Eine in Deutschland bisher leider etwas zu selten auftretende Band, beehrte uns in diesem Jahr auf dem Ragnarök Festival in Lichtenfels.
Da wegen eines Flugstreiks der skandinavischen Piloten an diesem Festivalwochenende einige Gruppen nur verspätet oder gar nicht anreisen konnten und der Spielplan dadurch ziemlich durcheinander gebracht wurde, war man hier sehr froh, die Finnen am 27.April um kurz nach 17 Uhr auf der Bühne zu sehen!
Sie stiegen im Anschluss an das Intro (Genesis) mit Reclaim The Sun, das aus dem Album Embers Of A Dying World von 2017 stammt, in ihr Set ein. Nach einem melodischen Beginn durch die Gitarren setzten die Growls von Ville Viljanen, begleitet durch schnelle Schlagzeug Beats ein. Der Sänger führte mit seinen, der Melodie angepassten Vocals, unterstützt durch die Riffs seiner Gitarrenfraktion durch den Song. Gegen Ende des Liedes brachte Andy Gillion noch ein kurzes Solo auf seiner Gitarre hervor.
Das war schon mal ein Auftakt, der den Metalheads vor der Bühne einen mächtigen Beifall
entlockte!
Ohne Pause ging es mit Sinners Defeat aus dem Album Liberation = Termination von 2007 weiter im Programm. Gitarren, Bass und Schlagzeug ließen zu Beginn des Songs einige schnelle voluminöse Tonfolgen durch die Halle fliegen, bevor sich der Sänger mit seiner aggressiven Stimme in das Geschehen einfügte. In schnellem Tempo schritt die Truppe, getrieben durch einige Schlagzeugsalven voran.
Die Gitarrenfraktion brach immer mal aus dem Songgefüge aus und setzte im Verlauf technisch interessante Passagen ein, die dem Stück eine eigene, interessante Struktur verliehen.
Natürlich durfte auch ein komplexes, kurzes Solo von Andy Gillion nicht fehlen!
Mors Principium Est, die aus Pori (Finnland) kommen und die im Jahre 1999 ihren Spielbetrieb aufgenommen haben, ordnen sich stilistisch im Genre melodischer Death Metal ein. Da die Band immer wieder einmal technisch anspruchsvolle Gitarrenläufe in ihre Songs einbaut, die oft auch geschickt mit sehr melodischen Komponenten verbunden werden, ergibt sich ein interessantes und von Album zu Album erkennbar, weiterentwickeltes Spektrum. Im Livebetrieb wird der melodische Part teilweise durch den Einsatz diverser Einspieler sinnvoll ergänzt.
Die Band gewinnt somit eine gewisse Eigenständigkeit innerhalb des Genres. Ein etwaiger Vergleich mit der alten Göteborger Schule oder den stark melodisch betonten Death Metal Bands, ist deshalb im Allgemeinen schwierig.
Nach einer kurzen Pause ging es im Set mit We Are the Sleep aus dem Album Dawn Of The 5th Era
von 2014 weiter. Treibende Schlagzeug Beats leiteten den Song ein, bevor der Frontmann seine Death Metal Vocals hinzufügte, die dann wiederum in eine melodische geschwängerte Passage mündeten.
Dieses wiederholte sich in Verbindung mit komplex hinzugefügten Gitarrenriffs einige Male und machten das Lied zu einem der Highlights des Sets.
Ville Viljanen sagte dann den nächsten Song, nämlich Masquerade, der auch aus dem Album Embers Of The Dying World stammt an. Textlich ging es hier um einen Protagonisten, bei dem sich hinter seiner Maske, grausame Erinnerungen an Revolution, Krieg und Verderbnis verbargen und der in die Hoffnungslosigkeit zu versinken drohte.
Musikalisch umgesetzt hat man dies durch einleitend technisch ausgestaltete Gitarrenriffs, verbunden mit aggressivem Gesang. Nachdem das Tempo verlangsamt wurde, spielte Andy Gillion wieder ein Gitarrensolo, bevor die zweite Gitarre unterstützend hinzukam und sie das Stück zusammen mit den Death Vocals des Sängers zu Ende brachten.
