CD Review: Tugt – Ved Lysets Ophor

Bei einem erneuten Blick in den Black Metal Untergrund kann man eine Band namens Tugt entdecken, die mit Ihrem Debütalbum Ved Lysets Ophor tief in die schwarzmetalischen Ohren eindringt. Das Soloprojekt von Skoggangr, das am 11. Februar 2022 der Oberwelt zur Verfügung gestellt wird, hängt oft an den Wurzeln des traditionellen Black Metals und bildet eine dunkle, emotionale und rau wirkende musikalische Atmosphäre aus. Die Texte des Albums sind alle in dänischer Sprache verfasst und passen sich der dunklen und schwermütigen Sphäre des Soundbildes an.

Der erste Track des Albums lautet Sorte Stunder, was so viel wie schwarze Momente bedeutet.
Die Lyrics handeln von einem Protagonisten, dessen Leben in der Dunkelheit verblasst und der nie gelernt hat, die ihm auferlegten Bürden abzulegen. Nachdem er in seiner Trauer erkannt hat, dass er im übertragenen Sinne für sich selbst verantwortlich ist, bittet er um die Kraft des Handelns, damit die zerrütteten Erinnerungen und die Schatten, in denen er gefangen ist, verschwinden.
Musikalisch beginnt der Song durch ein Hintergrundrauschen und tiefe, schön verzerrte Gitarrenklänge. Dann gehen die Saiteninstrumente in ein Mid-Tempo und das Schlagzeug sowie „dreckig wirkende“ Screams kommen hinzu und erzählen die vorgenannte Geschichte.
In der Folge geht es mit langsamen, gezupften Gitarrenklängen weiter. Plötzlich findet eine Tempobeschleunigung unter dem Einsatz von aggressiven Vocals statt. Das Soundbild geht in den Old School Black Metal Modus und die Saiteninstrumente überlagern geschickt das Geschehen. Am Schluss findet ein „versöhnlicher“ Ausklang durch einige langsame Gitarrenklänge statt.

In Song Nummer zwei, der den Titel De Hvide Sale trägt, geht es um einen Menschen, der sich als Persona non grata in einer Traumwelt fühlt und sich in die Realität frei von den Lügen des Lebens zurückwünscht. Wo ich Frieden finde, bin ich zu Hause, heißt es am Ende des Textes.
Die Gitarren beginnen den Song im mittleren Tempo. Dann setzten bedächtige Screams ein. Das Soundbild befindet sich in einer anhaltend schleppenden Geschwindigkeit und wirkt schön schwarzmetalisch, durch Hall unterfüttert. Der ausdrucksvolle Gesang, der weiterhin in ein gleichförmiges Tempo eingebettet ist, wirkt leidvoll und theatralisch. Im Verlauf geht das Schlagzeug in den Speedmodus, die Gitarren folgen und die Aggressivität des Songs nimmt zu.
„Schöner ausdrucksvoller Black Metal! Später erzeugen die Gitarren noch einen leicht melodischen Eindruck und das Schlagzeug fügt einige Beats hinzu. Mit einem leichten Rauschen geht das Stück zu Ende.

Es folgt der Track Gräsind. Hier beginnen die Saiteninstrumente voluminös und schreiten im Mid-Tempo voran. Die Drums begleiten rhythmisch und die Screams wirken im Hintergrund gespenstisch. In der Folge gewinnt das Soundbild wieder schöne Old School Black Metal Strukturen. Der Gesang wird zunächst aggressiver, bevor eine Tempoverschleppung erfolgt und die Screams hierbei „schön schrecklich“ wirken. Dann geht das Schlagzeug auf Tempo, bis die Felle glühen! Im Verlauf bewegt sich der Song in einem taktvollen, durch aggressive Screams begleiteten Rhythmus. Das Gitarrenspiel gestaltet sich flexibel und erzeugt später zusammen mit den Voices langsamere und bedächtige Töne. Flüsternd geht der Track zu Ende.
Die Lyrics handeln von dem grauen Wind, wohl eine Metapher hinsichtlich des Lebens der erzählenden Person. Es geht um Wellen, die die letzte Mauer brechen, um einen Strudel, der das Wrack in die Tiefe zieht und um Hoffnungslosigkeit sowie um Kummer, der wie ein Joch wiegt.
Eine untreue Beziehung erzeugt bei dem Protagonisten Dunkelheit und den Eindruck, als ob der Tod in seinem Kopf verweilt. Keine Besserung scheint in Sicht und nichts kann uns vereinen, heißt es am Schluss des Liedes.

Weiter geht es mit Mareridt, zu Deutsch, Alptraum. Die Einleitung erfolgt durch ruhige, gezupfte Gitarrenklänge. Dann erzeugen die Saiteninstrumente eine gewisse Aggressivität und das Schlagzeug geht in den Speedmodus. Der Gesang wirkt im Rahmen der schwarzmetalischen Tradition rau und dreckig. Im Anschluss findet ein Tempowechsel statt, bei dem die Gitarren im Vordergrund dahingleiten. Im Hintergrund klingen die mit Hall durchsetzten Vocals dunkel und fürchterlich. Höllenartig! Nach einem abermaligen Tempowechsel wechseln die Gitarren in langsamere Gefilde, bleiben jedoch dominant. Im Verlauf gehen die Instrumente auf Tempo respektive in den Black Metal Old School Modus und der Gesang strahlt eine furchterregende Wirkung aus. Es folgen gequälte Schreie und das Schlagzeug befindet sich im „Vollgas Modus“.
Zum Ausklang erfolgen einige versöhnliche Töne.
Textlich wird hier über einen Alptraum berichtet. Eisige Kälte, gefrierendes Blut in den Adern rufen den Handelnden nach Hause. Im Traum erscheint in der Dunkelheit eine letzte Welle. Das Grab ist gegraben. Hier gehöre ich hin, heißt es im Text. „Ich spiegle mich in der Ewigkeit und werfe mich in die Vergangenheit“. So endet der vierte Song des Albums.

Fortabt (Verloren) ist der nächste Track. Im Stich gelassen, völlig hilflos, verloren und allein in dunkler Stunde werde ich von Stimmen heimgesucht. Verletzt in der Seele und zerstört, tritt der Protagonist vor den Abgrund und sehnt sich nach dem Tod. Verankert und ohne Kompass begibt er sich in die stürmische See des Wahnsinns und verlangt zu sterben. Die Saiteninstrumente beginnen den Song im Mid-Tempo und gehen im Anschluss zusammen mit dem Schlagzeug in den Old School Black Metal Tempomodus. Die Screams wirken wieder dreckig und furchterregend. Es erfolgt eine Tempoänderung, die rhythmisch durch das Schlagzeug unterstützt wird. Dann werden die Screams dominant und aggressiv. Die Drums befinden sich im „Dauerfeuer“. Später geht es instrumental weiter. In der Folge passt sich der Gesang an und erzielt eine raue und auch depressive Wirkung. Schreie und die Gitarren beenden den Song.

Sjaeledod ist der nächste Track. Tief gestimmte Saiteninstrumente beginnen etwas atonal. Das Schlagzeug kommt mit langsamen Beats hinzu und das Soundbild wandert in tiefe Doomgefilde. In der Folge zeichnen dreckige, „ekelhaft schöne“ Screams, interessante Gitarrenriffs und diverse gut gemachte Tempoverlagerungen den Song aus.
Zum Ende hin erzeugen die Screams eine dunkle Atmosphäre. Helle Schreie und grausam wirkende Voices beenden unter Gitarreneinfluss den Song, der vom Tod der Seele handelt.
Es wird von Schatten berichtet, die in die Umarmung durch den Tod locken. Jeder Widerstand ist zwecklos, vergiftet sind die Gedankenströme. Mit dem Gedanken nach Befreiung von dieser Erde und dem Seelentod, verbunden mit der Überlegung, in dunklen Gewässern zu ertrinken endet, das Stück.

Der Abschlusssong ist Efterspil. Melodische Gitarren werden im Hintergrund durch weitere Gitarrenanschläge unterstützt. Dunkel und basslastig schreitet das Stück langsam voran. Das Soundbild wird immer dunkler und gespenstischer, jedoch manchmal wird auch eine leicht melodisch durchflutete Stimmung erzielt. Dazwischen finden Schreie statt und die Gitarren laufen unaufhaltsam bis zum Ende weiter.

Fazit:
Auch an dem Beispiel von Tugt kann man wieder einmal feststellen, welch interessante Bands oder Projekte den metalischen Untergrund beleben. Deshalb ist es nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen gerade wichtig, auf Entdeckungsreise zu gehen und solche Bands respektive Projekte bei Gefallen zu fördern, indem man den Tonträger möglichst physisch käuflich erwirbt.
Sehr schöne wäre es auch, wenn sich die kommerzialisierten Sendeanstalten endlich einmal dazu durchringen können, Newcomer und kleine Bands etwas von Ihrer Sendezeit zur Verfügung zu stellen, um sich präsentieren zu können.
Tugt hat mit ihrem Ved Lysets Ophor Debütalbum ein kraftvolles Black Metal Werk an den Start gebracht, dass die Old School Basis durch verschieden projektspezifischen Eigenarten, wie beispielsweise das druckvoll und angepasste Schlagzeugspiel oder die flexibel eingesetzten Gitarren ergänzt. Auch die inhaltlich depressiven Lyrics werden durch den intensiven, emotional angepassten Gesang sehr gut zu Geltung gebracht. Die Freunde des „gepflegten“ Black Metals sollten an diesem Tonträger durchaus gefallen finden!

BandTugt
AlbumVed Lysets Ophor
Titel1. Sorte Stunder
2. De Hvide Sale
3. Gräsind
4. Mareridt
5. Fortabt
6. Sjaeledod
7. Efterspil
LabelOnism Productions
GenreBlack Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht11. Febr. 2022
HerkunftDänemark
Gründung2012
MembersSkoggangr: Vocals und alle Instrumente

Verfasst im Februar 2022
von Roland Hesse

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert