Am 13. März 2020 brachten Killing Spree, 16 Jahre nach der Veröffentlichung Ihres ersten Long Players (Choose and Decide) und 8 Jahre nach ihrer ersten EP (Rise Of The Unborn Child), der Metal Welt ihr zweites Full Length Album mit dem Titel In Conflict zu Gehör. Veröffentlicht wurde die Scheibe über das Label Black Blood Records.
Alle Metalheads, die einen anspruchsvollen, technisch komplexen, jedoch melodisch geschickt beeinflussten Death Metal schätzen, werden an diesem Werk wohl kaum vorbei hören können! Obwohl die Messlatte nach den beiden sehr erfolgreichen CD`s sehr hoch liegt, gelingt es dem „Sextett“ aus Cottbus nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen, die Hürde problemlos zu nehmen!
Der Opener des Albums ist Doom! Wuchtig, dunkel und von Synthesizer Klängen begleitet, eröffnet Roman Abraham mit seinen gewaltigen Growls den Song. Die Saiteninstrumente drücken massiv dazwischen, während eine Gitarre zu einem Solo ausbricht. Im Anschluss folgen wieder die tiefen, depressiv wirkenden Vocals, die textlich der griechischen Mythologie entliehen sind und von Selbstverdammnis und Vergangenheitsbewältigung erzählen. „Was von uns bleibt, wird durch andere in subjektiver Weise bewertet!“
Musikalisch finden im weiteren Verlauf diverse, wunderbar variabel ausgestaltete Riffs, sowie ein Gitarrensolo statt, das die Überleitung zu den tiefen Growls des Sängers darstellt, welche durch die Drums nachhaltig befeuert werden. Die Gitarren gehen immer wieder mit hellen Tonsequenzen dazwischen und übernehmen dann beide einen Solopart, in dem sie sich gegeneinander anspielen. Der inzwischen aggressiv wirkende Gesang, der immer wieder durch Gitarrensalven unterstützt wird, erzählt von menschlichen Begierden und Sehnsüchten und der daraus folgenden Erkenntnis, dass wir doch alle wie getriebene Tiere durch unser Dasein hetzen und keineswegs als höher Wesen in das Jenseits eingehen werden.
I´m What You Want To Be, handelt von einem Protagonisten, der den Anti Helden darstellt. Er thematisiert die angestrebte Möglichkeit, seine Gedanken und Gefühle frei zum Ausdruck zu bringen. Sozialethische oder moralische Einflüsse hindern ihn jedoch daran, obwohl er manchmal wider besseren Wissens handelt, mit der Überzeugung, dass es vielleicht doch für sich selbst und für andere besser wäre, diese Freiheit zu nutzen.
Musikalisch wird die Thematik durch die Gitarren eingeleitet, die sich mittels ihre Aggressivität den einsetzenden Growls anpassen. Den prägnanten Bass lösen die schnellen Schlagzeug Beats ab. Die vorherrschenden Growls gewinnen durch die im Hintergrund erzeugte Melodie eine harmonische Struktur. Diese wirkt bis zum Ende hin und wird von eingängigen aber auch aggressiven Gitarrenriffs, sowie wunderbaren tiefen Vocals geprägt.
Der 3. Song ist Lost Times! Ein wuchtiger, schneller Bass und der Gitarreneinsatz in Verbindung mit dem Synthesizer, sowie die tiefen, markanten Töne des Sängers geben die Richtung des Stückes vor. Ein Schlagzeugfeuer und der weiter treibende Gitarrensound in Verbindung mit den tiefen Vocals führen den Song weiter voran, bevor die Gitarren im Hintergrund eine wunderbare Melodie erzeugen die auch den Gesang besänftigen. In der Folge wechselt die Stimme zwischen Growls und Screams. Thematisiert wird hier eine persönliche Erfahrung. Es geht um verschwendete Zeit, indem man einem Ideal gefolgt ist, welches es nie gab. Die Erkenntnis jedoch, dass diese Zeit ein prägender Lebenseinschnitt für den Protagonisten war, ist eine unauslöschliche Erfahrung und damit zu akzeptieren.
In Conflict ist das nächste Lied und gleichzeitig auch der Titelsong! Die Gitarren beginnen melodisch und gefühlvoll. Dann setzen die dunklen Vocals ein und behandeln den Konflikt zwischen unseren gesellschaftlichen Strukturen und dem Christentum. Die Themen Doppelmoral und Scheinheiligkeit werden u.a. in den Song eingebaut. Der Text lässt allerdings ebenso einen Interpretationsspielraum in Bezug zu diversen Spannungsfeldern unserer Gesellschaft zu.
Nach einem Rhythmuswechsel erzählen die Vocals weiter, bevor sie in einen progressiven Teil des Liedes münden. Dann mischen sich die Saiteninstrumente wieder ein und es folgt ein geniales Gitarrensolo. Danach wird der Song von einer schönen Melodie getragen, die durch die mächtigen Growls von Roman Abraham abgerundet wird.
Mit November Sun ist der 5. Track an der Reihe. Eine Sirene heult auf! Dann folgen wuchtige Schlagzeug Beats. Die Gitarren und der Bass setzen ein und der Sänger drückt seine mächtigen Growls auf die Silberscheibe, nicht ohne jedoch durch seine Gitarristen mit einer wunderbaren Melodie im Hintergrund unterstützt zu werden! In dem Song ist vieles enthalten, was das Metalherz begehrt. Eine energiegeladene Stimme, interessante Solis und Gitarrenriffs, melodische Komponenten und ein Schlagzeug, das seine treibende Wirkung nicht verfehlt.
In dem Text geht es um das bewältigen einer Depression.
Es folgt der Song Resurrection. Nach einer Bass und Schlagzeug Einspielung folgen tiefe Growls, die von diversen Riffs der Gitarren umrahmt werden. Nachdem sich langsam eine Melodie entwickelt hat, wird diese durch das progressive „einschreiten“ der Saiteninstrumente unterbrochen. Den Song zeichnet insbesondere der flexible Gesang in Verbindung mit den melodischen Einflüssen aus! Zum Ende des Liedes wird der Sänger nochmals mächtig durch sein Schlagzeug angetrieben! Textlich wird der Gedanke einer Wiedergeburt behandelt.
Mit Dying One geht es weiter. Hier werden diverse gesellschaftskritische Aspekte wie zum Beispiel der soziale Druck, sich mehr als Schein wie als Sein darzustellen, behandelt. Es spielen die sozialen Medien hierbei eine große Rolle. Durch Manipulation werden die Gedanken des einzelnen Individuums in eine von dritter Seite gewollte Richtung gesteuert, ohne das der Einzelne es meist wahrnimmt. Musikalisch wird die Thematik zunächst durch brutal wirkende Vocals, die einer Gitarreneinspielung folgen umgesetzt. Nach einem Schlagzeug Feuer und Growls, die den Erdkern zum Schwingen bringen, kann man zwischendurch immer wieder Mal einen melodischen Einfluss wahrnehmen. Die Stimme schwankt zwischen rhythmisch und drohend-aggressiv, jeweils dem entsprechendem Tempo des Songs angepasst!
Der Titel des letzten Tracks des Albums lautet Paris In Flames. Es dreht sich in dem Lied alles um die Erfahrungen mit der Liebe im Allgemeinen und Paris dient dafür als Allegorie!
Das Schlagzeug beginnt mit langsamen Beats und tiefe Growls werden hinzugefügt. Dann folgt die Gitarrenfraktion und es baut sich ein gewaltiges Klangvolumen auf! Dazwischen „spucken“ vereinzelt helle Gitarrentöne! Teils verspielte, teils melodische Gitarren ergänzen die dunklen, tiefen Vocals, bis ein langsamer, versöhnlicher Ausklang des Stückes erfolgt.
Fazit:
Wenn man Killing Spree etwas vorwerfen möchte, dann bestenfalls, warum es so lange gedauert hat, bis dieser Silberling erschien! Warum hat man der Metal Welt das Werk so lange vorenthalten?
In Conflict, ist ein Album, das bedingt durch seine Flexibilität in der spielerischen Gestaltung nicht in ein genrespezifisches Raster gedrückt werden kann. Death Metal, der durch die beeindruckende Stimme, sowie durch die technisch anspruchsvolle Spielweise, besonders die der Gitarrenfraktion zum Ausdruck kommt, wird durch die intelligenten, an den richtigen Stellen eingefügten Melodien, die für den atmosphärischen Teil verantwortlich sind, ergänzt!
Der musikalische Inhalt wirkt in Verbindung zur textlichen Gestaltung meist dunkel und aggressiv. Der melodische Einfluss ist oft unterschwellig und nicht übertrieben dargestellt und zwingt den Hörer zur intensiven Verfolgung des Geschehens.
Man kann an dieser Stelle empfehlen, dass diejenigen, die den Death Metal in seiner gesamten Breite schätzen, dieses Album unbedingt in die Sammlung aufnehmen sollten! Die CD kann über das Label Black Blood Records bestellt werden.
Band | Killing Spree |
Album | In Conflict |
Titel | 1. Doom 6:25 2. I´m What You Want To Be 4:46 3. Lost Times 4:27 4. In Conflict 6:17 5. November Sun: 5:57 6. Resurrection 5:44 7. Dying One 5:08 8. Paris In Flames 5:02 |
Label | Black Blood Records |
Genre | Melodic-Technical Death Metal |
Studioalbum | Nr. 2 |
Veröffentlicht | 13. März 2020 |
Herkunft | Deutschland/Cottbus |
Gründung | 1988 als Necrophenistic Nightmare, ab 1990 Umbenennung in Enslaved und ab 2001 nach Widervereinigung weiter als Killing Spree |
Members | Roman Abraham Bobkiewicz (Gesang) Jörg Giesecke (Gitarre) Markus Lehnigk (Gitarre) Jörg Reinhardt (Bass, Gitarre) André "Pauke" Hanschke (Schlagzeug) Jan Voigt (Keyboards) |
Verfasst im Juli 2020
von Roland Hesse
Dank für diese Rezi…… es ist beeindruckend, wie intensiv sich mit der Scheibe beschäftigt wurde….. echt beeindruckend 🤘