Bavarian Battle Winter 2020 im Lokschuppen Rosenheim

Am 11. Januar 2020 um 17 Uhr 30 wurde die Tür des Lokschuppens in Rosenheim wieder zum alljährlich stattfindenden Bavarian Winter Battle 2020 geöffnet. Zunächst begehrten die Insassen des voll besetzten Busses, der gerade aus München ankam Einlass. Danach dauerte es nicht mehr lange und die Halle war „rappelvoll“. Der Veranstalter, BB Events e. V. meldete kurze Zeit später „sold out“

Pünktlich um 18 Uhr 30 startete die erste Band. Es waren Tortureslave, eine Death Metal Combo, die 2017 in München gegründet wurde und sich aus Members zusammensetzt, die bereits bei diversen Bands ihre musikalischen Erfahrungen gesammelt haben. Der Opener des Sets war der Song Tortureslave, der auf der leider bereits ausverkauften Demoscheibe zu finden ist. Der Frontmann presste hier gleich mal seine aggressiven, wütend wirkenden Vocals dem Publikum in die Gehörgänge. Die Richtung war also vorgegeben! Im Anschluss folgte mit Wolf Without A Pack ein Song, in den neben aggressiven Death Metal Passagen, vor allem auch klassische Thrash Metal Strukturen eingebunden waren. Das nächste Stück, mit dem Titel Fathers Of The 4th Reich, wurde von dem Sänger Luckfried Powerblast angesagt und richtete sich nach seinen Worten gegen die Faschisten dieser Welt! Entsprechend aggressiv und mit sehr tief gespielten Gitarren begann das Lied, dass sich durch interessante Anpassungen von Rhythmus und Tempowechseln auszeichnete. Dem Thema entsprechend war es auch durch stimmliche Variationen geprägt. Ein klasse Song, der den Metalheads vor der Bühne sehr viel Beifall abforderte. Es folgten dann mit In The Mouth Of Madness und Deliver Us From Evil zwei Stücke, bei denen die Felle des Schlagzeugs offensichtlich stark beansprucht wurden und die beiden Gitarristen wohl mächtig ins Schwitzen kamen!

Dann war mit Apex Sin ein relativ neuer Song an der Reihe. Nachdem der Frontmann Alkoholmissbrauch betrieben hat, in dem er sein Bier auf der Bühne verschüttete und dadurch „fast ausrutschte“, mischte er sich kurzerhand einfach in die vor der Bühne stehenden Metal Meute und flüsterte ihnen dort seine Vocals in betont aggressiv-dynamischer Form in die Ohren. Auch in diesem Song wurden wieder viele schöne alte Thrash Elemente eingebaut. Nachdem sich der Frontmann wieder auf die Bühne zurück gewagt hatte, spielte die Truppe mit They Will Rise nun den ersten Song ihrer noch kurzen Bandgeschichte. Alle Instrumente wurden hier in den „full speed Modus“ „gestellt“ und bewegten dadurch den einen oder anderen Zuhörer zu einer kleinen Pogo-Einlage.
Allholy und Silver Of Judas waren die letzten Songs der Band an diesem Abend. Die Lieder erinnerten sehr an den guten alten Old School Thrash Metal!
Zum Abschluss bedankte sich der Sänger beim Publikum und motivierte die Metalheads noch zum Kauf von Bandshirts. Der Gig war ein gelungener Auftakt der Veranstaltung! Man darf auf den ersten Tortureslave Lonplayer gespannt sein!

Nach einer kurzen Umbaupause ging es mit der zweiten Münchner Band am heutigen Abend weiter. Emanuel „Enki“ Daniele, ex Mastemind der Band Gilgamesh und seine Mitstreiter, beehrten das Bavarian Winterbattle mit der im Jahre 2017 in das Metalleben berufenen Band Eridu. Auf der Setlist waren bis auf 2 Lieder (Evocating Enlil und The Astronomer) die Songs aus dem in 2019 erschienen Debütalbum Lugalbanda aufgeführt. Los ging es mit Slaves of Eridu! Nach dem Intro
setzte Daniel, der auch bei der Münchner Death Metal Band Hailstone das Mikrofon hält, mit seiner gewaltigen Stimme die Akzente und wurde im Anschluss von „Enki“ gesanglich unterstützt.

Im Verlauf des im Black/Death Metal Modus gehaltenem Stück, mischte sich zeitweise auch einmal eine Sologitarre ein, die dem Song zusammen mit schönen Geschwindigkeitsverlagerungen ein gewisses Extra gab. Ein guter Auftakt! Das zweite Stück Lugalbanda war besonders durch die tiefen Vocals von Daniel geprägt. Auch begleiteten wieder einige interessante Gitarrenparts den Song. Das folgende Lied Cavern, erzielte teils eine furchterregende, teils aber auch eine harmonische Ausdruckskraft, die nicht nur den Stimmen der Sänger geschuldet war, sondern der gesamten Komposition des Stückes. Einfach gut! Herald of Heaven, dass den Schwerpunkt im Black Metal geprägten Stil hat, wies einen vom Gesangsbild her eher erzählerischen Charakter aus. Umso schwieriger erschien wohl hier die Präsentation. Aber gut gelungen! Mit Evocating Enlil wurde nun ein alter Gilgamesh Song gespielt. Dann war Astral Warfare an der Reihe. Von diesem Song existiert auch ein Video, dass man bei Youtube hören und sehen kann. Das Schlagzeug ging gleich, begleitet durch die Gitarren in einen Dauerfeuermodus über. Die dreckig wirkenden Vocals fügten sich nahtlos in das Geschehen ein. Unterbrochen wurde das Soundbild lediglich immer wieder durch schöne Gitarrenriffs.
Einen furchterregenden Ausdruck vermittelte der nächste Titel. Mit The Bewitching of Sumer kam wieder ein Song an die Reihe, der im ausgewogenen Wechselmodus zwischen Black und Death Elementen schwankte. Abermals spielten hier die Gitarren, dieses Mal jedoch im Hintergrund eine prägende Rolle.
Der letzte Titel, der von Eridu am heutigen Abend präsentiert wurde, war nochmal ein Gilgamesh Stück mit dem Titel The Astronomer. Im Rahmen dieses Liedes wurde der Bassist der Band verabschiedet. Zu diesem Anlass übernahm er das Mikrofon, während “Enki” den Bass bediente.
Nach Beendigung des Songs wurde Eridu mit viel Beifall vom Publikum verabschiedet!

Nun waren die fünf Thüringer von path of destiny an der Reihe. Einige Metalheads im Publikum freuten sich schon auf die Combo, die es versteht, in ihre Death Metal Songs teils schöne melodische Komponenten einzubauen. Im Anschluss an den gefühlvollen Einspieler „The Awaking“, war Invocation, der erste Song auf der Setlist an der Reihe. Nachdem das Intro verklungen war, hatte man den Eindruck, als wecke Sebastian Schaffert mit seiner wuchtigen Stimme die dunklen Mächte im Saal, die bedingt durch das melodisch geprägte Gitarrenspiel und den druckvollen, basslastigen Sound, „gefühlt“ über den Köpfen der Metalheads schwebten. Nahezu ohne Unterbrechung, sodass es das Publikum kaum merkte, wurde gleich The Fire-Lit Shadow aus dem Dreams in Splendid Black Album gespielt. Ein Song, der mit Orkanstärke durch den Saal flog und bei dem sich der Drummer richtig warm spielen konnte. Besonders zum Ende hin gab der Frontmann und sein Schlagzeuger noch mal alles!
Mit Stillborn Future wurde der nächste Song angesagt, in dem es um eine totgeborene Zukunft und den Verfall der Menschheit geht. Dementsprechend dunkel und gitarrenbetont, teils auch doombehaftet wurde der Song präsentiert. Ergänzt durch den qualvoll wirkenden Gesang des Frontmannes, konnte man die düstere Atmosphäre des Liedes nahezu erleben. Ein klasse Stück!

Weiter ging es dann mit From Heaven They Fall. Auch hier trieb der Schlagzeuger seine Gitarristen wieder zu Höchstleistungen an. Eine Gitarre durfte auch einmal zu einem kurzen Solo ansetzen, bevor der Frontmann wieder seine gesanglichen Aggressionen abgab, jedoch wurden diese immer wieder durch das melodiöse Gitarrenspiel im Hintergrund besänftigt.
2 Steps To Eternety, ebenfalls aus dem Dreams In Splendid Black Album war der nächste Song im Set. Nahezu schnörkellos, fast im Old School Modus walzte das Stück durch die vor der Bühne stehenden schwarzen Meute. Erst kurz vor Schluss nahmen die Gitarristen das „Heft des Handelns“ in die Hand und brachen zu einem Solo aus dem Gruppengefüge aus.
Dann kam ein Titel aus der Parasite God EP an die Reihe. Es war Unleashed Memories! Hier hämmerte das Schlagzeug wieder in die Menge und der Sänger kam, angetrieben durch schnelle Gitarrenriffs kaum dazu Atem zu holen. Bevor das letzte Stück angesagt wurde, war mit M.O.T.A.C nochmal ein Lied an die Reihe, das eine Symbiose zwischen Death und Progressiv Metal einging. Besonders die beiden Gitarristen und der Bass waren hier gefordert.
Bevor der Abschlusssong gespielt wurde, bedankte sich der Frontmann beim Publikum. Death´s Dominion begann mit einigen orientalisch wirkenden Gitarrenklängen, bevor es im Anschluss mit gewohnter Härte im Old School Death Metal Stil noch mal richtig zur Sache ging. Zum Ende des Songs verhalfen noch einige melodiöse Komponenten zu einer wunderbaren Abrundung des Sets.
Die Metalheads vor der Bühne spendeten der Band den verdienten Beifall!

Die nächste Band auf der Running Order war Infestus, die durch ihren Mastemind Andras in die Winter Schlacht geführt wurde. Black Metal in Verbindung mit diversen Einflüssen aus anderen Metal Genres war nun also geboten.
Nach dem Intro ging es im Set mit Of Unhallowed Soil aus dem Album Thrypsis los. Wuchtig einsetzende, tief gestimmte Gitarren, wütend anmutende Screams des Sängers und ein in der Folge variantenreiches Gitarrenspiel zeichneten diesen Song aus.
Auch die folgenden zwei Titel wurden dem Thrypsis Album entnommen. Es waren Thron aus Trümmern und Seed of Agony. Beide Songs waren zu Beginn dem Old School Black Metal Stil angeglichen, bewegten sich dann jedoch in sphärische respektive dunkle Gefilde. Während Thron aus Trümmern doomartige, basslastige Klänge beinhaltete, war Seed of Agony von wütenden Screams und schnellen Schlagzeug Passagen geprägt. Bei beiden Songs waren die Gitarristen gefordert. Es hat Spaß gemacht, ihnen auf die Finger zu schauen, zumal ihr Parts durch ständige Tempowechsel und eine variantenreiche Spielweise sehr anspruchsvoll waren.
Nach einigen kleinen technischen Abstimmungsproblemen mit dem Mischpult ging es weiter im Set. Mit Torn Observer folgte ein Song aus dem Jahr 2011, der ein gewisses Maß an Schwermut vermittelte.
Nach einem kurzen Einspieler folgte Willinglessly-Anticipating Death aus dem Album Chroniken des Ablebens. Zu Beginn des Stückes legte der Schlagzeuger in hohem Tempo vor. Der Frontmann stimmte mit seinen nachdenklich wirkenden Screams ein. Insgesamt wurde die Geschwindigkeit bis zum Ende hochgehalten. Vor allem der Drummer hatte hier einen schweißtreibenden Job zu verrichten!
Es folgte Spiegel der Seele aus dem The Reflecting Void Album. Ein Song, der in Umsetzung der Lyrics von Wut, Zorn und Raserei geprägt ist, dem Publikum aber auch wunderbare Gitarrenriffs mit melodischer Ausstrahlung vermittelte. Ein klasse Stück, das die Halle in noch dunklere Sphären versetzte!
Der letzte Titel, der an diesem Abend gespielt wurde; war dann Pulse Of Annihilation aus dem Thrypsis Album. Es war ein mit Melodie durchsetzter, spielerisch variantenreicher und ausdrucksvoller Abschlusssong, der mit sehr viel Beifall vom Publikum quittiert wurde!

Für den krönenden Abschluss des Abends waren Negator aus Hamburg zuständig. Negator ist einer der Bands, die den Black Metal noch als Gesamtkunstwerk darstellen. Neben dem Sound, der in Verbindung mit den Lyrics im Großen und Ganzen im Bereich des Old School Black Metals angesiedelt war, traten der Frontmann Nachtgarm und seine Mitstreiter (traditionsgemäß) mit Corpsepaint auf.
Vor dem Einstieg in das Set schwängerte Nachtgarm die Raumluft nach entsprechendem Ritual mit Weihrauch. Dieses Prozedere musste allerdings kurzerhand abgebrochen werden, da über der Bühne ein Rauchwarnmelder angebracht war. Bei Nichtbeachtung dieses Sachverhaltes hätte es möglicherweise zur Folge gehabt, dass die Rosenheimer Feuerwehr zu einem Gastauftritt gekommen wäre. Besser nicht!
Prophets Of Fire war der erste Song auf der Setlist. Mit Ausnahme von zwei Titeln wurden heute ausnahmslos Stücke aus dem 2019er Album Vintas Puritas Existentia gespielt.
Nach der langsamen Einleitung (allerdings ohne Weihrauchschwaden) setzte der Frontmann dem Publikum tiefe Growls, die gefühlt bis zum Erdkern zu hören waren entgegen. Im Anschluss ging das Geschehen in den Old School Black Metal Modus über und die Stimme sendete jetzt Scream Vocals aus. Der Sound wurde immer wieder durch wunderbare Tempowechsel aufgelockert. Es kamen nun Khaire Phos und Regnum Spiritus Immundi „zur Aufführung“. Auch hier klopfte der Schlagzeuger seine Salven unermüdlich bis zum Songende. Diese wurden lediglich durch diverse Geschwindigkeitsverlagerungen unterbrochen. Die Gitarren unterstützten Ihren Sänger im wunderbaren Old School Modus und die Screams schallten fürchterlich schön durch die Halle.

Ohne Pausen füllende Worte ging es im Set mit Pyroleophis weiter. Hier hielten sich die Gitarren ständig im Hintergrund auf und unterstützten ihren Frontmann melodisch, während dieser seine bösen Screams dem Publikum entgegenbrachte. Es folgten dann Et Verbum Caro Factum Est und Temple Of Light. Im Rahmen dieser beiden Songs haben einige Metalheads in der Halle beschlossen eine Pogerunde zu eröffnen. Ritus Sex war noch einmal ein Stück aus dem Vintas Puritas Existentia Album. Markant waren hier die Growls von Nachtgarm, der die Halle erneut fast zum Einstürzen brachte. Schnelle Schlagzeugfeuer trieben die Gitarren an. Der Frontmann variierte zwischen Screams und Growls. Nergal, The Raging King, ein Lied aus dem Gates To The Pantheon Album war nun an der Reihe. Fette Gitarren und schöne Doompassagen, dazu der qualvoll wirkende Gesang von Nachtgarm. Ein klasse Song, der dem Publikum augenscheinlich viel Spaß machte! Mit Atonement In Blood hat es ein Stück auf die Setlist geschafft, das schon bei dem Auftritt der Band im Jahr 2015 auf dem Bavarian Battle Open Air gespielt wurde. Treibende Schlagzeugbeats, die Growls des Frontmannes und schöne Gitarrenriffs sorgten wieder für eine dunkle (angenehme) Atmosphäre!
Rite Of The Trident, war noch einmal ein Song aus dem Vintas Puritas Existentia Album und bildete den Abschluss des Sets. Die Band wollte unbedingt noch eine Zugabe geben, die das Publikum auch vehement forderte. Die Hallenvorschriften, die den Schluss der Veranstaltung regelten, sprachen allerdings dagegen und somit musste der Gig beendet werden. Schade! Mit sehr viel Applaus wurde Negator vom Publikum verabschiedet.

Die Metalheads verließen augenscheinlich vergnügt die Halle. Ein schöner Konzertabend mit fünf guten Gruppen ging zu Ende. Danke an BB Events e. V. und an alle teilnehmenden Bands!

Verfasst im Januar 2020
von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse

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