CD Review: Mountaineer – Bloodletting

Sich von der Vergangenheit zu verabschieden und Dinge die einen belasten „über Bord zu werfen“ sowie in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit zu erkennen, sich von bestimmten Menschen und Orten zu distanzieren! Diese Erkenntnis wird thematisch in dem neuen Mountaineer Album, dass den Titel Bloodletting trägt, am 22. Mai 2020 über das Label Life Records erscheint und wie sein Vorgänger ein Konzeptalbum ist, umgesetzt! Die Bandmembers aus California /USA, haben sich in Ihrem dritten Album das einheitliche Ziel gesetzt, ein Werk zu verfassen, dass als Abschiedsbrief an die Leute und Gegenstände zu betrachten ist, die bewusst zurückgelassen wurden.

In diesem Sinne geht es in dem ersten Titel „Blood Of The Book“ um die gefühlte Sichtbarkeit und die Erinnerung an das bereits aufgegebene. Das Vergessen scheint jedoch schwerzufallen und die Sehnsucht bleibt! Die Lyrics werden musikalisch zunächst durch eine langsam eingespielte, gesummte Clean Stimme umgesetzt. Bedächtig kommen dann die teils hell und später doomig gespielten Gitarren sowie der Bass hinzu. In Verbindung mit langsamen Schlagzeug Beats, erfolgt ein schleppender, anklagender gutteraler Gesang von Miguel Meza, der eine dunkel wirkende Atmosphäre erzeugt. In der Folge wird dann die Stimmung mittels schönen melodischen, langsam voranschreitenden Gitarrenklängen aufgehellt. Später setzten wieder die tief gestimmten Gitarren in Verbindung mit dem Bass im Mid-Tempo ein. Zusammen mit der gefühlvollen Clean Stimme entwickelt sich zum Ende des Songs hin, ein dunkles, stimmungsvolles Soundbild.

Der zweite Track ist The Weeds I Have Tended. Wuchtig setzten die Instrumente ein und werden dann durch die heiser wirkende Cleanstimme sowie einer langsamen Schlagzeug Begleitung in Verbindung mit Bass und Gitarren melodisch weitergeführt. In der Folge kommt dem Hörer ein Schwall tiefer, wunderbar doombeladener Töne entgegen. Unter Beibehaltung des schleppenden Gesangs und der tief gestimmten Gitarren wird der Song, der in Form einer Allegorie dargestellt ist und vom sähen, pflegen und ernähren eines Unkrautes erzählt zu Ende gebracht.

Song Nummer drei ist Shot Through With Sunlight! Dieses Stück handelt von der Hoffnung eine dunkle Zeit zu überstehen und am Leben zu bleiben. In diesem Sinne leiten gezupfte Gitarren das Lied langsam ein. Unter verschiedenen Variationen der Tonfolgen wird die Geschwindigkeit der Saiteninstrumente erhöht. Im Anschluss folgen tiefe, wuchtige Doom Passagen in Verbindung mit einem ruhigen, getragenen Clean Gesang. Auf weitere Gitarreneinspielungen folgen aggressive, wütend wirkende Growls unter voluminöser instrumentaler Begleitung. Nach einem Basslauf erfolgt abermals ein Übergang in ein sanftes, schönes Gitarrenspiel. Bis zum Ende dieses bemerkenswerten Songs erfolgen noch einige Riffs, die mit viel Melodie durchsetzt sind.

To Those We´ve Said Goodbye ist das vierte Stück des Albums. Gezupfte Gitarren leiten den Song wieder ein. Der Gitarrensound verstärkt sich im Verlauf und schreitet dann zusammen mit gefühlvollen Synthesizer Klängen einige Zeit im langsamen Tempo voran. Später wird die Melodie durch die einsetzende Clean Stimme von Miguel Meza ergänzt. Plötzlich bringen sich die Instrumente mit voller Wucht in das Geschehen ein. Im Hintergrund hört man eine wunderbare Hookline! Eine mit viel Gefühl dargestellte schöne Melodie bildet dann den Schluss des Songs ab.

Der folgende Track ist der gleichnamige Titelsong des Albums. „Bloodletting“!
Es geht hier um das Loslassen von einem wohl in der Erinnerung haftenden traumatischen Erlebnisses des Protagonisten. Die Handlung erscheint im Traum. Durch das Angebot einer Opfergabe besteht die Hoffnung auf das loslassen von dem Erlebnis.
Das Stück beginnt mit pfeifenden Gitarren und geht dann in einen schleppenden Cleangesang über.
Zwischendurch sind Doom Passagen eingebaut, die sich dann mit einem monoton wirkenden Gesang abwechseln. Im Hintergrund baut sich ein Melodienteppich auf, der durch die Vocals und die Gitarren bis zum Ende des Songs weitergeführt wird. Ein klasse Stück und ein würdiger Titelsong!

Mit South To Infinity kommt nun ein Lied an die Reihe, dass die Gitarren einleiten und das durch Bass und Schlagzeug sowie anklagende Screams des Sängers, die sich im Verlauf mit Clean Vocals abwechseln, ergänzt wird. Es folgen ein langsames, gefühlvolles Zwischenspiel der Gitarre, bevor die eingängigen Vocals von Miguel Mendoza wieder übernehmen. Nach einigen gezupften Gitarrenklängen mischen sich die Stromgitarren in das Geschehen ein und der Gesang bleibt im Hintergrund. Mit einer ausgedehnten Doom Passage geht der Song mit den Worten „Wie Babylon dem Staub erlag, jedoch die Seelen leben in ihren Gärten weiter“, zu Ende.

Song Nummer sieben ist Apart. Ein Track, der von Selbstfindung und Traumbildern erzählt.
Helle Gitarrenzupfer werden nach kurzer Zeit von den Stromgitarren, dem Synthesizer und dem Schlagzeug abgelöst. Zusammen mit dem Clean Gesang schreiten die Instrumente im Mid-Tempo melodisch anmutend voran. Gegen Ende des Songs folgt noch eine schöne Hookline!

Ab und zu kommt er unerwünscht zurück, der Geist, der in den Gedanken herrscht! Bei Titel Nummer 8 handelt es sich um Ghost Story.
Geisterhaft instrumental, beginnt das Stück mit einer schönen gefühlvollen Einleitung. Dann folgen gezupfte Gitarren und begleiten den Clean Gesang. Im Verlauf gehen die Instrumente in den Doom Keller, bevor später wieder ein Wechsel zu Clean Gesang, der melodisch unterlegt ist erfolgt. Gleichmäßig ruhig, wird der Song bis zum Ende fortgeführt.

Das letzte Lied des Albums ist Still. Dieser Titel ist nur auf der CD und digital erhältlich. Die Vinyl LP, die auf 300 Stück limitiert ist, beinhaltet diesen Song nicht.
Jede Nacht wird der Protagonist hier im Rahmen seines schlechten Gewissens an seine Taten aus der Vergangenheit erinnert und es überkommt ihn ein Gefühl von Traurigkeit und Dunkelheit.
Authentisch dem Text nach beginnt deshalb das Lied mit einsetzendem Clean Gesang, der durch die melodischen Gitarren im Hintergrund unterstützt wird. Das Stück schreitet im Mid-Tempo voran und der Spannungsbogen wird durch einen Rhythmuswechsel hin zu ruhigen Passagen, die durch doomige Unterwanderungen ergänzt werden, unterbrochen. Gefühlvoll und harmonisch unter Synthesizer und Gesangsbegleitung endet der Song und damit das Album.

Bei Bloodletting handelt es sich um ein Konzeptalbum, dass die Lyrics mit der Musik in ganz hervorragender Weise verbindet. Gesangliche Parts, viel Melodie und beides immer wieder in absolut passender Art und Weise durch doomige Phasen an geeigneter Stelle verwoben, vermitteln dem Werk ein „gewisses etwas“! Der Clean Gesang behält bei diesem Album gegenüber den gutteralen Parts die Oberhand. Der Hörer wird, bedingt durch viele ruhige, dunkle, melodische Passagen bei Bedarf in eine Fantasiewelt mitgenommen. Zu einer Lethargie kommt es jedoch nicht, da die Songs immer wieder durch gesanglich markante oder instrumentale Einsätze eine plötzliche Wendung bekommen.
Alle Freunde des anspruchsvollen, melodischen Dooms, sollten bei diesem Album unbedingt zugreifen!

BandMountaineer
AlbumBloodletting
Titel1. Blood Of The Book
2. The Weeds I Have Tended
3. Shot Through With Sunlight
4. To Those We´ve Said Goodbye
5. Bloodletting
6. South To Infinity
7. Apart
8. Ghost Story
9. Still (CD und digital)
LabelLifeforce Records
GenreMelodic Doom Metal
StudioalbumNr. 3
Veröffentlicht22. Mai. 2020
HerkunftUSA/Oakland California
Gründung2015
MembersFür dieses Album:
Miguel Meza: Gesang
Clayton Bartholomew:
Gitarre, Bass
Isaac Rigler: Gitarre
Forrest Harvey: Gitarre
Patrick Spain: Drums
Esther Ann Gove: (Vocals: Blood Of The Book)
Jessica T.-: (Violine: On South To Infinity/Apart

Verfasst im Mai 2020
von Roland Hesse