CD Review: Trollfjell – Old Mystical Tales From Bohemian Castles

Am 10. Oktober 2021 erschien nach Tales From The North das zweite Trollfjell Album mit dem Titel Old Mystical Tales From Bohemian Castles. Es wurde der Metal Welt ausschließlich in digitaler Form zur Verfügung gestellt. In Verbindung mit dem Label Black Blood Records konnte das Werk am 15. April 2022 gemäß der „guten alten Metal Tradition“ auch auf einem Silberling veröffentlicht werden.
Bereits an dieser Stelle darf man sicherlich behaupten, das dies wohl keine schlechte Idee war!

Der Tonträger beginnt mit dem Titel Knight Without Honor. Mit dunklen Gitarren geht es los. Dann setzten die Growls von Miroslav Bula ein und erzählen rhythmisch von dem falschen Ritter ohne Ehre, der sein Unwesen trieb, indem er sein Opfer in eine Burg sperrte. Es tauchte eine Schönheit auf und heiratete den Ritter. Heimliches Ziel von ihr war es jedoch, den eingesperrten Protagonisten, der ihr Geliebter war, aus der Gefangenschaft zu befreien.
Nachdem dies gelungen war, kam der Ehemann hinter diese List und warf sie in den Abgrund. Dort fanden sie Gnome, tot mit gebrochenen Gliedern. Der Halunke entkam nach Jerusalem, wo er durch ein Sarazenenschwert getötet wurde. Doch seit dieser Zeit steigt der Geist der toten Frau aus dem Grab und wandert im Schloß umher.
Musikalisch wandeln sich die Growls in Scrams und entwickeln zusammen mit den Instrumenten eine harmonische Melodie. Dann wird das Tempo unter Schlagzeugeinfluss gesteigert und die Stimme wird aggressiver. Später gleitet das Stück in eine melodische Phase, die vor allem durch die Saiteninstrumente hervorgerufen wird. Das Schlagzeug drängt sich dann „mit Tempo“ dazwischen, wobei sich die Gitarren im Hintergrund aufhalten und die Screams prägnant werden. Die Melodie wird zugunsten einer erhöhten Aggressivität bis zum Schluss aufgegeben.

Song Nummer zwei des Albums lautet The Fate Of Catherines Of Svojanov Castle. Hier beginnt der Synthesizer das Stück. Dazwischen erfolgen ruhige, dunkle Gitarrrenanschläge. Plötzlich setzten Markante, aggressiv wirkende Screams ein. Das Tempo ist langsam und bedächtig. Der Synthesizer spielt einen Orgelpart. Dann folgen mächtige Screams und die Gitarre bleibt melodisch im Hintergrund. Nach Tempowechseln im instrumentalen Bereich kommen langsame, bedächtige Gitarrenanschläge zum Zuge und im Anschluss folgt mittels angepasster, harmonischer und ausdrucksvoller Stimme die Weiterführung des Tracks in melodische Gefilde.
Später geht der Song unter Temposteigerungen in den Black Metal Modus über, nicht ohne jedoch seinen melodischen Einfluss im Hintergrund zu verlieren. Zum Ende hin folgt noch eine Erzählung. Der melodischen Hintergrund bleibt dabei erhalten.
Das Geschehen handelt von einem Herrn Nestajov und einer Katharina aus Lichtenburk, die durch Zwangsheirat verbunden wurden. Nachdem sich die Protagonistin dem Schlossschmied zugewandt hatte und dabei ertappt wurde, wurde der Schmied und Katharina bestialisch umgebracht.
Fast zwei Jahrhunderte später ereignete sich an diesem Ort eine weitere Tat des Grauens.
Eine Frau Namens Catherine wurde zur Witwe. Danach hat ihr Schwager das Schloss übernommen. Als sie schwanger wurde, wendete er sich einer anderen zu und sperrte sie in den Kerker. Als er irgendwann Gewissensbisse bekam, stieg er in das Verlies und entdeckte dort die tote Frau. Er mauerte die Leiche ein, jedoch trieb sie ihn in den Wahnsinn. Bald darauf war auch er tot.

In dem folgenden Song namens Stray Root trat ein Bergmann im Rahmen einer Wanderung in das Nachbardorf auf eine Wurzel. Plötzlich war er an einem anderen Ort. Als er nicht nach Hause fand und die Dunkelheit Einzug hielt, kam er an ein seltsames Schloss. Dort saßen Ritter, die einen alten Dialekt sprachen. Der Bergmann war verwirrt und wusste nicht, wo er war. Dann schlief er ein und wachte später in den Ruinen der Burg auf. Als er irgendwann nach Hause kam, weinte seine Familie, die ihn seit drei Tagen vermisst hatte.
Musikalisch umgesetzt wird die Handlung durch den Einsatz eines Synthesizers und dazwischen erfolgen Gitarrenanschläge. Dann geht das Schlagzeug in den Speedmodus und aggressiver Gesang setzt ein. Die Saiteninstrumente halten sich im Hintergrund auf, während sich der Sound rhythmisch unter melodischem Backround entwickelt. Später erfolgt ein Wechsel in ruhige Sphären. Die Gitarren und der Synthesizer bleiben melodisch. Nach einigen Tempovariationen geht der Track in den Old School Black Metal Modus über und die Screams wirken rau und böse.
Zum Ende hin wird das Stück sehr ruhig und eine schöne Melodie bildet den Ausklang.

Der nächste Track ist Black Hanus. Zunächst erfolgt eine lange melodische Synthesizereinleitung, die dann von ausdrucksvollen Screams ergänzt wird. Das Tempo ist langsam, ruhig und bedächtig. Es wird durch die Gitarren geprägt. Im Anschluss führt der Synthesizer den Song weiter. Dann folgt ein langsamer, ausdrucksvoller, Gesang bei dem sich Screams und Growls abwechseln.
Im Hintergrund hört man die ruhige instrumentale Begleitung.
In dem Text geht es um eine Erzählung einiger Männer von Schreckenserlebnissen, die sie auf Schloss Radyne erlebt hatten. Zwei junge Burschen hörten sich diese absurden Geschichten an und beschlossen trotzt Warnungen zum Schloss zu gehen und den schwarzen Hanus zu verspotten.
Sie ignorierten alle diese Warnungen. Einer von ihnen verspottete den Hanus vor dem Haupttor der Burg. Plötzlich wird er von unsichtbarer Hand niedergeschlagen. Sein Freund fand ihn später tot im Graben liegen.

Der fünfte Song ist Fatal Vision und handelt von einer Tochter, der der Vater weggenommen und in einen Turm verbannt wurde. Voller Verzweiflung und in tiefer Trauer setzte sie sich auf den Marktplatz und wollte den Vater im Jenseits treffen. Eines Nachts erschien ihr dieser im Traum am Fenster. Sie wollte ihn umarmen und fiel in die dunkle, tödliche Tiefe.
Der Track beginnt mit Synthesizer Tönen, die basslastig werden und sich später gemäß dem Text in eine dramaturgische Richtung steigern. Das ganze wird durch eine sehr melodische Abrundung aufgelöst. Danach mischen sich die Gitarren ein und es folgen bei einer Temposteigerung aggressive Growls. Später wird der Song im Mid-Tempo weitergeführt und die Screams bekommen eine melodische, instrumentale Begleitung. Das Schlagzeug fügt zum Schluss noch mal kräftige Beats hinzu.

Wild Hunter ist Track Nummer sechs. Die Saiteninstrumente treiben das Stück zunächst rhythmisch an. Dann geht das Schlagzeug auf Tempo und die Screams erzählen die Geschichte vom wilden Jäger, der nachts zusammen mit seinen wilden Hunden die Beute jagt. Flammen züngeln aus den Mäulern der Tiere und ihre Augen leuchten in der Dunkelheit. Der wilde Jäger jedoch hat, obwohl er fürchterlich aussieht noch nie jemandem etwas zuleide getan. Als er genug von der Jagt hatte, wendete er sein Pferd und ritt zu seinen verfluchten Ruinen zurück.
Der Song geht mit viel melodischem Einfluss und schönen Gitarrenbetonungen weiter. Zum Ende
hin „spucken“ die Saiteninstrumente noch einige aggressive Töne aus.

Der Abschusssong ist Gate To Hell. Gitarren schleppen sich hier im Mid-Tempo voran. Im Verlauf setzten dazu Growls ein, die sich später mit Screams abwechseln und durch eine Clear Stimme ergänzt werden. Langsames Gitarrenspiel prägen den Song im weiteren Verlauf. Später nehmen die Instrumente „nochmals Fahrt“ auf. Growls und Screams wechseln sich ab. Zum Ende hin, geht das Lied in einen melodischen Teil über.
Es handelt sich hier um ein einsames Schloss an einem vergessenen Ort in einem dunklen Wald, verrottet auf einem Felsen gelegen. Eines Tages brach der Felsen von innen heraus und die Dunkelheit gelangte in die Welt. Dämonen und Geister krochen unter Schwefelgeruch aus der Felsspalte. Dies alles erschreckte die Menschen zu Tode. Sie warfen erfolglos Steine in den Abgrund. Schließlich wurde eine Kapelle auf der Erdnarbe errichtet.
Gleichzeitig erhielt ein Sträfling das Angebot, in die Felsspalte zu steigen und sein Leben für die Erforschung der Tiefe zu opfern. Als er unten war, begann er zu schreien. Man zog ihn wieder hoch und er wünschte sich lieber hingerichtet zu werden, als noch einmal dort unten zu sein.

Fazit:
Bei Old Mystical Tales From Bohemian Castles von Trolllfjell handelt es sich um ein Album, das die Hörer vor allem zum Zuhören einlädt. Wechselnde Geschwindigkeiten, ansprechende Black Metal Passagen, die immer wieder durch melodische Einflüsse unterwandert werden, schöne Gitarrenriffs und flexible gesangliche Passagen, die konform mit den Texten gehen, zeichnen den Tonträger aus.
Bei den Lyrics handelt es sich um Geschichten in Sagen oder Märchenform, bei denen man keinen Interpretationsspielraum braucht. Das Album ist musikalisch abwechslungsreich gestaltet und lässt sich in kein klassisches Genre fügen. Der Schwerpunkt liegt sicherlich im schwarzmetalischen Bereich, wird aber durch andere Genreeinflüsse wunderbar ergänzt. Nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen ist das Album absolut hörenswert.
Wie schon erwähnt, wurde der Tonträger als CD produziert, damit ihn niemand mehr „herunterladen“ muss! Erhältlich ist der Silberling bei dem Underground Label Black Blood Records

BandTrollfjell
AlbumOld Mystical Tales From Bohemian Castles
Titel1. Strekov - Knight Without Honor 5:45
2. Svojanov - The Fate Of Catherines Of Svojanov Castle 9:20
3.Hus - Stray Root 7:21
4. Radyne - Black Hanus 7:46
5. Pecka - Fatal Vision 7:56
6. Kokorin - Wild Hunter 4:35
7. Houska - Gate To Hell 5:24

LabelBlack Blood Records
GenreBlack Metal mit melodischen Einflüssen
StudioalbumNr. 2
Veröffentlicht10. Okt. 2021 (Digital)
15. April 2022 (CD)
HerkunftTschechien
GründungUnbekannt
MembersMiroslav Bula: Gesang und Instrumente
Wyatt Vaugh: Schlagzeug

Verfasst im Juni 2022
von Roland Hesse

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