Vor den nächsten beiden Titeln, nämlich Birth Of The Starchild aus dem Album …And Death Said Live von 2012 und Apprentice Of Death aus dem Album Embers Of A Dying World, forderte Ville Viljanen diejenigen, die Lust hatten, zu einem kleinen Circle Pit auf. Das brauchte er nicht zweimal zu erwähnen! Es folgten einige Takte mit hoher Schlagzeugfrequenz und aggressiven Gesangspassagen, bevor der „Pit auf Tempo ging“! Nach einer kurzen Unterbrechung aufgrund eines eingefügten, melodischen Gesangsparts ging das ganze abermals in „die Umlaufbahn“, zumindest bis kurz vor dem Ende, da sich dann die Melodie noch einmal durchsetzte.
Bei Apprentice Of Death fing es, nachdem der Einspieler beendet war, wieder an mit dem Pit“! Begleitet von seinem Bassisten, setzte der Frontmann dieses Mal seine tiefen Growls ein und ging im Anschluss, unterstützt durch die Gitarren und das Schlagzeug in den melodischen Part über.
Doomartige Elemente und technisch komplexe Passagen zeichneten den Song aus.
Es folgte das Intro aus Enter The Asylum und dann der Song Monster In Me, beide Stücke aus dem Album Dawn Of The 5th Era.
Nach Beendigung des Intros, ging es los! Das Schlagzeug und die Gitarren begleiteten den aggressiven Gesang im besten Death Metal Stil. Bei dem Song ging es um ein Wesen, das durch ein Monster besessen war. Durch diese Besessenheit kam das schlechte Gewissen und die Missetaten bei diesem hervor und trieben es in den Wahnsinn. Die Handlung spiegelte sich musikalisch wieder und wurde durch die Gitarren umgesetzt. Sie brachten sich durch technische Komponenten und Solis in den Song ein, jedoch ohne die Aggressivität des Stückes zu beeinflussen.
Dann sagte der Sänger das vorletzte Lied dieses Abends an. Es war Dead Winds Of Hope aus dem Album …And Death Said Live.
Dabei handelte es sich um einen Song, bei denen die Gitarristen zum wiederholten Male ihr können demonstrieren konnten. Von Beginn an waren viele technische Finessen zu spielen. Der Gesang wurde immer wieder durch wunderbare Gitarrensolos von Andy Gillion unterbrochen. Der Frontmann wechselte seine Stimme im Verlauf in tiefere Gefilde, die Gitarren dagegen kletterten in der Tonleiter nach oben und steuerten ihren musikalischen Beitrag zu diesem hervorragenden Song bei, der sicherlich ebenfalls zu den Highlights des Sets zählte.
Nach einer knappen Stunde Spielzeit musst Ville Viljanen mit Pure, aus dem Album The Unborn von 2005 leider schon den letzten Song ankündigen.
Die Gitarren leiteten das Stück im Mid-Tempo ein, bevor der Sänger dem Publikum seine aggressiven Vocals sendete. Unter ständiger Gitarrenbegleitung wechselte der Song im Verlauf seine Richtung. Der Rhythmus wurde schleppender. Die Gitarrenarbeit wechselte von technisch zu melodisch und zurück! Es handelt sich um einen typischen Song mit hohem Wiedererkennungswert von Mors Principium Est!
Somit waren in dem abwechslungsreichen Set, Songs aus allen bisher erschienen Alben mit Ausnahme der Inhumanity Scheibe aus dem Jahre 2003 enthalten!
Mit sehr viel Beifall wurde die Band vom Publikum verabschiedet, wohl auch in der Hoffnung sie in nächster Zeit bald einmal wieder zu sehen.
Kiitoksia todella mahtavasta konzertista (Danke für dieses wunderbare Konzert)
Verfasst im Mai 2019
von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse