CD Review: Blodtake – Nativity Of Ashes

Der Verfasser der folgenden Zeilen befand sich am 17.06.2022 auf dem Aaargh Festival in Uttenhofen / Leutkirch und es stand u. a. eine Band auf der persönlichen Playlist, die im Jahre 2019 ihr Debütalbum mit dem Titel Nativity Of Ashes an den Start brachte. Es war Blodtake, zu deutsch Blutnebel. Die Vorstellung des Albums im Livebetrieb konnte aufgrund der Corona Problematik bisher ja nur eingeschränkt erfolgen. Umso erfreulicher war es, dass Blodtake ihr gesamtes Werk
hier nun dargebracht haben. Am Ende des Gigs stand fest: Über dieses Album „muss“ es einen Bericht geben!

Das erste Stück, das sich auf dem Silberling befindet, heißt Bleak Is The Light. Die Einleitung des Songs erfolgt durch langsames, gefühlvolles zupfen der Gitarre mit anschließender ruhiger Schlagzeugbegleitung. Ein wenig später geht die „Post ab“! Das Schlagzeug begibt sich in den Blackmetal Tempomodus und die einsetzenden Screams wechseln später in Growls. In der Folge erzeugen die Gitarren eine Hintergrundmelodie, die durch die Vocals ergänzt wird. Dann wird die Schlagfrequenz wieder erhöht, während die Vocals konsequent und ausdrucksvoll den Rahmen des Songs abbilden.
Unermüdlich klopft das Schlagzeug und der Gesang verleiht dem Stück einen dunklen Ausdruck.
Zum Ende hin erfolgen einige gezupfte Gitarrentöne.
In dem kryptischen Text geht es um ein zunächst schönes, genussvolles Leben, dass durch ein dunkles, schicksalhaftes Ereignis in eine andere Richtung gelenkt wird. Gestaltlos und in Angst wandert der Protagonist nun von seinen Gedanken gelähmt durch die Mauern.
Aufgrund seines Versagens erwartet er keine Nächstenliebe. Ihn durchdringt ständig der Frost.
Er sehnt sich nach Verständnis und Hilfe, die ihm jedoch nicht zuteilwird. Folglich ahnt er,
dass er für immer sühnen muss.

In dem zweiten Track, der den Titel Of Me End You trägt und in Metaphern dargestellt ist, wird die Vernichtung der Erde angenommen. Die Sonne wird als Antipode zum Permafrost gesetzt. Beide vereinigen sich nach der Verbrennung des Planeten und kehren zurück zu dem Punkt, an dem alles begann. In diesem Sinne beginnt der Song durch eine melodische Einleitung der Saiteninstrumente.
Das Soundbild geht dann in melodische Death Metal Strukturen mit einigen Black Metal Passagen über. Die Screams werden durch temporeiche Schlagzeugbeats im Hintergrund unterstützt.
Dann erfolgt eine progressive Phase, bevor das Schlagzeug wieder in den Speedmodus geführt wird. Im Verlauf werden die rhythmischen Vocals durch eine melodische Einlage der Gitarren
unterstützt. Die Growls werden jetzt entsprechend der Thematik des Liedes aggressiver.
Zum Ende hin mündet der Song in eine eingängige Hookline und findet später einen langsamen
Ausklang.

Der nächste Song ist dann Lys I Morket. Bassbetont, rhythmisch und in der Folge durch melodische Gitarren unterstützt, mündet das Stück in langsame, traurig wirkende und gefühlvoll vorgetragene
Growls ein. Unter „Schlagzeugfeuer“ wechseln die Growls dann in helle Screams, die wiederum durch einen schönen melodischen Einfluss unterwandert werden. Später folgen höllische Vocals, die durch die Saiteninstrumente Unterstützung finden. Nachdem das Schlagzeug wieder Tempo entwickelt, wird ein progressiver Teil eingebaut und anschließend kommt wieder die ohrwurmverdächtige Hookline zum Zuge. Das Ende des Stückes findet abermals bassbetont statt.
Im Text geht es um Folter und Todesangst, um das Fühlen des nahenden Todes, um unmenschliche Qualen und um sadistische Züge derer, die diese Brutalität ausüben. Erlöst durch das Licht in der Dunkelheit findet gleichermaßen der Seelenfluss statt und das Leiden hat sein Ende.

Die Lyrics bei Song Nummer vier, Absolution Denied, handeln von Wut und Hass, dem flehen nach dem Tod aufgrund massiver Pein, ohne Aussicht auf Absolution oder Erlösung.
Getreu des thematischen Anspruchs des Liedes erfolgt der Beginn instrumental dunkel. Im Anschluss kommen helle Gitarrenklänge hinzu und tiefe, böse Death Growls setzen ein. Die Gitarren werden melodisch und das Schlagzeug geht in den „Klopfmodus“. Die Vocals erzählen die Geschichte weiter, während die Saiteninstrumente melodiös im Hintergrund bleiben. Zum Ende hin wird das instrumentale Volumen nochmals erhöht.

Follower ist der nächste Track. Die Gitarren beginnen rhythmisch im Mid-Tempo und gehen in den „Doomkeller“. Bedächtige Growls setzen ein und die Saiteninstrumente erzeugen eine wunderbare, ansprechende Melodie. Im Anschluss wandert der Song wieder in eine Doomphase.
Tiefe Gitarren und Growls unterstützen melodisch-rhythmisch. Zum Ende hin spielen sich die Gitarren langsam und dominant in den Vordergrund.
In dem Stück geht es, elegisch dargestellt um das ableben. Es heißt hier auszugsweise im Text: „Wo die goldene Tinte des Herbstes den Weg weist, ist die Leere der Unendlichkeit“ oder „lasst uns eins sein. Atme mich ein. Verbirg mich, bevor die Asche sich in den eisigen Winden verliert“.

Es folgt nun Hope. Der Protagonist wandert hier unter Vermeidung des Mondlichtes durch den sternenlosen Himmel und stiehlt einem Ghoul das Gesicht. Den Webstuhl, also das Leben verlierend, steht er nun der Finsternis gegenüber. Es riecht nach verwelktem Laub und nach Erde.Es folgt die Heimkehr heißt es im Text. „Die letzte Hoffnung in dieser Welt wird wahr, der Gedanke an Dich“.
Die musikalische Umsetzung erfolgt teils durch gezupfte, teils durch melodisch dargebrachte Gitarrenklänge, die im Verlauf immer mehr an Volumen entwickeln. Es kommen Growls hinzu.
Nach einem Tempowechsel in etwas langsamere Gefilde erfolgt dann eine ruhige, sehr melodische und einfühlsame Gitarrenarbeit. Dann werden die Vocals markanter und tiefer. Die Melodie geht unter Temposteigerung des Schlagzeugs in den Hintergrund. Die Growls bringen die Geschichte unter melodischer Begleitung und am Ende dunkel wirkend, zum Abschluss.

Es kommt nun Discarded an die Reihe. Der Song beginnt rhythmisch. Dann setzen die Saiteninstrumente und die Vocals ein und bilden ein gefühlvolles und melodisches Soundbild aus. Im Death Metal Stil wirken die Growls nun intensiver und etwas theatralisch, werden jedoch durch den melodischen Einfluss der Gitarren im Verlauf wieder unterwandert. Zum Ende hin erhöht das Schlagzeug seine Frequenz, die Vocals bleiben aggressiv und der melodische Gitarreneinfluss bleibt bestehen.
Hier geht es inhaltlich um ein depressives Weltbild des Protagonisten, das textlich in kryptischer Weise dargestellt wird. Es sind Aussagen enthalten, wie „so lange strebe ich danach zu schrumpfen, schäme mich jede Nacht aufzuwachen bitterlich verwelkend in Lethargie“. Der letzte Schatten der Tapferkeit nimmt zum Ende hin die Überhand.

Der Abschusssong des Albums ist Elapsed. Das Schlagzeug beginnt im Mid-Tempo und steigert im Verlauf die Schlagzahl. Die Saiteninstrumente schreiten melodisch voran. Dann gehen die Drums in den Black Metal Modus und die Gitarren gehen auf Tempo. Plötzlich ändert sich das Geschehen und es erfolgt eine Hookline in Form eines ausgeprägten Ohrwurms. In der Folge setzen intensive Screams ein. Das Schlagzeug steht unter „Dauerfeuer“. Dann folgt wieder die Hookline. Dunkle Growls übernehmen im Anschluss und wirken aggressiv. Der Sound bekommt kurzzeitig einen progressiven Charakter und mündet anschließend wieder in den wunderbaren Refrain. Cleangesang und einige Gitarrenanschläge beenden das Stück, bei dem das Leben des Protagonisten jenseits der Reue und unter Qualen, die im ungerechten Zorn nochmals aufflammen, beschrieben wird. Zum Schluss endet es abgestumpft bis zur Verachtung und von Nebelschwaden umweht.

Fazit:
Blodtake haben mit Ihrem Debütalbum -Nativity of ashes-, einen Tonträger erschaffen, der dem Hörer schwarzmetalische Töne in Verbindung mit melodischen Deathkomponenten vermittelt. Passend zum musikalischen Verlauf wandert der Sound auch mal in den Doombereich und intensiviert dadurch den musikalischen Gesamtausdruck. Zwischendurch sind manchmal etwas progressivere Töne wahrnehmbar.
Besonders hervorzuheben sind die variantenreichen Screams und Growls, die die Liedtexte sehr authentisch mit dem musikalischen Gesamtbild verbinden. Das Album kann man sehr gut zwischendurch anhören. Bei intensiverem Hören jedoch kann es passieren, das die acht Tracks des Albums, die textlich einen hohen Interpretationsspielraum zulassen, den Hörer in seine eigene Gefühlswelt mitnehmen. Aggressive Passagen werden durch schöne, melancholische Klänge unterwandert. Besonders das Schlagzeug geht oft in den Blackmetal Modus über und die melodischen Death-Doom Strukturen vermitteln zusammen mit den wiederkehrenden Hooklines ein angenehmes und teils intensives Hörgefühl, das für Metalohren vieler Genres geeignet sein sollte.
Die CD wurde im Stage One Studio von Andy Classen in entsprechend guter Qualität aufgenommen.
An diesem Album sollte man keinesfalls vorbeigehen und auf einen Liveauftritt der Band kann man
sich heute schon freuen.

BandBlodtake
AlbumNativity of ashes
Titel1. Bleak Is The Light 5:34
2. Of Me End You 3:50
3. Lys I Morket 4:58
4. Absolution Denied 4:07
5. Follower 6:19
6. Hope 6:30
7. Discarded 4:08
8. Elapsed 5:33
Gesamt 40:59
LabelEigenproduktion
GenreBlack /Death / Doom Metal
StudioalbumNr. 1
Veröffentlicht15. Juni 2019
HerkunftDeutschland-NRW-Oberhausen
Gründung2014
MembersScather: Gesang
Ereskigal: Gitarre
Graven: Gitarre
Thylraz: Bass
Scriostoir: Schlagzeug

Verfasst im Juli 2022
von Roland Hesse

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert