CD Review: Selenite – Mahasamadhi

Stefan Traunmüller, einer der Workaholiker in der Metal Untergrundszene, hat der schwarzen Welt bereits Bands wie beispielsweise Golden Dawn, Sternenstaub, Wallachia, Azahel´s Fortress, Stormfagel, Sturmprecht oder auch Rauhnacht um nur einige zu nennen zu Gehör gebracht.

Sein neuestes Projekt ist nun Selenite, das seit anno 2015 darauf wartet aus dem Doomkeller geholt zu werden. Am 21. Oktober 2019 erscheint das Debüt Album und trägt den Namen Mahasamadhi. Es vereinigt spirituelle und transzendentale Themen mit einer im Doom teils auch im Funeral Doom angesiedelten musikalischen Struktur.
Der Album Name Mahasamadhi kommt vor allem in der Yoga Lehre vor und bezeichnet einen Heiligen oder Meister, der seinen Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt bewusst verlassen hat, um die endgültige Vereinigung mit dem Absoluten unter Aufgabe seines Karmas einzugehen.

Zunächst ist es angebracht etwas näher auf das Subjekt einzugehen, in dem die CD eingebettet ist.
Das grafisch ausdrucksvoll gestaltete Cover zeigt einen meditierenden Yogi, der wohl gerade im Begriff ist, im Rahmen einer düsteren Wolkenstimmung seinen physischen Körper zu verlassen.

In diesem Sinne beginnt auch Requiem For A Soul, der erste Titel des Albums!
Bass, Gitarren und Schlagzeug sorgen für einen rhythmisch wuchtigen Beginn. Tiefe dunkle Growls, die gefühlt bis zum Erdkern reichen, schreiten im langsamen Tempo voran.
Nach einem kurzen Gitarrenzwischenspiel geht es instrumental in tiefe, doomige Gefilde, bevor langsame Growls die Wirkung nochmals verstärken und eine Atmosphäre von Angst und Schrecken verbreiten. Dem Soundbild entsprechend, handeln die kryptischen Lyrics von einer in der materiellen Welt erstickten Seele, in die tiefe Narben eingeritzt sind und die sich mit höheren Sphären und sich selbst verbindet, isoliert vom Wesen des Lebens.

Der zweite Track ist Hidden Presence. Das Stück beschreibt inhaltlich eine bittere Enttäuschung des Protagonisten. „Schmerz hat meine Seele verlassen und es bleibt nur Leere“ heißt es u. a. im Text! Die musikalische Umsetzung erfolgt mittels einer langsamen Gitarreneinspielung. In der Folge wird der Sound schön basslastig und die Gitarren erzeugen ein schleppendes, dunkles Klangvolumen, das melodisch untermalt wird. Die Klänge wechseln vom tiefen Doom auch einmal in hellere Tonfolgen, die mit Cleargesang begleitet werden. Dazwischen darf eine Gitarre ein Solo einfügen! Nun erfolgt, unterstützt durch das Schlagzeug, die Gitarren und den Bass ein furchterregender tiefer Gesang, der mächtige Doomschwaden aussendet. Nach einem Rhythmuswechsel geht der Song begleitet durch Gitarren und Synthesizer sowie einem Sprechgesang seinem Ende zu. Ein kurzes Gitarrensolo unter Schlagzeugbegleitung beschließen das Lied.

Weiter geht es mit Third Eye Open! Thematisch wird hier das dritte Auge behandelt. Es steht für das Tor, durch das man nach mystischen Anschauungen in innere Welten und höhere Sphären des Bewusstseins eindringen kann. Vision und Transzendenz bilden sich vor dem inneren Auge und sollen einen Platz in höheren Dimensionen erreichen.
Der Song fängt mit hellen Synthesizer Klängen und mit Gitarren im Mid Tempo an. Im Anschluss krabbelt er zusammen mit tiefen Growls wieder in den Doombereich. Dann erzeugen die Gitarren schöne Melodien, die durch Cleargesang begleitet werden. In der Folge übernehmen wieder die Growls. Der Song entwickelt eine Dynamik und wechselt zwischen den mit dem Synthesizer erzeugten Orgelklängen, tiefen schrecklich wirkenden Growls, einer Doomwalze, oder auch einmal mit den vereinzelt einfügten hellen Tönen. Zum Ausklang wird es nochmal tief doomig!

Channeling Chants From Beyond ist der nächste Track des Albums. Er beginnt mit Om Aditayaya Vidmahe, einem Mantra, das durch einen Cleargesang wiedergegeben wird. Dann setzten sehr tiefe Vocals ein, die eine böse Ausstrahlung erzeugen. Dazwischen hört man schöne Gitarrenmelodien die sich in der Folge zusammen mit dem Gesang immer einmal mantraartig darstellen und dann wieder in den Doombereich abdriften. Das Stück wechselt zwischen Growls und Cleargesang. Dazwischen hat die Gastsängerin Antonia Gust ihren Einsatz.
Die Gesänge aus dem Jenseits erzählen u. a. von einer Reinigung des Geistes, der sich im eigenen tiefen Inneren vereinen wird, von göttlichen überirdischen Reimen, von Erinnerungen woher man kommt oder von der Öffnung der Reise nach innen.

Das letzte Lied lautet Final Reckoning. Schlagzeug, Gitarren und Bass hatten zu Beginn gleich einmal einen wuchtigen Auftritt. Dann erzählt wieder Antonia Gust sehr melodisch von einem Protagonisten, der im Schlaf erwacht ist und bedingt durch seine Traumerlebnisse Selbstzweifel erlebt. Er wartet dabei auf die Endabrechnung mit seiner Seele.
Der Song hinterlässt im Verlauf wieder Doomschwaden, die durch Growls und schöne melodische Einflüsse harmonisch langsam weiter getragen werden. Die Stimme von Antonia Gust setzt wieder ein und vermittelt dem Stück zusammen mit den Gitarren eine ohrwurmverdächtige Hookline. Ein treibend doomiger Rhythmus führt den Song in Verbindung mit den Growls und der Stimme von Antonia Gust zu seinem Ende.

Fazit:
Es gibt Alben, die hört man einfach, findet sie gut oder manchmal auch weniger gut und legt sie dann beiseite. Bei Selenite-Mahasamadhi wird einem diese Vorgehensweise nur schwerlich gelingen, denn in diesem Werk, steckt eine Vielzahl an musikalischen Finessen, sodass man die Tracks des Öfteren hören muss, um sie gesamtheitlich zu erfassen. So baut sich ein Spannungsbogen vom ersten bis zum fünften Song auf. Neben düsteren und elegischen Passagen ergeben sich auch immer wieder melodische, freundliche Klänge, je nach Textbezug. Jeder einzelne Song für sich genommen, strahlt deshalb eine eigene Atmosphäre aus, die wiederum eine Symbiose mit den Lyrics bildet. Die Texte lassen darüber hinaus Interpretationsspielräume zu. Primär überschatten jedoch die genial ausgearbeiteten und an den richtigen Stellen eingesetzten Doompassagen das Werk.
Auch die gesangliche Ergänzung der Growls durch die Stimme von Opernsängerin Antonia Gust, verleiht dem Album eine interessante Komponente! Man merkt, dass Stefan Traunmüller hier seine langjährigen musikalischen Erfahrungen gebündelt hat um etwas ansprechendes zu erschaffen, was nach Ansicht des Betrachters sehr gut gelungen ist. Veröffentlicht wurde das Album über das Label Seance Records.
Für alle Fans, die dieser Spielrichtung zugeneigt sind und für all diejenigen die sie gerne einmal ausprobieren wollen, ist das Erstlingswerk von Selenite ein unbedingtes Must-have!

BandSelenite
AlbumMahasamadhi
Titel1. Requiem For A Soul 9:36
2. Hidden Presence 10:44
3. Third Eye Open 9:49
4. Channeling Chants From Beyond 11:08
5. Final Reckoning 7:17
LabelSeance Records
GenreDoom Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht21. Okt. 2019
HerkunftÖsterreich / Salzburger Land
Gründung2015
MembersSoloprojekt: Stefan Traunmüller (allle Instrumente und Gesang)
Gastsängerin: Antonia Gust

Verfasst im Oktober 2019
von Roland Hesse

 

 

 

 

 

 

 

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