Am 24.01.2018 gastierten die Schweizer Black/Doomer Schammasch im Rahmen der European Pilgrimage Part III Tour zusammen mit Trepaneringsritualen und Bastushka im Backstage Werk in München. Ursprünglich war das Konzert in der Backstage Halle angesetzt, jedoch war die Veranstaltung bereits einige Tage vor Konzertbeginn ausverkauft, sodass man sich für eine Verlegung in die größere Lokation, das Backstage Werk entschied.
Das war eine gute Wahl, denn so fanden die ca. 800 anwesenden Metalheads etwas mehr Platz vor, um das Bühnengeschehen aufmerksam verfolgen zu können.
Nachdem das Einmannprojekt von Th.oth XIX oder mit bürgerlichem Namen bekannt unter Thomas Martin Ekelund mit Trepaneringsritualen sein Set beendet hatte, bereiteten die Roadies nun die Bühne für den Auftritt von Schammasch vor.
Zwei Widder-Skelette wurden mit Kerzenlicht ausgestattet und der Weihrauch bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg durch die Halle. Dann stieg der Bühnennebel auf und die Lichttechnik
versuchte eine dunkle Atmosphäre zu erzeugen.
Dieses dunkle Ambiente war unabdingbar für das, was uns die Band nun erzählen wollte. Bei einem Einzelkonzert hätte man den Bühnenhintergrund sicher noch etwas spezifischer auf die Theatralik des Textes und des Soundbildes ausrichten können, nämlich auf „die Gesänge des Maldoror“, die der Dichter Isidore Lucien Ducasse (Lautréamont) erschaffen hatte und die durch Schamasch in ein eigenes musikalisch-textliches Konzept verarbeitet wurden, bei dem erfreulicherweise für den Hörer reichlich Interpretationsspielraum belassen wurde.
„Maldoror, die Verkörperung des Bösen! Man munkelt, dass bei der Nennung seines Namens die himmlischen Heerscharen erzittern und auch Satan selbst kann nicht so schrecklich sein wie er.
In diesem Sinne erzeugten die vier mit Mönchskutten bekleideten Eidgenossen, (der fünfte Mann saß im dichten Nebel hinter seinem Schlagzeug), bereits die ersten Töne des „Schamasch Opus“ Maldoror Chants: Hermaphrodite. Das Album, respektive die EP wurde an diesem Abend komplett durchgespielt. (Dauer ca. 30 min.)
B.A.W. an den Drums, M.A. und J.B. an den Gitarren, A.T. am Bass und der Frontmann C.S.R., ebenfalls eine Gitarre in der Hand, eröffneten das Set mit dem Prolog.
Es erklangen zunächst standesgemäß sehr dunkle, dronedoomegeschwängerte, böse wirkende Passagen, die dann mit den zwei in Stellung gebrachten Pauken rhythmisch unterlegt wurden. Dazwischen konnte man immer wieder ein Stimmengemurmel des Frontmannes vernehmen, das wiederum durch diverse Gitarrenläufe begleitet wurde.
Nahtlos ging der Prolog dann in den Track The Weighty Burden Of An Eternal Secret über.
Neben der atmosphärisch dunklen musikalischen Ausgestaltung, kamen nun gleichförmige Schlagzeugbeats hinzu, die durch C.S.R. mit gebetsartigem Gesang unterstützt wurden.
Bei dem nächsten Stück, Along The Road That Leads To Bedlam, war dann Schluss mit dem schleppenden Tempo. Es setzten zunächst schnelle Gitarrenläufe, untermauert durch brachiale Double Beats des Schlagzeugs ein, die im späteren Verlauf durch den Sprechgesang des Frontmannes begleitet wurden.
Mit These Tresses Are Sacred folgte eine kurze Passage, die das Geschehen plötzlich in langsame sehr dunkle Gefilde versinken ließ. Nur die Gitarren durften mit harmonischen Klängen ihren Beitrag leisten, immer wieder begleitet durch den leise vorgetragenen Gesang des Sängers.
Mit May His Illusion Last Until Daw´s Awakening kam ein Stück an die Reihe, in dem man durch den musikalischen Ausdruck, schlechthin die Zerrissenheit des Hermaphroditen bei seinen Wanderungen durch das Universum und seine Sehnsucht nach Erfülltheit seiner Seele fühlen konnte. Von seiner Reise durch die Dunkelheit zum Licht. Diese Metapher wurde durch langsam und schwerfällig eingespielte Gitarren geschlossen. C.S.R. trug seinen Text dazu abermals im Sprechgesang vor. Es entwickelten sich zeitweise progressive Passagen im Klangbild, die dann nach kurzer Zeit wieder harmonisch weitergeführt wurden.
Im Anschluss folgte dann Chimerical Hope. Bei diesem Stück war B.A.W. an den Drums gefordert.
Es ging hier in die Gefilde des Black Metals hinein. Die Schlagzeugfrequenz wurde deutlich erhöht. C.S.R. schaltete auf durchdringende Growls um und die Gitarristen M.A. Und J.B. mussten „Akkordarbeit“ leisten. A.T. am Bass durfte sich hier etwas im Hintergrund aufhalten.
Der Schlussakt, Do Not Open Your Eyes, war wieder durch wunderbare Gitarrenriffs und doomige musikalische Elemente gekennzeichnet.
Spätestens nach ca. 30 Minuten musste man dann die Augen wieder öffnen, denn The Maldoror Chants: Hermaphrodite war leider am Ende angelangt. Eine Fortsetzung folgt hoffentlich bald!
Im Konzertverlauf ging es nun weiter mit dem Titel Consensus aus dem Album Triangle von 2016. C.S.R, M.A. und J.B legten mit ihren Gitarren einen Klangteppich in die Halle, der weiterhin eine mächtig dunkle Atmosphäre erzeugte. C.S.R. vertiefte die Stimmung durch langsam vorgetragene Growls, die dem entsprechenden Rhythmus flexibel angepasst wurden. B.A.W.am Schlagzeug, der das Set den ganzen Abend hindurch hervorragend begleitete bzw. führte, gab durch sein variantenreiches Spiel die „notwendige Würze“ hinzu.
From the light we are born and to the light we shall return, golden lights!
Das war die Einleitung zum vorletzten Song, den Schammasch uns heute präsentierte. Golden Lights aus dem Contradiction Album von 2014, inzwischen fast schon ein Klassiker!
C.S.R. wurde durch J.B. hier stimmlich unterstützt. Geprägt war dieser Track durch die langsam vor sich hin laufende Riffs, die sich immer wieder temporär wandelten. Ein klanglich voluminöses und musikalisch sehr filigran dargebotenes Stück.
Hervorragend!
Der letzte Song der Basler des heutigen Abends war dann Metanoia. Jedoch Buße musste die Band für dieses Konzert bestimmt nicht ableisten. Der Track stammte abermals aus dem Triangle Album. Ein wunderbarer Abschluss! Abwechslungsreich, mit viel Melodie und Atmosphäre, alles war in sich stimmend! Auch der „One Show Man“ von Trepaneringsritualen betrat noch einmal die Bühne und drückte bei diesem Stück einige Vocals in das Mikrophon
Nach gut 50 Minuten haben die Members von Schammasch „stillschweigend“ die Bühne verlassen.
Die Metalheads spendeten für diese klasse Darbietung großzügig Beifall, den sich die Band nach Meinung des Verfassers auch redlich verdient hat!
Verfasst im Januar 2018 von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse