 5:53
11. Nummer XI 6:37
12. Nummer XII 5:55
LabelLifeforce Records
GenreAthmosphärischer Black Metal - Doom - Prog
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht21. Juni 2019
HerkunftSalzburg und Umgebung
Österreich / Deutschland
Gründung2013
MembersGesang: Christoph Stopper
Gitarre: Martin Baumann
Gitarre: Gerald Huber
Bass: Tobias Schwab
Schlagzeug: Franz Ebert

 

Verfasst im Juni 2019
von Roland Hesse

 

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