Es war Samstag, der 7. April 2018 kurz nach 20 Uhr auf dem Ragnarök Festival in der Stadthalle Lichtenfels. Die Kult Viking Band Einherjer aus Haugesund, die in Kürze auftreten sollte, wurde von den Metalheads, die sich voller Erwartung auf den Gig, zahlreich vor der linken Bühne versammelten, bereits lautstark und voller Vorfreude gefeiert.
Anzumerken ist, dass sich in der Stadthalle zwei Bühnen nebeneinander befanden, die wechselseitig bespielt wurden. Vor der rechten Stage war das Soundbild mittelmäßig. Die linke Bühne, auf der Einherjer auftrat, brachte leider während der Dauer des Festivals nur einen mäßigen Sound hervor.
Dies sollte jedoch der Stimmung keinen Abbruch tun, zumal die vier genialen Musiker das Beste aus der Situation machten und bereits beim Soundcheck offensichtlich sehr akribisch arbeiteten, so das die Tonqualität bei diesem Gig ganz passabel war.
Das Line Up von Einherjer bestand aus dem charismatischen Leader Frode Glesnes, der für den Gesang zuständig war und dieses mal, nicht die Leadgitarre, sondern den Bass in der Hand hielt, sowie dem Schlagzeuger Gerhard Storesund. Beide waren Gründungsmitglieder der Band, die 1993 das Licht der Welt erblickte. In 2004, sollte Einherjer bereits Geschichte sein, denn die Auflösung wurde bekannt gegeben. Glücklicherweise fand man sich im Jahre 2009 im Rahmen einiger Reunion Shows auf diversen Festivals wieder zusammen.
Ein weiteres Urgestein der Band, das man an diesem Abend zu Gesicht bekam, war der Gitarrist Aksel Herloe, der auch einige Vocals beisteuerte. Seit 2016 ist auch Ole Sonstabo, der Gitarrist, der durch seine beachtliche Fingerfertigkeit auffiel, Mitglied des Quartetts.
Nach einem kurzen Einspieler betraten die Wikinger die Bühne. Opener dieses Abends war Berserkergang aus dem Album Blot von 2003, bei dem es um Schlachtenraserei und Blutrausch ging. Die meisten Viking- und Pagan Fans dürften diesen Song kennen. Ein absoluter Klassiker in dem Genre.
Frode Glesnes brachte mit seinen Growls Schwung in die Halle. Gesanglich unterstützt wurde er von Aksel Herloe. Beide begleiteten sich selbst instrumental. Der Frontmann mit seinem Bass und Aksel Herloe mit seiner Gitarre. Der Song wurde immer wieder durch eingängige, melodische Riffs abgerundet, die durch die Gitarre von Ole Sonstabo, nochmal eine markante Betonung fanden. Einfach ein Ohrwurm!
Nicht minder eingängige, melodische, Riffs wurden dem Publikum im zweiten Song des Sets dargeboten.
Dreamstorm, ebenfalls ein alter Brecher aus dem Jahre 1996, der sich auf dem Album Dragons Of The North befindet. Nach kurzer melodischer Gitarreneinspielung übernahm wieder der Frontmann mit seinen Screams das Geschehen. Gerhard Storesund trieb den Song mit seinem Schlagzeug nach vorne. Immer wieder wurden eingängige Riffs eingebaut, die den Song einfach zu dem machen was er ist. Ein super Track!
Jetzt folgte Hedensk Oppstandelse aus dem Album Av Oss, For Oss von 2014. Hier führte der Frontmann mit dem Einsatz seiner langsamen, schleppenden Screams als wesentlicher Protagonist durch den Song. Die beiden Gitarren und der Bass blieben im Hintergrund.
Viele Einherjer Songs, wie zum Beispiel auch Hedensk Oppstandelse sind in norwegischer Sprache verfasst. Einige andere Lieder werden in englischer Sprache gesungen.
Der vierte Track des Sets war Odin Owns Ye All aus dem gleichnamigen Album von 1998.
Nachdem der Druck des Basses zu Beginn des Stückes nachgelassen hat, trat Aksel Herloe vor das Mikrophon und stimmte den Song an. Später zog Frode Glesnes gesanglich mit in die Schlacht, unterstützt durch die hervorragende Gitarrenarbeit von Ole Sonstabo.
Dann kam Nord og Ner und Nidstong an die Reihe. Beide Songs stammten aus dem Album Av Oss, For Oss aus dem Jahr 2014.
Bei Nord og Ner legte der Frontmann zunächst einmal seine schneidenden Screams in die Halle und wurde im folgenden, wieder durch Aksel Herloe gesanglich und instrumental unterstützt.
Schlagzeug und Gitarren sorgten für einen eingängigen Rhythmus bei dem Stück, dass in norwegischer Sprache gesungen wurde und bei dem es um Identitätsverluste in der Gesellschaft geht.
Bei Nidstong wurde gleich etwas mehr Tempo aufgenommen. Frode Glesnes unterlegte den Song rhythmisch, durch den Einsatz seiner Stimme. Zwischendurch durfte Ole Sonstabo einmal den Hals seiner Gitarre polieren, bevor es wieder in die Taktfolge die dem Stück zugrunde lag zurück ging. Abrupt fand der Song dann sein Ende.
Es folgte Dragon of The North aus dem gleichnamigen Album von 1996. Nach dem Intro drückte Frode Glesnes mit seinem eingängig, refrain betontem Gesang, der an eine Wikingerfahrt auf rauer See erinnerte, dem Song seinen Stempel auf. Ein Stück das das Publikum zum mit singen animierte.
Als vorletzter Track wurde Far Far North aus dem gleichnamigen Album von 1997 gewählt. Ein Aufbruch zu einer Reise in die Götterdämmerung! Hier hatten die Gitarristen ihren Einsatz! Variantenreiches Spiel wurde durch ohrwurmverdächtige Refrains, für die gesanglich wieder der Leader zuständig war, abgelöst. Ein „Mitsinger“ für die Metalheads vor der Bühne.
Der Finale Song war dann noch Ironbound aus dem Blot Album von 2003. Dieses Lied war durch progressive Elemente durchsetzt, die teilweise durch Breaks unterbrochen und im Verlauf wieder melodisch zusammengeführt wurden. Der Song war ein guter Abschluss des Auftritts von Einherjer, der ca. 50 Minuten dauerte. Vielleicht haben ja auch die Wallküren und Odin von Walhalla aus zugesehen!
Das Publikum spendete jedenfalls ausgiebigen Beifall für diese klasse Leistung!
Fünf Minuten Zeitüberschreitung hat sich die Band einfach erspielt!
Verfasst im April 2018 von Roland Hesse
Alle Fotos von Roland Hesse