CD Review: In Somnia – Harlequin

Aus den österreichischen Bergen dringen neue Klänge in die interessierten Metalohren. Das (Melodic) Death Metal Quartett von In Somnia impliziert Metalcore Elemente und einige progressive Einflüsse, ergänzt mit melodischen Parts in ihr teils eingängiges, teils komplexes Soundbild. Die Tiroler präsentieren den Hörern mit ihrem neuen Album „Harlequin“, das am 11. November 2021 erscheint, ein eigenständiges Klangspektrum, welches bei aufmerksamen zuhören manchmal auch Ähnlichkeiten mit Tonfolgen anderer Bands erkennen lässt.
Die Texte der Lieder beruhen meist auf wahren Begebenheiten und handeln oft von Emotionen und Schmerzen.

Der erste Song des Albums ist Rollercoaster. Wuchtig setzten hier Bass und Schlagzeug ein, bevor die dann folgenden Growls von einem Protagonisten erzählen, der aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit den Boden unter seinen Füßen verliert. Er hadert mit sich selbst und weiß, dass er seine Talente dadurch verwirkt hat. Die Sucht zwingt ihn weiter zum Konsum, um zu überleben. Der Song wird in der Folge durch Synthesizer Klänge aufgelockert, während die Gitarren im Hintergrund die Spannung halten. Die Vocals wechseln zwischen Clean und Growlgesang und fügen sich in die rhythmische, instrumentale Taktfolge ein. Nach einem melodischen Gesangspart setzten die Gitarren ihren Schwerpunkt und es folgt noch mal ein Wechsel zwischen cleanen und gutturalen Voices. Zum Ende hin bestimmen die Saiteninstrumente in Verbindung mit einigen moderaten Synthesizer Tönen wieder druckvoll das Geschehen.

Basslastig und durch das Schlagzeug rhythmisch unterstützt beginnt auch der zweite Song, der den Titel Guillotine trägt. Im Anschluss geht das Stück auf Tempo und aggressive Growls kommen hinzu, die unterstützt durch den Synthesizer später melodisch werden. Dann kommt ein progressiver Part an die Reihe und das Schlagzeug gibt die „Steilvorlage“ für die markanten Growls, die danach in den Clean Bereich wechseln. Weiter geht es mit qualvoll wirkenden Growls im Mid-Tempo, bevor ein schöner Melodienpart durch die Gitarre erfolgt. Ein voluminöses, atonales Klangbild wirkt bis zum Ende des Songs, der von dem Labyrinth des Lebens erzählt. Herausfinden, worum es im Leben geht ist die Maxime. Pass auf, dass Leben ist kurz heißt es u. a. im Text.

Der folgende Track mit dem Titel Crossing Styx erzählt vom überschreiten der Grenze einer Seele zum Totenreich und der Erinnerung an das vergangene Leben. Musikalisch beginnt der Song durch Synthesizer, Gitarren und Schlagzeug. Nach kurzer Zeit geht das Stück in eine durch die Growls geprägte aggressive Phase, begleitet durch die Gitarren über und das Schlagzeug geht auf Tempo.
Dann bricht eine Gitarre aus dem Soundgefüge aus und spielt ein teils atonales Solo. Die Vocals führen mit Gitarrenunterstützung und einem temporeichen Schlagzeugspiel den Track zum Ende.

Something Ends Something Begins ist das nun folgende Stück. Hier erzählt der Protagonist von der Welt, die er durch seine eigenen Augen sieht. Philosophisch betrachtet handelt es sich um Schein und Sein im Leben, respektive um die Annahme, etwas zu sein, was man nicht ist und der Sehnsucht nach dem Herzbedürfnis in Form von Liebe.
Mit Klaviertönen beginnt der Song. Das Schlagzeug geht auf Tempo und ein aggressiver Gesang im Metalcore Style setzt ein. Plötzlich wie aus dem „Nichts“ entsteht eine schöne Hookline. Nach kurzer Unterbrechung geht es mit Growl Vocals unter Gitarrenbegleitung weiter. Die Saiteninstrumente spielen sich etwas in den Vordergrund und die Vocals werden mächtiger.
Nach einer stimmlichen Metalcoreeinlage wird es wieder melodisch! Langsame Töne bringen das Stück zu Ende.

Der nächste Track ist Breathing Soil. Eine Flüsterstimme zu Beginn geht in Clear Voices über und mündet dann in Growls, die im Verlauf aggressiver werden und in einen rhythmischen Metalcorestyle münden. Die Voices wechseln zwischen hellen und dunklen Parts und werden markant durch das Gitarrenspiel unterstützt. Zum Ende hingeht das Schlagzeug zusammen mit den Saiteninstrumenten in wechselnde Tempobereiche und der Gesang erinnert an eine Band, die dem Göteborger Kreis zuzurechnen ist. Die Lyrics erzählen von Verführungen durch Worte, die manchmal dazu benutzt werden, um einen menschlichen Geist zu täuschen. Es tut sich die Frage auf, ob die Gedanken den wirklichen Willen widerspiegeln oder ob es sich um einen nihilistischen Betrug handelt. Daraus resultierende Therapien sind nicht dazu da um Wunden zu heilen, die unsere Generation durch unreife Gedanken verursacht hat.

Weiter geht es mit The Void. Der Song beginnt instrumental sehr melodisch. Dann setzen Growls ein, die in den melodischen Death münden. Getrieben vom Schlagzeug und den Gitarren gehen die Voices in etwas tiefere Gefilde. Melodisch und mit prägnanten Growls geht es weiter. Die Gitarren spielen sich teilweise in den Vordergrund und erzeugen einige auffällige Riffs, die durch melodische, voluminöse Parts und den dazu passendem Gesang unterwandert werden.
Die Saiteninstrumente haben dann die „letzten Töne“. Der Text, bei dem es empfehlenswert ist, ihn sich zu Gemüt zu führen, handelt von Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung, Zweifel am Glauben und einem Gefühl von Leere.

Auch der nächste Song Harlequin, bei dem es sich um das verstecken hinter einer Maske handelt, mit der Absicht, dort unerkannt seine Machenschaften ausleben zu können, würde als Allegorie vielleicht gut in unsere Zeit passen. Das Schlagzeug geht auf Tempo und die Saiteninstrumente drücken einen „fetten basslastigen Sound“ auf den Tonträger. Die Growls erzählen die Geschichte.
Man hört Klaviertöne im Hintergrund und das Schlagzeug klopft und treibt voran. Dann folgt eine schöne Hookline, bevor im Anschluss wieder aggressive Vocals weiterführen. Auch einige gute Gitarrenriffs mit melodiöser Einlage dürfen nicht fehlen. Bevor einige Klaviertöne für den Abschuss sorgen, wird nochmals eine melodiengeschwängerte Hookline eingebaut.

Basslastig unter Gitarreneinfluss und mit Tönen, die etwas an Metallica erinnern, geht es mit dem Track Onomatopoesis weiter. In „feiner Death Metal Art“ gestaltet sich der Gesang flexibel zwischen hellen und dunklen Passagen. Der Synthesizer und die Gitarren nehmen Einfluss auf das Soundbild, bei dem im Verlauf schöne Riffs und Melodien eingebaut werden. Später übernehmen der Bass und das Schlagzeug. Die Stimme geht in den Flüstermodus. Zum Ende des Songs hin gewinnt das Soundbild nochmals „an Fahrt“!
Die Lyrics erzählen von einem Protagonisten, der nur durch eine bedeutende Erinnerung vor misanthropischen Gedanken verschont blieb. Die Worte in dem Song richten sich gegen eine imaginäre Person und sind wütend sowie mit Hass durchsetzt.

Die Lyrics des letzten Liedes sind durch Schwermut geprägt. Zerrissenheit und innerer Schmerz führen in die trügerische Hoffnung, eine gefühlte Leere durch das Konsumieren von Rauschmitteln zu überwinden.
Gezupfte Gitarren beginnen den Song. Dann gehen die Instrumente auf Tempo und spucken im Verlauf Aggressivität. Wütende Growls kommen hinzu. Das Schlagzeug hält die Geschwindigkeit und die Clean Stimme übernimmt! Die Gitarren bilden wieder eingängige Riffs ab und das Schlagzeug leitet den nächsten Gesangspart ein. Im Geschwindigkeitsmodus wechseln Death und Clean Vocals ab. Instrumental unter Führung des Schlagzeugs wird der Track zu Ende geführt.

Fazit:
Mit Harlequin hat In Somnia ein Album erschaffen, das in der Metal Welt durchaus gefallen finden sollte! Flexible, gut gesetzte Growls, ein voluminöses Soundbild sowie eine bemerkenswerte Gitarrenarbeit mit interessanten Riffs bereichern das Werk. Für Abwechslung sorgt die Symbiose zwischen den Death und Metalcore Komponenten, den progressiven Parts und den melodiösen Passagen. Etwas kritisch ist vielleicht zu bemerken, das die Cleanstimme an der einen oder anderen Stelle etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Es handelt sich hier um eine Geschmacksfrage, die letztendlich durch die Ohren der Hörer zu beurteilen ist. Die Texte sind sehr gut mit dem musikalischen Eindruck abgestimmt und durchaus lesenswert. Das Album ist nach Ansicht des Verfassers dieser Zeilen genreübergreifend empfehlenswert!

BandIn Somnia
AlbumHarlequin
Titel1. Rollercoaster 4:29
2. Guillotine 4:34
3.Crossing Styx 2:36
4.Something Ends Something Begins 5:11
5. Breathing Soil 3:12
6. The Void 4:08
7. Harlequin 5:10
8. Onomatopoesis 4:58
9. Ripping The Veil 4:59
Gesamt: 39:22
LabelIndependent
Genre(Melodic) Death Metal mit Hardcore Elementen und progressiven Einflüssen
StudioalbumNr. 3
Veröffentlicht11. Nov.. 2021
HerkunftÖsterrreich - Tirol
Gründung2013
MembersSimon Andreas Brunner: Gesang, Gitarre
Andreas Wibmer: Gitarre
Florian Bacher: Bass
Dominic Granegger: Schlagzeug

Verfasst im November 2021
von Roland Hesse

 

 

1 thought on “CD Review: In Somnia – Harlequin”

  1. Vielen vielen dank für ein review mit einer derart guten qualität! Danke, dass du dir wirklich die zeit genommen hast, die facetten des albums wirken zu lassen! Und entschuldige, dass ich es erst jetzt gesehen habe.
    Glg
    Simon
    (In Somnia)

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