Das sechste Studioalbum von Hanging Garden, dass am 15. November 2019 über Lifeforce Records erschien, befasst sich thematisch mit dem fiktiv angenommenen Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation.
In die musikalischen Strukturen des melodischen Deathmetals wird teilweise eine ausdrucksvoll dunkle Spielweise gemäß der textlichen Ausgestaltungen in die einzelnen Songs impliziert.
Es werden Themen wie beispielsweise Verlustängste, Sehnsüchte, Tod, aber auch Hoffnung und Zuversicht behandelt, die durch die überlebenden Protagonisten der Apokalypse erzählt werden. In diesem Zusammenhang versetzten die sieben Musiker aus dem finnischen Helsinki die Hörer in ein Wechselbad der Gefühle, die musikalisch u. a. Melancholie aber auch Optimismus erzeugen können.
So beginnt Of Love And Curses, der erste Song des Longplayers, mit einer rhythmischen Gitarren
und Schlagzeug Einspielung. Kurze Zeit später setzten die angepassten Growls von Toni Toivonen ein, die dann in Verbindung mit einer melodischen Gitarrenbegleitung in den Cleangesang übergehen und uns von den Folgen eines selbst auferlegten Fluches erzählen, der den Weltuntergang bedeutet. Die lieblosen Menschen werden in der Morgensonne auf der Flucht eingeholt und die Welt fällt in einen Zustand von Feuchtigkeit, Dunkelheit und Leere.
Im ständigen Wechsel zwischen Growl und Cleanvocals bewegt sich der Song im Stile des melodischen Deathmetals mit „finnischer Prägung“ durch das Thema und wird durch sehr melodische Gitarrenriffs aber auch durch teils progressiv wirkende Passagen begleitet.
Der zweite Song, Fear, Longing, Hope And The Night fängt mit einem melodiösen Synthesizer Einspieler an. Die einsetzenden Growls gehen, begleitet durch schöne Gitarrenriffs, in der Folge in langsame Sphären über und wechseln sich abermals mit der Cleanstimme ab.
Nach einem kurzen Rhythmuswechsel nimmt der Song wieder fahrt auf und erhält nun eine aggressive und dunkle Grundstimmung die durch einen druckvollen Bass unterstützt wird.
Die ausdrucksvoll einsetzende Cleanstimme beendet das Stück, das von einem Ritt auf einem silbernen Ross durch die Dämmerung erzählt. Die drei Monde bleiben zurück und mit ihnen die Überreste der Zeit. Der Ritt geht durch eine undurchdringliche Stille in Richtung eines fernen, strahlenden Sternes, der Erinnerung, Sehnsucht und Hoffnung gibt.
Nun ist Into That Good Night an der Reihe! In diesem Song geht es um Krankheiten, die einen feierlichen Pakt mit dem Tode geschlossen haben. Schatten kriechen auf dem Beton langsam dahin und verkörpern Dunkelheit und Verderben. Einige Wesen lieben diesen Zustand der Nacht!
Der Song beginnt mit langsamen, gezupften Gitarrenklängen in die sich ein gefühlvoller Celangesang einfügt und eine dunkle Atmosphäre erzeugt. Im Anschluss folgen Growls, die das Böse darstellen. Nach einem wunderbar eingefügten“ Gitarrenbrett“ erfolgt ein Rhythmuswechsel in langsame Bereiche. Anklagend wirkende Celeanvocals werden im Anschluss immer wieder von grausam dargebrachten Growls abgelöst und halten den Spannungsbogen in dem Stück aufrecht.
Ständig wird der Gesang durch melodische Gitarreneinspielungen begleitet. Zum Ende hin hinterlässt der Synthesizer noch einige beruhigende Töne, die einen versöhnlichen Ausgang des Stückes darstellen.
Es folgt nun Rain, ein Song der nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen einer der herausragenden Stücke des Albums ist! Nach einer ruhigen Einleitung durch den Synthesizer und den druckvoll einsetzenden Gitarren in Verbindung mit dem Schlagzeug, mischt sich Riikka Hatakka, die vor Kurzem offizielles Bandmitglied geworden ist, mit Ihren gefühlvollen Vocals in das Geschehen ein. Durch Ihre Stimme bereichert Sie das ohnehin schon breit gefächerte Klangspektrum der Band. Zwischendurch wird die Sängerin durch Toni Toivonens Vocals unterstützt. Im Anschluss legen die Gitarren in Verbindung mit dem Synthesizer einen gefühlvollen Klangteppich über das Stück. Die Harmonie wird allerdings in der Folge durch tiefe Growls unterbrochen, nicht jedoch ohne die melodische Unterstützung durch die Gitarren aufzugeben.
Der lyrische Text harmoniert mit der getragenen Melodie, die auch einen Song aus dem Genre Gothic bereichern könnte. Es geht um Lieder aus vergangenen Tagen, um Sterne am klaren Himmel, aber auch um dunkle Wolken, die den Geschmack des Untergangs verkörpern. Schatten verschwendeter Tage, schweben gefroren zu Boden!
Der fünfte Track des Albums lautet Silent Sentinels. Der Text des Songs ist sehr lyrisch gestaltet. Sentenzen wie: „Ich fühle die Erde unter meinen Füßen und die süße Luft in meinen Lungen….“oder, das Wasser fällt still vom Himmel und das Feuer steht kurz vor dem Absterben“, geben die Richtung des Liedes vor.
Musikalisch dargestellt wird der Song durch einen zu Beginn einsetzenden Bass. Die Vocals werden im Anschluss wechselweise durch Rikka Hatakka in Verbindung mit den tiefen Growls sowie der Cleanstimme von Toni Toivonen dargebracht. Der Track wandert, vordergründig gestützt auf die stimmlichen Beiträge, im Midtempo durch das Geschehen.
Das nächste Lied ist Anamnesis. In diesem Track wird die melodische Deathmetal Basis durch Komponenten aus dem Dark Gothic Spektrum bereichert. Auch hier beginnt der Song wieder mittels eines Synthesizer Einsatzes. Es folgt ein ständiger Wechsel zwischen bösen Growls, und der gefühlvollen Cleanstimme, teils mit Erzählcharakter, teils aber auch mit viel Melodie ausgestaltet. Zum Ende hin mischen sich die Gitarren noch mal zur Unterstützung der Vocals verstärkt ein und bilden somit einen massiven Klangteppich aus. In dem Text geht es um Erinnerungen, die zwischen den Augenblicken verflogen waren und nun wieder zurückkommen.
Navigator ist der vorletzte Song. Taten von gut und böse verlieren sich im Winterschnee. Der Handabdruck einer Seele führt in die Ewigkeit und der musikalische Teil des Liedes führt den Hörer mittels Stimme von Rikka Hatakka durch schöne melancholische Klangspektren.
Das letzte Stück des Albums ist Signs Of Affection. Auch bei diesem Lied handelt es sich nach Meinung des Verfassers um einen weiteren herausragenden Track des Werkes.
Inhaltlich geht es um die Leere nach der Zerstörung der Welt. Hohle Häuser und die Stille des Waldes spiegeln diese wieder. Das Bewusstsein bei den verbleibenden Menschen vermittelt wie wenig es noch zu besitzen gibt. Man klammert sich an einen verlorenen Faden der Hoffnung und versucht die Hand des anderen zu ergreifen. Es wird langsam kalt!
Musikalisch beginnt der Song mit einer langsamen, melodischen Gitarreneinlage, die durch die Stimme von Rikka Hatakka verstärkt wird. Dann fügen sich die tiefen Vocals von Toni Toivonen in das Geschehen ein und erzeugen so eine dunkle, gespenstische Atmosphäre. Im Hintergrund tauchen wieder eingängige Gitarrenriffs auf. Dazwischen folgt ein Sprechgesang, bevor wieder die schrecklich wirkenden Growls in Verbindung mit der Stimme der Sängerin einsetzen.
Insgesamt wechselt der Song zwischen Aggressivität, Traurigkeit und Hoffnung, jeweils stimmlich durch entsprechende Gesangstechnik unterlegt. Überlagert wird das Ganze wieder durch einen melodischen Klangteppich der Gitarren im Hintergrund.
Zusammenfassend handelt es sich bei Into That Good Night um ein musikalisch sowie textlich ansprechendes Werk, das man entweder einfach mal so hören kann oder – und das ist zu empfehlen – mal auf die musikalischen Nuancen sowie den Text achtet und verinnerlicht.
Die Lyrics sind kryptisch gestaltet und lassen einen freien Interpretationsspielraum zu. Sie spiegeln wie schon erwähnt, die Erzählungen von überlebenden Protagonisten nach der Apokalypse wieder.
Soundtechnisch steht der nach typisch finnischem Muster angelegte melodische Deathmetal im Vordergrund, jedoch ist dieser in vielen Bereichen durch Anleihen aus dem Dark und Gothic Spektrum bereichert. Besonders zu erwähnen wäre noch die stimmliche Vielfalt, die dem Werk ein „gewisses etwas“ geben. Dieses Album nicht zu erwerben, wäre wohl ein Fehler!
Band | Hanging Garden |
Album | Into That Good Night |
Titel | 1. Of Love And Curses 4:33 2. Fear, Longing, Hope And The Night 6:51 3. Into That Good Night 6:33 4. Rain 6:44 5. Silent Sentinels 5:05 6. Anamnesis 5:48 7. Navigator 3:57 8. Signs Of Affection 6:24 |
Label | Lifeforce Records |
Genre | Melodic Death Metal mit Dark/Gothic Einflüssen |
Studioalbum | Nr. 6 |
Veröffentlicht | 15. Nov. 2019 |
Herkunft | Helsinki/Finnland |
Gründung | 2004 |
Members | Toni Toivonen (Gesang) Riikka Hatakka (Gesang) Mikko Kolari (Gitarre) Jussi Hämäläinen (Gitarre) Jussi Kirves (Bass) Sami Forsstén (Schlagzeug) Nino Hynninen (Keyboards) |
Verfasst im Dezember 2019
von Roland Hesse